Windisch AG

Gemeinde im Kanton Aargau, Schweiz
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Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Brugg
Fläche: 4.91 km²
Koordinaten: 47° 29' n. Br., 8° 13' ö. L.
Höhe: 360 m.ü.M.
Einwohner: 6657 (2003)
PLZ: 5210
Gemeindeammann: Hanspeter Scheiwiler (FDP)
Website: www.windisch.ch

Windisch ist eine Gemeinde im Bezirk Brugg des Kantons Aargau in der Schweiz. Die Gemeinde liegt umweit der Mündung der Reuss in die Aare und ist mit den Nachbargemeinden Brugg, Hausen bei Brugg und Gebenstorf zusammengewachsen.

Geschichte

 
Römisches Amphitheater Vindonissa

Römerzeit

Auf dem Gemeindegebiet befindet ein römisches Legionslager mit dem Namen Vindonissa, dessen bestens wiederhergestellte Ruinen man heute wieder besichtigen kann.

Auf einem Sporn am Zusammenfluss von Aare und Reuss kontrollierte das Legionslager wichtige Verkehrsverbindungen, gerade aufgrund seiner Nähe zum Rhein (etwa 15 km). Vor der Ankunft römischer Truppen existierte ein keltisches Oppidum, von dem ein tiefer Abschnittsgraben entdeckt wurde.

Traditionell wird die Gründung des Legionslagers auf 14 n.Chr. im Zusammenhang mit der tiberischen Neuordnung datiert. Die Errichtung im Bereich der Burgundischen Pforte markiert damit eine Phase der strategischen Konsolidierung. Aus dieser Zeit sind nur noch wenige Befunde erhalten. Um 21 n.Chr. wird eine erste Erweiterung nach Westen angenommen, um 30 n.Chr. findet eine erneute Vergrösserung und Verschiebung des Lagers nach Norden und Osten statt. Von dieser Phase sind Thermen, Valetudinarium (eine Art römisches Lazarett) und Kasernen bekannt.

Die 13. Legion (Legio XIII Gemina) war in dem Lager bis 44/45 n. Chr. stationiert. Mit der aus Vetera/Xanten kommenden 21. Legion (Legio XXI Rapax) wurde das Lager in Stein umgebaut. Der Lagergrundriss aus dieser und der folgenden Zeit ist im wesentlichen bekannt.

Da die 21. Legion im unruhigen Vierkaiserjahr 69 n. Chr. das helvetische Umland verheerte, wurde sie durch die 11. Legion (Legio XI Claudia) ersetzt, die in Windisch bis zum endgültigen Abzug der Legion 101 n. Chr. blieb. Die Truppen wurden aus der befriedeten Provinz Germania Superior an die Donau entsandt, um die Feldzüge gegen die Daker vorzubereiten.

Nach einer zivilen Phase bis in die Spätantike entstand hier spätestens im 4. Jahrhundert ein Kastell. Für das 6. Jahrhundert ist ein Bischofssitz und eine Münzprägestätte belegt.

Neben den Bauten im Lager gibt es ein Amphitheater und eine immer noch teils in Benutzung befindliche Wasserleitung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. (!), ausserdem sind Heiligtümer, der Hafen, vier Friedhöfe, eine Mansio und ein sehr fundträchtiger Schutthügel bekannt. Aus diesem stammen viele Kleinfunde, unter anderem Schreibtäfelchen, die viele Details aus dem Leben der Besatzung offenbaren.

 
Klosterkirche Königsfelden

Mittelalter

Das bedeutendste mittelalterliche Bauwerk ist die Klosterkirche Königsfelden. Deren Bau erfolgte auf Initiative der Habsburger, welche ihren Stammsitz ca. 2 km südwestlich von Windisch hatten. Am 1. Mai 1308 war König Albrecht umweit des Reussübergangs bei Windisch von seinem Neffen, Herzog Johann von Schwaben, ermordet worden. Zum Gedenken an diese Familientragödie stiftete die königliche Witwe Elisabeth ein Kloster, das Königsfelden genannt wurde. Die ersten Mönche zogen 1311 ein. Nach der Reformation in Windisch im Jahre 1528 wurde das Kloster aufgehoben.

Neuzeit

Das jahrhundertealte Untertanenverhältnis der Dorfbewohner wurde 1798 beim Einmarsch der Franzosen und mit der Ausrufung der Helvetischen Republik beendet. Windisch kam zum Kanton Aargau, der vorerst nur die bernischen Untertanengebiete umfasste. 1803 wurde das Gebiet des Kanton Aargau erweitert. Ein Jahr später übernahm das neu geschaffene Staatswesen das ehemalige Kloster Königsfelden; seither dient dieser Gebäudekomplex als Psychiatrische Klinik.

1828 errichtete der «Spinnerkönig» Heinrich Kunz eine grosse Spinnerei, welche die Wasserkraft der Reuss ausnutzte; damit begann in Windisch das industrielle Zeitalter. Trotz des früh erfolgten Anschlusses ans Eisenbahnnetz ging es der Gemeinde finanziell überhaupt nicht gut. 1863 wurde ein Teil des Gemeindebannes an die Stadt Brugg verkauft. Kein sorgfältig überlegter Schritt; heute stehen dort der Bahnhof, ein Einkaufszentrum und mehrere Industriebetriebe. Windisch konnte diesen Bedeutungsverlust durch den Bau der Höheren Technischen Lehranstalt (aus der später die Fachhochschule Aargau) hervorging) wieder wettwachen. 1986 wurde das 2000-jährige Bestehen von Vindonissa/ Windisch gefeiert.

Sehenswürdigkeiten

  • Römisches Amphitheater
  • Wasserleitung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr
  • Museum Schürhof (Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe im Mittelalter)
  • Klosterkirche Königsfelden

Behörden

Legislative

Anstelle einer Gemeindeversammlung vertritt der von den Windischer Stimmberechtigten gewählte Einwohnerrat die Anliegen der Bevölkerung. Er besteht aus 40 Mitgliedern. Ihm obliegt das Genehmigen des Steuerfusses, des Voranschlages, der Jahresrechnung, des Geschäftsberichts und der Kredite. Er kann Reglemente erlassen. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Einwohnerrat wird im Proporzwahlverfahren gewählt.

Bei den Wahlen im November 2001 erzielten die Parteien folgende Sitzzahlen:

Auch auf Gemeindeebene finden sich verschiedene Elemente der direkten Demokratie. So stehen der Bevölkerung fakultative und obligatorische Referenden, sowie das Initiativrecht zu.

Exekutive

Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse des Einwohnerrates und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die 5 Gemeinderäte sind:

  • Hanspeter Scheiwiler (FDP), Gemeindeammann
  • Emil Inauen (CVP), , Vize-Gemeindeammann
  • Urs Säuberli (SVP),
  • Eva Knecht (FDP)
  • Markus Heim (SP)

Judikative

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Brugg zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Birr, Birrhard, Habsburg, Hausen bei Brugg, Lupfig, Mülligen, Scherz und Schinznach-Bad verantwortlich ist.

Wirtschaft

Verkehr

Windisch liegt sehr verkehrsgünstig. Der SBB-Bahnhof Brugg liegt exakt an der Gemeindegrenze, mit direkten Schnellzügen nach Basel, Bern und Zürich. Postautolinien führen vom Bahnhof nach Birr, Birrhard, Dättwil und Unterwindisch. Der Anschluss Birrfeld der Autobahn A3 iiegt knapp drei Kilometer südlich.

Bildung

In insgesamt fünf Schulhäusern werden alle Volksschulstufen bis hinauf zur Bezirksschule angeboten. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Aarau, Baden und Wettingen.

1997 entstand in Windisch aus der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) die technische Abteilung der Fachhochschule Aargau. Weitere Standorte der FH sind Aarau, Brugg und Baden.

Literatur

Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa, Bände I-XVII, davon die Neuesten:

  • Ch. Unz, E. Deschier-Erb, Katalog der Militaria aus Vindonissa (1997) XIV.
  • Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa-Feuerwehrmagazin 1976. Untersuchungen im mittleren Bereich des Legionslagers (1998) XV.
  • M. Bossert, Die figürlichen Skulpturen des Legionslagers von Vindonissa (1999)XVI.
  • D. Hintermann, Der Südfriedhof von Vindonissa (2000)XVII.
  • A. Hagedorn, Zur Frühzeit von Vindonissa (2003) XVIII.