Der Hitlergruß (von den Nationalsozialisten auch Deutscher Gruß genannt) ist Ausdruck des nationalsozialistischen Personenkults um Adolf Hitler. Es handelte sich zunächst um den Gruß der NSDAP-Mitglieder und wurde nach 1933 zum offiziellen Gruß aller „Volksgenossen“. Beim Hitlergruß wird der rechte Arm mit flacher Hand auf Augenhöhe schräg nach oben gestreckt. Dazu wurden meist die Worte „Heil Hitler“ oder „Sieg Heil“ gesprochen.
Hitlergruß im Nationalsozialismus
Der Hitlergruß war seit etwa 1925 die übliche Grußform in den nationalsozialistischen Kreisen des Deutschen Reichs. Hitler hatte die Symbolik von Benito Mussolini kopiert, der seinen Gruß wiederum auf den „saluto romano“ (römischer Gruß) aus der Zeit des Römischen Reiches zurückführte, aber auch aus seiner österreichischen Heimat mitgebracht, wo „Heil“ als Gruß unter Freunden verwendet wurde (und in Teilen noch heute verwendet wird), so wie in Bayern das „Servus“. Allerdings war der „Heil“-Ruf und dessen Bezeichnung „Deutscher Gruß“ schon früh in der DAP sowie in vielen anderen „völkischen“ Gruppen verbreitet gewesen. Zudem sollte vermieden werden, dass darin nicht geschulte Gefolgsleute den militärischen Gruß (Hand mit abgewinkelten Arm an die Schläfe) nicht korrekt ableisteten.
Rudolf von Sebottendorf reklamierte, dass das „Sieg Heil!“ von „Heil und Sieg!“ abstammt. Dieser Ausspruch wurde unter Mitgliedern der Thule-Gesellschaft in den 1920er Jahre geprägt und seiner Ansicht nach von Hitler in verkürzter Form übernommen.
Für Hitler und SS-Chef Heinrich Himmler war es nicht unbedeutend, dass sich der Gruß auf „altgermanische“ Vorformen zurückführen ließ: So betrachtete Hitler ihn als Demonstration der Waffenlosigkeit, während Himmler ihn als Variante der Schwurgeste mit emporgehobenem Speer ansah.
In der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 war der Hitlergruß als so genannter Deutscher Gruß im ganzen Deutschen Reich verbreitet. Durch die häufige Verwendung schliff sich die Grußformel bisweilen auf ein knappes „Hitler“ sowie auch „Hei-tler“ ab.
Während dieser Zeit war der nationalsozialistische Kampfgruß („Heil Hitler“, „Sieg Heil“ oder einfach nur „Heil!“) verbindlich vorgeschrieben und wurde im täglichen öffentlichen Leben von jedermann erwartet. Damit sollte die Ausrichtung des Deutschen Reiches als Führerstaat verdeutlicht werden. Die Nichterwiderung des Hitlergrußes konnte zu erheblichem Ärger führen und wurde in den letzten Jahren des Dritten Reiches sogar bestraft.
Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass in der Nazizeit die Verwendung des Hitlergrußes während der Karnevalstage möglichst unterbleiben sollte, um ihn vor „Herabwürdigung“ zu bewahren. Gemäß dem ehemaligen bayerischen NS-Innenminister Hermann Esser sollte stattdessen zur Begrüßung die rechte Hand ans Herz gelegt werden.
Auch im amtlichen Schriftverkehr musste die Grußformel „Heil Hitler“ verwendet werden; hier auch als „Mit Deutschem Gruß“ verwendet.
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler (20. Juli 1944) wurde der Hitlergruß auch für die Wehrmacht angeordnet, vermutlich, um damit eindringlich deren Loyalität zu Hitler einzufordern.
Hitlergruß im Sport
Am 7. August 1933 führte Dr. Joseph Klein den Hitlergruß verbindlich im deutschen Fußballsport ein. Bereits am 6. Juni hatte er den Gruß im Westdeutschen Fußballbund durchsetzen können. Aber nicht alle Sportler benutzten den Hitlergruß. So weigerte sich beispielsweise der Fußballspieler Walther Pahl, der daraufhin vom DFB für sämtliche Fußballspiele gesperrt wurde. Bei der Eröffnungfeier der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin sowie der Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen bejubelten die Zuschauer die Olympiamannschaften beim Eintritt in das Stadion, als sie den rechten Arm hoben und zum (vermeintlichen) Hitlergruß bzw. „Deutschen Gruß“ ausstreckten. Was allerdings kaum jemand wusste: Diese Ehrerbietung mit dem ausgestreckten Arm war auch der Olympische Gruß.
Hitlergruß heute
Nach 1945 wurde der Hitlergruß in den Nachfolgestaaten des Dritten Reiches verboten. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Verwendung des Hitlergrußes und andere Formen („Mit Deutschem Gruße“ oder „Meine Ehre heißt Treue“ usw.) zusammen mit anderen Symbolen des Dritten Reiches (z. B. das Hakenkreuz) durch § 86 a des Strafgesetzbuches (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) unter Strafe gestellt.
Heutige Neonazis verwenden daher manchmal Varianten des Hitlergrußes, zum Beispiel den so genannten Kühnengruß oder den so genannten „Schlampigen Führergruß“, bei dem der Arm nicht ausgestreckt, sondern nach hinten angewinkelt wird (Hitler selbst grüßte meistens auf diese Weise). Weiterhin nennen manche Neonazis die Doppelzahl „88“ (Bedeutung: HH für „Heil Hitler“, also zweimal der achte Buchstabe des Alphabets) als Grußformel.
Kühnengruß
Der Kühnengruß ist eine Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes. Der rechte Arm wird beim Kühnengruß gestreckt und der Daumen, der Zeigefinger und der Mittelfinger werden abgespreizt. Die anderen Finger bleiben angewinkelt. Es entsteht ein „W“ für „Widerstand“. Oft wird jedoch auch nur der Daumen abgespreizt.
Geschichte (Kühnengruß)
Der Kühnengruß trat im Zusammenhang mit der neonazistischen Bewegung erstmals in den 1970ern unter der Bezeichnung „Widerstandsgruß“ auf. Vermutlich wurde er 1970 von der „Aktion Widerstand“ erfunden. Die Abwandlung sollte das Hitlergruß-Verbot umgehen. 1992 wurde der Widerstandsgruß nach dem ehemaligen Neonazi-Führer (ab 1977) Michael Kühnen umbenannt.[1]
Den Kühnengruß benützen auch andere Volksgruppen als Gruß oder als ein Erkennungszeichen. In Serbien bzw. bei den Serben steht das Zeichen als Symbol für ihr Land.
Rechtliches (Kühnengruß)
Der Kühnengruß wird von den deutschen Strafgerichten als dem Hitlergruß zum Verwechseln ähnlich im Sinne von Vorlage:Zitat de § Absatz 2 Satz 2 des StGB angesehen. Es handelt sich dabei um ein nach dem deutschen Strafgesetzbuch strafbares Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. In der Schweiz und in Österreich ist er nicht strafbar, da er nicht als Symbol des Nationalsozialismus angesehen wird.
Der Kühnengruß entspricht auch dem Gruß der serbisch-nationalistischen Tschetniks (drei gespreizte Finger). Der Kühnengruß darf allerdings nicht verwechselt werden mit jenem Siegesgruß, bei dem mit Mittel- und Zeigefinger ein V für „victory“ (Sieg) gebildet wird.
Humoristische Abwandlungen zu Zeiten des Naziregimes
In den Jahren des Naziregimes existierten auch Abwandlungen des Hitlergrußes. Zum Beispiel benutzten die so genannten Swing Kids die Formulierung „Swing Heil“, um sich über die ihnen feindlich gesonnenen Nazis lustig zu machen. Auch gab es die Version „Sieg Geil“, mit der auf das recht bewegte Liebesleben von Joseph Goebbels angespielt werden sollte. Da der „Filmminister“ auch viele Affairen mit Schauspielerinnen hatte, wurde Goebbels mit Blick auf die wichtigsten Filmateliers der Ufa gerne als der „Bock von Babelsberg“ bezeichnet. In Teilen des besetzten Frankreich und auch im Deutschen Reich selbst wurde gelegentlich auf „Heilt Hitler“ zurückgegriffen. Als Verballhornung kamen „Antworten“ auf den Gruß wie „Bin ich Arzt?“ oder „Ist er denn krank?“ vor. Im Deutschen Reich wurden solche Entgegnungen spätestens ab 1937 mit bis zu 18 Monaten Haft bestraft. Der Schriftsteller Ernst Jünger berichtet, wie man sich mit einem schnell gesprochenen „Drei Liter!“ ungestraft aus der Affäre ziehen konnte, wenn einem die offizielle Grußformel nicht über die Lippen wollte.
Literatur
- Tilmann Allert: Der Deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste. Eichborn Berlin, Berlin 2005, ISBN 3-8218-5761-7
Quellen
- ↑ ORF "Ersatzgeste" für den Hitlergruß, 26. Jänner 2007