Lauberhornrennen

Skirennen in der Schweiz
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Januar 2007 um 12:26 Uhr durch Tobias Tilemann (Diskussion | Beiträge) (Koordinate, Navigationsleiste Ski-Weltcup). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Lauberhornrennen ist ein von der FIS veranstaltetes Skirennen mit einer Abfahrt und einem Slalom. Es findet jährlich in Wengen in der Schweiz statt.

Die seit 1930 durchgeführte Lauberhorn-Abfahrt gehört zu den "Klassikern" des Skiweltcups. Insbesondere ihre Länge von ca. 4.455 Metern (längste FIS-Abfahrtstrecke der Welt) mit Fahrzeiten um 2:30 min. und die höchste Maximalgeschwindigkeit im Weltcup von gegen 160 km/h stellen hohe Anforderungen an die Fahrer. Zusätzlich ist die Abfahrtsstrecke in eine einmalige landschaftliche Umgebung eingebettet - umrahmt von den Viertausendern Mönch und Jungfrau, sowie dem knapp 4.000 m hohen Eiger - und zeichnet sich durch besondere Hindernisse aus.

Die Torpositionen werden immer wieder leicht verändert. Insbesondere seit dem tödlichen Unfall von Gernot Reinstadler 1991 wurde das Ziel-S entschärft, indem die Tore weiter oben, näher zusammen und insgesamt weiter links gesetzt werden. Die Lauberhornrennen haben sich zu einem Grossereignis mit einem Millionenbudget entwickelt und ziehen jedes Jahr rund 30.000 Zuschauer an. Eingebürgert hat sich als Attraktion jeweils eine Eröffnungsflugschau der Patrouille Suisse.

Schlüsselstellen

Die bekanntesten Schlüsselstellen des Lauberhornrennens sind von oben nach unten: Der nach Bernhard Russi benannte Russisprung, eingebettet im obersten als Gleiterstück ausgelegten Streckenteil. Der Sprung über die Felsnase des Hundschopf mit einer engen S-Kurvenanfahrt, die Minsch-Kante mit dem nachfolgenden, langgezogenen Canadian Corner, und das enge Brüggli-S (eine beinahe 90 Grad Anfahrtskurve und Unterquerung einer schmalen Brücke). Nach der Wasserstation, einem Tunnel unter der Trasse der Wengernalpbahn hindurch, führt die Strecke über das lang gezogene Gleiterstück Langentreien zum Haneggschuss, wo Spitzengeschwindigkeiten bis fast 160 km/h erreicht werden. Darauf folgt der 2003 neu eingebaute Silberhornsprung, welcher die Fahrer spektakulär in die Höhe katapultiert. Anschliessend erfolgt die Einfahrt ins Österreicherloch mit dem Übergang in das Ziel-S.

Daten und Fakten

  • Mit Abstand längste Abfahrtsstrecke des FIS-Weltcups mit rund 4,5 km.
  • Das Starthaus befindet sich auf dem Lauberhornrücken auf 2.315 Meter Höhe und die Strecke überwindet eine Höhendifferenz von 1.025 Meter bis zum Ziel auf 1.290 Meter in Wengen.
  • Den bis heute gültigen Streckenrekord von 2:24,23 min hält der Italiener Kristian Ghedina mit seinem Sieg im Jahr 1997, wobei er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 106,33 km/h erreichte.
  • Die Höchstgeschwindigkeit wird am Ende des Haneggschuss mit fast 160 km/h erreicht (die im FIS-Weltcup höchste je gemessene Geschwindigkeit soll 2005 vom Italiener Stefan Thanei mit 158 km/h erzielt worden sein).
  • Die durchschnittliche Neigung der Strecke beträgt 14,7 Grad (= ca. 33 Prozent).
  • Die maximale Neigung findet sich beim Hundschopf mit 42 Grad (= ca. 93 Prozent).
  • Es sind 51 gesteckte Tore zu durchfahren.
  • 4 Mal in Serie (1955 bis 1958) hat Toni Sailer die Lauberhorn-Abfahrt gewonnen; Rekordsieger ist jedoch Karl Molitor, der zwischen 1939 und 1947 sechs Siege feierte.
  • 23 Abfahrtssiege haben bisher die Schweizer Rennfahrer herausgefahren, die Österreicher 27.
  • 24.500 Zuschauer bildeten 2002 bei der Abfahrt die Rekordkulisse am Lauberhorn.
  • 16.000 Meter Sicherheitsnetze und -zäune werden längs der Abfahrtspiste montiert, davon rund ein Kilometer Hochsicherheitsnetze und 800 Meter Abweisplanen.

Geschichte

Das Lauberhornrennen wird seit 1930 durchgeführt und ist damit eines der ältesten Ski-Abfahrtsrennen. Es wartet daher mit einigen Anekdoten auf, muss aber auch einen Todesfall in den 1990er Jahren verzeichnen.

1939 feierte Karl Molitor seinen Erfolg mit einer besonderen Taktik. Am Abend vor dem Rennen erklärte ihm der Schullehrer, dass er mit seinen Schülern für ihn zwischen zwei Toren eine Abkürzung stampfen würde. Wo die Piste eine Rechtskurve mache, führe die Abkürzung auf direktem Weg zum nächsten Tor. Molitors Privatpiste war aber nur eine Skilänge breit und daher konnte er kaum bremsen und wurde so schnell, dass er dort, wo er wieder auf die Piste kam, stürzte. Er fuhr trotzdem weiter und gewann mit neun Sekunden Vorsprung.

1945: Sechs Italiener, welche in Mürren als Flüchtlinge interniert waren, nahmem am Lauberhornrennen teil. Weil das niemand wissen durfte, starteten sie unter Pseudonymen wie «Blitz» und «Donner».

1954: Mehrere österreichische Rennfahrer stürzten in der Ebene nach dem Silberhornsprung. Die Stelle erhielt daher den Namen "Österreicherloch".

1965: Kurz vor dem Start von Stefan Sodat lichtete sich kurz der Nebel und die Sonne wies ihm den Weg ins Ziel. Der Österreicher mit Startnummer 31 fuhr Bestzeit, doch die Fotografen hatten ihre Positionen bereits verlassen. Deshalb musste der Fahrer nach dem Rennen nochmals zum Ziel-S hochsteigen, damit sie doch noch zu ihrem Siegerbild kamen.

1985: Im Training holte der Kanadier Brian O'Connor den vor ihm gestarteten Portugiesen ein.

1991: Gernot Reinstadler fehlte in der Trainingsabfahrt beim Ziel-S wohl die Kraft, die Kurve fertig zu fahren und er sprang daher (da zu weit rechts) in die Pistenabgrenzung, wo er mit einem Ski in den Fangnetzen einhängte (damals gab es dort noch keine Abweisplanen) und schwere innere Verletzungen im Unterkörper erlitt. Kurz darauf starb der junge Fahrer an den inneren Blutungen. Die Österreicher zogen ihre Mannschaft zurück und das Lauberhornrennen wurde abgesagt.

1997: Bruno Kernen wählte beim Brüggli-S eine direkte Linie. Die notwendige, scharfe Kurvenwahl führte zu einem Überdrehen der Skier, welche hinten wegdrifteten. Der Schweizer rotierte um die eigene Achse und schleuderte mit mindestens 40 km/h rückwärts ins Auffangnetz. Während der Rücken in die harte Abweisplane prallte, schlug der Kopf gegen das weichere Netz. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Fahrer etwa 10 Meter in die Piste zurückkatapultiert. Bruno Kernen kam mit relativ leichten Verletzungen davon.

Siegerliste

Jahr Abfahrt Slalom Kombination
2007 Bode Miller (USA) --- Mario Matt (AUT) 1
2006 Daron Rahlves (USA) Giorgio Rocca (ITA) Benjamin Raich (AUT) 1
2005 Michael Walchhofer (AUT) Alois Vogl (GER) Benjamin Raich (AUT) 1
2004 --- Benjamin Raich (AUT) ---
2003 Stephan Eberharter (AUT)
Bruno Kernen (SUI)
Giorgio Rocca (ITA) Kjetil André Aamodt (NOR)
2002 Stephan Eberharter (AUT) Ivica Kostelić (CRO) Kjetil André Aamodt (NOR)
2001 --- Benjamin Raich (AUT) ---
2000 Josef Strobl (AUT) Kjetil André Aamodt (NOR) ---
1999 Lasse Kjus (NOR) Benjamin Raich (AUT) Lasse Kjus (NOR)
1998 Hermann Maier (AUT)
Andreas Schifferer (AUT)
Thomas Stangassinger (AUT) 2 Hermann Maier (AUT)
1997 Kristian Ghedina (ITA) Thomas Sykora (AUT) ---
1996 --- --- ---
1995 Kristian Ghedina (ITA)
Kyle Rasmussen (USA)
Alberto Tomba (ITA) Marc Girardelli (LUX)
1994 William Besse (SUI) Marc Girardelli (LUX) 3 ---
1993 --- --- ---
1992 Franz Heinzer (SUI) Alberto Tomba (ITA) Paul Accola (SUI)
1991 --- --- ---
1990 --- --- ---
1989 Marc Girardelli (LUX)
Marc Girardelli (LUX)
Rudolf Nierlich (AUT) Marc Girardelli (LUX)
1988 --- --- ---
1987 Markus Wasmeier (GER) Joel Gaspoz (SUI) Pirmin Zurbriggen (SUI)
1986 --- Rok Petrovic (JUG) ---
1985 Helmut Höflehner (AUT)
Peter Wirnsberger (AUT)
Marc Girardelli (LUX) Michel Vion (FRA)
1984 Bill Johnson (USA) --- ---
1983 --- --- ---
1982 Harti Weirather (AUT) Phil Mahre (USA) Pirmin Zurbriggen (SUI)
1981 Toni Bürgler (SUI) Bojan Krizaj (JUG) Valery Tsyganof (UdSSR)
1980 Ken Read (CAN)
Peter Müller (SUI)
Bojan Krizaj (JUG) Michael Veith (GER)
1979 --- --- ---
1978 --- Klaus Heidegger (AUT) ---
1977 Franz Klammer (AUT) Ingemar Stenmark (SWE) Walter Tresch (SUI)
1976 Herbert Plank (ITA)
Franz Klammer (AUT)
Ingemar Stenmark (SWE) Franz Klammer (AUT)
1975 Franz Klammer (AUT) Ingemar Stenmark (SWE) Gustav Thöni (ITA)
1974 Roland Collombin (SUI) Christian Neureuther (GER) David Zwilling (AUT)
1973 --- Christian Neureuther (GER) ---
1972 --- Jean-Noel Augert (FRA) ---
1971 --- --- ---
1970 Henri Duvillard (FRA) Patrick Russel (FRA) Henri Duvillard (FRA)
1969 Karl Schranz (AUT) Reinhard Tritscher (AUT) Heini Messner (AUT)
1968 Gerhard Nenning (AUT) Dumeng Giovanoli (SUI) Gerhard Nenning (AUT)
1967 Jean-Claude Killy (FRA) Jean-Claude Killy (FRA) Jean-Claude Killy (FRA)
1966 Karl Schranz (AUT) Guy Périllat (FRA) Karl Schranz (AUT)
1965 Stefan Sodat (AUT) Guy Périllat (FRA) Karl Schranz (AUT)
1964 Egon Zimmermann (AUT) Ludwig Leitner (GER) Gerhard Nenning (AUT)
1963 Karl Schranz (AUT) Guy Périllat (FRA) Guy Périllat (FRA)
1962 --- Adolf Mathis (SUI) ---
1961 Guy Périllat (FRA) Pepi Stiegler (AUT) Guy Périllat (FRA)
1960 Willy Bogner (GER) Hias Leitner (AUT) Pepi Stiegler (AUT)
1959 Karl Schranz (AUT) Ernst Oberaigner (AUT) Ernst Oberaigner (AUT)
1958 Toni Sailer (AUT) Josl Rieder (AUT) Bud Werner (USA)
1957 Toni Sailer (AUT) Anderl Molterer (AUT) Josl Rieder (AUT)
1956 Toni Sailer (AUT) Anderl Molterer (AUT) Josl Rieder (AUT)
1955 Toni Sailer (AUT) Martin Julen (SUI) Toni Sailer (AUT)
1954 Christian Pravda (AUT) Toni Spiss (AUT) Christian Pravda (AUT)
1953 Anderl Molterer (AUT) Anderl Molterer (AUT) Anderl Molterer (AUT)
1952 Othmar Schneider (AUT) Stein Eriksen (NOR) Othmar Schneider (AUT)
1951 Othmar Schneider (AUT) Stein Eriksen (NOR) Othmar Schneider (AUT)
1950 Fredy Rubi (SUI) Zeno Colò (ITA) Fredy Rubi (SUI)
1949 Rudolf Graf (SUI) Zeno Colò (ITA) Adolf Odermatt (SUI)
1948 Zeno Colò (ITA) Karl Molitor (SUI) Karl Molitor (SUI)
1947 Karl Molitor (SUI) Olle Dalman (SWE) Edy Rominger (SUI)
1946 Jean Blanc (FRA) Otto von Allmen (SUI) Karl Molitor (SUI)
1945 Karl Molitor (SUI) Otto von Allmen (SUI) Otto von Allmen (SUI)
1944 Rudolf Graf (SUI) Marcel von Allmen (SUI) Marcel von Allmen (SUI)
1943 Karl Molitor (SUI) Heinz von Allmen (SUI) Heinz von Allmen (SUI)
1942 Karl Molitor (SUI) Heinz von Allmen (SUI) Heinz von Allmen (SUI)
1941 Rudolf Graf (SUI) Marcel von Allmen (SUI) Marcel von Allmen (SUI)
1940 Karl Molitor (SUI) Karl Molitor (SUI) Karl Molitor (SUI)
1939 Karl Molitor (SUI) Josef Jennewein (GER) Willi Walch (AUT)
1938 Heinz von Allmen (SUI) Rudi Canz (GER) Heinz von Allmen (SUI)
1937 Heinz von Allmen (SUI) Willi Walch (AUT) Willi Walch (AUT)
1936 Hans Schlunegger (SUI) Hermann Steuri (SUI) Émile Allais (FRA)
1935 Richard Werle (AUT) Arnold Glatthard (SUI) Hans Steuri (SUI)
1934 Adolf Rubi (SUI) Adolf Rubi (SUI) Adolf Rubi (SUI)
1933 --- --- ---
1932 Fritz Steuri (SUI) Fritz von Allmen (SUI) Fritz Steuri (SUI)
1931 Fritz Steuri (SUI) Hans Schlunegger (SUI) Fritz Steuri (SUI)
1930 Christian Rubi (SUI) Ernst Gertsch (SUI) Bill Bracken (GBR)

1 Es wurde eine sogenannte Super-Kombination ausgetragen (verkürzte Abfahrt und ein Slalomlauf).
2 Der Slalom fand in Veysonnaz statt.
3 Anstelle eines Slaloms fand ein Super-G statt.

Literatur

Martin Born: Lauberhorn – die Geschichte eines Mythos. AS Verlag, Zürich 2004. ISBN 3909111084.

Vorlage:Koordinate Artikel

Vorlage:Navigationsleiste Ski-Weltcuprennen