Technisches Hilfswerk

Zivil- und Katastrophenschutzorganisation der Bundesrepublik Deutschland
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Die deutsche Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (Englisch: German Federal Agency for Technical Relief) wurde am 22. August 1950 als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes gegründet. Sie untersteht dem Bundesministerium des Innern.

Datei:THW.png
Logo des THW
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
Deutschherrenstraße 93 - 95
53177 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 940 - 0
Fax: +49 (0) 228 940 - 1144

Aufgabe

Die Aufgaben des THW lt. Gesetz sind:

Geschichte

Vorläufer des THW war die 1919 von Otto Lummitzsch, einem Pionieroffizier, gegründete Technische Nothilfe. Ziel war es schon damals, freiwillige Helfer mit technischem Fachwissen zu gewinnen, um bei Katastrophen und Unglücksfällen mit technischem Gerät Hilfe zu leisten.

Nach Zweckentfremdung der Technischen Nothilfe durch die Nazis und Auflösung durch die Siegermächte, wurde Otto Lummitzsch am 22. August 1950 vom damaligen Bundesminister des Inneren, Dr.Gustav Heinemann, beauftragt, eine ähnliche Organisation für die Bundesrepublik Deutschland aufzubauen.

Anfang 1952 verfügte das THW bereits über mehr als 300 Ortsverbände. Je ein Landesverband wurde in den einzelnen Bundesländern eingerichtet. Im gleichen Jahr wurde auch der erste Auslandeinsatz durchgeführt (Sturmflutkatastrophe in den Niederlanden).

Am 25. August 1953 wurde das THW durch den Errichtungserlass vom Bundesministerium des Innern eine Bundesanstalt.

Der Personalbedarf konnte schnell gedeckt werden. Das große Problem der Anfangsjahre war die fehlende technische Ausstattung. Hier war (und ist) viel Eigeninitiative notwendig und viele Fahrzeuge waren damals Privateigentum. Einige Ortsverbände waren ausschließlich mit einer Schubkarre zum Transport ausgestattet.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Ausrüstung, insbesondere durch die Ausstattung mit modernen Gerätekraftwagen (GKW) und Mannschaftstransporter (MKW), vervollständigt und modernisiert.

Im Jahr 1994 wurde aufgrund der weltpolitisch veränderten Lage eine Umorganisation erforderlich. Einige Teileinheiten des THW wurden damals an die örtlichen Feuerwehren (z.B. ABC-Züge) oder Sanitätsorganisationen (z.B. Fernmeldezüge) abgegeben und der Schwerpunkt wieder mehr auf die technische Hilfeleistung und den Bergungsdienst gelegt.

Organisation

 
Dienstellungskennzeichen eines Ortsbeauftragten

Das THW hat 845 hauptamtliche Mitarbeiter, 44.000 aktive Helfer, 17.000 Reservehelfer sowie 10.000 Junghelfer (Mitglieder der THW-Jugend). Es ist möglich, beim THW seinen Wehrersatzdienst abzuleisten.

Dem THW steht der Präsident des THW vor. Sein Sitz ist in Bonn.

Acht THW-Landes- bzw. Länderverbände sind die Ansprechpartner der obersten Landesbehörden sowie der Landesverbände anderer Organisationen und Stellen.

Die operativen Einheiten sind in einem STAN in folgende Einteilung gegliedert.

Technischer Zug

Auf örtlicher Ebene gibt es 810 Technische Züge (TZ) mit je ca. 60 Helfern in 665 Ortsverbänden. Hier vertritt der THW-Ortsbeauftragte die Bundesbehörde THW. Er ist wie seine Helfer im THW-Ortsverband ehrenamtlich tätig.

Durch diese Organisation ist eine schnelle und flächendeckende Einsatzfähigkeit für die vielfältigen Bedürfnisse gegeben.

Jeder Technische Zug besteht aus dem Zugtrupp, der 1. und der 2. Bergungsgruppe.

Die Bergungsgruppen retten Menschen und Tiere und birgt Sachwerte aus Gefahrenlagen.

Sie führt Sicherungsarbeiten in Schadenstellen durch, leistet leichte Räumarbeiten und richtet Wege und Übergänge her. Ferner unterstützt sie technisch und personell die Fachgruppen des THW.


Im Einsatz werden diese Gruppen in modularer Weise - auch überregional - angepasst an die Erfordernisse der Schadensbekämpfung eingesetzt.

Fachgruppen des THW

Beleuchtung Brückenbau Elektroversorgung
Führung / Kommunikation Infrastruktur Logistik
Ölschaden Ortung Räumen
Sprengen Trinkwasserversorgung Wassergefahren
Wasserschaden / Pumpen SEEBA

Infrastruktur

Die Fachgruppe Infrastruktur (FGr I) unterstützt alle Einsatzeinheiten bei Gefahren durch schadhafte Ver- und Entsorgungssysteme. Sie führt zur Beseitigung von Gefahren und Notlagen notwendige Sicherungs- oder Absperrmaßnahmen an Elektro-, Wasser-, Gas- und Abwasserleitungen im Bereich der Haus- und Gebäudetechnik durch. Sie setzt wichtige Verteiler- und Verbraucheranlagen behelfsmäßig wieder instand, richtet Elektro-, Wasser- und Abwassersysteme in Notunterkünften, Bereitstellungsräumen und Einrichtungen öffentlichen Interesses ein. Sie stellt die Stromversorgung von Einsatzgeräten in Zusammenarbeit mit anderen Einheiten an der Schadensstelle sicher. Sie arbeitet technisch und personell mit Ver- und Entsorgungsunternehmen zusammen. Bei Bedarf wirkt sie beim Betrieb von Notbrunnen und Schutzräumen mit.

Räumen

Die Fachgruppe Räumen (FGr. R) beseitigt Hindernisse und Trümmer oder ebnet diese ein, schafft Zu- und Abfahrtswege für die eigene Einheit und für andere Fachdienste mit schwerem bzw. leichtem Bergungsräumgerät. Sie unterstützt das Vordringen zu Eingeschlossenen oder Verschütteten (durch Anheben, Zerkleinern oder Beseitigen großer Trümmer, Aushubarbeiten etc.) und führt unaufschiebbare Sicherungsarbeiten (Niederlegen, Einebnen) an einsturzgefährdeten Gebäude- oder Bauwerksteilen durch. Sie führt Stemm- und Bohrarbeiten im Rahmen der Fachaufgabe und für andere Fachgruppen (z.B. Sprengen) durch.

Wassergefahren

Die Fachgruppe Wassergefahren (FGr W) rettet Menschen, Tiere und birgt Sachwerte bei Wassergefahren. Sie wirkt zusammen mit anderen Einsatzkräften bei der Versorgung der Bevölkerung mit. Sie transportiert Lasten verschiedener Art für den Einsatzbedarf bzw. bei Evakuierungen. Sie betreibt Mehrzweck-Wasserfahrzeuge auf dem Wasser, baut schwimmende Arbeitsplattformen und Anleger für verschiedene Arbeiten an und auf dem Wasser. Ferner wirkt sie bei der Damm- und Deichsicherung mit.

Ortung

Die Fachgruppe Ortung (FGr O) erkundet Schadengebiete und ortet bzw. lokalisiert verschüttete, eingeschlossene, vermisste und abgängige Personen mittels technischer Ortungsgeräte und ggf. durch den Einsatz ausgebildeter und geprüfter Rettungshunde. Sie unterstützt insbesondere Bergungseinheiten bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.

Elektroversorgung

Die Fachgruppe Elektroversorgung (FGr E) betreibt temporäre Stromversorgung mittels Netzersatzanlagen für Schaden- bzw. Einsatzstellen, Notunterkünfte, kommunalen Energieversorgungsanlagen, Einrichtungen und Betriebe öffentlichen Interesses sowie für andere Bedarfsträger. Sie führt zur Behebung von Gefahren und Notständen unaufschiebbare Reparaturarbeiten an elektrischen Versorgungsanlagen durch.

Wasserschaden/Pumpen

Die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen (FGr WP) führt zur Behebung und Eindämmung von Gefahren bei Überflutungen und Überschwemmungen größeren Ausmaßes Pump- und Lenzarbeiten durch, beseitigt Schmutz-/Abwasser aus Schadengebieten und bekämpft schädigend eindringendes Wasser (z.B. in Kellern, Kanalisation, Schutzräumen, Brunnen, Verkehrs- und anderen Anlagen öffentlichen Interesses usw.). Ferner arbeitet sie bei der Deich- und Dammsicherung mit und unterstützt andere Hilfskräfte.

Trinkwasserversorgung

Die Fachgruppe Trinkwasserversorgung (FGr TW) betreibt bei allen Schadenlagen die Trinkwasseraufbereitung und -versorgung. Sie betreibt hierzu mobile Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen. Sie fördert, lagert, transportiert und verteilt Trinkwasser unter laufender Qualitätskontrolle.Zur Behebung von Gefahren und Notständen führt sie unaufschiebbare Instandsetzungsarbeiten an Wasserversorgungsanlagen durch, baut bzw. rehabilitiert Wasserförderstrecken, Brunnen und wirkt beim Betrieb von Notbrunnen mit. Sie arbeitet technisch und personell eng mit Wasserversorgungsunternehmen (WVU) und nach deren Weisung zusammen.

Brückenbau

Die 16 Fachgruppen Brückenbau (FGr BrB) errichten temporäre Übergänge, Brücken und reparieren bzw. sichern zerstörte Brückenteile zur Aufrechterhaltung der logistischen Infrastruktur und von Verkehrsverbindungen für die Einheiten des THW, für andere Hilfskräfte und für die Bevölkerung. Dabei kommen so genannte Bailey-Brücken und D-Brücken zum Einsatz.

Ölschaden

Die Fachgruppentypen Ölschadensbekämpfung unterstützt bei der Bekämpfung von Schadstoffen auf Gewässern und an den Küsten. Sie bekämpft und beseitigt Ölschäden kleineren, mittleren und größeren Ausmaßes bundesweit und im Rahmen der technischen Hilfe im Ausland.

Führung / Kommunikation

Die Fachgruppe Führung/Kommunikation (FGr FK) unterstützt bei der Führung von mehreren THW-Einheiten. Sie erstellt, betreibt und unterhält Telekommunikationsverbindungen zur vorgesetzten und zu/r benachbarten Führungsstelle/n sowie zu den der Führungsstelle unterstellten Kräften.

Logistik

Die Fachgruppe Logistik (FGr Log) versorgt die Einheiten und Einrichtungen des THW und anderer Bedarfsträger mit Material und Dienstleistungen, insbesondere im Bereich Verpflegung, Verbrauchsgüter und Materialerhaltung.

Schnell-Einsatz-Einheiten

Außerdem gibt es noch Schnell-Einsatz-Einheiten für Bergungseinsätze im Ausland (SEEBA) sowie die Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversorgung-Ausland (SEEWA). Die SEEBA ist weltweit einsetzbar und 6 Stunden nach Alarmierung zum Abmarsch bereit.

Ausstattung

ASH

Das Abstützsystem Holz ist eine THW eigene Entwicklung eines Abstützsystem für einsturzgefährdete Bauwerke. Es ist keine eigene Fachgruppe nach STAN, sondern wird, wenn vorhanden, der 1. Bergungsgruppe angegliedert.

Ausbildung

Die Helfer im THW durchlaufen eine Grundausbildung in der allgemeine Grundlagen zum Umgang mit THW Geräten, Sicherheitsmaßnahmen und Wissen über die Struktur und den Aufbau des THW vermittelt werden. Den Abschluss der Grundausbildung stellt die Grundscheinprüfung dar. Die Grundscheinprüfung setzt sich aus einem theoretischen, einem praktischen Prüfungsteil sowie einer Einsatzübung zusammen.

Nach der Grundausbildung wird der Helfer seiner Einheit zugeteilt. Dort durchläuft er dann die Fachausbildung. In der Fachausbildung wird umfangreicheres Wissen für den speziellen Bedarf der jeweiligen Einheit (Bergung oder Fachgruppe) vermittelt.

Zusätzlich können die Helfer des THW an Lehrgängen in einer der Bundesschulen in Hoya oder Neuhausen teilnehmen.

THW-Jugend

Die THW-Jugend ist die Jugendorganisation des Technischen Hilfswerks. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, Jungen und Mädchen ab 10 Jahren spielerisch an die Arbeit des THWs heranzuführen. Die THW-Jugend gehört jedoch nicht zur Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, sondern ist ein eigenständiger Verein. Diese Regelung wurde mit dem Hintergedanken getroffen, keine staatliche Jugendorganisation zu unterhalten.

Einsätze

  • Der größte Einsatz in der Geschichte des THWs war im Sommer 2002 während des Hochwassers an der Elbe und ihren Nebenflüssen. 24.000 Helfer haben mit 1.750.000 Stunden und dem technischen Gerät einen großen Beitrag geleistet.
  • Zu Beginn des Jahres 2000 hatte das THW den größten Auslandseinsatz in Frankreich. Mehr als 1.500 Helfer halfen bei der Beseitigung von Schäden durch Winterstürme.
  • Eine Einsatzübersicht ist online abrufbar.