Gymnasium

weiterführende Schule des sekundären Bildungsbereichs in europäischen Staaten
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Ein Gymnasium (oder Gymnasion) war im alten Griechenland ein Ort der Leibesertüchtigung für die männliche Jugend. In den Gymnasien wurde nackt trainiert, was noch in der Herkunft des Wortes "gymnázesthai", "mit nacktem Körper turnen" deutlich ist (siehe auch Gymnastik).

Schulsysteme

Heutzutage versteht man unter einem Gymnasium eine weiterführende Schule, die zur allgemeinen Hochschulreife führt. Der Beginn und die Länge der Ausbildung in einem Gymnasium hängt dabei vom jeweiligen Schulsystem ab:

  • In den alten Bundesländern Deutschlands umfasst das Gymnasium die Klassen 5 bis 13
  • In den neuen Bundesländern die Klassen 5 bis 12
  • Berlin und die Niederlande haben eine 6jährige Grundschule, das Gymnasium beginnt erst mit Klasse 7 (sechs- bzw. siebenstufiges Gymnasium)
  • In Österreich beginnt das Gymnasium mit Schulstufe 5 und endet mit Schulstufe 12. Zusätzlich existieren außerdem Oberstufenrealgymnasien, die den Übertritt von der Hauptschule ermöglichen und von Schulstufe 9 bis 12 gehen
  • In der Schweiz gibt es - abhängig vom jeweiligen Kanton - Gymnasien, die mit Klasse 12 oder 13 enden

In Deutschland wird zunehmend eine Verkürzung auf insgesamt 12 Schuljahre angestrebt. Der Gymnasialabschluss (Abitur bzw. Matura) ist im Regelfall Voraussetzung für den Besuch einer Hochschule.

Fachrichtungen

Nach den Fachprofilen unterscheidet man traditionell das

  • humanistische Gymnasium mit Schwerpunkt bei den alten Sprachen (Griechisch, Latein)
  • neusprachliche Gymnasium mit Schwerpunkt bei den neuen Sprachen (früher auch Atheneum genannt)
  • mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium
    • Häufig sind das mathematisch-naturwissenschaftliche und neusprachliche Profil kombiniert
    • In Österreich heißt das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil Realgymnasium
  • europäisches Gymnasium mit Schwerpunkt auf Sprachen, drei Fremdsprachen werden gelehrt, eine vierte ist als Wahlpflichtfach möglich
  • musische Gymnasium
  • technische Gymnasium
  • Sportgymnasium

In Deutschland wurde mit der Einführung des Kurssystems in der gymnasialen Oberstufe den Schülern die Möglichkeit gegeben, sich auf bestimmte Fachgebiete zu spezialisieren. Die Möglichkeit, Hauptfächer wie Deutsch oder Mathematik vollkommen abzulegen oder bei der Abiturprüfung zu umgehen, wurde in letzter Zeit zumindest in Bayern gestrichen.

Im Gegensatz zum Unterricht in den Gymnasien ist die Fachoberschule oft praxisnäher und stärker berufsbezogen.

Gliederung und Verlauf des (bayerischen mat.-nat.) Gymnasium

Das Gymnasium ist in drei Abschnitte mit jeweils drei Jahren gegliedert:

  • Unterstufe (5. bis 7. Klasse)
  • Mittelstufe (8. bis 10. Klasse)
  • Oberstufe (11. bis 13. Klasse )

Die Unterstufe beginnt in der 5. Klasse mit der Besonderheit der ersten Fremdsprache, meist Englisch. In der 6. Klasse wird Geschichte dem Fächerkanon hinzugefügt. Eine wichtige Entscheidung folgt in der 7. Klasse mit der Wahl der zweiten Fremdsprache. In der Mittelstufe kommt auf die Schüler neben Physik und Chemie auch Sozialkunde zu.

Wer die 10. Klasse des Gymnasiums erfolgreich besteht, erhält im Gegensatz zur Realschule die mittlere Reife ohne eine Abschlussprüfung.

Die Oberstufe enthält neben der 11. Klasse auch die Kollegstufe in der die Schüler ihre Schwerpunkte auf ein Haupt- und ein Nebenfach legen können. Diese beiden Fächer werden auch mit besonderem Augenmerk in der Abiturprüfung abgefragt. Hauptvorteil der Schwerpunktsetzung ist für die meisten Schüler die Abwahl einer Fremdsprache.

Gliederung und Verlauf eines österreichischen Gymnasiums

Das Gymnasium ist in zwei Abschnitte mit jeweils vier Jahren gegliedert:

  • Unterstufe/Sekundarstufe I (5. bis 8. Schulstufe)
  • Oberstufe/Sekundarstufe II (9. bis 12. Schulstufe)

In einem Gymnasium werden sowohl Unter- als auch Oberstufe angeboten, in einem Oberstufenrealgymnasium nur die Oberstufe. Sowohl Unter- als auch Oberstufe sind in Klassen gegliedert. Die Nummerierung der Klassen beginnt üblicherweise mit jeder Schule neu, das heißt die 5. Schulstufe im Gymnasium entspricht der 1. Klasse.

Der Übertritt von der Hauptschule in ein Gymnasium ist möglich, wenn der Schüler die Fächer Deutsch, Mathematik und lebende Fremdsprache in der besten Leistungsgruppe besucht hat und alle anderen Fächer mit "befriedigend" (3) oder besser beurteilt wurden.

In der 5. Schulstufe wird als erste lebende Fremdsprache meist Englisch gelehrt. Im humanistischen und neusprachlichen Profil wird diese in der 7. Schulstufe durch eine zweite Fremdsprache ergänzt (Latein oder eine lebende Fremdsprache). Die Unterstufe des Realgymnasiums entspricht weitgehend der Hauptschule und enthält statt einer weiteren Sprache zusätzliche Stunden im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich.

Zu Beginn der Oberstufe wird eine weitere Sprache ergänzt - eine zweite Sprache im Realgymnasium, eine dritte in neusprachlichen und humanistischen Gymnasien. Ab der 10. Schulstufe können die Schüler außerdem eigene Schwerpunkte setzen. Dazu müssen sie ein begrenztes Stundenkontingent in Wahlpflichtgegenstände investieren.

Wissenswertes: Gymnasiallehrer werden in Österreich meist mit "Professor" angeredet, obwohl diese Bezeichnung strenggenommen pragmatisierten (verbeamteten) Lehrern vorbehalten ist.

Statistik

  • In der BRD gibt es derzeit 3.168 Gymnasien mit 2.284.300 Schülern. (Statistisches Bundesamt,Stand 2001/02)
  • In Österreich gibt es derzeit 327 Gymnasien, Realgymnasien und Oberstufenrealgymnasien
  • der Anteil von Mädchen und jungen Frauen in den Gymnasien beträgt circa 54 Prozent.

Siehe auch