Bei den Jesus Freaks handelt es sich um eine christliche Erweckungsbewegung auf der Basis jugendlicher Subkultur. Seit der ersten Jesus-Freaks-Gemeinde, die 1991 in Hamburg entstand, haben sich mittlerweile 80 Gemeinden bzw. (zum Teil kleinere) Gruppen in ganz Deutschland und darüber hinaus gebildet.
Geschichte und Struktur
Gegründet wurden die Jesus Freaks im September 1991 in Hamburg von Martin Dreyer. Dreyer absolvierte Anfang der 90er-Jahre eine freikirchliche Pastorenausbildung in der Theologischen Ausbildungsstätte der Anskar-Kirche und wurde in diesem Rahmen auch als Anskar-Pastor 1993 ordiniert.
Ihre geistliche Prägung könnte man als evangelikal-charismatisch bezeichnen, wobei Spontanität und Kreativität in der Ausübung ihrer Religion eine entscheidende Rolle spielt. Als Vorbild gilt die aus der Hippie-Kultur entstandene Jesus-People-Bewegung aus den 60er- und 70er-Jahren, die aus den USA auch nach Deutschland herübergekommen ist.
Dachverband der Jesus Freaks ist der deutsche Verein Jesus Freaks International e. V. (JFI). JFI ist seit 1994 ein gemeinnütziger Verein und hat seinen Hauptsitz in Falkensee bei Berlin. Seit Ende 2003 haben die Jesus Freaks eine Aktiengesellschaft (Jesus Freaks Commercial AG), die den „freakstyle-shop“ betreibt und für die Gastronomie beim Freakstock-Festival zuständig ist. Die AG wurde laut offiziellen Stellungnahmen der Jesus Freaks gegründet, um die Anteile daran breit zu streuen. Auch der Dachverband der Jesus-Freaks hält Anteile an der AG.
Gemäß ihrer Selbstdarstellung sind die Jesus Freaks der Überzeugung, dass trotz allem, was in der Kirchengeschichte passiert sei und immer noch passiere, die Auseinandersetzung mit Jesus auch heute noch jedem einzelnen viel zu bieten habe. Der Aufbau einer persönlichen Beziehung zu Gott über Jesus stelle für die Mitglieder der Bewegung den Sinn des Lebens dar. Dabei verstehen sie es besonders als ihre Mission, jene Menschen für Jesus zu erreichen, die ihrer Meinung nach außerhalb der Wertenorm der Gesellschaft stehen oder von anderen Kirchen vermutlich abgelehnt würden. In der Gemeinschaft gebe es zwar bestimmte Eckpunkte, an denen sie ihren Glauben festmachen, jedoch keine festgelegte dogmatische Theologie.
Charakteristisch für diese Gruppierung ist die starke Anlehnung an bestehende Jugendkulturen. Dies äußert sich etwa in betont "jugendlichem" Sprachgebrauch (so werden etwa Gottesdienste „Jesus-Abhäng-Abende“ genannt), in lockeren Umgangsformen, in der Ablehnung traditioneller, strikter Gottesdienstregeln (so soll es vorgekommen sein, dass zum Abendmahl statt Wein auch Bier gereicht wurde), in Kleidungsstilen und insbesondere in der Musik, wo populäre Stile wie Rock, Punk, Country, Reggae und Hip Hop adaptiert und mit christlichen Inhalten versehen werden (siehe Christliche Popmusik), beispielsweise werden Abendmahlsliturgien gerappt oder „Thrash Metal-Lobpreislieder“ gesungen.
Als Symbol wird ein in ein Omega gestelltes A verwendet, welches eine Ähnlichkeit mit dem Anarcho-A aufweist. (Das A und O verweisen auf Jesu Aussage: „Ich bin der Anfang und das Ende“.)
Die Jesus Freaks feiern jedes Jahr das „Freakstock – The Jesus Festival“, um sich zwischen den verschiedenen Gemeinden auszutauschen und Außenstehenden einen Einblick in die Jesus-Freaks-Bewegung zu ermöglichen. Das Freakstock zählt mit über 6000 Besucheren zu einem der größten christlichen Events in ganz Europa.
Die Predigten der Jesus Freaks werden, ähnlich wie bei vielen Freikirchen, aufgenommen und als MP3 ins Internet gestellt.
Kritik
Von Kritikern wird behauptet die Sexualmoral sei sehr konservativ: Abtreibung und vorehelicher Sex würden in Teilen der Bewegung strikt abgelehnt; Homosexualität gelte bei einigen Jesus Freaks als Sünde und „Krankheit, die nur von Gott geheilt werden kann“[1]. Offizielle Stellungnahmen zu den Themen gibt es jedoch nicht.
Der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen im Bistum Erfurt, Notker Schrammek, sagte in Bezug auf die Jesus-Freaks-Bewegung: „Wir wissen heute, dass wir uns bei der Bibelauslegung an wissenschaftlich anerkannte Methoden halten müssen. Das geschieht hier nicht. Es ist zu fundamentalistisch". Außerdem kritisierte er, die Bewegung formiere sich sowohl in ihrer Sprache als auch in ihrem Auftreten zu einer „geschlossenen Gesellschaft“.
Stellunsganhme eines Freaks: Wir sehen werder Schwuhle als Kranckheit an und wir haben auch sex vor der ehe
Siehe auch
- Volxbibel, eine von JF-Gründer Martin Dreyer verfasste Version der Bibel in Jugendsprache
Quellen
- ↑ Conny Agel, Klaus Farin, Doris Hofer und Antje Pfeffer: Jesus Freaks - Reportage und Interviews. In: Journal der Jugendkulturen, Ausgabe No. 3, Oktober 2000, zitiert nach: Michael Klarmann: Das Netz ist das Leben, Gott der Provider, Jesus der Browser. In: Telepolis, 8. Mai 2001
Literatur
- Klaus Farin: Freaks für Jesus – Die etwas anderen Christen. Archiv der Jugendkulturen, Januar 2005, ISBN 3-936068-09-7
- Michael Ackermann: Jesus Freaks. R. Brockhaus Verlag, 1993
- JFI (hrg.), ten years after, R. Brockhaus Verlag, 2001