Tuvalu

Inselstaat im Pazifischen Ozean
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Tuvalu (bis zur Unabhängigkeit am 1. Oktober 1978 Ellice Islands) ist eine konstitutionelle Monarchie und Mitglied des Commonwealth of Nations. Hauptstadt ist das Atoll Funafuti und Regierungssitz das auf diesem Atoll gelegene Dorf Vaiaku. Tuvalu ist in 9 Inseln gegliedert. Auf deutsch bedeutet Tuvalu „Acht Inseln“, weil ursprünglich nur 8 Inseln bewohnt waren und eigene Inselräte (gewählte Vertretungen) hatten. Die neunte (und südlichste) Insel, Niulakita, wurde erst 1949 mit Einwohnern der übervölkerten Insel Niutao besiedelt.

Strand auf Funafuti

Tuvalu liegt im Südwesten des Pazifischen Ozeans, östlich von Papua-Neuguinea und nördlich von Neuseeland. Zu den umliegenden Inseln gehören die Salomonen, Nauru, Kiribati, Tokelau, Samoa, Wallis und Futuna, Fidschi und Vanuatu.

Geographie

Tuvalu ist eine Inselkette, bestehend aus 9 Inseln, von Nord nach Süd:

Die Inseln Funafuti, Nukufetau, Nukulaelae, Nui und Nanumea sind Atolle, ringförmige Korallenriffe, die eine Lagune umschließen. Auf Nanumea gibt es sogar einen Süßwasserteich, was für Atolle extrem selten ist. Die anderen vier Inseln sind Erhebungen aus dem Meer. Die Vegetation besteht hauptsächlich aus Kokospalmen.

Auf allen Inseln herrscht tropisches, heißes Klima, mit einer Durchschnittstemperatur von 30 Grad Celsius. Die Regenfälle sind heftig und setzen meist zwischen November und Februar ein. Gelegentlich fegen Taifune über die Inseln, zuletzt 1990.

Da die Inseln an ihrem höchsten Punkt nur fünf Meter über dem Meeresspiegel liegen, ist damit zu rechnen, dass sie aufgrund der globalen Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts überschwemmt werden.[1] [2] Die Regierung versuchte bereits vorsorglich für ihre Bevölkerung in Neuseeland und Australien Asyl zu beantragen, wozu sich Neuseeland bereiterklärt hatte. Ursprünglich wollten etwa 300 Menschen pro Jahr auswandern. Allerdings aus Furcht, dass damit das tägliche Leben auf der Insel aus Mangel an Personen sehr bald zusammen brechen könnte, hat man sich auf 75 Emigranten pro Jahr mit der Bevölkerung geeinigt. Es gibt auch Pläne der Regierung die Bevölkerung in Zukunft geschlossen auf die Fidschi-Insel Kioa umzusiedeln. Die damit verbunden Kosten sollten die Industriestaaten als Verursacher der Klimaerwärmung übernehmen. „Wenn die Kultur des polynesischen Inselstaates weiterleben soll, müssen die 9000 Tuvaluer gemeinsam auf eine Insel ziehen“, erklärten Regierungsberater.[3]

Auch durch Erosion der Strände versinken die Inseln Tuvalus nach und nach im Meer. Schon jetzt haben die Menschen dort immer häufiger mit Überschwemmungen zu kämpfen. Zusätzlich wurde die Gewinnung von Trinkwasser und die Produktion von Lebensmitteln durch die Versalzung aufgrund des Meerwassers immer schwieriger. Größter Ort Tuvalus ist die Hauptstadt Funafuti.

Siehe auch: Liste der Orte in Tuvalu

Bevölkerung

Tuvalu hat 11.468 Einwohner, etwa 94 % der Bevölkerung sind Polynesier. Die 600 Einwohner auf der Insel Nui sind größtenteils von Mikronesiern abstammend.

36 % der Bevölkerung sind bis 14 Jahre alt, von 15 bis 64 Jahre sind es 59 %, über 64 sind lediglich 5 % der Einwohner. 51,55 % der Bevölkerung sind Frauen. Die Wachstumsrate beträgt 1,45 %, wobei die Geburtenrate bei 23,31 pro 1000 Einwohner und die Sterberate bei 8,84 pro 1000 Einwohner liegt. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 2,7 %. Die Lebenserwartung der Bevölkerung sind 63,6 Jahre (Männer: 62,4 Jahre, Frauen: 64,8 Jahre). 7 % der Einwohner sind Analphabeten.

Alle demographischen Angaben sind auf dem Stand von 1997.

Sprachen

Amtssprachen sind Tuvaluisch und Englisch, die beide auf allen Inseln vertreten sind. Zusätzlich werden auch Samoanisch sowie auf dem Nui-Atoll Kiribati (Gilbertesisch) gesprochen.

Das Tuvaluische ist eine polynesische Sprache und hat von Insel zu Insel unterschiedliche Dialekte und keine einheitliche Schriftform. Das Englische wurde durch die britische Kolonisierung auf die Inseln gebracht.

Tuvalu bedeutet auf Tuvaluisch „acht zusammengehörend“, in Bezug auf die acht Inseln, aus denen Tuvalu geografisch besteht. Nach dem Beitritt von Niulakita zum Inselverband in den 1950ern war der Name nicht mehr stimmig. Daher gab es des Öfteren die Diskussion, das Land umzubenennen in „Tuiva“, wobei „iva“ für neun steht.

Religion

23 % der Bevölkerung gehören der protestantischen Christian Church of Tuvalu an, die seit 1968 unabhängig ist und sich von der anglikanischen Kirche ableitet. Kleine Minderheiten bilden die Siebenten-Tags-Adventisten (2 %), Bahai (2 %), Brüdergemeinde (2 %), Katholiken (1 %) und Zeugen Jehovas (1 %).

Geschichte

Aufgrund der Sprachenforschung geht man von einer Besiedlung vor etwa 2000 Jahren aus, die vor allem von den Inseln Tokelau und Samoa aus durch Polynesier erfolgte.

Der erste europäische Entdecker war Alvaro de Mendaña de Neyra aus Spanien. Er segelte 1567/68 westwärts über den Pazifik, sichtete die Insel Nui und nannte sie damals Islas del Jesus. In der Folgezeit wurden die Inseln von Tuvalu eher zufällig entdeckt und nicht weiter von ihren Entdeckern beachtet. 1819 entdeckte der US-Amerikaner Arent de Peyster, Kapitän eines britischen Handelsschiffes, die Insel Funafuti und nannte sie Ellice Island, nach dem Kaufmann und Besitzer der Fracht Edward Ellice. Später fand die Bezeichnung Ellice Islands Gebrauch für die gesamte Inselkette.

In den weiteren Jahrzehnten kamen immer mehr Europäer nach Tuvalu, hauptsächlich wegen des Walfangs und des Sklavenhandels. In den 1860ern brachte man 400 Menschen von Tuvalu als Arbeiter nach Peru. Andere wurden auf Plantagen der umliegenden Inseln verschleppt. Viele Einwohner starben auch an mitgebrachten Krankheiten.

1861 begann die Christianisierung mit dem ersten Missionar auf den Inseln. Die deutsche Firma Godeffroy & Sohn aus Hamburg begann die ersten Handelsbeziehungen mit den Einwohnern. 1877 kam Tuvalu unter dem damaligen Namen Ellice Islands unter britische Verwaltung und wurde 1892 Teil des britischen Protektorats Gilbert and Ellice Islands. 1915 wurden die Inseln offiziell eine Kolonie des britischen Empires.

Im Zweiten Weltkrieg eroberten die Japaner den Pazifik bis nach Kiribati, auf Tuvalu landeten allerdings die US-Amerikaner zuerst. Sie errichteten Flugfelder und Abwehrbunker auf den Inseln Funafuti, Nukufetau und Nanumea. Alle drei Inseln wurden von den Japanern bombardiert, allerdings ohne großen Schaden. Nach Kriegsende bildeten die Briten mit Tuvalu und den von den Japanern eroberten Inseln Kiribatis erneut die Kolonie Gilbert and Ellice Islands.

In den 1950ern wurde Niulakita zu Tuvalu eingegliedert. 1974 planten die Briten die Entlassung der Kolonie in die Unabhängigkeit mit der Installierung einer eigenen Regierung. Doch bald darauf drängten die Tuvaluer auf eine eigene Unabhängigkeit, um nicht unter kiribatischer Verwaltung zu landen. Die Briten veranlassten einen Volksentscheid, wobei 92 % der Tuvaluer dafür stimmten, dass die Tuvalu-Inseln einen eigenen Staat bilden sollen.

Am 1. Oktober 1978 wurde Tuvalu ein souveräner Staat mit einer konstitutionellen Monarchie und gleichzeitig Mitglied des Commonwealth. 2000 trat Tuvalu den Vereinten Nationen bei.

Politik

Tuvalu ist eine konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt ist der britische Monarch, derzeit Königin Elisabeth II. Ein Generalgouverneur vertritt die Monarchin auf den Inseln, welcher allerdings nur repräsentative Aufgaben hat. Filoimea Telito nimmt seit seiner Ernennung durch die Königin am 15. April 2005 diese Aufgabe wahr. Der Generalgouverneut wird auf Empfehlung des Premierministers ernannt.

Der Regierungschef ist der Premierminister, der die Richtlinien der Politik vorgibt. Der Premierminister wird vom Einkammerparlament gewählt. Seit den letzten Parlamentswahlen vom 14. August 2006 leitet Apisai Ielemia die Regierungsgeschäfte. Das aus höchstens fünf Parlamentariern bestehende Ministerkabinett wird auf Vorschlag des Premierministers vom Generalgouverneur ernannt.

Das Parlament (Fale i Fono) hat 15 Sitze. Sieben Inseln stellen jeweils zwei Mitglieder, Nukulaelae ein Mitglied. Das Parlament wird spätestens alle vier Jahre direkt vom Volk gewählt, jeder über 18 ist wahlberechtigt. Politische Parteien existieren in Tuvalu nicht; statt dessen gibt es aber Sippenverbände.

Mitgliedschaften

AsEB, Commonwealth of Nations, Vereinte Nationen, ESCAP, ITU, Sparteca, SPC, UNESCO, UPU, WHO, WTO

Wirtschaft

Die meisten Menschen auf Tuvalu leben von der Landwirtschaft und der Fischerei. Haupterträge der Ernten sind Kokosnüsse, Taro, Kopra und Bananen.

Viele werden auch als Seeleute angeheuert. Auf Funafuti gibt es eigens eine Schule zur Ausbildung von Seeleuten. Hauptexportgüter sind Kopra und Briefmarken. Tuvalu importiert vor allem von Australien und Fidschi Nahrung, Ölprodukte, Baustoffe und Industriegüter. Diese gelangen über eine kleine Hafenanlage in der Lagune der Hauptinsel ins Land, welche die Möglichkeit zur Entladung und Lagerung von einigen wenigen Containern bietet und nahebei befinden sich Tanks für Flüssigbrennstoffe. Die Versorgung der Nebeninseln geschieht mit dem von Japan bereitgestellten Schiff Nivaga II, welches die Waren aufnimmt und mithilfe von mitgeführten Booten an die Strände der Nebeninseln bringt.

Internationale Bekanntheit erreichte Tuvalu durch den glücklichen Zufall, dass die ISO dem Inselstaat das Länderkennzeichen TV zugewiesen hat, welches auch als Top Level Domain (TLD) verwendet wird. Der Verkauf dieser TLD-Rechte an DotTV brachte dem Inselstaat, neben weltweiter Schlagzeilen, auch eine dringend benötigte Einnahmequelle. Das Unternehmen verpflichtet sich zur Zahlung von 50 Millionen US-Dollar, zahlbar in jährlichen Raten von 5 Millionen US-Dollar.[4] Erst diese Einnahmen ermöglichten es dem Land, die Gebühr für den UNO-Beitritt zu entrichten. Inzwischen ist man auf Tuvalu aber der Ansicht, dass das Land beim Verkauf der Domain-Rechte über den Tisch gezogen wurde.

Verkehr

Es gibt nur einige Motorräder. Auf Funafuti gibt es einige wenige Autos. Besondere Bedeutung haben geländewagenartige Autos, sie werden von den Mitgliedern des Parlamentes gefahren.

Seit 2002 wurde die Hauptstraße der Hauptinsel Funafuti ausgehend vom Stadtzentrum Vaiaku geteert.

Tuvalu ist über den Internationalen Flughafen Funafuti nur von den Fidschi-Inseln aus regelmäßig 3 mal die Woche zu erreichen.

Medien

Es existiert ein Rundfunksender mit Programmen auf Englisch und Tuvalu sowie einen Radiosender (Radio Tuvalu) und eine Zeitung (Tuvalu Echoes), die von der Regierung herausgegeben wird. Die Top-Level-Domain von Tuvalu .tv wird gerne für Internetpräsenzen von Fernsehsendern verwendet (siehe auch Top-Level-Domain#Zweckentfremdungen).

Tourismus

Tuvalu ist für den Tourismus kaum erschlossen; es existiert seit 1982 lediglich ein Hotel auf der Hauptinsel Funafuti. Da die Wasserversorgung in diesem Hotel auf Regenwasser basiert, ist nicht immer fließend Wasser verfügbar. Die besten Reisemonate sind von April bis September.

Literatur

  • GEO März 2004: Südsee: Ruhe vor dem Sturm.

Einzelnachweise

  1. www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6322218_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
  2. www.nature.com/news/2006/060403/pdf/440734a.pdf
  3. www.tuvaluislands.com/news/archives/2006/2006-02-20.htm
  4. www.heise.de/newsticker/data/chr-04.09.00-004/
Wiktionary: Tuvalu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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