Baron Moritz von Cohn (* 19. September 1812 in Wörlitz; † 29. April 1900 in Dessau) war ein deutscher Privatbankier jüdischer Abstammung.
Als Inhaber einer Dessauer Privatbank avancierte er zum Hofbankier der anhaltischen Fürsten und verwaltete darüber hinaus über mehrere Jahrzehnte auch das Privatvermögen des preußischen Kronprinzen und späteren Kaisers Wilhelm I.
Cohn engagierte sich außerdem intensiv als Finanzier der zu dieser Zeit in Deutschland neu entstehenden Eisenbahnlinien. Aufgrund seiner Verdienste um den Eisenbahnbau wurde er 1869 auch auf Geheiß des preußischen Königs durch Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha in den erblichen sächsischen Adelsstand erhoben.
Familie
Moritz von Cohn wurde als Moses Cohn, Sohn des jüdischen Kaufmanns Itzig Moses Hirsch Cohn aus Wörlitz und dessen Ehefrau Marianne Nathan geboren. Den Vornamen Moritz nahm er später an. Aus der Ehe mit Charlotte Wolff, Tochter des jüdischen Bankiers Abraham Hirsch Wolff aus Bonn, ging die Tochter Julie hervor, die am * 5. November 1839 in Berlin geboren wurde.
Leben
Moritz Cohn besuchte zunächst im anhaltischen Dessau die Franzschule, die später zu einer der ersten Handelsschulen Deutschlands umgewandelt wurde.
Zum zehnjährigen Bestehen des Leihhauses "I. H. Cohn" trat Moritz am * 1. September 1827 im Bankgeschäft seines Vaters in die Lehre ein. 1830 wurde er „Associe“ seines Vaters.
Als künftiger Firmeninhaber sollte er wichtige Bankhäuser außerhalb Dessaus kennenlernen. Deshalb schickte ihn Itzig H. Cohn auf mehrere Reisen, die ihn zu den einflussreichsten deutschen und ausländischen Bankhäusern führen sollte. Der angehende Bankier knüpfte im Verlauf dieser Geschäftsreisen tief greifende finanzielle Kontakte und Verbindungen unter anderem zu den Frankfurter Bankhäusern Rothschild und Gebr. Bethmann sowie zu Sal. Oppenheim aus Köln.
Er beteiligte sich ab 1839 intensiv an den Geschäften seines Vaters und errang in der Finanzwelt zunehmend Ansehen als Privatbankier und Eisenbahnfinanzier. Im Jahr 1850 übernahm Cohn vollends die Leitung des väterlichen Bankhauses und führte dieses bis zu seinem Tode.
Durch die geschäftlichen Erfolge der Familie Cohn wurde das kleine Provinzbankhaus I.H.Cohn aus Dessau weit über die Grenzen Anhalts hinaus bekannt. Das beträchtliche Vermögen, das Baron Moritz von Cohn seiner kinderlosen Tochter Julie Oppenheim nach seinem Tode hinterließ, verwendete diese überwiegend für großzügige karitative Stiftungen.
Privat und Hofbankier in Anhalt
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Privat und Hofbankier Wilhelms von Preußen
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Eisenbahnfinanzier
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Ehrungen
Literatur
- Erik Lindner: Ein „Edelmann aus Dessau“. Bankier Moritz von Cohn als Hofbankier in Anhalt und Preußen. In: Sachsen-Anhalt: Beiträge zur Landesgeschichte. Halle, Jg. 4 (1996). S. 59-79
- Erik Lindner: Baron Moritz von Cohn: Privat- und Hofbankier in Dessau und Berlin. In: Erhard Hirsch (Hrsg.): Dessau-Wörlitz-Beiträge VIII: 1. Dessauer Gespräche. Gesellschaft - Religion - Wissenschaft - Kultur. Dessau, 1998. S. 19-22
- Erik Lindner: Baron Moritz von Cohn: ein jüdischer Bankier aus Dessau. Stadtarchiv Dessau, Dessau 2004. ISBN 3-00-012936-7