Joachim Hoffmann (* 1. Dezember 1930 in Königsberg in Preußen; † 8. Februar 2002 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Historiker und Publizist.
Ab 1951 studierte er Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Vergleichende Völkerkunde. Er promovierte zum Dr. phil. Von 1960 bis 1995 war er am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr tätig, zuletzt als Wissenschaftlicher Direktor. Sein dienstliches Forschungsgebiet waren die Streitkräfte der Sowjetunion. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze zur politischen, diplomatischen und militärischen Geschichte des 19. Jahrhunderts und zur Geschichte des deutsch-sowjetischen Krieges.
Hoffmann veröffentlichte unter anderem eine Publikation mit der These, dass die Sowjetunion 1941 ihrerseits einen Krieg gegen Deutschland vorbereitete (Präventivkriegsthese). Hoffmann vertrat Positionen, in denen er sich gegen das "hergebrachte Geschichtsbild" wandte, welches nach seiner Ansicht wenig mit dem "wie es wirklich gewesen ist" zu tun hat.
1984 kam es zu einem Prozess vor dem Landgericht Freiburg, in dem Wilhelm Deist, der leitende wissenschaftliche Direktor des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Freiburg, Hoffmann auf Widerruf und Unterlassung verklagte, weil dieser am 7. September 1983 in einem Schreiben an den Amtschef des MGFA, Deist bezichtigt hatte, ihn aus ideologischen Gründen zur Unterdrückung der historischen Wahrheit zu veranlassen. Deist wertete dies als ehrverletzend. Das Landgericht wies die Klage ab, da es die Aussagen Hoffmanns durch die freie Meinungsäußerung gedeckt sah und Hoffmann in Wahrnehmung seiner Interessen gehandelt habe.
Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt 1995 trat Hoffmann als Gutachter im Rahmen eines Prozesses vor dem Amtsgericht Tübingen gegen den rechtsextremistischen Grabert-Verlag in Erscheinung, in dessen Verlauf er dem Buch Grundlagen der Zeitgeschichte, das von dem als Holocaust-Leugner verurteilten Germar Rudolf unter dem Namen Ernst Gauss herausgegeben wurde, wissenschaftliche Qualitäten zubilligte. Das Buch wurde dennoch auf Beschluss des Gerichts eingezogen und Wigbert Grabert zu einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 D-Mark verurteilt.[1] Hoffmanns Gutachten wurde 1997 in der von Rudolf herausgegebenen Zeitschrift Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung veröffentlicht.[2] Im gleichen Jahr erschien in dem ebenfalls geschichtsrevisionistischen Journal of Historical Review, in dem zahlreiche Holocaust-Leugner veröffentlichen, ein Artikel Hoffmanns mit dem Titel: Wartime bombings of neutral Switzerland[3].
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Die Ostlegionen 1941 - 1943. Turkotartaren, Kaukasier, Wolgafinnen im deutschen Heer, 1976
- Deutsche und Kalmyken 1942 - 1945, 3. Auflage 1977
- Der Angriff auf die Sowjetunion, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, mit Jürgen Förster; Horst Boog, 1987
- Kaukasien 1942/43. Das deutsche Heer und die Orientvölker der Sowjetunion, 1991
- Die Angriffsvorbereitungen der Sowjetunion 1941 ,in: Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum "Unternehmen Barbarossa" , München und Zürich 1991
- Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945, Herbig Verlag, 1999 ISBN 377662079X
- Berlin Friedrichsfelde. Ein deutscher Nationalfriedhof, 2001
- Die Tragödie der 'Russischen Befreiungsarmee' 1944/45. Wlassow gegen Stalin, Herbig Verlag, 2003 ISBN 3776623306
Quellen
- ↑ Amtsgericht Tübingen Az. 4 Gs 173/95
- ↑ Joachim Hoffmann: Grundlagen zur Zeitgeschichte: Gutachterliche Stellungnahme. In: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung Jg. 1 (1997) Nr. 3, S. 205-207.
- ↑ Joachim Hoffmann: Wartime bombings of neutral Switzerland. In: Journal of Historical Review Vol. 16 Nr. 3, p. 16.
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hoffmann, Joachim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker und Publizist |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1930 |
GEBURTSORT | Königsberg in Preußen |
STERBEDATUM | 8. Februar 2002 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |