Orkan Kyrill

Sturmtief über Europa in 2007
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Kyrill

Kyrill am 18. Januar 2007 um 12:30 UTC.
Daten
Entstehung: 15. Januar 2007
Auflösung: noch unbekannt
Spitzenböe: 225 km/h am Schweizer Aletschgletscher
Niedrigster Luftdruck: < 964,8 hPa[1]
colspan="3" Vorlage:Hintergrundfarbe8|Betroffene Staaten:
Vorlage:Flagicon Belgien Vorlage:Flagicon Dänemark
Vorlage:Flagicon Deutschland Vorlage:Flagicon Estland
Vorlage:Flagicon Frankreich Vorlage:Flagicon Irland
Vorlage:Flagicon Lettland Vorlage:Flagicon Liechtenstein
Vorlage:Flagicon Litauen Vorlage:Flagicon Luxemburg
Vorlage:Flagicon Niederlande Vorlage:Flagicon Norwegen
Vorlage:Flagicon Österreich Vorlage:Flagicon Polen
Vorlage:Flagicon Rumänien Vorlage:Flagicon Russland
Vorlage:Flagicon Schweden Vorlage:Flagicon Schweiz
Vorlage:Flagicon Slowakei Vorlage:Flagicon Slowenien
Vorlage:Flagicon Tschechien Vorlage:Flagicon Ukraine
Vorlage:Flagicon Ungarn Vorlage:Flagicon Vereinigtes Königreich
Vorlage:Flagicon Weißrussland
Todesopfer: min. 43 Menschen[2]
Schadenhöhe: min. 8 Mrd. Euro (Deutschland)

Kyrill (['kɪrɪl] [3], griechischer Vorname) ist der Name des Orkans, der am 18. und 19. Januar 2007 das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas beeinträchtigte und Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h erreichte. Er forderte mindestens 43 Todesopfer[2] und führte zu erheblichen Sachschäden sowie zur vorzeitigen Schließung von Kindergärten, Schulen, Universitäten und Betrieben. Ferner kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen im Energie- und Verkehrssektor. Über eine Million Menschen waren zeitweilig ohne Strom, es mussten Flüge gestrichen, Fährverbindungen eingestellt, Straßen gesperrt und der Bahnverkehr in einigen Teilen Mitteleuropas nahezu vollständig eingestellt werden, so dass zehntausende Reisende betroffen waren.

Der Wald auf dem 749 Meter hohen Lindenberg im Thüringer Wald bei Ilmenau nahm durch den vom Orkan verursachten Windbruch schweren Schaden.

Das Tiefdruckgebiet, aus dem sich der Orkan entwickelt hat, entstand am 15. Januar 2007 über Neufundland und zog danach Richtung Osten. Es erreichte Mitteleuropa am 18. Januar 2007. Bereits zwei Tage zuvor waren erste Unwettervorwarnungen herausgegeben worden, später wurden für viele Teile Mitteleuropas amtliche Unwetterwarnungen veröffentlicht. Der Deutsche Wetterdienst bezeichnete in der Nacht zum 19. Januar den Orkan als den stärksten seit Lothar im Dezember 1999.

Namensgebung

Das Institut für Meteorologie der Freien Universität (FU) Berlin vergibt die Namensbezeichnungen der Hoch- und Tiefdruckgebiete über Deutschland. Der Name des Sturmtiefs Kyrill ist auf eine Namenspatenschaft zurückzuführen, die eine Neuenhagener Familie ihrem Vater namens Kyrill zum 65. Geburtstag für ein Hochdruckgebiet schenken wollte. Da allerdings in ungeraden Jahren Hochdruckgebiete weibliche Namen bekommen, benannte man ein Tiefdruckgebiet.[4]ääää

Sturmverlauf

Das Zentrum des Sturms zog über Nordirland, Schottland und Schweden hinweg, doch auch die südlich gelegenen Regionen Mitteleuropas nördlich der Alpen waren betroffen. Der Sturm erreichte auf den britischen Inseln Windgeschwindigkeiten von mehr als 130 km/h (Spitze Lleyns) und führte zu weitreichenden Einschränkungen im morgendlichen Berufsverkehr. Unter anderem wurde die Zugverbindung zwischen Cardiff und London Paddington eingestellt, auf der East Coast Main Line wurde im reduzierten Fahrplan gefahren. Die Spitzengeschwindigkeit in Deutschland wurde am späten Abend des 18. Januar auf dem bayerischen Wendelstein mit 202 km/h gemessen.

Der Sturm zog schneller über die Deutsche Bucht hinweg als in den Unwetterwarnungen ursprünglich angenommen und der nachlassende Wind ließ das Wasser bereits wieder ablaufen, bevor der Gezeitenhub voll einsetzte. Deswegen fiel die erwartete Sturmflut geringer aus als vorausgesagt. In Emden erreichte der Wasserstand zwei Meter über dem mittleren Hochwasserstand und in Bremen waren es 1,63 Meter. Die Hochwasserwerte waren damit rund zwei Meter niedriger als befürchtet.[2]

Vorbereitungen auf den Sturm

Um Unglücke zu vermeiden, wurden in ganz Europa vielfältige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Um auf durch den Sturm verursachte Schäden und Unglücke rasch reagieren zu können, wurden zudem zahlreiche staatliche und infrastrukturelle Einrichtungen und Unternehmen personell verstärkt.

An den Flughäfen London-Heathrow und Frankfurt am Main fielen zahlreiche Flüge aus, da auf Grund der Sturmböen die Staffelungsabstände der Flugbewegung erhöht werden mussten und die Kapazitäten der Flughäfen überlastet wurden. [5][6]

Deutschland

 
Tausende saßen in den Bahnhöfen fest. Die stehenden Züge wurden zum Schlafen geöffnet

Am Mittag des 18. Januars wurde die 1000 Meter lange, 60 Meter hohe Talbrücke Reichenbach der A 71 im Thüringer Wald gesperrt, da hier bereits in der Vergangenheit immer wieder Lkw umgeweht wurden und von der Brücke zu stürzen drohten. [7] Diese Brücke ist nicht gegen Wind geschützt und stellt daher bei Sturm ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Nachmittags wurde die Kennedy-Brücke in Bonn sicherheitshalber für Fußgänger und Fahrradfahrer gesperrt. Gegen 18 Uhr folgte die Werratalbrücke Hedemünden (A7). In Düsseldorf wurden am frühen Abend die Fleher Brücke, die Rheinkniebrücke und die Oberkasseler Brücke gesperrt. Weiterhin wurde die A 45 zwischen Hagen-Süd und Siegen auf über 75 km gesperrt. Hintergrund ist, dass die Sauerlandlinie über viele hohe Talbrücken verfügt, die sehr windanfällig sind.

Die Deutsche Bahn entschied, ihre mit bis zu 300 km/h verkehrenden ICE-Züge mit einer niedrigeren Geschwindigkeit fahren zu lassen, wodurch es zu Verspätungen kam.[8] Um sowohl das Bahnpersonal als auch die Fahrgäste nicht zu gefährden, wurde gegen 21:00 Uhr (bis 6:00 Uhr am darauffolgenden Tag) im gesamten Bundesgebiet der Zugverkehr zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Bahn auf dem gesamten Streckennetz eingestellt. Der Regionalverkehr in Bayern wurde auch unterbrochen, ebenso wie in Teilen Nordrhein-Westfalens. In den restlichen Regionen wurde der S-Bahn- und Regionalverkehr größtenteils im Notbetrieb fortgesetzt, sofern dies nicht später durch Sturmschäden unmöglich wurde. Ab dem darauffolgenden Tag setzte die Bahn im Notbetrieb wieder einzelne Züge ein. Auf Grund der Reparaturarbeiten und weil die Umlaufpläne nicht mehr eingehalten werden konnten, war auch am 19. Januar nicht überall der reguläre Betrieb möglich, und im gesamten Bundesgebiet waren erhebliche Verspätungen keine Seltenheit.

In vielen Schulen fiel präventiv der Unterricht ganz oder zumindest teilweise aus. Darüber hinaus wurde es den Eltern in Berlin freigestellt, ihre Kinder aufgrund der Unwetterwarnungen zuhause zu behalten.[9] In Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen sahen sich die Kultusministerien gezwungen, landesweit an Schulen den Nachmittagsunterricht abzusagen, um den Schülern eine sichere Heimfahrt vor dem Eintreffen des Sturms zu ermöglichen. Den Schulleitern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen und Thüringen wurde es freigestellt, den Nachmittagsunterricht an ihren Schulen abzusagen. So fiel auch in diesen Bundesländern an den meisten Schulen der Nachmittagsunterricht aus, um das Risiko für die Schüler zu minimieren und sogar Kindergärten wurden früher geschlossen. Weiterhin wurde an mehreren Universitäten und Fachhochschulen im gesamten Bundesgebiet der Lehrbetrieb eingestellt.

An der deutschen Nordseeküste wurde eine Sturmflutwarnung ausgegeben. Eine befürchtete und durch vorbeugende Maßnahmen flankierte Sturmflut mit nie dagewesener Belastung und Gefährdung der ostfriesischen Deiche an Nordsee und Ems blieb in dieser Qualität aber aus.

Zwei Mehrzweckschiffe des Bundes hatten vorsorglich Positionen auf hoher See eingenommen, um für Notschleppeinsätze zur Verfügung zu stehen.

Österreich

In Österreich ging man davon aus, dass vor allem Vorarlberg und die Alpennordseite von den bis zu 140 km/h schnellen Winden betroffen sein würden. Vorarlberg und Tirol gaben für Donnerstag und Freitag Sturmwarnungen heraus. In Vorarlberg, Niederösterreich und Wien wurden Krisenstäbe eingerichtet, um Einsatzkräfte im Ernstfall effizient koordinieren zu können. In Wien standen 500 Feuerwehrleute für den Sturmeinsatz bereit; eine Verstärkung um weitere 500 war für den Fall schwerer Folgen geplant. Im gesamten Bundesgebiet wurde das Fernbleiben der Schüler von der Schule wegen des Unwetters entschuldigt. Der Stromversorger Energie AG Oberösterreich stellte 400 bis 500 Mitarbeiter zum Bereitschaftsdienst bei Stromausfällen bereit.[10] Auch die ÖBB verhängte schon im Vorhinein Geschwindigkeitsbegrenzungen von 100 km/h. Für einige Strecken, wie der Mariazellerbahn, wurde angekündigt, ab dem Morgen des 19. Januar den Bahnverkehr einzustellen. Am Abend des 18. Januar kündigte die Unterrichtsministerin Schmied an, dass der Unterricht überall abgehalten werden solle, die Teilnahme jedoch freigestellt sei.

Schweiz

Wie Österreich, hatten die Schweizer Kantonspolizisten vor allem grosse Schäden im Osten befürchtet. So hatte die Kantonspolizei St. Gallen am Donnerstag Abend Verhaltensempfehlungen publiziert.

Auswirkungen

Belgien

In Belgien kamen zwei Menschen durch den Orkan um.[11]

Deutschland

 
Abgebrochene Äste und Bäume führten zu Verkehrsunfällen und verletzten Fußgänger

In Deutschland sind infolge des Orkans 13 Menschen zu Tode gekommen.[12].

  • Bei Kirrlach in Baden-Württemberg fuhr ein Autofahrer beim Versuch, einem umgestürzten Baumstamm auszuweichen, in ein entgegenkommendes Fahrzeug und kam beim Aufprall ums Leben.[2]
  • Im Münchner Stadtteil Milbertshofen wurde ein 18 Monate altes Kind von einer aus der Verankerung gerissenen Terrassentür getroffen und starb infolge der schweren Verletzungen in einem Krankenhaus.[2]
  • In Gersthofen (Landkreis Augsburg) wurde ein 73-jähriger Mann von einem Scheunentor erschlagen [13].
  • In Tönisvorst, Kreis Viersen (bei Krefeld) verunglückte ein Feuerwehrmann bei Bergungsarbeiten durch herabstürzende Bäume tödlich [14].
  • In Hildesheim wurde ein 36-jähriger Autofahrer durch einen umstürzenden Baum tödlich verletzt.[2]
  • In Essen verstarb ein Motorradfahrer, der unter einen herabstürzenden Baum gerutscht war.[2]
  • Bei Lippstadt kam eine 23-jährige Frau ums Leben, als ein Baum auf ihren Wagen prallte.
  • Auf dem Gelände einer Gaststätte in Groß Rodensleben in Sachsen-Anhalt wurde ein Mann von einem herabstürzenden Giebel verschüttet und konnte nur noch tot geborgen werden.[2]
  • In Strausberg in Brandenburg kam ein 25-jähriger Autofahrer ums Leben, als ein Baum auf die Fahrbahn stürzte.[2]
  • Bei Finnentrop kam ein 21-jähriger Autofahrer ums Leben. Als er um 07:40 Uhr zur Arbeit fuhr, übersah er einen in die Fahrbahn neigenden Baum.
  • Auf der Bahnstrecke Elmshorn - Westerland verunglückte ein InterCity der Deutschen Bahn, als er gegen einen vom Sturm umgestürzten Baum fuhr. Es entstand nur Sachschaden.[15]
  • Am Samstagabend erlag ein Mann, der bei Aufräumarbeiten von einem umstürzenden Baum getroffen wurde, seinen Verletzungen.
  • Nachdem am Nachmittag die Deutsche Bahn den Fernverkehr einschränkte, wurde am Abend erstmals in der Geschichte der Bahn aufgrund eines Unwetters der komplette Schienenverkehr eingestellt. Die Züge setzten ihre Fahrt nur bis in den nächsten geeigneten Bahnhof fort, wo für die Reisenden Notunterkünfte, Decken und Tee bereitgestellt wurden. [16] Der S-Bahn-Verkehr wurde so lange wie möglich aufrecht erhalten.
  • In Teilen des Bundesgebietes fiel der Strom aus, weil Hochspannungsleitungen der Kraft des Orkans nicht standhielten oder umstürzende Bäume Leitungen beschädigten, etwa in Nordrhein-Westfalen, dem Westerwaldkreis, in großen Teilen Thüringens und Hessens. In Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren zeitweise über 150.000 Haushalte ohne Strom. Auch in Bayern kam es zu Stromausfällen, die in Extremfällen auch 12 Stunden dauern konnten. Einige Orte im Thüringer Wald und im Landkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) waren sogar bis zu 36 Stunden lang vom Stromnetz abgeschnitten. Im Oberbergischen Kreis wurden auch am Sonntag, den 21.01.2007 noch einige Hofschaften vom THW mit Strom versorgt, da das öffentliche Netz noch nicht wieder hergestellt war.
 
Heruntergestürzter Stahlträger am Berliner Hauptbahnhof
  • Am neuen Berliner Hauptbahnhof riss ein fast zwei Tonnen schwerer Stahlträger ab und stürzte in die Tiefe. Der Bahnhof wurde vorsorglich evakuiert, der Bahnverkehr erst im Laufe des 19. Januar wieder aufgenommen.
  • Im Kölner Römisch-Germanischen Museum kam es zu Beschädigungen, als herum fliegende Holzabdeckungen drei große Fenster durchbrachen und auf das römische „Dionysos-Mosaik“ fielen.[17]
  • In der Wittenberger Schlosskirche wurden mehrere der historischen Wappenfenster von herumfliegenden Gegenständen zerstört. Einige der Sandsteinzinnen des Schlossturmes fielen herunter und durchschlugen das Dach der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Kirche.
 
Die Ruhr bei Witten, Hochwasser am Tag nach Kyrill

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens eine Milliarde Euro.[19]


Katastrophale Folgen hatte der Orkan für die Forstbestände. In Deutschland fielen 20 Millionen Kubikmeter Holz dem Sturm zum Opfer [20].

  • Im Thüringer Wald rechnet man mit etwa 500.000 Festmetern, also etwa 215.000 Tonnen Sturmholz[21]. Gründe für den dortigen Schaden waren zum einen der durch die starken Niederschläge der letzten Wochen aufgeweichte Waldboden, zum anderen die Tatsache, dass viele der Baumbestände bereits durch jahrzehntelange Luftverschmutzung geschädigt waren und zum dritten dass es sich bei den betroffenen Beständen um Fichtenbestände handelte.
  • Die größten Schäden entstanden in den Wäldern von Nordrhein-Westfalen (vor allem im Sieger- und Sauerland), wo mit 12 Millionen Kubikmetern oder 25 Millionen Bäumen etwa die Hälfte des deutschen, bzw. ein Drittel des europäischen (30 Mio Kubikmeter) Verlustes auftraten.

Frankreich

In Nordfrankreich starben zwei Autofahrer bei Unfällen, die durch den Orkan verursacht wurden. Der Verkehr des Eurostar von Paris durch den Kanaltunnel nach London musste eingestellt werden. [22]

Vereinigtes Königreich und Irland

 
Anzeigetafel auf dem Bahnhof King's Cross am 18. Januar 2007

In Großbritannien kamen durch den Orkan 14 Menschen ums Leben.[23] In der Grafschaft Shropshire starb ein Mann, als ein abgebrochener Ast die Windschutzscheibe seines Wagens durchschlug. In North Yorkshire verlor eine LKW-Fahrerin ihr Leben, als ihr Fahrzeug von der Fahrbahn abkam, sich überschlug und in einem Kanal landete. Ein weiterer LKW-Fahrer verlor in Chester sein Leben, als sein Fahrzeug von der Fahrbahn abkam und sich überschlug. In Stockport (Greater Manchester) wurde ein Mann von einer umstürzenden Mauer erschlagen.[24] Eine Beifahrerin kam in Berkshire ums Leben, als ein Baum auf ihr Fahrzeug stürzte. [25] In Manchester starb ein Mann, der durch den Orkan gegen einen Rollladen aus Metall geblasen wurde. Ein älterer Mann starb in Keadby, als sein Schornstein auf ihn fiel und ein weiterer wurde in Crewe von einem umstürzenden Baum erschlagen. Ein zweijähriger Junge starb, als ihn eine einstürzende Wand begrub.[26] Bei dem Zusammenprall eines Pkw mit einem Feuerwehrfahrzeug starb der Fahrer.[27]

Bei den Londonder Flughäfen] wurden 192 Flüge gestrichen, aber auch Manchester und einige andere Flughäfen waren betroffen. In weiten Teilen Großbritanniens fiel der Strom aus, weil umstürzende Bäume und herumfliegende Trümmer die Leitungen beschädigten. Betroffen waren hier vor allem die Grafschaften Surrey, Yorkshire, Lincolnshire und Lancashire, sowie und große Teile von Wales. Auch von Schließungen betroffen waren der Eisenbahnverkehr und verschiedene Abschnitte der Autobahnen M1 und M25 (hier war die Themse-Brücke Dartford Crossing gesperrt).[24]

 
Lage des in Seenot geratenen Containerschiffes MSC Napoli zum Zeitpunkt der Mayday-Meldung

Im Ärmelkanal geriet das Containerschiff MSC Napoli in Seenot und wurde von der Besatzung aufgegeben.

Der Fährverkehr zwischen Dover und Calais wurde zeitweise eingestellt, und auch auf den anderen Fährverbindungen im Ärmelkanal kam es zu Behinderungen. [28] Ebenso kam der Fährverkehr zwischen dem englischen Fishguard und dem irischen Rosslare Harbour zum Erliegen. In Dublin musste der Hafen vollständig geschlossen werden. In der Irischen See sind zwei Fischerboote gesunken. Dabei kamen sieben Fischer um. Ein drittes Boot sank ebenfalls, als es sich um die Rettung der Seeleute bemühte; dessen Besatzung konnte allerdings gerettet werden.[29]

In Nordirland erreichte der Sturm eine Geschwindigkeit von bis zu 152 Kilometern pro Stunde. Auch hier verursachte der Sturm Stromausfälle und umstürzende Bäume.[30]

Die britische Versicherungswirtschaft geht von einem Schaden von um die eine Milliarde Pfund aus [31]

Luxemburg

In Luxemburg sind über 250 Bäume auf die Straße gefallen und über 40 Keller überschwemmt worden. Außerdem sind die Pegelstände von Mosel und Sauer gestiegen. [32]

Niederlande

 
Sturmschaden in Delft (Niederlande)

In den Niederlanden forderte der Sturm sieben Todesopfer[33]. Das nationale Krisenzentrum hatte am Donnerstag eine landesweite Unwetterwarnung herausgegeben und die Bevölkerung aufgefordert, nach Möglichkeit nicht ins Freie zu gehen. Auf dem Universitätsgelände der Universität von Utrecht stürzte ein Kran auf ein Gebäude. In Den Haag gingen aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten Schaufensterscheiben zu Bruch.[34] In Amsterdam musste der Hauptbahnhof wegen Schäden am Dach gesperrt werden[15]. Am Abend brach der Eisenbahnverkehr komplett zusammen [35]. Auch zahlreiche Autobahnen mussten wegen überschwemmter Fahrspuren und aufgrund umgestürzter LKW gesperrt werden. Der Fährverkehr zu den Inseln Terschelling und Vlieland wurde komplett eingestellt und konnte erst in der Nacht zu Freitag wieder aufgenommen werden[36].

Österreich

 
Verdrehte Ampel in Oberösterreich am Morgen nach Kyrill.
 
Zerstörte Maschinenhalle in Oberösterreich nach Kyrill.

Für nahezu das gesamte Bundesgebiet wurde Unwetteralarm ausgegeben. Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg sowie Oberösterreich, Niederösterreich und Wien wurden großteils mit der höchsten Warnstufe vorgewarnt. Von den Landeswarnzentralen wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Gegen 22 Uhr erreichten die ersten Sturmböen die nördlichen Gebiete Österreichs, die vor allem im Mühl- und Waldviertel größere Schäden anrichteten. Seine größte Stärke erreichte der Orkan in der Folge zwischen 0 und 4 Uhr.

Immer wieder fiel in großen Teilen Ober- und Niederösterreichs, sowie in Salzburg und der Steiermark der Strom aus. Vor allem in stärker bewaldeten Regionen gab es teilweise bis in die Vormittagsstunden des Freitags keine Stromversorgung. In Österreich hat der Orkan keine Todesopfer gefordert. In Braunau am Inn (Oberösterreich) gab es zwei Verletzte. Nordtirol und Vorarlberg ist wie die Schweiz nur von einem Ausläufer von Kyrill getroffen worden. Es gab lediglich ein Todesopfer welches in der Folge des Sturms umkam. In der Nacht zum 19. Januar wurden im Flachland Windspitzen um die 140 km/h gemessen, in den Bergen sogar bis zu 216 km/h – gemessen am Salzburger Gaisberg. Auf dem Feuerkogel bei Ebensee wurden 207 km/h Windgeschwindigkeit gemessen, als die Meßanlage durch den Sturm beschädigt wurde und ausfiel.[37]

Die durch die Versicherwirtschaft geschätzten Schäden dürften sich auf 100 Millionen Euro belaufen und etwa gleich hoch wie jener der Sturmschäden 1990. [38]

Polen

Ein Kranarbeiter in Kattowitz starb, als ein 25 Meter hoher Kran zerbrach. Ein weiterer wurde schwer verletzt. [39] Die Stromversorgung ist in mehreren polnischen Städten unterbrochen worden. Betroffen waren unter anderem Breslau, Legnica und Wałbrzych in Niederschlesien. Insgesamt kamen in Polen infolge des Orkans sechs Menschen ums Leben. [40]

Schweiz

Auch in der Schweiz gab es schweren Sturm; so wurde am 18. Januar 2007 wurde um 17:03 Uhr Gefahrenstufe 2 (2 von 3) ausgerufen.[41] In Zürich wurden Böenspitzen von 132 km/h erreicht - in Luzern 112 km/h. Auf dem Jungfraujoch wurden 150 km/h gemessen; 144 km/h waren es auf dem Säntis.[42][43] Am Aletschgletscher wurde an der Konkordiahütte in 2850 m Höhe laut Meteomedia 225 km/h - Kyrills europaweite Spitzenböe - erreicht. Der Höhepunkt von "Kyrill" war in der Schweiz vermutlich gegen Mitternacht.[44]

Die Fluggesellschaft Swiss annullierte 105 Flüge. Etwa 6000 Fluggäste waren betroffen.[45] Die Schweiz war den Medien zufolge nur am Rande durch Kyrills Ausläufer betroffen.[46] Trotzdem wurde im Appenzellerland der 20 Tonnen schwere Steuerwagen eines Personenzugs von eine Böe erfasst und von den Schienen gehoben. Der Lokführer erlitt einen Schock und leichte Verletzungen, Passagiere befanden sich keine an Bord. Verschiedene Bahnstrecken waren unterbrochen, so dass Busse eingesetzt werden mussten.

Todesopfer gab es in der Schweiz keine; laut den Medien wurden lediglich in Zürich zwei Personen leicht verletzt. Bei der Stadtpolizei gingen rund drei Dutzend Schadensmeldungen ein. Es gab zudem etliche durch umgestürzte Bäume blockierte Strassen und beschädigte Autos. In der Stadt Luzern gab es einen Stromausfall.[47]

Tschechien

 
Wald nach Orkan Kyrill in Tschechien

In Tschechien töteten umstürzende Bäume drei Menschen. In Prag fielen etwa fünfzehn Flüge aus. Der starke Regen, den Kyrill mit sich blies, ließ die Pegel der Flüsse ansteigen.[48] Auf der Schneekoppe (Sněžka) erreichte Kyrill eine Geschwindigkeit von 216 Kilometer pro Stunde. Auf verschiedenen Eisenbahnstrecken kam es zu Betriebsstörungen durch umgestürzte Bäume und beschädigte Oberleitungen, unter anderem auf den Strecken Pilsen - Eger, Tábor - Benešov und zwischen České Budějovice und Pilsen bei Nepomuk.[49] In der Forstwirtschaft verursachte der Orkan hauptsächlich im Karlovarský kraj, im Plzeňský kraj, im Jihočeský kraj und im Kraj Vysočina etwa 5 Millionen Festmeter Bruchholz, das sind etwa 70 Prozent der jährlich geschlagenen Holzmenge. Da aufgrund des milden Winters sowieso mit einer Borkenkäferplage gerechnet wurde, hat der Landwirtschaftminister eine beschleunigte Beseitigung angeordnet.[50] Der Strom fiel für etwa eine Million Menschen aus. [51]

Ukraine

In der Ukraine legte der Orkan die Öl-Pipeline Druschba, die Erdöl nach Westeuropa transportiert, lahm.[52]

Quellenangaben

  1. DWD, Wettermeldungen 21 Uhr, Arkona
  2. a b c d e f g h i Die Welt: Sturmtief "Kyrill" forderte Dutzende Todesopfer, 19. Januar 2007 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Welt-1182481“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Website der Aktion „Wetterpate“ an der FU Berlin, die die Namen vergibt [1][2]
  4. Der Tagesspiegel, 19. Januar 2007
  5. CNN "26 flee sinking ship as storm batters UK", 18. Januar 2007
  6. Der Spiegel: „Das Neueste von 'Kyrill' auf einen Blick“, 18. Januar 2007
  7. Freies Wort: "Stromausfälle, umgerissene Laster, Zugverkehr eingestellt", 18. Januar 2007
  8. Die Welt: „Der Sturm hat Deutschland fest im Griff“
  9. „Schulbesuch bei extremer Wetterlage: Eltern entscheiden“, 18. Januar 2007
  10. ORF Bericht Absagen und Verspätungen, 18. Januar 2007“
  11. Twee doden door de zware storm. VRT Nieuws, 18. Januar 2007, abgerufen am 18. Januar 2007.
  12. taz: Orkan "Kyrill" hält Helfer weiter auf Trab 18. Januar 2007
  13. WEB.DE-Nachrichten: „Orkan "Kyrill" hat bereits sieben Opfer gefordert“, 18. Januar 2007
  14. Westdeutscher Rundfunk "Orkan: Zwei Todesopfer in NRW", 18. Januar 2007
  15. a b n-tv: "'Kyrill' wird stärker, 18. Januar 2007
  16. Die Welt: "Bahn-Verkehr komplett zusammengebrochen", 18. Januar 2007
  17. WDR.de: Bangen um Dionysos
  18. Pressemeldung des bayr. Kultusministeriums zum Unterrichtsausfall
  19. tagesschau.de: „"Kyrill" kostete mindestens eine Milliarde Euro“
  20. WDR2: Ganze Wälder rasiert, 22.01.2007
  21. Freies Wort: „Katastrophe für den Forst“, 20. Januar 2007
  22. Le Figaro: „Le calme revient après la tempête Kyrill“, 19. Januar 2007 (französisch)
  23. Tagesschau, 19.01.2007, Uhr 20.00
  24. a b BBC News: "BBC News: Nine dead as UK struck by storms", 18. Januar 2007 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „BBC-6272193“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  25. BBC News: „England battered by wind and rain“, 18. Januar 2007
  26. BBC News: „Ten killed as gales sweep Britain“, 18. Januar 2007
  27. Yahoo [3]
  28. BBC News: „England battered by wind and rain“, 18. Januar 2007
  29. Irish Independent (eircom.net): "Transport chaos as country battered by 140kmh gales", 19. Januar 2007
  30. BBC News: "Severe gales lead to power cuts", 18. Januar 2007
  31. Sky News: "Massive Bill For Storms", 20. Januar 2007
  32. rtl.lu: [4]
  33. De Volkskrant, 20. Januar 2007
  34. ORF: "'Schwere Schäden durch Orkan Kyrill, 18. Januar 2007
  35. Tagesschau, 19. Januar. 2007, Uhr 20.00
  36. Leeuwarder Courant, 18. Januar 2007
  37. http://www.orf.at/070119-8285/index.html
  38. http://oesterreich.orf.at/stories/166441/
  39. Wichury w Polsce - pierwsza ofiara. onet.pl, 18. Januar 2007, abgerufen am 18. Januar 2007.
  40. Krajobraz po wichurze - 6 ofiar śmiertelnych. onet.pl, 19. Januar 2007, abgerufen am 19. Januar 2007.
  41. MeteoSchweiz [5]
  42. NZZEntspannung nach dem Orkan Kyrill, 19. Januar 2007
  43. MeteoSchweiz Karte Böenspitzen
  44. Tagesanzeiger Sturm fegte Zug von der Schiene, 19. Januar 2007
  45. SpiegelOnline: Das Neueste von "Kyrill" auf einen Blick, 18. Januar 2007
  46. NZZ: Kyrill fegt über die Schweiz, 18. Januar 2007
  47. Tagesanzeiger Sturm fegte Zug von der Schiene, 19. Januar 2007
  48. Idnes Online: "Tři oběti vichřice v Česku.", 18. Januar 2007 (tschechisch)
  49. Mladá fronta Dnes: "Vítr lámal stromy i rekordy. Na Sněžce měl 216 km/h", 19. Januar 2006
  50. Mladá fronta dnes: Gandalovič navrhne vládě lesní nouzi pro čtyři kraje, 22. Januar 2007 (tschechisch)
  51. Hospodářské Noviny: "Dodávky elektřiny budou plně obnoveny do neděle", 19. Januar 2006
  52. web.de:"Kyrill" unterbricht russische Öllieferungen nach Osteuropa, 19. Januar 2007

http://www.thw.bund.de/cln_035/nn_244766/DE/content/meldungen/thw__im__inland/pressemitteilungen/2007/01/meldung__002.html__nnn=true