Die Staustufe Offenbach bei Mainkilometer 38,51 ist eine Staustufe mit Schleuse. Sie liegt auf der Stadtgrenze zwischen Offenbach-Kaiserlei und Frankfurt-Ostend in Höhe des Frankfurter Osthafens.


Technik
Die Staustufe Offenbach ist ein Walzenwehr mit zwei Stauwalzen und einer Stauklappe. Die Wehrbreite beträgt dreimal 44,50 Meter, die Fallhöhe 3,18 Meter bei Normalstau. Die Staustufe besitzt drei Schleusenkammern:
- eine Kammer mit 230,07 Metern nutzbarer Länge und 13,05 Metern nutzbarer Breite,
- eine Kammer mit 344,03 Metern nutzbarer Länge und 12,09 Metern nutzbarer Breite,
- eine Bootsschleuse mit 20,35 Metern nutzbarer Länge und 3,50 Metern nutzbarer Breite.
Der Main ist in die europäische Wasserstraßenklasse Vb eingestuft und für Schiffe bzw. Schubverbände mit einer Länge von 185 Metern und einer Breite von 11,45 Metern befahrbar. Die Fahrrinne ist ganzjährig mindestens 2,90 Meter tief.
Die Wasserkraft des Mains wird durch eine Kaplan-Turbine zur Stromerzeugung in einem Laufwasserkraftwerk genutzt. Es ist auf eine Leistung von 4.100 Kilowatt bei einem Durchfluß von 180 m3/s ausgelegt, die zur Deckung der Grundlast dienen. Die Anlagen im Generatorenhaus können jährlich ungefähr 22,7 Millionen Kilowattstunden ins Netz einspeisen.
Fußgänger können die Staustufe auf einem drei Meter breiten Stahlsteg überqueren, der auf den Wehrpfeilern aufliegend den Main überspannt.
Die Staustufe ist mit einer Fischtreppe ausgestattet.
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Fischtreppe
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Oberseite der Schleuse
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Schleusenunterseite
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aktuelle Baumaßnahme
Geschichte
Der Unterlauf des Mains zwischen der Mündung und Frankfurt wurde 1882 bis 1885 kanalisiert, um den flachen Main für die immer größer werdenden Rheinschiffe befahrbar zu machen. In Mainz-Kostheim, Flörsheim, Okriftel, Höchst und Niederrad entstanden fünf Nadelwehre mit einfachen Schleusenkammern, um die mittlere Fahrwassertiefe auf 2,20 Meter anzuheben. Gleichzeitig wurde der Frankfurter Westhafen mit einem für die Rheinschiffe geeigneten Hafenbecken angelegt. Ab 1927 wurden die Nadelwehre durch drei leistungsfähigere Walzenwehre in Kostheim, Eddersheim und Griesheim mit größeren Schleusenanlagen ersetzt, um das gestiegene Verkehrsaufkommen auf dem Main zu bewältigen.
Um die Kanalisierung des Mains bis Offenbach voranzutreiben, wurde die Staustufe Offenbach in den Jahren 1898 bis 1900 als Nadelwehr erbaut. Sie hatte ein Schleusenbecken und eine Floßrutsche. Pläne der Reichswasserstraßenverwaltung aus dem Jahr 1930, das Nadelwehr ebenfalls durch ein Walzenwehr und neuen Schleusenkammern zu ersetzen, wurden 1938 aus finanziellen Erwägungen zurückgestellt. Erst in den Jahren 1949 bis 1953 wurde die Offenbacher Staustufe umgebaut, die Einweihung fand im Juni 1953 statt. Im Jahr 1957 wurde die Anlage noch einmal um eine „Selbstfahrerschleuse“ und eine Bootsschleuse erweitert. Die Bootsschleuse konnte allerdings erst 1967 nach Senkung ihrer Einfahrtsschwelle unter den Spiegel des Oberwassers in Betrieb gehen.
Im Rahmen weiterer Ausbaumaßnahmen der Wasserstraße Main, die auch den Abriß der Staustufe Mainkur und den Neubau der Staustufe zwischen Hanau-Kesselstadt und Mühlheim am Main einschloß, wurde die Offenbacher Staustufe noch einmal leistungsfähiger gemacht. Der Stau wurde um 0,95 Meter auf 3,18 Meter Fallhöhe erhöht, um die nun in Mainkur wegfallenden 2,35 Meter Stau aufzufangen.
Literatur
- Wolfram Gorr: Frankfurter Brücken. Schleusen, Fähren, Tunnels und Brücken des Mains. Frankfurt am Main 1982: Frankfurter Societät. ISBN 3-7973-0393-9