Peter Bruckmann

Fabrikant
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Peter Bruckmann (* 13. Januar 1865 in Heilbronn, † 2. März 1937) war ein deutscher Gold- und Silberwarenfabrikant und zweimal Vorsitzender des Deutschen Werkbundes.

Leben und Werk

Unternehmer

Peter Bruckmann besuchte die Kunstgewerbeschule und die Technische Hochschule in München, danach übernahm er 1887 zusammen mit seinem Bruder Ernst Bruckmann den väterlichen Betrieb, die Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne in Heilbronn, die von seinem Großvater Georg Peter Bruckmann (1778-1850) im Jahr 1805 gegründet wurde und überwiegend Bestecke fertigte. Peter Bruckmann war dabei vornehmlich für den künstlerischen Bereich verantwortlich.

Seine künstlerische Ausbildung erlaubte es ihm, seinen gewerblichen Produkten einen künstlerischen Stempel aufzudrücken. So gestaltetete er den Silberbrunnen für die Weltausstellung in Paris. Aber auch in der seriellen Produktion war sein Bemühen um die Qualitätserhaltung bemerkenswert.

Doch 1923 zog er sich aus der Firma zurück und überließ die Geschäftsleitung seinem Sohn Dietrich.

Deutscher Werkbund

1907 lernte er Hermann Muthesius kennen und wurde im gleichen Jahr einer der Mitbegründer des Deutschen Werkbundes. Von 1909 bis 1919 und von 1926 bis 1932 war er dessen Vorsitzender. Hier arbeitete er mit vielen Kunstschaffenden zusammen, so mit Mies van der Rohe oder Walther Curt Berendt. Bruckmanns Bestreben war es in und mit diesem Kreis, die starken technischen und gesellschaftlichen Veränderungen nach der Jahrhundertwende aufzunehmen und in neuen Formen zum Ausdruck zu bringen.

1932 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Deutschen Werkbundes ernannt.

Kanalverein

Darüber hinaus war er auch im Südwestdeutschen Kanalverein tätig, der sich mit dem Ausbau des Neckars beschäftigte, so dass der untere Neckar auch für Großschiffe schiffbar wurde. Bruckmann war an neuer Architektur interessiert und hatte die Vision, die neue entstehenden Neckarufer mit innovativer Architektur zu bebauen. Hier ist besonders sein beharrliches Verhadlungsgeschick gegenüber vielen Widersacher zu betonen.

Werkbundausstellung "Die Wohnung" (1927)

Durch die Mitarbeit im Kanalverein und im Werkbund hatte er verschiedene Kontakte, u.a. zu Stuttgarts Oberbürgermeister Karl Lautenschlager (1868-1952) und zum Baubürgermeister Daniel Sigloch, andererseits im Werkbund zu Mies van der Rohe, Willi Baumeister und Gustaf Stotz. Nach dem "Stuttgarter Kultursommer" 1924 entstand im Werkbund die Idee, eine Ausstellung zum neuen Bauen zu veranstalten. Bruckmann wurde zu einem entscheidenden Motor für die Werkbundausstellung "Die Wohnung" von 1927, deren bleibendes Ergebnis die Stuttgarter Weißenhofsiedlung ist. Hier haben die bekanntesten Architekten ihrer Zeit nebeneinander gebaut und eine neue Richtung der Architektur begründet.

Kulturförderer

In Heilbronn war Bruckmann auch als Kulturförderer bekannt. So brachte er den Bau des Stadttheaters voran, das 1913 eingeweiht werden konnte. Sehr symptomatisch für sein Lebenswerk war auch diese Einweihung: Er war nicht nur an der technischen Seite interessiert, sondern auch an der künstlerischen. So verfasste er für die Einweihung des Gebäudes am 30. September 1913 ein Weihespiel. Diesen Zug seiner Persönlichkeit (der auch seine Tätigkeit für den Kanalverein umfasste) hat man an seinem 60. Geburtstag mit dem hübschen Bonmot "des ganzen Landes großer Bewässerer" honoriert.

Politiker

Gewerbeschulrat

Zu Bruckmanns Zeit war es üblich, dass Lehrlinge nach der Arbeit am Abend zur Gewerbeschule gehen mussten. Als Gewerbeschulrat lag ihm die gute schulische Betreuung der Lehrlinge am Herzen. Deshalb führte er in Heilbronn den Tagespflichtunterricht und den Werkstattunterricht für Berufsschüler ein. Damit fiel der stark belastende Abendunterricht für die Lehrlinge weg.

Wichtig war ihm auch die unbürokratische Beziehung zwischen Industrie und Schulen, um eine belebende Atmosphäre für kreativ-schaffenden Menschen bereit zu stellen. Er wollte "den Menschen aus dem Lehrling heraus(zu)schälen und auf ihn erzieherisch einwirken".

Heutige Würdigung Bruckmanns

1.In seiner Heimatstadt Heilbronn sind verschiedene Bauwerke und Orte nach Peter Bruckmann benannt, unter anderem eine

  • Brücke: am Hafen über den Neckar liegt die Peter-Bruckmann-Brücke.
  • Straße: die Bruckmannstraße ist seit 1899 dem Andenken der gesamten Familie Bruckmann gewidmet und befindet sich am ehemaligen Werksgelände der Silberwarenfabrik.
  • Schule: Eine Berufsschule in der Innenstadt von Heilbronn trägt seit September 2005 ebenfalls seinen Namen (Peter-Bruckmann-Schule).
  • Büste: Im Foyer der IHK Heilbronn befindet sich eine Büste Bruckmanns.

2.In der Landeshauptstadt Stuttgart ist im Gebiet der Weißenhofsiedlung der Bruckmannweg nach Peter Bruckmann als Förderer der Werkbundausstellung benannt.

3.In den österreichischen Alpen zwischen Arlberg und Ischgl zwischen der Konstanzer Hütte und der Heilbronner Hütte befindet sich eine winzige Holzbrücke, die zweite Peter-Bruckmann-Brücke.