Hotel Post (Bad Ischl)
Das ehemalige Hotel zur Post (ursprünglich Gasthof zur Post oder Posthof) in Bad Ischl, Oberösterreich, war das älteste Hotel des Salzkammergutes.
Geschichte
Bauphasen
Das Hotel wurde 1827/1828 von Franz und Magdalena Koch errichtet, woran noch heute das datierte Marmorportal erinnert. Es war gleichzeitig Poststation und von 1834-1895 kaiserlich-königliches Postamt mit Stallungen für bis zu 120 Pferden (Nordtrakt), die im Postdienst nach Ebensee, Aussee und Salzburg eingesetzt waren. Als Weidegebiet für die Tiere gehörte ab 1862 die sogenannte Postalm (früher Till- oder Holzalm) oberhalb von Strobl zum Haus. Das Hotelgebäude wurde im 19. Jahrhundert mehrmals erweitert, so auch 1840/1841 unter Einbeziehung des ehemaligen Pfründnerhauses (1787) bzw. des Wirerspitals. 1864 wurde der Speisesaaltrakt angebaut, 1895 erhielt das Gebäude eine repräsentative - heute unter Denkmalschutz stehende - Fassade. Im ehemaligen großen Speisesaal erhielten sich die originalen Wandverkleidungen in stucco lustro sowie die Decke mit Kassettengliederung und Medaillons, deren einzelne Felder Arabesken, phantastische Tiergebilde und Früchte zeigen. Erst nach 1900 wurde ein Lift eingebaut. Der rückwärtige Hotelflügel in der heutigen Schulgasse (Dependance Posthof) wurde 1964 zwecks Schaffung eines Gartens abgetragen. Die Kaiser-Franz-Josef-Straße, in welcher das Haus liegt, hieß vor 1898 Landstraße und von 1898 bis 1951 amtlich Poststraße.
Gäste
Das Haus war vielbesucht, vor allem von Mitgliedern des europäischen Hochadels (z.B. auch von König Otto I. von Griechenland, Erzherzog Johann, Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, duchesse d'Angoulême, Fürst Lichnowsky) und beherbergte hochrangige Militärs (z.B. Feldmarschall Haugwitz, Feldmarschall Moltke, Admiral Edward Hamilton), Politiker (z.B. Eduard Graf Taafe, Theodor Herzl), Industrielle und Bankiers (z.B. Johann Anton Farina, Lionel Nathan Rothschild), Wissenschaftler (z.B. Theodor Billroth), Literaten (z.B. Nikolaus Lenau, Arthur Schnitzler, Felix Dahn), Komponisten (z.B. Carl Michael Ziehrer), Schauspieler und Regisseure (z.B. Alexander Girardi, Greta Garbo, Marlene Dietrich, Magda Schneider, Karlheinz Böhm, Romy Schneider, Rudolf Prack, Sonja Ziemann, Gustav Knuth, Josef Meinrad, Luchino Visconti, Helmut Berger u.v.a.) sowie Maler (Josef Kriehuber, Friedensreich Hundertwasser).
Am 31. Juli 1890 fand im Hotel das Dinér anlässlich der Hochzeit von Erzherzogin Marie Valerie mit Erzherzog Franz Salvator von Toskana statt.
Neue Verwendung
1988 erfolgte die Auflassung des Hotelbetriebes und der Umbau zu Privatwohnungen, Büros, Ordinationen und Geschäftslokalen. Mehrfach diente das Haus als Kulisse in Film- und Fernsehproduktionen (z.B. in der Fernsehserie Der Salzbaron).
Literatur
- Barbara Eder: Hotelbau des 19. Jahrhunderts in Ischl am Beispiel des "Hotel Post" und "Hotel Kaiserin Elisabeth". - Maschinschriftl. Diplomarbeit. Universität Salzburg 1997
- C.A. Hartleben: Panorama der Österreichischen Monarchie. Band 1. Pest 1840. Reprint 2001 (Archiv Verlag Wien)
- Franz Anton Alexander von Braune: Ischl und dessen Umgebung. Salzburg 1855
- K. Baedeker: Österreich-Ungarn. Handbuch für Reisende. Leipzig 1903 (26. Aufl.)
- Maria Zierler: Ischls Straßennamen erzählen. In: Ischler Heimatverein [Hg.]: Bad Ischl, ein Heimatbuch. Linz 1966.
- Franz Stüger: 150 Jahre Hotel Post - 150 Jahre Familie Koch. Salzkammergut Zeitung. 15. Sept. 1977 (Nr. 37)
- Ischler Wochenrundschau [Hg.]: Ischls Chronik. Nach der Abschrift der Originalchronik des landesfürstlichen Marktes Ischl. Angefangen von den ältesten Zeiten bis 1856. Gesammelt und verfaßt von Franz Karl von Erb. Ischl 1982
- Gerhard Semiller: Bad Ischl - Häuser und Schicksale. Linz 1998
- Ischler Heimatverein [Hg.]: Bad Ischl. Heimatbuch. Bad Ischl 2004
- Strobler Pfarrblatt: Postalmkapelle. Ausgabe Herbst 2005