Berlin-Schöneberg

Ortsteil von Berlin
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Karte
Lage des Ortsteil Schöneberg im Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Lage Schönebergs im Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin
Basisdaten
Bundesland: Berlin
Verwaltungsbezirk: Tempelhof-Schöneberg
Ortsteilnummer: 0701
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Einwohnerzahl: 116.286
(Quelle: StaLa Stand 31.12.2005)

Schöneberg ist ein Ortsteil im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Bis Ende 2000 gab es einen eigenständigen Bezirk Schöneberg, der neben dem namensgebenden Ortsteil noch den Ortsteil Friedenau umfasste. Der Bezirk Schöneberg wurde am 1. Januar 2001 im Rahmen einer Verwaltungsreform mit dem damaligen Bezirk Tempelhof fusioniert.

Geschichte

Gründung und Namensherkunft

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Schöneberg als „villa sconenberch“ erfolgte am 3. November 1264, nachdem der Ort wahrscheinlich kurz nach 1200 durch deutsche Siedler gegründet worden war. Der sprechende Name verwundert angesichts der heutigen flachen Stadtlandschaft, da während der Gründerzeit die ohnehin geringen Höhenunterschiede durch umfangreiche Erdbewegungen ausgeglichen wurden. Der etwa 15 Meter aus der Umgebung herausragende und namengebende Stadtberg (50 m über NN) befindet sich an der Monumentenstraße auf der Höhe des St. Matthäus-Kirchhofes und ist kaum mehr als ein kleiner Hügel. An der Langenscheidtbrücke wird man der Überwindung des Höhenunterschiedes noch gewahr. Ein zweiter Hügel, der knapp 10 Meter hohe Mühlenberg, verschwand weitgehend 1910 in der Baugrube des Rathauses Schöneberg. Der Dorfkern von Schöneberg entstand zwischen diesen beiden „Bergen“ an dem heute noch erhaltenen Dorfanger an der Hauptstraße.

Markgraf Otto III. schenkte dem Nonnenkloster zu Spandau fünf Hufen Land im Dorf Schöneberg. Im Siebenjährigen Krieg brannte der alte Ortskern bei Plünderungen fast vollständig ab. Seit dem 1. April 1898 war Schöneberg, früher zum Kreis Teltow gehörig, ein eigenständiger Stadtkreis. Seit 1912 trug dieser den Namen Berlin-Schöneberg. Seit dem 1. Oktober 1920 (Groß-Berlin-Gesetz) bildete Schöneberg einen der neuen Berliner Bezirke.

 
Wappen des Bezirks Schöneberg

Planung und Umsetzung

Erster Bürgermeister 1898 beziehungsweise ab 1902 Oberbürgermeister war Rudolph Wilde. Unter Wilde gab es erste Planungen für den Bau des Schöneberger Rathauses auf der trockenen Fläche des Mühlenberges neben einem sumpfigen Fenn, das einige Jahre zuvor trocken gelegt und zum „Stadtpark“ umgestaltet wurde. Zur Trockenlegung verwandten die Ingenieure den Aushub aus den Baugruben der Schöneberger Untergrundbahn, die als erste kommunale U-Bahn überhaupt mit 5 Stationen zwischen dem Nollendorfplatz und Innsbrucker Platz verlief und zeitgleich gebaut wurde. Damit war Schöneberg – nach Berlin – die zweite Stadt in Deutschland mit einer U-Bahn, noch vor Hamburg, München und Nürnberg. Die Verkehrsverbindung sollte die rasant wachsende Stadt und das gezielt für ein großbürgerliches Publikum konzipierte Bayerische Viertel vernetzen und die Attraktivität Schönebergs erhöhen. Die Bahn wurde im Todesjahr Wildes 1910 vollendet, dem Alexander Dominicus als Oberbürgermeister folgte. Unter Dominicus kam 1914 der Rathausbau zum Abschluss, nachdem bereits zwei Jahre zuvor der Stadtpark fertig gestellt war. Der Rathausvorplatz bekam den Namen Rudolph-Wilde-Platz.

Das bis Ende 2000 gültige Wappen der Schönebergs stammt vom langjährigen Stadtbaurat Paul Egeling (* 3. September 1856; † 8 August 1937). In seiner Amtszeit und nach seinen Entwürfen entstanden in Schöneberg fast alle Hochbauten dieser Zeit. Von den 26 größeren Bauten sind zahlreiche Schulen, Feuerwachen und Verwaltungsgebäude sowie das 1906 eröffnete Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) erwähnenswert. Dieses Wappen wurde im Rahmen der Verwaltungsreform im Jahr 2001 durch das kombinierte Wappen des nunmehr zusammengelegten neuen Bezirks Tempelhof-Schöneberg ersetzt.

 
Rathaus Schöneberg
 
Berliner Kammergericht: Sitz des Alliierten Kontrollrats

Die Nachkriegszeit

Im Schöneberger Rathaus hatten während der Teilung Berlins das Berliner Abgeordnetenhaus und der Senat von West-Berlin ihren Sitz. Im Rathaus-Turm befindet sich die Freiheitsglocke, welche von gesammelten Spenden der Zivilbevölkerung der USA für die Berliner gestiftet wurde. Das Rathaus, der Rudolph-Wilde-Platz und die darauf zulaufenden Straßen waren der Ort vieler Kundgebungen und des Staatsbesuches des US-Präsidenten John F. Kennedy. Dort hielt er am 26. Juni 1963 seine Rede mit dem berühmten Zitat „Ich bin ein Berliner“. Zu seinen Ehren wurde der Rudolph-Wilde-Platz im selben Jahr in John-F.-Kennedy-Platz umbenannt, der Stadtpark erhielt daraufhin den Namen Rudolph-Wilde-Park.

In Schöneberg hatte der Alliierte Kontrollrat für ganz Deutschland seinen Sitz im Gebäude des Kammergerichts im Heinrich-von-Kleist-Park. Vom 8. Mai 1945 bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 war dieser Kontrollrat die oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Später war dort die „Alliierte Luftsicherheitszentrale“ untergebracht. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands wird das Gebäude wieder für die höchsten Gerichte Berlins genutzt.

Bemerkenswertes

Datei:Ceciliengärten 1930er Jahre.jpg
Historischer Blick in die Ceciliengärten (1930er Jahre)

Beispielhaften Städtebau kann man noch heute in den Ceciliengärten anhand des in den 1920er Jahren entstandenen und inzwischen denkmalgeschützten Stadtquartiers begutachten. Der ebenfalls als Gartenbaudenkmal ausgewiesene zentrale Platz mit dem großen Fontänen-Springbrunnen, dem kleinen „Fuchsbrunnen“ und den zwei Frauenstandbildern Der Morgen und Der Abend des Künstlers Georg Kolbe vervollständigen die Anlage. Die im April und Mai jeden Jahres rosafarben blühenden japanischen Kirschbäume bilden ein ansehnliches Blütendach über der Straße und machen der stadtbekannten Britzer Baumblüte Konkurrenz.

In Gedenken an die so genannte Jüdische Schweiz findet man heute im Bayerischen Viertel 80 Gedenk- und mehrere Hinweistafeln mit Orientierungsplänen, die an Lampenmasten als flächendeckendes Denkmal unter dem Titelziel „Orte des Erinnerns im Bayerischen Viertel – Ausgrenzung und Entrechtung, Vertreibung, Deportation und Ermordung von Berliner Juden in den Jahren 1933 bis 1945“ im Viertel verteilt sind.

Bis 1959 befand sich an der Badenschen Straße in unmittelbarer Nähe zum Rathaus Schöneberg die Deutsche Hochschule für Politik, die jedoch mit ihrer Integration in das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin nach Dahlem zog. Seit 1971 hat die neu gegründete Fachhochschule für Wirtschaft Berlin dort ihren Hauptsitz.

 
Friedenaus zentraler Punkt: Der Friedrich-Wilhelm-Platz

Anrainer

Erwähnenswert ist auch der südwestlich von Schöneberg im Jahre 1871 als Landhauskolonie entstandene Ortsteil Friedenau, der seinen Namen dem Ende des deutsch-französischen Krieges verdankt. Ursprünglich war Friedenau von Johann Anton Wilhelm von Carstenn als Villenvorort englischen Stils konzipiert worden und gehörte bis 2001 verwaltungstechnisch zum damaligen Bezirk Schöneberg. Die Besonderheit dieses Ortsteils liegt in der teilweise hufeisenförmigen Aufteilung der Straßen, die dadurch eine verbindende Struktur zueinander haben. Zentraler Platz des Ortsteils ist der Friedrich-Wilhelm-Platz mit der im neugotischen Stil errichteten evangelischen Kirche Zum Guten Hirten. 1913 wurde der Grundstein gelegt für das im Jahr 1916 fertig gestellte Rathaus Friedenau.

Wirtschaft und Gastronomie

 
Milchhäuschen im Rudolph-Wilde-Park

Im Stadtteil dominieren kleine und mittlere Unternehmen in den Bereichen Handel, Dienstleistungen sowie der Gastronomie und Hotelerie. Im Norden um den Wittenbergplatz ist es der gehobene Einzelhandel mit dem KaDeWe als Aushängeschild und der Tauentzienstraße als meistfrequentierter Einkaufsstraße Berlins.

Die einstmals bedeutende und in der Nachkriegszeit zusehends verarmte Potsdamer Straße (mit direktem Anschluss an den Potsdamer Platz) bemüht sich, ihr Image als Einkaufsstraße zu verbessern. In der Hauptstraße, dem historischen Zentrum Schönebergs, findet man immer weniger Geschäfte für den täglichen Bedarf. Die von der Hauptstraße abzweigende Akazienstraße, die daran anschließende Goltzstraße und der Kiez um den Winterfeldtplatz mit dem großen Wochenmarkt bilden dazu mit vielen Cafes und Kneipen, Kunsthandwerksbetrieben ein äußerst vitales Pendant.

Im Kiez um die Motzstraße und den U-Bahnhof Nollendorfplatz (und z.T. auch in der Kulmer Straße) befinden sich zahlreiche Kneipen, Bars und Läden, die sich überwiegend an ein homosexuelles Publikum richten. Jährlich, an einem Wochenende im Juni, findet in diesem Teil Berlins auch das „lesbisch-schwule Straßenfest“ statt, das mit einer Mischung aus Infoständen schwuler und lesbischer Gruppen, Show-Bühnen sowie Imbiss- und Verkaufsbuden mittlerweile tausende Besucher anzieht und sich zu einer Touristenattraktion entwickelt hat.

Am John-F.-Kennedy-Platz dominiert die öffentliche Verwaltung mit dem Bezirksamt, den Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Arbeit und Frauen sowie Justiz, am Heinrich-von-Kleist-Park, Landesverfassungsgericht und Kammergericht. Gewerbegebiete befinden sich in der Alboinstraße, am Werdauer Weg und in der Naumannstraße. Die Ansiedlungen von Bauhaus und IKEA auf dem alten RAW-Gelände sowie der Neubau eines großen Supermarktes versprechen auch im Gebiet nördlich des Sachsendamms eine neue Entwicklung.

Siehe auch

Gebäude

 
Rathaus Friedenau

Rathäuser

Kirchen

Persönlichkeiten

In Schöneberg geborene Persönlichkeiten

Datei:P1000396.JPG
Gedenktafel an der Potsdamer Straße 116


Einstmals und jetzt in Schöneberg lebende Persönlichkeiten

 
Arno Holz, Stübbenstraße 5
 
Ferruccio Busoni, Viktoria-Luise-Platz 11
 
Billy Wilder, Viktoria-Luise-Platz 11
 
Albert Einstein, Haberlandstr. 8
 
Kurt Tucholsky, Bundesallee 79

In Schöneberg liegen außerdem auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof in der Großgörschenstraße 12 begraben:

Literatur

  • Helmut Winz: Es war in Schöneberg. Aus 700 Jahren Schöneberger Geschichte, Berlin 1964. Der Titel nimmt den alten Gassenhauer „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“ von Walter Kollo auf, als der Ort noch Ausflugsziel der Berliner Kleinbürger war,
  • Stefan Eggert: Spaziergänge in Schöneberg aus der Reihe Berlinische Reminiszenzen (Nr. 78), Verlag Haude & Spener, Berlin 1997, ISBN 3-7759-0419-0 (10-stellig).
Commons: Berlin-Schöneberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien