Augsburger Interim

Verordnung Kaiser Karls V., mit der er nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im Heiligen Römischen Reich durchsetzen wollte
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Als Augsburger Interim (oder auch nur als Interim) bezeichnet man einen Versuch Kaiser Karls V., nach seinem Sieg gegen den Schmalkaldischen Bund durch ein Dekret zur religiösen Ordnung in Deutschland zu einer Entspannung mit den Protestanten zu gelangen.

Kaiser Karl stand als überzeugter Katholik zwischen der Reformation in Deutschland und der völlig bewegungsunfähigen Kurie in Rom. Der Papst hatte am 11. März 1547 das nach jahrelangen Bemühungen Karls endlich nach Trient einberufene Konzil in seinen Machtbereich nach Bologna verlegt und gedachte nicht, dort nennenswerte Kirchenreformen durchführen zu lassen. Auf der anderen Seite hatte Karl die Protestanten soeben im Schmalkaldischen Krieg besiegt. So erlaubte er es sich, die religiöse Ordnung für Deutschland zu dekretieren: nicht das Konzil sollte entscheiden, aber auch nicht die (protestantischen) Fürsten (und natürlich auch nicht die Gläubigen), sondern er allein.

Auf dem Reichstag am 15. Mai 1548, der als „Geharnischter Reichstag“ in die Geschichte einging, wurde ihnen die Priesterehe und der Laienkelch gewährt. Im Augsburger Reichsabschied vom 30. Mai 1548 dekretierte er diese im Wesentlichen katholisch geprägte Interimslösung als eine Art vorläufig verbindliche „Zwischenkonfession“.

Dies war jedoch nur eine vorläufige Maßnahme, eine endgültige Lösung sollte das seit 1545 tagende Konzil von Trient finden. In der Folge nahmen weder die protestantische noch die katholische Seite den Vorschlag an, er wurde als Aufweichen der jeweiligen Positionen betrachtet. Ein Kompromiss zeichnete sich dann erst im Augsburger Religionsfrieden 1555 ab.

Das Interim war ein kompletter Fehlschlag. Schnell fanden sich wieder Fürsten, die seine Umsetzung trotz der militärischen Überlegenheit des Kaisers ablehnten: der ernestinische Hof in Weimar, teilweise auch der hessische Hof, ferner Zweibrücken, Mecklenburg, Anhalt und Brandenburg-Küstrin, ferner die Städte Hamburg, Bremen, Magdeburg und Braunschweig. An die Spitze des Widerstands setzte sich jetzt Moritz von Sachsen, der im Vertrag von Chambord Frankreich gewann und nach einem Feldzug nach Innsbruck den Passauer Vertrag (2. August 1552) erzwang. Damit war das Interim beseitigt, die Kirchenordnung auf den nächsten Reichstag vertagt.

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