Wappen Württembergs

Herrschafts- und Staatswappen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2007 um 01:32 Uhr durch Ssch (Diskussion | Beiträge) (Bebilderung überarbeitet, zusätzliche Bilder auf Commons). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hier entsteht gerade ein Artikel über die Wappen Württembergs.

Das Wappen Württembergs war bis 1806 in erster Linie das Erkennungszeichen der Mitglieder des Herrscherhauses. Erst nach der Erhebung Württembergs zum Königreich wurde zwischen dem Staatswappen und den persönlichen Wappen der königlichen Familie unterschieden. Im Laufe der Zeit durchlief das Wappen viele Änderungen; diese spiegelten territoriale Zuwächse, Rangänderungen der Herrscher oder Änderungen der Staatsform wider.

Auch wenn die Existenz des Landes Württemberg 1945 endete und es 1952 in Baden-Württemberg aufging, sind die verschiedenen Wappen Württembergs noch immer vielfach an öffentlichen Bauten zu sehen. Die bekanntesten unter ihnen dürften das Stammwappen Württembergs, die beiden Wappen des Herzogtums zwischen 1495 und 1789 sowie das Wappen des Königreichs Württemberg sein.

Wappen der Grafen von Württemberg (bis 1495)

Bis Ende des 12. Jahrhunderts sind Nachrichten über das Geschlecht der Württemberger spärlich. Der erste bekannte Siegelabdruck ist von Graf Konrad aus dem Jahr 1228 überliefert. Er zeigt bereits das Stammwappen des Hauses Württemberg: drei liegende Hirschstangen übereinander. Es wird angenommen, dass die Württemberger das Wappen Ende des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Veringen übernahmen, nachdem Graf Hartmann, der Vater Konrads, deren Erbtochter geheiratet hatte. Nach dem Bericht im Clipearius Teutonicorum Mitte des 13. Jahrhunderts führten beide Familien die Hirschstangen in Schwarz auf gelbem Schild.[1] Auch in der Zürcher Wappenrolle um 1330 erscheint das Wappen der Württemberger in dieser Form, während die veringischen Hirschstangen nunmehr rot sind. Die beiden württembergischen Linien, die sich in der Nachfolge Hartmanns gebildet hatten, sind in der Zürcher Wappenrolle durch ihre Helmzier unterschieden: Die jüngere Linie zeigt ein Jagdhorn, die ältere, später ausgestorbene Linie Grüningen-Landau einen Helm mit Pfauenfedern.[2]

Nicht in dieses Bild passt ein Siegel aus dem Jahr 1238, das aus einer nur in Abschrift erhaltenen Urkunde bekannt ist und auf einem Dreiberg drei Türme zeigt. Wegen der spärlichen Überlieferung bleiben seine genauen Hintergründe im Dunkeln; es wird angenommen, dass es infolge der Heirat Ludwigs II., dem Vater Hartmanns, mit der Tochter des Grafen von Kirchberg von diesem übernommen wurde.[3] Jedenfalls scheint es nur nur kurzfristig in Gebrauch gewesen zu sein, da von ihm keine weiteren Überlieferungen bekannt sind. Stattdessen entwickelten sich die Hirschstangen zum württembergischen Stammwappen und waren bei allen nachfolgenden Wappenänderungen an prominenter Stelle vertreten.

Eine erste Änderung des Wappenbilds ergab sich Mitte des 15. Jahrhunderts, nachdem Eberhard IV. 1407 Henriette geheiratet hatte, die Erbtochter der ausgestorbenen Grafen im linksrheinischen Mömpelgard. Nach ihrem Tod 1444 fiel ihr Erbe Ludwig I. aus der Uracher Linie zu, die sich kurz zuvor von der Stuttgarter Linie unter Ulrich V. abgespalten hatte. Die Uracher Grafen führten ab diesem Zeitpunkt ein geviertes Wappen, wobei im 1. und 4. Feld die Hirschstangen standen und im 2. und 3. Feld das Wappen Mömpelgards, in Rot zwei pfahlweis abgekehrte goldene Barben. Das Wappen der Stuttgarter Grafen änderte sich zunächst nicht. Erst im Uracher Vertrag von 1473 vereinbarten beide Linien, sich fortan „Grafen von Württemberg und Mömpelgard“ zu nennen und das entsprechende Wappen zu führen.[4]

Wappen der Herzöge von Württemberg (1495 bis 1803)

Eberhard im Bart erreichte auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 1495 die Erhebung der inzwischen wieder vereinigten Grafschaft zum Herzogtum Württemberg. Aus diesem Anlass nahm er ein neues, geviertes Wappen an, das im ersten Feld die Hirschstangen, im vierten Feld die Barben zeigte. Das zweite Feld war von Gold und Schwarz gerautet, wobei es sich um das Wappen der ausgestorbenen Herzöge von Teck handelte. Deren Stammbesitz hatten die Württemberger bereits im 14. Jahrhundert erworben, weshalb Kaiser Maximilian Eberhard erlaubt hatte, Titel und Wappen eines Herzogs von Teck zu führen. Die Reichssturmfahne im dritten Feld erinnerte daran, dass die Württemberger das Amt eines Reichsbannerträgers innehatten. Diese (eher symbolisch) Würde, die mit dem Besitz von Markgröningen verbunden war, war Graf Ulrich III. 1336 verliehen worden.[5]

Dieser Wappenschild behielt 210 Jahre lang seine Gültigkeit. Im Vollwappen wurden im zunächst zwei Helmzieren aufgesetzt, das bereits zuvor verwendete rote Jagdhorn sowie die tecksche Helmzier, ein gold-schwarz gerauteter Bracken-Rumpf, womit die beiden Herzogstitel nochmals betont wurden. Eberhard im Bart setzte in seinem Siegel als persönliche Beizeichen noch eine Palme und seinen Wahlspruch „Attempto“ (Ich wag's) hinzu, die auf seine Pilgerreise nach Jerusalem hinwiesen. Eberhards Nachfolger als Herzöge ersetzten diese durch ihre eigenen Beizeichen, ließen das Wappen aber sonst unverändert. Herzog Friedrich I. aus der Mömpelgarder Linie des Hauses, der seit 1593 regierte, ergänzte eine dritte Helmzier in Form eines rotgekleideten Frauenrumpfs mit zwei Fischen anstelle der Arme; dieses war die Helmzier der Grafen von Mömpelgard.[6]


Die nächste Änderung des Wappenschilds ergab sich unter Herzog Eberhard Ludwig. Anlass dazu war ein Streit über das Amt des Reichsbannerträgers, das Württemberg durch die Kurfürsten von Hannover streitig gemacht wurde (siehe auch den Artikel Erzamt). Nachdem Württemberg den Streit für sich entschieden hatte, wurde das Wappen 1705 geändert. Die ursprüngliche Absicht, die Reichssturmfahne stärker herauszustellen, wurde jedoch aufgegben, stattdessen wurden die Hirschstangen in einen Herzschild gesetzt, die übrigen Felder rückten auf, und ins vierte Feld kam in Gold ein rotgekleideter Mannsrumpf („Heidenkopf“), das Wappen der Stadt und Herrschaft Heidenheim, die Württemberg seit 1536 besaß. Die Zahl der Helme wurde auf fünf erhöht, so dass nun jeden Feld eine Helmzier entsprach.[7] Wegen der komplizierten Gestaltung wurden diese Helmzieren auch oft weggelassen und durch einen Herzogshut ersetzt.


Kurfürstliches Wappen (1803 bis 1806)

Wappen des Königreichs Württemberg (1806 bis 1918)

Wappen des Landes Württemberg nach 1918

Im November 1918 dankte König Wilhelm II. ab, und der Freie Volksstaat Württemberg wurde ausgerufen. Den geänderten Verhältnissen wurde mit einem neuen Wappen Rechnung getragen, das der Landtag am 20. Dezember 1921 verabschiedete. Das Gesetz, betreffend Farben und Wappen von Württemberg[8] trat am 20. Februar 1922 in Kraft und legte ein geviertes Wappen fest, wobei Feld 1 und 4 gold mit drei liegenden schwarzen Hirschstangen waren, Feld 2 und 3 hingegen dreimal geteilt von Schwarz und Rot. Als Schildhalter fungierten zwei goldene Hirsche, an Stelle königlicher Insignien wurde der Wappenschild von einer „Volkskrone“ überhöht, die die demokratische Grundordnung nach dem Ende der Monarchie symbolisierte. Eine Bekanntmachung des Staatsministeriums unter dem gleichen Datum bestimmte eine Mustervorlage für die amtliche Verwendung des Wappens. Ministerien und oberste Landesbehörden sollten in ihren Siegeln das volle Wappen verwenden, alle übrigen Behörden nur den Wappenschild.

Die Gestaltung des Wappens war von dem Wunsch geleitet gewesen, den Landesfarben Schwarz-Rot auch im Wappen Geltung zu verschaffen. Die Viertelung setzte sich gegenüber einem Entwurf durch, bei dem die Hirschstangen (in Gold) in einen schwarz-roten Schild gesetzt werden sollten, sah sich aber Kritik ausgesetzt, und zwar sowohl aus heraldisch-künstlerischen Gründen (kleinteilige Gestaltung) als auch aus politischen (Ablehnung eines neuen Wappens bzw. der neuen Staatsform an sich in konservativen Kreisen). Das Wappen fand daher im Landtag nur eine Mehrheit von 38:26 Stimmen.[9]

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die folgende Gleichschaltung der Landesregierungen blieben nicht ohne Auswirkungen auf das württembergische Wappen. Durch Gesetz und Bekanntmachung vom 11. August 1933[8] wurden Details des Wappens geändert und eine neue Mustervorlage festgesetzt. Während der Wappenschild selbst unverändert blieb, entfiel die Volkskrone, und die Schildträger standen nun auf einem Spruchband mit dem alten Motto „Furchtlos und trew“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Württemberg entlang der Grenze von amerikanischer und französischer Besatzungszone geteilt; es entstanden die Länder Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, die sich 1952 unter Einschluss Badens zu Baden-Württemberg vereinigten. Das württembergische Wappen blieb für Württemberg-Hohenzollern weiterhin in Gebraucht, während Württemberg-Baden ein neues Wappen schuf, das daraus die Hirschstangen und ein schwarz-rotes Streifenpaar übernahm.

Württembergische Spuren in heutigen Wappen

Das neue Bundesland Baden-Württemberg griff bei seiner Wappenwahl auf die Löwen der Staufer zurück. Obwohl diese bereits im württembergischen Königswappen gestanden hatten, galten sie als geeignet, ganz Baden-Württemberg zu repräsentieren, da die Staufer als Herzöge von Schwaben einst über den größten Teil des Landes geherrscht hatten. Im großen Landeswappen dient ein Hirsch als Schildhalter, und eine der Plaketten in der Schildkrone zeigt das Stammwappen Württembergs mit den drei Hirschstangen.

In der Kommunalheraldik erinnern Hirschstangen vielfach an die ehemalige Zugehörigkeit von Gemeinden und Landkreisen zu Württemberg (siehe dazu ausführlich den Artikel Hirschstange). Die ehemalige Ausdehnung württembergischer Herrschaft wird auch in den Wappen der elsässischen Gemeinden Andolsheim und Riquewihr und der niederschlesischen Gemeinde Pokój dokumentiert. Die Wappen der Städte Freudenstadt und Ludwigsburg, die im 17. bzw. 18 Jahrhundert als herzogliche Neugründungen entstanden, sind ganz oder teilweise den herzoglichen Wappen entnommen: Freudenstadt zeigt die mömpelgardischen Barben, Ludwigsburg die Reichssturmfahne.

Weltweit bekannt dürfte das Wappen des Automobilherstellers Porsche sein, welches das nach 1922 gültige Landeswappen mit dem Stadtwappen des Firmensitzes Stuttgart verbindet und seit 1953 in Gebrauch ist.[10] Beispielhaft für die Verwendung württembergischer Symbolik durch Sportvereine seien die Hirschstangen im Logo des VfB Stuttgart genannt.

Weitere Informationen

Siehe auch

Commons: Württembergische Wappen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Harald Schukraft: Kleine Geschichte des Hauses Württemberg. Silberburg-Verlag, Tübingen, 2006, ISBN 978-3-87407-725-5
  • Otto von Alberti, Friedrich v. Gaisberg-Schöckingen: Württembergisches Adels- und Wappenbuch, 1889–1916. Nachdruck durch Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch, 1975, ISBN 3-87947-105-3
  • Siebmachersches Großes und Allgemeines Wappenbuch, Band 1: Die Wappen und Flaggen der Herrscher und Staaten der Welt. Nürnberg, 1856
  • Klemens Stadler: Deutsche Wappen. Band VIII: Baden-Württemberg. Mit Zeichnungen von Max Reinhart. Angelsachsen-Verlag Bremen, 1971

Einzelnachweise

  1. von Alberti, Seite V
  2. Zürcher Wappenrolle, Nummern 46 und 316
  3. Schukraft, Seite 15
  4. Schukart, Seite 47
  5. siehe dazu auch Gerhard Graser: Die Reichssturmfahne. In: Hie gut Württemberg, 2. Jahrgang, Ludwigsburg 1951, S. 81-82
  6. Alberti, Seite XI
  7. Alberti, Seiten XI und XII
  8. a b Gesetz, betreffend Farben und Wappen von Württemberg vom 20. Februar 1922 (RegBl 1922 S. 105), geändert durch Gesetz vom 11. August 1933 (RegBl 1933, S. 337)
  9. siehe dazu die Verhandlungen des Landtags des freien Volksstaats Württemberg, Seiten 2622/2651 sowie Beilagen 359 und 600
  10. Informationen über Automobil-Herstellerzeichen