Rückstoßfreies Geschütz

militärische Feuerwaffe mit durch technische Maßnahmen stark vermindertem Rückstoß
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2007 um 22:21 Uhr durch 84.135.227.162 (Diskussion) (Deutschland). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als rückstoßfreies Geschütz bezeichnet man im Militär eine Waffe, die keinen oder einen nur sehr geringen Rückstoß besitzen.

M40 106mm rückstoßfreies Geschütz

Prinzip

Beim Abschuss eines Projektils aus einer Schusswaffe sind die Rückstoßgeschwindigkeit und die Rückstoßenergie die Komponenten, welche hauptsächlich die Stärke der Rückstoßempfindung bestimmen.

Die Geschwindigkeit der Rückstoßbewegung der Waffe ergibt sich gemäß dem Satz der Impulserhaltung aus der Masse des Geschosses, der Geschwindigkeit des Geschosses und dem Verhältnis der Waffenmasse zur Geschossmasse.

Historische Entwicklung

Die Entwicklung von Geschützen mit immer stärkerer Wirkung führte zu dem Problem, dass diese Waffen auch immer schwerer wurden.

Wegen des starken Rückstoßes, auch bei Verwendung von Mündungsbremsen und hydraulischem Rohrrücklauf, war es notwendig, immer stärkere Lafetten und Bettungen zu konstruieren. Transport und Bedienung solcher Geschütze wurden dadurch immer aufwändiger.

Bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde bei der US-Marine die Davis Gegenmassekanone (Davis Countershot Gun) entwickelt.

Die Treibladung wurde zwischen zwei Rohren eingebracht. In dem einem Rohr befand sich das eigentliche Geschoss. Im anderen Rohr eine zum Geschoss gewichtsmäßig gleiche Gegenmasse hergestellt aus einem Gemisch aus Fett und Flintenschrot.

Durch die Zündung der Treibladung wurde das Geschoss in Zielrichtung abgefeuert und die Gegenmasse mit der gleichen Geschwindigkeit nach hinten ausgestoßen. Die Gegenmasse wurde dabei nach dem Austritt aus dem Rohr durch die vom Drall verursachte Zentrifugalkraft zerstreut.

Großbritannien

Der Verschluss bei dem von Sir Denis Burney erfundenen System entsprach dem von herkömmlichen Kanonen, aber mit Löchern in der Kammer, die von einer zweiten Kammer ringförmig umgeben war, die in Gasaustrittsöffnungen zur Ableitung der Treibgase mündete.

Die Hülsen der Kartuschen hatten Löcher, die mit Abdeckungen aus Messing verschlossen wurden.

Wenn das Pulver der Treibladung gezündet wurde, zerrissen die Streifen, und das Gas strömte aus den Löchern in die Kammer und über die Gasaustrittsöffnungen ins Freie.

USA

 
Prinzipskizze Kromuskit

Für die USA entwickelten Kroger und Musser mit Kromuskit ein System ähnlich dem von Burney. Kromuskit verwendet ebenfalls gelochte Kartuschen, die es dem Treibgas ermöglichen in eine ringförmige Kammer und dann weiter durch Öffnungen am Ende des Geschützes zu entweichen.

Zusätzlich hatte der Führungsring der Granaten vorgeprägte Züge, so dass weniger Kraft erforderlich war, das Geschoss durch die Rohrzüge zu pressen. Damit konnte die Konstruktion nochmals leichter ausgeführt werden.

Deutschland

Leicht-Geschütz

In Deutschland wurde das so genannte Leicht-Geschütz entwickelt. Dieses System verwendete eine Kartusche mit einem Kunststoffboden (Bakelit), der von der Explosion der Treibladung zerstört wurde. Die Gase entwichen durch eine Öffnung am Geschützende, die als Lavaldüse geformt war. Die Zündeinrichtung befand sich seitlich auf der Kartusche.

Eingesetzt wurde diese Bauart unter anderem von deutschen Fallschirmjägern bei der Luftlandeschlacht um Kreta. Es wurde auch auf dem sog. Leichtgeschützmunga verbaut.


Hochdruck-Niederdruck-Geschütz

Das Hochdruck-Niederdruck-Geschütz wurde von Rheinmetall entwickelt. Die Kartusche hatte am Kopfende eine gelochte Stahlplatte, auf der das Geschoss (flügelstabilisiertes Hohlladungsgeschoss) mit einem Abscherstiel befestigt war.

Bei diesem System musste der Verbrennungsraum zwar sehr stabil sein, der Lauf der Waffe konnte aber dünn und leicht gestaltet werden.

Nachteile

 
Austretender Abgasstrahl bei einer Panzerabwehrhandwaffe

Der an der Rückseite rückstoßfreier Geschütze austretende Abgasstrahl muss bei der Aufstellung der Waffe berücksichtigt werden und macht es relativ leicht, ein feuerndes Geschütz zu entdecken.

Der Bedarf an Treibmittel ist wesentlich größer als bei konventionellen Kanonen, da nur etwa 20% des Treibmittels für den Geschossvortrieb zur Verfügung stehen, und der große Rest nach hinten entweicht.

Literatur

  • John Batchelor und Ian Hogg, Die Geschichte der Artillerie, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 345352068-8
[{{canonicalurl:Commons:
Category:Recoilless rifles|uselang=de}} Commons:
Category:Recoilless rifles] – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien