Chemiepark Knapsack

Industrieareal in Hürth, Deutschland
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Bei dem Chemiepark Knapsack handelt es sich um ein in sich geschlossenes, zugangsgeschütztes Industriegebiet für die Chemiebranche in Hürth-Knapsack.

Denkmal am Rathaus - Von der Degussa, 1985 der Stadt gestiftet
Degussa, Prozessgas Kolbenverdichter

Grund für die Ansiedlung von Industrieunternehmen in Knapsack war die Nutzung der in unmittelbarer Nähe liegenden Braunkohle als preiswerte Energiegrundlage. Bereits 1901 war die erste Brikettfabrik der Grube Vereinigte Ville zwischen Knapsack und Hürth-Berrenrath errichtet worden, die am 19. Januar 1902 ihren Betrieb aufnahm und der noch weitere vier Fabriken folgen sollten. Jede Fabrik erzeugte Prozessdampf für die Kohletrocknung und Strom für den Eigenbedarf, der Überschuss wurde ins öffentliche Stromnetz eingeleitet. Seit Beginn des Jahres 1921 gehören die Fabriken zur RWE. RWE ist nicht am Chemiepark Knapsack beteiligt.

Die Keimzelle des heutigen Industriekomplexes entstand durch die Ansiedlung eines Zweigwerks der Frankfurter Carbid Aktiengesellschaft 1906, das dann nach der Übernahme durch die Hoechst AG und erheblichem Ausbau (1916 bis 1918) als AG für Stickstoffdünger später dann Knapsack-Griesheim AG firmierte bis es dann zum Werk Knapsack der Höchst AG wurde. Die Hürther arbeiteten aber immer nur auf der Chemischen. Das Werk erzeugte Kalkstickstoff aus Karbid aus eigener Produktion seit 1908, später auch Acetaldehyd, Essigsäure, seit 1953 auch Phosphor für die Waschmittelindustrie. Die Energie, Heißdampf und Elektrischen Strom erzeugte das Unternehmen bis 1929 selbst in Kraftwerken mit 30 Kesseln und einer installierten Leistung von 110.000 KW. Seit 1929 wurden die Anlagen zur Energieerzeugung vom RWE übernommen, da die Kohlelieferverträge für das Werk ausgelaufen waren.

Seit 1927/28 wurde in einem Werk der Degussa mit Elektrolyse aus Natriumchlorid Natrium und Chlor hergestellt. Der Strom kam vom 1914 errichteten Kraftwerk Goldenberg der RWE, dem damals größten Kraftwerk Europas.

Nach der Zerschlagung von Hoechst in den 1990er Jahren wird das ehemalige Werk Knapsack der Hoechst AG in einen Chemiepark umgewandelt. Der Chemiepark Knapsack war der erste seiner Art in Westdeutschland. Als Betreibergesellschaft wurde die Infraserv Knapsack gegründet. Aus dem früher unternehmenshomogenen Standort wurde ein Firmenverbund, stofflich weiterhin vielfältig verbunden, aber unternehmerisch mit voneinander selbständigen und unabhängigen Standortteilnehmern. Die größten, vom ansässigen Standortbetreiber und Dienstleister Infraserv Knapsack betreuten Unternehmen sind Bayer CropScience, (Pflanzenschutz), Clariant, (Spezialchemikalien, Flammschutzmittel),Basell (Polyolefine), CABB (Monochloressigsäure, Vinnolit (PVC, Natronlauge, Chlor, Wasserstoff), Nexans, (Supraleiter), Thermphos (Phosphor) und seit 2005 Statkraft (GuD). Der norwegische Energiekonzern baut zusammen mit dem Generalunternehmer Siemens das derzeit größte Gas- und Dampf-Kraftwerk (800 MW) in Deutschland. Inbetriebnahme ist für Sommer 2007 vorgesehen. Neu am Standort ist auch der Entsorgungsspezialist Sotec, eine Tochtergesellschaft der E.on, die zusammen mit Infraserv Knapsack ein neues 30 MW Ersatzbrennstoff-Kraftwerk baut, das Elektrizität und Prozessdampf für den Chemiepark bereitstellen soll. Es ist das zur Zeit größte Ersatzbrennstoff-Kraftwerk in Deutschland mit einer Jahresverwertungskapazität von 240.000 Tonnen EBS. Es soll Ende 2008 in den Regelbetrieb gehen. Rechnet man die Neuansiedlung der benachbarten Papierfabrik des finnischen Papierkonzerns Myllykoski hinzu, wurden bzw. werden seit Gründung des Chemiepark Knapsack 1998 rund 1 Milliarde Euro in Neuanlagen bzw. Anlagenerneuerungen investiert.

Infraserv Knapsack bietet den Unternehmen am Standort eine breite Palette von verschiedenen industrie- und chemienahen Dienstleistungen an, z.B. Analytik, Anlagenplanung und -bau, Instandhaltung, Reparaturen aller Art, Sicherheitsdienstleistungen wie z.B. Werksschutz und Feuerwehr, Umweltschutz, Logistik, eine gemeinsame Standort- und Umfeldkommunikation, eine werksärztliche Abteilung, Betriebsrestaurants, eine Autowerkstatt und das Kultur und Veranstaltungszentrum Feierabendhaus Knapsack, ein denkmalgeschütztes Gebäude des Kölner Architekten Karl Hell.

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