Vizepräsident der Vereinigten Staaten
Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten oder auch Ausführender Präsident der Vereinigten Staaten ist der Stellvertreter des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Gleichzeitig sitzt er dem Senat vor und hat die entscheidende Stimme bei Stimmgleichheit. Nach Rücktritt, Todesfall oder Amtsenthebung des Präsidenten rückt der Vizepräsident für den Rest der Amtsperiode zum Präsidentenamt auf.


Jeder Kandidat, für die Präsidentschaft wie für die Vizepräsidentschaft, muss gebürtiger US-Amerikaner und mindestens 35 Jahre alt sein. Ferner muss er seit mindestens 14 Jahren seinen Wohnsitz in den Vereinigten Staaten haben.
Während des Amerikanischen Bürgerkriegs war Alexander Hamilton Stephens von 1861 bis 1865 Vizepräsident der Konföderierten Staaten von Amerika; er wird nicht als Vizepräsident der Vereinigten Staaten gezählt.
Bedeutung des Amtes
In der Verfassung der Vereinigten Staaten wurde dem Amt des Vizepräsidenten keine besonders hohe Bedeutung beigemessen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um ein Repräsentationsamt, dem wenige Exekutivfunktionen nachkommen. Hauptzweck des Vizepräsidentenamtes ist die Nachfolge des Präsidenten. Des Weiteren hält der Vizepräsident den Vorsitz über den Senat inne, er hat jedoch nur im Falle eines Unentschiedens eine Stimme bei Abstimmungen. Laut Verfassung steht dem Vizepräsidenten als Senatspräsident das Recht zu, die Debatten zu leiten. Faktisch nimmt er dieses jedoch nur wahr, wenn es zeremonielle Anlässe, wie z. B. die Rede zur Lage der Nation, erfordern oder seine Stimme benötigt wird, um bei Stimmgleichheit zu entscheiden. Der Vizepräsident ist zudem Vorsitzender bei Amtsenthebungsverfahren, jedoch nur wenn weder der Präsident noch der Vizepräsident in den Fall verwickelt sind. Das Amt war in der Geschichte der Vereinigten Staaten mehrmals für verschieden lange Zeiträume unbesetzt, da erst 1967 mit dem 25. Zusatzartikel zur Verfassung festgelegt wurde, was zu geschehen hat, wenn der Vizepräsident vorzeitig aus seinem Amt ausscheidet.
Der erste Vizepräsident, John Adams, bezeichnete das Amt als "das bedeutungsloseste, das jemals von Menschen ersonnen wurde". Dem gegenüber gibt es das Sprichwort "der Vizepräsident ist nur einen Herzschlag (des amtierenden Präsidenten) vom Oval Office (Amtszimmer des US-Präsidenten) entfernt".
Eid
Anders als für den Präsidenten, gibt die Verfassung keinen speziellen Eid für das Amt des Vizepräsidenten aus. Verschiedene Eide sind seit 1789 benutzt worden; die jetzige Form, welche auch von Senatoren, Abgeordneten und anderen Regierungsbeamten gesprochen wird, ist seit 1884 in Gebrauch:
I do solemnly swear [or affirm] that I will support and defend the Constitution of the United States against all enemies, foreign and domestic; that I will bear true faith and allegiance to the same; that I take this obligation freely, without any mental reservation or purpose of evasion; and that I will well and faithfully discharge the duties of the office on which I am about to enter: So help me God.
Liste der Vizepräsidenten
Für eine bessere Übersicht ist die Liste in drei große Abschnitte unterteilt, welche sich an der Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten orientiert:
- Vom Unabhängigkeitskrieg bis zum Bürgerkrieg (1789 - 1861)
- Vom Bürgerkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg (1861 - 1945)
- Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1945)
Die Farben in der ersten Spalte stehen für die jeweilige Parteizugehörigkeit des Präsidenten; eine Farblegende findet sich am Ende der Tabelle.
Vom Unabhängigkeitskrieg bis zum Bürgerkrieg (1789 - 1861)
Nr. | Bild | Name | Partei | Amtszeit | Präsident(en)/Anmerkung |
1. | John Adams | Föderalist | 21. April 1789 - 4. März 1797 | George Washington
Folgte dem Präsident nach (aus dem Amt des Vizepräsidenten) John Adams war der Vater des 6. Präsidenten, John Q. Adams | |
2. | Thomas Jefferson | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1797 - 4. März 1801 | John Adams
Folgte dem Präsident nach (aus dem Amt des Vizepräsidenten) Thomas Jeffersons Bild ziert die Zwei-Dollar-Note und die Fünf-Cent-Münze (siehe auch: US-Dollar) | |
3. | Aaron Burr | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1801 - 4. März 1805 | Thomas Jefferson | |
4. | George Clinton | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1805 - 20. April 1812 | Thomas Jefferson, James Madison
Im Amt verstorben Erster im Amt verstorbener Vizepräsident | |
Vakant | 20. April 1812 - 4. März 1813 | James Madison | |||
5. | Elbridge Gerry | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1813 - 23. November 1814 | James Madison
Im Amt verstorben | |
Vakant | 23. November 1814 - 4. März 1817 | James Madison | |||
6. | Daniel D. Tompkins | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1817 - 4. März 1825 | James Monroe
Tompkins County, der Park Tompkins Square Park in Manhattan und die Stadt Tompkins, New York sind nach ihm benannt | |
7. | John C. Calhoun | Demokratisch-Republikanische Partei | 4. März 1825 - 28. Dezember 1832 | John Q. Adams, Andrew Jackson
Erster der vom Amt des Vizepräsidenten zurücktritt (siehe auch:Nullifikationskrise) | |
Vakant | 28. Dezember 1832 - 4. März 1833 | Andrew Jackson | |||
8. | Martin van Buren | Demokrat | 4. März 1833 - 4. März 1837 | Andrew Jackson
Folgte dem Präsident nach (aus dem Amt des Vizepräsidenten) Martin van Buren war für 152 Jahre der letzte Vizepräsident, der direkt ins Weiße Haus gewählt wurde (dies gelang erst 1989 wieder George H. W. Bush) | |
9. | Richard M. Johnson | Demokrat | 4. März 1837 - 4. März 1841 | Martin van Buren
Er war der einzige Vizepräsident der vom Senat gewählt wurde, da er bei der Präsidentschaftswahl 1836 keine Mehrheit im Electoral College erhielt. | |
10. | John Tyler | Whig | 4. März 1841 - 4. April 1841 | William H. Harrison
Folgte dem Präsident nach (Präsident war verstorben) Er war der erste Vizepräsident, der durch den Tod seines Präsidenten selbst zu diesem Amt kam. | |
Vakant | 4. April 1841 - 4. März 1845 | John Tyler | |||
11. | George Mifflin Dallas | Demokrat | 4. März 1845 - 4. März 1849 | James K. Polk
Die Stadt Dallas im US-Bundesstaat Texas wurde nach ihm benannt | |
12. | Millard Fillmore | Whig | 4. März 1849 - 9. Juli 1850 | Zachary Taylor
Folgte dem Präsident nach (Präsident war verstorben) | |
Vakant | 9. Juli 1850 - 4. März 1853 | Millard Fillmore | |||
13. | William R. King | Demokrat | 4. März 1853 - 18. April 1853 | Franklin Pierce
Im Amt verstorben Starb am 18. April nach 45 Tagen im Amt ohne auch nur eine Amtshandlung vorgenommen zu haben. | |
Vakant | 18. April 1853 - 4. März 1857 | Franklin Pierce | |||
14. | John Cabell Breckinridge | Demokrat | 4. März 1857 - 4. März 1861 | James Buchanan
War mit einem Alter von 36 Jahren, 1 Monat und 11 Tagen der jüngste US-Vizepräsidendent in der bisherigen Geschichte der USA. |
Vom Bürgerkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg (1861 - 1945)
Nr. | Bild | Name | Partei | Amtszeit | Präsident(en)/Anmerkung |
15. | Hannibal Hamlin | Republikaner | 4. März 1861 - 4. März 1865 | Abraham Lincoln | |
16. | Andrew Johnson | Demokrat | 4. März 1865 - 15. April 1865 | Abraham Lincoln
Folgte dem Präsident nach (Präsident wurde ermordet) | |
Vakant | 15. April 1865 - 4. März 1869 | Andrew Johnson | |||
17. | Schuyler Colfax | Republikaner | 4. März 1869 - 4. März 1873 | Ulysses S. Grant | |
18. | Henry Wilson | Republikaner | 4. März 1873 - 22. November 1875 | Ulysses S. Grant
Im Amt verstorben | |
Vakant | 22. November 1875 - 4. März 1877 | Ulysses S. Grant | |||
19. | William Almon Wheeler | Republikaner | 4. März 1877 - 4. März 1881 | Rutherford B. Hayes | |
20. | Chester A. Arthur | Republikaner | 4. März 1881 - 19. September 1881 | James Garfield
Folgte dem Präsident nach (Präsident wurde ermordet) | |
Vakant | 19. September 1881 - 4. März 1885 | Chester A. Arthur | |||
21. | Thomas A. Hendricks | Demokrat | 4. März 1885 - 25. November 1885 | Grover Cleveland
Im Amt verstorben Hendricks ist der einzige Vizepräsident, der jemals auf einer US-Banknote abgebildet wurde (10 $-Schein von 1886). | |
Vakant | 25. November 1885 - 4. März 1889 | Grover Cleveland | |||
22. | Levi P. Morton | Republikaner | 4. März 1889 - 4. März 1893 | Benjamin Harrison
Die Stadt Morton Grove im Us-Bundesstaat Illinois ist nach ihm benannt. | |
23. | Adlai E. Stevenson | Demokrat | 4. März 1893 - 4. März 1897 | Grover Cleveland | |
24. | Garret Hobart | Republikaner | 4. März 1897 - 21. November 1899 | William McKinley
Im Amt verstorben | |
Vakant | 21. November 1899 - 4. März 1901 | William McKinley | |||
25. | Theodore Roosevelt | Republikaner | 4. März 1901 - 14. September 1901 | William McKinley
Folgte dem Präsident nach (Präsident wurde ermordet) Roosevelt war mit 42 Jahren der jüngste Präsident in der bisherigen Geschichte der USA. | |
Vakant | 14. September 1901 - 4. März 1905 | Theodore Roosevelt | |||
26. | Charles W. Fairbanks | Republikaner | 4. März 1905 - 4. März 1909 | Theodore Roosevelt
Die Stadt Fairbanks im US-Bundesstaat Alaska wurde 1903 nach ihm benannt. | |
27. | James S. Sherman | Republikaner | 4. März 1909 - 30. Oktober 1912 | William Howard Taft
Im Amt verstorben James S. Sherman ist bis heute der letzte Vize-Präsident, der während seiner Amtszeit verstarb. | |
Vakant | 30. Oktober 1912 - 4. März 1913 | William Howard Taft | |||
28. | Thomas Riley Marshall | Demokrat | 4. März 1913 - 4. März 1921 | Woodrow Wilson
War von 1909 bis 1913 Gouverneur des US-Bundesstaates Indiana | |
29. | Calvin Coolidge | Republikaner | 4. März 1921 - 3. August 1923 | Warren G. Harding
Folgte dem Präsidenten nach (Präsident war verstorben) War vor seiner Vizepräsidentschaft von 1919 bis 1920 Gouverneur des US-Bundesstaates Massachusetts | |
Vakant | 3. August 1923 - 4. März 1925 | Calvin Coolidge | |||
30. | Charles Gates Dawes | Republikaner | 4. März 1925 - 4. März 1929 | Calvin Coolidge
Begründer und Namensgeber des Dawes-Plan, erhielt dafür 1925 den Friedensnobelpreis | |
31. | Charles Curtis | Republikaner | 4. März 1929 - 4. März 1933 | Herbert C. Hoover
Seine Mutter entstammte dem Volk der Kansa und Charles Curtis war der erste - und der bisher einzige - indianischstämmige Politiker, dem es gelang derart hohe politische Ämter einzunehmen. | |
32. | John Nance Garner | Demokrat | 4. März 1933 - 20. Januar 1941 | Franklin D. Roosevelt
1940 kam es zum Bruch zwischen den Roosevelt und Garner, da Garner es ablehnte, dass Roosevelt für eine dritte Amtszeit kandidieren wollte. Seine Gegenkandidatur war allerdings nicht erfolgreich. | |
33. | Henry Agard Wallace | Demokrat | 20. Januar 1941 - 20. Januar 1945 | Franklin D. Roosevelt | |
34. | Harry S. Truman | Demokrat | 20. Januar 1945 - 12. April 1945 | Franklin D. Roosevelt
Folgte dem Präsidenten nach (Präsident war verstorben) |
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1945)
Nr. | Bild | Name | Partei | Amtszeit | Präsident(en)/Anmerkung |
Vakant | 12. April 1945 - 20. Januar 1949 | Harry S. Truman | |||
35. | Alben W. Barkley | Demokrat | 20. Januar 1949 - 20. Januar 1953 | Harry S. Truman
war der erste Vizepräsident, der dem Nationalen Sicherheitsrat vorsaß | |
36. | Richard Nixon | Republikaner | 20. Januar 1953 - 20. Januar 1961 | Dwight D. Eisenhower | |
37. | Lyndon B. Johnson | Demokrat | 20. Januar 1961 - 22. November 1963 | John F. Kennedy
Folgte dem Präsident nach (Präsident wurde ermordet) | |
Vakant | 22. November 1963 - 20. Januar 1965 | Lyndon B. Johnson | |||
38. | Hubert H. Humphrey | Demokrat | 20. Januar 1965 - 20. Januar 1969 | Lyndon B. Johnson | |
39. | Spiro Theodore Agnew | Republikaner | 20. Januar 1969 - 10. Oktober 1973 | Richard Nixon
Vom Amt des Vizepräsidenten zurückgetreten Musste wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit zurücktreten | |
Vakant | 10. Oktober 1973 - 6. Dezember 1973 | Richard Nixon | |||
40. | Gerald R. Ford Jr. | Republikaner | 6. Dezember 1973 - 9. August 1974 | Richard Nixon
Folgte dem Präsidenten nach (Präsident trat zurück) Der einzige Präsident der Vereinigten Staaten, der weder als Präsident noch als Vizepräsident durch vom Volk gewählte Wahlmänner gewählt worden ist | |
Vakant | 9. August 1974 - 19. Dezember 1974 | Richard Nixon | |||
41. | Nelson A. Rockefeller | Republikaner | 19. Dezember 1974 - 20. Januar 1977 | Gerald Ford
Enkel des Ölmagnaten John D. Rockefeller | |
42. | Walter Mondale | Demokrat | 20. Januar 1977 - 20. Januar 1981 | Jimmy Carter | |
43. | George H. W. Bush | Republikaner | 20. Januar 1981 - 20. Januar 1989 | Ronald Reagan
Folgte dem Präsidenten nach (aus dem Amt des Vizepräsidenten) War von 1976-1977 Direktor des Geheimdienstes CIA | |
44. | J. Danforth Quayle | Republikaner | 20. Januar 1989 - 20. Januar 1993 | George H. W. Bush | |
45. | Albert A. Gore Jr. | Demokrat | 20. Januar 1993 - 20. Januar 2001 | Bill Clinton
War im Jahr 2000 Präsidentschaftskandidat der Demokraten, verlor aber gegen George W. Bush | |
46. | Richard Cheney | Republikaner | 20. Januar 2001 -
Vorrausichtlich 20. Januar 2009 |
George W. Bush |
Farblegende
Farbe | Partei |
---|---|
Demokratische Partei | |
Republikanische Partei | |
Föderalistische Partei | |
Demokratisch-Republikanische Partei | |
Whig Partei |
Siehe auch
- Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten
- Verfassung der Vereinigten Staaten
- 12. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten
- 20. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten
- 22. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten
- 25. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten
- Senatspräsident
Literatur
(Angegebene Literatur auf Englisch)
- Steve Tally:Bland Ambition: From Adams to Quayle--The Cranks, Criminals, Tax Cheats, and Golfers Who Made It to Vice President, Verlag: Harcourt, o. O. September 1992, ISBN 0156131404
- Carole Chandler Waldrup:Vice Presidents: Biographies of the 45 Men Who Have Held the Second Highest Office in the United States, Verlag: McFarland & Company, Inc., o. O. 27. Januar 2006, ISBN 078642611X
- L. Edward Purcell:Vice Presidents: A Biographical Dictionary (Facts on File Library of American History), Verlag: Facts on File; 3rd edition, o. O. 15. Juli 2005, ISBN 0816057400
Weblinks
(Alle angegebenen Links auf Englisch)