Orff-Schulwerk
Der Begriff Orff-Schulwerk umfasst zwei Begriffe:
- Orff-Kompositionen (Musik für Kinder)
- Orff-Instrumente
Wie es dazu kam
Ein Ausschnitt aus der STUDIO 49 Firmengeschichte klärt uns auf:
"Orff schilderte, wie er 1928 von Freunden ein sogenanntes "Kaffern-Klavier" bekam, das ein Matrose aus Kamerun mitgebracht hatte, eine Art Xylophon, gefertigt aus einer kleinen rechteckigen Holzkiste mit der Aufschrift «10 000 Bretterstifte», auf deren offener Seite zwölf Klangstäbe mit Schnüren befestigt waren. Das Instrument wurde mit einem Schlägel gespielt und hatte, so Orff, einen verblüffend guten Klang. Damit war ein Modellinstrument für seine eigene Arbeit gefunden. Carl Orff hatte noch vor dem Krieg mit seinem Freund, dem Cembalobauer Karl Maendler die ersten Xylophone gebaut, die für den Unterricht an der Güntherschule und für die Entwicklung des Orff'schen Schulwerkes unerläßlich waren. Nach 1948 wurde das Schulwerk, schon in den zwanziger Jahren ansatzweise entwickelt, plötzlich aktuell. Der Bayerische Rundfunk strahlte Schulwerksendungen aus und die Nachfrage nach Orff'schen Instrumenten setzte schlagartig ein. Doch genau an diesen fehlte es, nachdem sich Karl Maendler nach dem Krieg aus Altergründen vom Instrumentenbau zurückgezogen hatte. Über Paul Müller, einem Schüler Carl Orff's, kam die Bekanntschaft mit Klaus Becker-Ehmck, einem jungen Maschinenbaustudenten zustande, der sich eigentlich mehr der brotlosen Kunst der Musik zugeneigt fühlte. Aus dieser ersten Begegnung mit dem Komponisten Carl Orff entwickelte sich eine besonders enge und von persönlicher Freundschaft getragene Zusammenarbeit. So baute Klaus Becker-Ehmck ganz nach den Vorstellungen und Wünschen Carl Orff's zum Beispiel die ersten Lithophone (Steinspiele) und chromatische, wiegenförmige Xylophone für die Uraufführung Carl Orff's ersten Griechendramas «Antigone»."
Die Instrumente
- Glockenspiele (Sopran- und Altlage)
- Metallophone (Sopran- Alt/Tenor- und Basslage)
- Xylophone (Sopran- Alt/Tenor- und Basslage)
- Klingende Stäbe aus Holz und Metall (kamen erst später dazu)
- Pauken und Trommeln
- Schellentrommeln und Schellen
- Holzblocktrommeln und Rasseln
- Becken und Triangeln
- Fingercymbeln, Kastagnetten und andere Kleininstrumente
- dazu kamen Flöten oder andere Melodieinstrumente
Zur Geschichte der Instrumente
Die uns bekannten Schlagwerkinstrumente haben ihren Ursprung in der Folklore. Klangerzeuger aus Holz, Knochen, Metall, getrockneten Früchten oder Tierhörnern, oft durch Zufall entdeckt, unterstützten oder ersetzten Geräusche, die der Mensch mit seinem Körper machen konnte. Die Instrumente, im Verlauf der Zeit immer mehr verfeinert, waren oft verschiedenen Dämonen geweiht und wurden meistens kultisch eingesetzt. Sie vertrieben die Angst und verstärkten die Inständigkeit der Gebete. Die Freude am Rasseln und Klopfen, die jeder Mensch im frühen Kindesalter erlebt hat, wurde bei den Naturvölkern zu einem differenzierten, rhythmischen Musizieren ausgebaut. Die Spielweise der fast überall auf der Erde erfundenen Schlaginstrumente wurde der Mentalität der einzelnen Völker angepasst. Doch die höchste Rhythmuskultur hat Afrika entwickelt. Mit den schwarzen Sklaven kam der afrikanische Rhythmus nach Amerika. In Nordamerika, wo die Kirche die afrikanischen Rhythmusinstrumente verbot, wurden die Rhythmen auf Klavier, Gitarre und Schlagzeug übertragen - es entstand der Jazz. In Südamerika, wo die Afrikaner unter der Herrschaft der katholischen Kirche ihre vertrauten Rhythmusinstrumente behalten durften, verband sich indianische Musik mit europäischer Harmonik und afrikanischer Rhythmik zu der eigenwilligen, freundlichen und weniger aggressiven lateinamerikanischen Musik. In Südamerika haben sich noch viele afrikanische Schlaginstrumente erhalten. In Europa, wo eine mehr "harmonische" Musikgeschichte entstand, hatten die vielfältigen Schlaginstrumente bald nur noch Begleitfunktion. Es dominierten die Blas- und Streichinstrumente. Der Name "Hülzern’s G’lachter", das "hölzerne Gelächter", erinnert noch an das frühere Vorkommen von Xylophonen.