Grönland

autonomer Teil des Königreichs Dänemark und größte Insel der Erde
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Vögel

Die Vogelwelt ist ebenfalls sehr reichhaltig. Rund 200 Arten kann man auf Grönland beobachten, davon etwa 50 Arten das ganze Jahr über. Am meisten verbreitet sind Kolkrabe, Gryllteiste, Dreizehenmöwe, Schneeammer, Eiderente, Eistaucher, Odinshühnchen und Alpenschneehuhn.

Dickschnabellumme

An den Vogelfelsen, vor allem in der Nähe von Upernavik, Qaanaaq und Ittoqqortoormiit nisten viele Seevögel.

In großer Zahl treten Dickschnabellummen auf. Ihre größten Brutkolonien liegen im Upernavik-Distrikt; weitere Kolonien befinden sich in den Distrikten Qaanaaq, Ilulissat (Ritenbenk/Appat), Maniitsoq, Nuuk, Ivittuut, Ittoqqortoormiit und in dem zu Qaqortoq gerechneten Ydre Kitsitsut-Archipel.

Trottellummen sind vergleichsweise selten und vor allem an einigen Vogelfelsen in Südwestgrönland zu beobachten. Der hocharktische Krabbentaucher kommt in riesigen Kolonien bei Qaanaaq und Ittoqqortoormiit vor. Kleinere Kolonien liegen bei Upernavik (Horse Head) und in der Diskobucht (Grönne Ejland).

Der Papageitaucher hat für nordatlantische Verhältnisse eher kleinere Kolonien in Grönland, etwa bei Aasiaat, Upernavik, Nuuk, auf Ydre Kitsitsut (Qaqortoq) und vor Nanortalik sowie bei Ittoqqortoormiit und Qaanaaq. Gryllteisten sind in ganz Grönland verbreitet und leben nicht nur an den Vogelfelsen. Weitere Bewohner der Vogelfelsen sind Dreizehenmöwen und Kormorane.

Küstenseeschwalben haben ihre größten Kolonien in der Diskobucht (Grönne Ejland). Thorshühnchen und Prachteiderenten sind vor allem in Gebieten nördlich der Diskobucht vertreten. Seeadler sind in Südwestgrönland verbreitet, während Falken und Skuas wesentlich ausgedehntere Lebensräume besiedeln.

Die Schneeeule lebt hauptsächlich in Nord- und Nordostgrönland. Auch viele Gänsearten (etwa Nonnengans, Schneegans, Blässgans u. a.) leben in Grönland. Die hocharktische Rosenmöwe kommt nur im äußersten Norden vor.

Fischarten

Die Gewässer um Grönland werden von zahlreichen Fischarten bevölkert. Die am häufigsten vorkommenden Arten sind Dorsch, Heilbutt, Lachs, Wandersaibling und Steinbeißer.

Insekten und Spinnen

Man schätzt, dass auf der Insel Grönland über 700 Insektenarten, vor allem blutsaugende Stech- und Kriebelmücken, aber auch Hummeln und Schmetterlinge, sowie Spinnenarten vorkommen.

Pflanzenwelt

Auf Grönland wachsen etwa 500 Arten höherer Pflanzen (Samenpflanzen). Außerdem kommen hier noch über 3.000 Arten von Moosen, Flechten, Pilzen und Algen vor. Das Pflanzenwachstum ist allgemein sehr niedrig; es nimmt von Süden nach Norden ab, und nur in besonders geschützten Fjorden des äußersten Südens wachsen Bäume (Birken und Weiden). Systematisch ist die Insel in vier verschiedene Vegetationszonen aufgeteilt, die durch die hocharktische, niederarktische und subarktische Klimazone charakterisiert sind:

Hocharktische Vegetationszone

Sie erstreckt sich von rund 70 Grad n. Br., also von einer nördlich von Ilulissat bis Ittoqqortoormiit verlaufenden Linie nach Norden. Hier kommen nur wenige Samenpflanzen, vor allem in den Küstenstreifen, vor. Im Inland herrscht arktische Wüste.

Trockene niederarktische Vegetationszone

Die niederschlagsarmen, überwiegend binnenländischen Gebiete zwischen Nuuk und Upernavik (insbesondere in der Region von Kangerlussuaq) sind versteppt und besitzen eine entsprechende Vegetation.

Niederarktische Vegetationszone mit regelmäßigen Niederschlägen

Südlich der von rund 70 Grad n. Br., d. h. der nördlich von Ilulissat bis Ittoqqortoormiit verlaufenden Linie erstreckt sich diese Vegetationszone in den Küstengebieten nach Süden. Zu den hier am häufigsten vorkommenden Pflanzen zählen verschiedene Knöteriche, Weidenröschen und Wollgräser sowie flach wachsende Birken und Weiden.

Subarktische Vegetationszone

Hinter dem Küstenstreifen im äußersten Süden liegt eine kleine Region, die durch häufige Niederschläge und eine besonders geschützte Lage gekennzeichnet ist. Sie weist eine für nördliche Verhältnisse üppige Vegetation auf: Hier gedeihen bis zu 6 Meter hohe Birkenwäldchen bis zu 4 Meter hohe Weiden. Auch andere Pflanzenarten, vor allem Farne, werden deutlich größer als in den arktischen Zonen.

Bevölkerung

Etwa 20 % der Bevölkerung sind außerhalb des Landes geboren. 88 % gelten als Grönländer (Nachfahren der Kalaallit). Aufgrund der andauernden Rückwanderung europäischer Bewohner bleibt die Bevölkerungszahl fast konstant. 98 % der Bevölkerung sind protestantisch.

Die Inuit Grönlands werden in drei Gruppen unterteilt. Den Hauptteil stellen die Westgrönländer dar, die an der Westküste zwischen Upernavik und Nanortalik leben. Die Ostgrönländer, die in den Kommunen Tasiilaq und Ittoqqortoormiit leben, trafen erst vor etwa 100 Jahren auf Europäer. Die Nachfahren der letzten Einwanderungswelle von Inuit aus Kanada stellen die Polarinuit (Inughuit) dar, die in Avanersuaq leben.

Vor allem in den größeren Orten Grönlands lebt auch eine europäische (meist dänische) Minderheit, die insgesamt etwa 12 % beträgt. Diese Minderheit ist zu 90 % in Nuuk zu finden.

Das häufige Vorkommen deutscher Familiennamen, wie Fleischer, Kleist oder Kreutzmann beruht auf der protestantischen Missionstätigkeit, vor allem durch Herrnhuter. Missionare heirateten Inuitfrauen und/oder adoptierten Inuit-Kinder. Die heutigen Namensträger sind Grönländer, die außer dem Namensgeber zumeist keine deutschen Vorfahren haben.

Größere Orte sind die Hauptstadt Nuuk (Godthåb), Aasiaat (Egedesminde), Uummannaq, Qasigiannguit (Christianshåb), Ilulissat (Jakobshavn), Sisimiut (Holsteinsborg), Maniitsoq (Sukkertoppen), Tasiilaq (Ammassalik), Narsaq, Upernavik, Nanortalik, Paamiut (Frederikshåb), Qaqortoq (Julianehåb). Ebenfalls den Stadtstatus haben Ivittuut, Kangaatsiaq, Qaanaaq (Thule), Ittoqqortoormiit (Scoresbysund).

Siehe auch: Städte in Grönland.

Geschichte

Besiedelung

Um 3000 v. Chr. wanderten die Vorfahren der ersten Inuit über die Beringstraße aus Asien nach Alaska.

Um 2500 v. Chr. begannen die ersten Einwanderungen von Prä-Dorset-Eskimos nach Grönland (u.a. Menschen der Saqqaq-Kultur). Bereits aus dieser Zeit sind Jagdplätze zum Beispiel in der Disko-Bucht und bei Qaja in der Nähe des Jakobshavn-Isfjords nachgewiesen. Von 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. siedelten Angehörige der Dorset-Kultur in Grönland. Ihnen folgten Angehörige der Thule-Kultur (siehe unten).

Um 875 entdeckte der Wikinger Gunnbjørn die Insel und nannte sie Gunnbjørnland. 982 musste Erik der Rote aus Island fliehen und landete schließlich im Südwesten Grönlands. Er gab der Insel ihren Namen Grænland (altnordisch für „Grünland“), vermutlich um sie anderen isländischen Siedlern attraktiv zu machen. Allerdings war das Klima damals auch milder als heute. Es begann die Landnahme. Mit seinen Gefolgsleuten besiedelte er ab 986 die Gegend um Brattahlíð. 986 erreichten nur 14 von 25 isländischen Auswandererschiffen mit 700 Menschen an Bord Grönland. Aus der Zeit um 1000 sind im Süden Wohn- und Kirchenruinen nordländischer Siedler erhalten. Heute leben in Grönland ca. 57.000 Menschen, 13.000 davon in der Hauptstadt Nuuk.

Siehe auch: Grönlandwikinger

Christianisierung und Ende der Nordmännersiedlung

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Entdecker der neuen Welt: Leif Eriksson.

1000 kehrte Leif Eriksson, der Sohn Eriks des Roten, von Norwegen, wo er Christ wurde, mit einem Missionar nach Grönland zurück. Die grönländischen Wikinger wurden Christen und errichteten die erste Kirche.

Um 1000 entdeckte Leif Eriksson von Grönland kommend Nordamerika (Vinland). Die Handelsbeziehungen mit Vinland dauerten bis ins 14. Jahrhundert.

Ab 1000 wanderten aus Alaska und Nordkanada Thule-Eskimos ein; in der Folgezeit wurde die Dorset-Kultur durch die bis etwa 1800 herrschende Thule-Kultur ersetzt.

1076 gab Adam von Bremen in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg den ersten schriftlichen Nachweis über die Besiedlung und Christianisierung Grönlands, das bei ihm Gronland heißt.

Um 1124-1126 wurde Grönland eine eigene Diözese, der Bischofssitz war in Gardar, dem heutigen Igaliku. 1350 berichtete der isländische Kirchenmann Ivar Bardarsson, dass die westliche Siedlung aufgegeben sei. Inuit erschienen in der Nähe des Normannengebietes und rotteten die Vesterbygd-Grönländer aus. Von 1408 stammt die letzte schriftliche Aufzeichnung der Nordmänner, die von einer Hochzeit in der Kirche von Hvalsey berichtete. Die Kontakte mit Norwegen und Island rissen ab.

Spätestens um 1550 erlosch die letzte nordische Siedlung in Grönland. Neuere genetische Untersuchungen sowohl an heutigen Inuit als auch an archäologischen Überresten der Nordmänner scheinen eine Vermischung der beiden Gruppen auszuschließen, d. h., die Nordmänner sind wahrscheinlich ausgestorben.

Der Begriff "ausgestorben" muss allerdings hinterfragt werden, denn es ging den ca. 3500 Grönländern, die nach der Zerstörung der Vesterbygd überlebt hatten, wirtschaftlich gut. Sie hatten sich dem Klima perfekt angepasst, hatten große Höfe, in denen sie sogar Rinder und Schweine in kälteisolierten Ställen überwintern lassen konnten, und die reichsten konnten ihren Damen sogar teure Kleider spendieren, die nachweislich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Europa hergestellt wurden (Trachtenfunde aus den Gräbern von Herjolfsnes). Und sie leisteten sich 36 Kirchen, mit unvorstellbar teuren Glasfenstern.

Für das plötzliche Verschwinden der Grönländer gibt es vier Theorien, die nur kurz umrissen und bewertet werden sollen:

  1. Die Klimatheorie (Zwischeneiszeit). Ausgrabungen zeigen, dass die Grönländer die Architektur ihrer Häuser angepasst hatten, zudem war Ende des 15. Jahrhunderts eine eher mildere Periode, der eigentliche Peak war erst etwa hundert Jahre nach ihrem "Verschwinden".
  2. Sie seien nach Nordamerika ausgewandert: Sehr unwahrscheinlich, da sie seit langem keine seegängigen Schiffe mehr hatten. Außerdem: Warum sollte eine konservative kleine Bauernpopulation, die 500 Jahre ein neues Land erfolgreich bewirtschaftet hatte, dieses so plötzlich verlassen? Und zwar, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen, wo es doch vorher so viele gegeben hatte?
  3. Die Vermischungstheorie mit den Inuit (Skraelingen, wie sie damals genannt wurden), die heute falsifiziert werden kann. Der Norweger Fridjof Nansen vertrat sie leidenschaftlich.
  4. Wahrscheinlich ist die Ausrottung der europäischen Grönländer durch die Inuit. Zahlreiche Funde von Beutestücken in Inuitgräbern, z.B. Hausrat und zerschlagene Glockenteile, sprechen dafür.

Die Rolle der Norweger und Dänen

In Süd- und Mittelgrönland gab es seit der Christianisierung der Wikinger je eine norwegisch-isländische Siedlung. Nachdem die Siedlungen der Nordmänner untergegangen waren, wurde Grönland 1721 „wiederentdeckt“ und von Dänen besiedelt. Ökonomisch waren lediglich Stützpunkte für Walfang und Fischerei für Dänemark-Norwegen interessant.

 
„Apostel der Grönländer“: Hans Egede (1686-1758).

Mit der Landung des norwegisch-dänischen Pfarrers Hans Egede 1721 beginnt die protestantische Missionierung der Inuit, an der auch deutsche Missionare großen Anteil hatten. Gleichzeitig wurden Handelsstationen errichtet. 1776 bekam der Kongelige Grønlandske Handel (KGH) das Handelsmonopol über Grönland. Der KGH übernahm auch die Verwaltung und weitere Missionstätigkeit.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Grönland immer wieder von niederländischen, dänisch-norwegischen, deutschen und anderen Walfängern besucht. Die Grönlandfahrt trug wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Flensburgs bei, das damals zweitgrößter Hafen Dänemarks war.

1814 wurde im Frieden von Kiel die dänisch-norwegische Personalunion aufgelöst, Grönland fiel an Dänemark.

Ab 1862 wurden die Einheimischen formal in die lokale Verwaltung sozialer Angelegenheiten miteinbezogen. Ab 1911 entstanden Gemeinderäte und zwei Landsräte, und ab 1925 wurde das Land von der Grønlands styrelse regiert, deren Direktor dem dänischen Staatsministerium unterstand. 1953 wurde Grönland gleichwertige Provinz im dänischen Königreich.

 
Sohn eines Dänen und einer Grönländerin: Der Polarforscher und Ethnologe Knud Rasmussen, 1928. Ihm verdankt die Welt neben seinen Expeditionsbeschreibungen vor allem auch zwei Standardwerke über die Mythologie, Folklore und Kultur der Inuit.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Im Ersten Weltkrieg 19141918 blieb Dänemark (und damit auch Grönland) neutral.

Mit Knud Rasmussen (1879-1933) hatte Grönland Anfang des 20. Jahrhunderts seinen eigenen Polarforscher, der von Thule ausgehend sieben Expeditionen unternahm.

Norwegisch-Dänischer Konflikt

1921 erklärte Dänemark seine Oberhoheit über Grönland. Auf norwegischer Seite behauptete man, dass gemäß dem Frieden von Kiel die dänische Hoheit nur für die wirtschaftlich ausgebeuteten Gebiete in Westgrönland gelte. Dennoch erkannte Norwegen die dänischen Ansprüche zunächst an. Als Dänemark allerdings Ostgrönland für Nicht-Dänen schloss, erhob sich erneut norwegischer Protest. 1930 begannen norwegische Fischer mit Wohlwollen ihrer Regierung mit der Besetzung Ostgrönlands. 1933 gab Norwegen nach einem Schiedsspruch des Permanenten Internationalen Gerichtshofes in Den Haag seine Ansprüche auf Grönland endgültig zugunsten Dänemarks auf.

Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde Dänemark am 9. April 1940 im Rahmen der Operation Weserübung von Deutschland besetzt. Grönland war von da an von Dänemark abgeschnitten. Die dänischen Beamten vor Ort übernahmen die Staatsgewalt. Einen Tag nach der deutschen Besetzung erklärte der dänische Gesandte in den USA, Henrik Kauffmann (1888-1963), dass er keine Weisungen aus Kopenhagen mehr entgegen nehmen wird. Washington betrachtete ihn dennoch weiterhin als den dänischen Botschafter und ging mit ihm am 9. April 1941 einen Vertrag ein, der die Errichtung von US-amerikanischen Basen in Grönland garantierte, nachdem deutsche Kriegsschiffe vor Grönland auftauchten.

Daraufhin diente Grönland vor allem als Basis für atlantiküberwachende Flugzeuge auf der Suche nach deutschen U-Booten und wurde als Basis und Auftankstation für eigene Seemissionen benutzt. Es gab darüber hinaus auch deutsche Versuche, die Insel zur Errichtung von Wetterstationen zu nutzen, die allesamt scheiterten. Siehe auch Sirius-Patrouille.

Mit dem Vertrag vom 27. April 1951 wurde Grönland in ein gemeinsames dänisch-amerikanisches Verteidigungsgebiet unter NATO-Regie umgewandelt. Die USA erbauten ab 1952 größere Luftstützpunkte wie die Thule Air Base, denn im Kalten Krieg spielte die Nähe zur UdSSR quer über den Nordpol eine wichtige Rolle. Zwar ist diese Nähe weder für Schiffe noch für Bodeneinheiten nutzbar, aber durchaus der Luftraum für Flugzeuge und Raketen. 1953 wurden die Inuit aus Thule nach Qaanaaq umgesiedelt.

Entkolonialisierung

Bereits 1950 erlosch das dänische Handelsmonopol. Grönland wurde damit für den Freihandel geöffnet. Der KGH verlor auch seine administrative Gewalt. Verwaltungschef wurde ein von Dänemark ernannter Landeshauptmann, und es gab einen demokratisch gewählten Landrat (landsråd), der allerdings nur beratende Funktion hatte.

Der Aufbau der Infrastruktur wurde durch die Grønlands Tekniske Forvaltning (GTO) übernommen (bis 1987). Neue technische Möglichkeiten wie Flugzeuge, Hubschrauber, Eisbrecher, Trawler, usw. ermöglichten die Schaffung einer Versorgungslage auf europäischem Niveau.

Mit Inkrafttreten des neuen dänischen Grundgesetzes am 5. Juni 1953 war Grönland keine Kolonie mehr. Das Land ist nach dänischem Vorbild in drei Verwaltungsbezirke bzw. Provinzen (dänisch amter) mit insgesamt 18 Gemeinden (dänisch kommuner) eingeteilt. Seit 1953 entsendet Grönland auch zwei demokratisch gewählte Abgeordnete ins dänische Folketing (erstmals nach der Wahl am 22. September 1953).

Am 30. August 1955 wurde in Kopenhagen ein spezielles Grönlandsministerium eingerichtet, das bis 1987 existierte. Erster Grönlandsminister war Johannes Kjærbøl (1885-1973).

Auswirkungen der Industrialisierung

Aber die formale Entkolonialisierung und wirtschaftliche Öffnung blieb nicht ohne Folgen für die traditionelle Jägergesellschaft der Inuit, sodass viele auch von einer kulturellen Kolonialisierung sprachen, von der die Inuit zu Zeiten der Isolation weitgehend geschützt waren.

In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Jägergesellschaft schlagartig ins Industriezeitalter katapultiert. Die Umwälzungen schufen unmittelbar bessere Lebensbedingungen und Ausbildungsmöglichkeiten nach europäischen (dänischen) Standards, aber führten auch zu einer tiefgreifenden nationalen Identitätskrise. Alkohol und Kriminalität wurden zu einem Problem.

Seit Beginn der 60er Jahre wurde die Nationalbewegung mit ihrer Forderung nach Selbstverwaltung immer stärker und entlud sich an einem Gesetz, in dem Dänen bei gleicher Arbeit ein höherer Lohn zustehen sollte, als den geborenen Grönländern. Nach dem Beitritt Dänemarks (mit Grönland) zur Europäischen Gemeinschaft 1973 verschärfte sich der Protest erneut, denn bei der entsprechenden dänischen Volksabstimmung am 2. Oktober 1972 stimmten nur 3.905 Grönländer für den Beitritt, während 9.386 dagegen stimmten.

In der Folge wurde 1975 eine paritätisch besetzte grönländisch-dänische Kommission gebildet, die ein Autonomiegesetz nach dem Vorbild der Färöer ausarbeiten sollte.

Autonomie

Im Ergebnis der Verhandlungen der dänisch-grönländischen Kommission wurde 1978 eine entsprechende Verordnung vom Folketing verabschiedet. Bei der darauf folgenden Volksabstimmung in Grönland am 17. Januar 1979 sprach sich die große Mehrzahl der Grönländer für dieses Autonomiegesetz aus.

Am 1. Mai 1979 erlangte Grönland schließlich seine Selbstverwaltung und die innere Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung. Erster Ministerpräsident war Jonathan Motzfeldt (*1938).

Aufgrund der Zugehörigkeit zu Dänemark war Grönland Mitglied der Europäischen Gemeinschaft mit der Folge, dass europäische Hochseeflotten in den Gewässern Grönlands fischen und europäische Konzerne auf Grönland nach Bodenschätzen suchen konnten. Dagegen entwickelte sich eine Volksbewegung mit dem Ziel, die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft zu beenden. In Deutschland warb das Unterstützungskomitee für die Selbstbestimmung der Inuit in Grönland für das Anliegen der Grönländer. Am 23. Februar 1982 gab es eine Volksabstimmung über den Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft, der am 1. Januar 1985 vollzogen wurde, in erster Linie wegen der Überfischung grönländischer Gewässer durch damals westdeutsche Fangflotten. Grönland genießt in der EU allerdings weiterhin den Status eines assoziierten überseeischen Landes mit den Vorteilen einer Zollunion.

Nach dem Ende des Kalten Krieges verblasste die militärische Bedeutung Grönlands, allerdings gibt es Bemühungen seitens der USA, auf Grönland Bodenstationen für den geplanten US-Atomraketenabfangschild errichten zu dürfen.

Politik

Grönland ist demokratisch verfasst. Das Parlament (Landsting) wird alle vier Jahre gewählt und wählt seinerseits den Premierminister und die Regierung (Hjemmestyre). Grönland ist durch zwei direkt gewählte Abgeordnete im dänischen Parlament vertreten.

Die grönländische Regierung und das Landsting verwalten die grönländischen Angelegenheiten. Dies geht bis in den Bereich der Gesetze und Rechtsprechung. Dänische Gesetze können vom Landsting übernommen werden. Die Landesverteidigung obliegt Dänemark, die Außenpolitik ist weitgehend von Dänemark übernommen, es gibt spezielle Aspekte grönländischer Außenpolitik, beispielsweise die Beziehungen zu anderen Inuit-Regionen oder die Nichtmitgliedschaft in der EU.

Im Jahre 2006 soll ein Referendum den künftigen Status der Insel bestimmen. Gegenwärtig wird durch die Erschließung von Rohstoffen versucht, sich wirtschaftlich weiter von Dänemark zu lösen. Die aktuellen Regierungsparteien (Siumut und Ataqatigiit) streben eine stärkere bzw. vollständige Unabhängigkeit an.

Regierung

Nach den Wahlen vom 15. November 2005 bildete sich eine Koalitionsregierung aus Siumut (S), Inuit Ataqatigiit (IA) und Atassut (A), die am 25. November 2005 ihr Amt antrat. Die Regierung setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Premierminister: Hans Enoksen (S);
  • Vizepremierminister, Minister für Finanzen, auswärtige Angelegenheiten und nordische Kooperation: Josef Motzfeldt (IA);
  • Minister für Industrie, Landwirtschaft und Arbeit: Siverth K. Heilmann (A);
  • Minister für Fischerei und Jagd: Finn Karlsen (A);
  • Minister für Wohnen, Infrastruktur, Mineralien und Öl: Jörgen Waever Johansen (S);
  • Ministerin für Kultur, Bildung, Forschung und Kirche: Doris Jakobsen (S);
  • Ministerin für Gesundheit und Umwelt: Asii Chemnitz Narup (IA);
  • Ministerin für Familien und Justiz: Aleqa Hammond (S)

Infrastruktur

Datei:Grönland Flughafen Kangerlussuaq.jpg
Flughafen Kangerlussuaq

Die internationalen Flughäfen sind Kangerlussuaq (Søndre Strømfjord, bei Sisimiut, Anbindungen an Dänemark), Narsarsuaq (bei Narsaq, Anbindungen an Island und Dänemark), Kulusuk (bei Tasiilaq, Anbindung an Island), und Constaple Point bei Ittoqqortoormiit (Scoresbysund, Anbindungen an Island).

Kultur

Kajak

Das Wort „Kajak“ (grönländisch: Qajaq) kommt aus dem Grönländischen. Dieses Boot wurde hier schon sehr früh als Mittel für die Jagd im Sommer benutzt. Im Gegensatz zum Umiaq, dem Frauen-Boot, war das Kajak sehr schmal und genau dem Körper einer bestimmten Person angepasst. Im Winter diente der Hundeschlitten der Jagd.

Ein Kajak ist ein mit Robbenfell bespanntes Boot. Da das Robbenfell wasserundurchlässig ist, ermöglicht dies die sogenannte Eskimorolle.

Auch wenn Motorboote, welche von der Form her dem Umiaq entsprechen, und Snowscooter die traditionellen Jagdmittel größtenteils abgelöst haben, werden diese nach wie vor, vor allem in den entlegenen Regionen wie Qaanaaq, Ittoqqortoormiit und in den Dörfern bei Upernavik, benutzt.

Musik

Moderne Musik

Grönland verfügt über eine bemerkenswert moderne Musikkultur. Wichtigste Bands sind Chilly Friday (Rock) und Nuuk Posse (Hip-Hop).

Universität

Hauptartikel: Universität von Grönland

An der Universität „Ilisimatusarfik“ in Nuuk studieren etwa 120 Studenten, davon wenige Ausländer. In den Studienfächern Verwaltung, Kultur- und Sozialgeschichte Grönlands sowie Grönländische Sprach-, Literatur- und Medienstudien können Bachelor- und Master-Abschlüsse erworben werden. Außerdem gibt es das Studienfach Theologie. Unterrichtet wird größtenteils auf Dänisch, in einigen Kursen auch auf Grönländisch.

Sport

Siehe auch: Fußball in Grönland

Grönland ist bisher nicht Mitglied der FIFA. Ein Beitritt wird zwar anvisiert, UEFA und FIFA sperren sich aufgrund fehlender Naturrasenplätze bisher. Diese Situation könnte sich aber durch die Zulassung von Kunstrasenplätzen in naher Zukunft ändern.

Grönland konnte sich für die Handball-Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland qualifizieren.

Kunsthandwerk

Siehe: Tupilak

Der Weihnachtsmann von Grönland

Nach Angaben der dänischen Botschaft in Deutschland erreichen jedes Jahr tausende Briefe das Weihnachtspostamt des Weihnachtsmanns in Grönland, weil viele Kinder auf der Welt glauben, der Weihnachtsmann wohne in Grönland. Im Sommer kann man sein Haus besichtigen. Es liegt einen kleinen Spaziergang außerhalb der Ortschaft Uumannaq, unterhalb des markanten Robbenherzberges.

Literatur

Reiseführer

  • Heinz Barüske: Grönland. Kultur und Landschaft am Polarkreis. DuMont Dokumente. Landschaftsführer. DuMont, Köln 1990. ISBN 3-7701-1544-9
  • Ulrike Köppchen, Martin Hartwig, Katja Nagel: Grönland. Reisehandbuch. Stein, Welver 42005. ISBN 3893922830
  • Sabine Barth: Grönland - DuMont Reise-Taschenbuch. DuMont, Köln ³2005. ISBN 3-7701-4423-6

Geografie

  • Bjarne Holm Jakobsen u. a. (Hrsg.): Topografisk atlas Grønland. Atlas over Danmark. Serie 2. Bd 6. Det Kongelige Danske Geografiske Selskab. Kort & Matrikelstyrelsen, Kopenhagen 2000. ISBN 87-87945-44-4 (Dänischer Grönlandatlas)

Politik

  • Sjúrður Skaale (Hrsg.): The right to national self-determination: the Faroe Islands and Greenland. Nijhoff, Leiden 2004. ISBN 90-04-14207-X (englisch)

Geschichte

  • David Cranz: Historie von Grönland, enthaltend die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc., insbesondere die Geschichte der dortigen Mission der Evangelischen Brüder zu Neu-Herrnhut und Lichtenfels. 2. Auflage. Ebers, Barby 1770 (Digitalisate als PDF: Bd. 1, Bd. 2)
  • Michael Harbsmeier: Stimmen aus dem äußersten Norden: wie die Grönländer Europa für sich entdeckten. Thorbecke, Stuttgart 2001. ISBN 3-7995-0610-1 (Sammlung alter Berichte aus dem 18. Jahrhundert)
  • Ole Marquardt u. a. (Hrsg.): From sealing to fishing - social and economic change in Greenland, 1850-1940. Fiskeri- og Søfartsmsueet, Esbjerg 1999. ISBN 87-87453-92-4
  • Harald Steinert: Tausend Jahre Neue Welt - Auf den Spuren der Wikinger in Grönland und Amerika. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1982. ISBN 3-421-06113-0

Historische Romane

Brauchtum, Ethnologie, Volkskunst

  • Tinna Møbjerg, Jens Rosing: Folk art in Greenland throughout a thousand years. König, Köln 2001. ISBN 3-88375-526-5 (englisch)
  • Eugen von Philippovich: Eskimo-Kunst aus Grönland, die Grönlandsammlungen Schörghuber und Phillipovich. Belser, Stuttgart 1999. ISBN 3-7630-2375-5
  • Cunera C. M. Buijs: Furs and fabrics, transformations, clothing and identity on East Greenland. Univ. Research School CNWS, Leiden 2004. ISBN 90-5789-094-1 (englisch)
  • Vagn Fabritius Buchwald: Ancient iron and slags in Greenland. Danish Polar Center, Copenhagen 2001. ISBN 87-90369-49-1 (englisch)
  • Merete Demant Jakobsen: Shamanism, traditional and contemporary approaches to the mastery of spirits and healing. Berghahn Books, New York 1999. ISBN 1-571-81994-0 (englisch)
  • Hinrich Johannes Rink: Tales and traditions of the Eskimo, with a sketch of their habits, religion, language and other peculiarities. Transl. from the Danish by the author. Ed. by Robert Brown. With numerous illustrations, drawn and engraved by Eskimo. Blackwood, Edinburgh-London 1875, Dover Publ., Mineola NY 1997 (Repr.). ISBN 0-486-29966-X

Reise- und Abenteuerberichte

  • Fred Bruemmer: Mein Leben mit den Inuit. Reisen zwischen Grönland und Alaska. Sierra. Bd 106. Frederking und Thaler, München 2001. ISBN 389405106X
  • Gretel Ehrlich: This cold heaven - seven seasons in Greenland. Pantheon Books, New York 2001. ISBN 0-679-44200-6 (englisch)
  • Fridtjof Nansen: Auf Skiern durch Grönland. Verl. Volk und Welt, Berlin 1991. ISBN 3-353-00837-3
  • Alfred Wegener: Tagebuch eines Abenteuers, mit Pferdeschlitten quer durch Grönland. Vorwort von Else Wegener. Eberhard Brockhaus, Wiesbaden 1961.
  • Peter Tutein: Ich lebte unter Eskimos - dramatische Geschichten. Übersetzt und bearbeitet von A. Bogle und E. Tilgenkamp, Illustrationen und Einbandentwurf von B. Borchert. Gebrüder Weiss, Berlin 1949 (Dramaet i storisen. dt.).
  • Fahrt in eisiger Schönheit. Reisebericht der OÖ Nachrichten vom 29. August 2006.
  • Holiday on Ice [1] Gesellschaftsreportage aus dem Magazin "brand eins" (9/2006) über den Tourismus als Herausforderung und Chance Grönlands.

Abenteuerromane

  • Charlotte Blay: Auf eisiger Spur. Aus dem Dänischen von Gabriele Haefs. Beltz & Gelberg, Weinheim 2003. ISBN 3-407-78576-3 (Jugendbuch)


Quellenangaben


Commons: Grönland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Grönland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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