Hugo Kaun

deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge
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Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (* 21. März 1863 in Berlin; † 2. April 1932 ebenda) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge.

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Hugo Kaun (Aufnahme um 1900)


Die erste musikalische Ausbildung erhielt er in seiner Heimatstadt: Studium der Musik, Klavier bei Oskar Raif, Komposition bei Professor Friedrich Kiel an der 1869 gegründeten Königlichen Hochschule für Musik in Berlin, ab 1879 bis zum Verweis von der Schule wegen wiederholten Schwänzens, Ableistung des Militärdienstes, danach Gründung eines Musikalien-Verlages, 1887 Ausreise in die Vereinigten Staaten von Amerika. In Chicago studierte Kaun beim deutsch-amerikanischen Musiktheoretiker Bernhard Ziehn, bei dem auch Wilhelm Middelschulte sein Rüstzeug bekam. Später lehrte er, wie auch Middelschulte, am dortigen Konservatorium. Tätigkeiten als Musikpädagoge, Dirigent und Komponist in Milwaukee, Wisconsin, u. a. O. sowie als Gründer und Dirigent des Milwaukee Liederkranz, Leiter der Festtage des Nordwestlichen Sängerbundes bis 1901. Unter dem Pseudonym Ferdinand Bold schrieb Kaun in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch gehobene Unterhaltungsmusik. Sein Freund Theodor Thomas, Gründer und Dirigent des Chicago Symphony Orchestra, sorgte in Amerika für die Aufführung seiner drei Sinfonien. 1900 Rückkehr nach Berlin mit Wohnsitz in der Schwerinstraße 25 (später Umbenennung in Kaunstrasse) in Schlachtensee. Die Familie folgte zwei Jahre später. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kaun sein Opus 49 geschrieben. Nachdem er als Lehrer an die Königliche Akademie der Künste in Berlin aufgenommen wurde, erfolgte 1912 die Ernennung zum Professor. Von 1922 bis 1932 wirkte Kaun als Lehrer für Komposition am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium. Auch setzte er seine umfangreiche Lehrtätigkeit im privaten Rahmen fort. Kompositionsschüler von ihm waren Heinrich Kaminski, Hans Uldall, Walter Gronostay, Walter Morse Rummel, sowie sein jüngster Sohn Bernhard Kaun.

Hugo Kaun gilt als moderner Spätromantiker der sich und seine Musik "als Deutsch" empfand. Die zeitgenössischen Kritiker pflichteten ihm bei. In vielen seiner Werke wendete er die Harmonielehregrundsätze seines Lehrers Bernhard Ziehn, namentlich die symetrische Umkehrung, konsequent an. Er selbst sah sich Max Reger und Hans Pfitzner nahestehend. Die Musik Arnold Schönbergs betrachtete er dagegen mit Argwohn. Ab 1920 ändert sich Kauns Kompositionsstil deutlich. Diese Spätwerke sind hörbar von Wagner, Strauss, Ravel und Sibelius beeinflusst. Seine 2. und 3. Symphonie wurden von Nikisch und Furtwängler in Berlin und Leipzig mit großem Erfolg aufgeführt. Sein Requiem op. 116 wurde 300 mal aufgeführt. Eine intensive, musikwissenschaftliche Aufarbeitung des Gesamtwerkes von Kaun steht noch aus.


Werke (Auswahl)

 
Hugo Kaun: 2. Klavierkonzert
(1. Seite)
  • „Märkische Suite“ für Orchester op. 92
  • Sinfonische Dichtung „Sir John Falstaff“ op. 60
  • 1. Klavierkonzert es-Moll, op. 50
  • 2. Klavierkonzert c-Moll op.115
  • Oktett op. 34
  • Sinfonie Nr. 3 in e-Moll op. 96
  • „Vom deutschen Rhein“ (für Männerchor)
  • Opern
    • „Sappho“
    • „Der Fremde“
    • „Menandra“
    • „Der Pietist“ („Oliver Brown“)

Werkverzeichnis (HKW)

Hugo Kauns gesamte Werke sind im Hugo Kaun-Werkverzeichnis katalogisiert.

Literatur

  • Richard Schaal: Hugo Kaun, Leben und Werk. Ein Beitrag zur Musik der Jahrhundertwende. Habbel, Regensburg 1948
  • Wilhelm Altmann: Hugo Kaun in Monographien moderner Musiker, C.F. Kahnt Leipzig, 1906, 156-164
  • Hugo Kaun: Aus meinem Leben. Erlebtes und Erlauschtes. Autobiographie. Berlin 1932 (Neuauflage Hamburg 1999)
  • G.R. Kruse: Hugo Kaun, ZfM, Jg.98 (1931), 105-110