Kreative Klasse

Wirtschaftstheorie
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Einleitung

Die Theorie der „Creative Class“ wurde von Richard Florida entwickelt, einem US-amerikanischen Professor mit Lehrstuhl an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Die Grundaussage Floridas Theorie ist das die kreativen Köpfe einer Gesellschaft und die von ihnen ausgehenden Innovationen entscheidend für das ökonomische Wachstum von Regionen sind. Zugehörige der Creative Class sind in allen Bereichen der Arbeitswelt vorzufinden, entscheidend ist ihr kreativer Output und die daraus entstehenden Innovationen. Florida legt in seinen For-schungen auch Augenmerk auf die räumliche Verteilung der Creative Class und versucht damit die Entwicklung von Regionen zu erklären.


Die Veränderung der Arbeit

Florida geht davon aus das kreativer Output der wichtigste Faktor für Wirt-schaftswachstum ist. Schon die Erfindung des Pfluges war ein kreativer Einfall der zu tief greifenden Veränderungen in der Landwirtschaft führte. Fest steht das jeder Mensch ein kreatives Potential hat, jedoch muss er auch innerhalb eines Sys-tems leben das diese Kreativität fördert und zur Entfaltung bringt. (Florida. 2002. s. 56-57). Lange Zeit gingen die Innovationen von wenigen Einzelnen aus, die große Masse der Menschen arbeitete ohne die Aufgabe über ihre Arbeit nachzu-denken. Dies traf besonders auf die Zeit der fordistischen Wirtschaftsordnung zu; entstanden im frühen zwanzigsten Jahrhundert, teilte sie Wertschöpfungsprozesse in einzelne vordefinierte Schritte ein. Das Fliesband wurde zum Herzschlag der Produktion(Florida. 2002. s. 62-66). Jedoch wurde dieses System ungefähr seit den Achtziger Jahren großen Veränderungen unterworfen, ausgehend unter ande-rem von japanischen Unternehmen wie Toyota, welche erkannten das die Arbeiter einer Fabrik weit wichtiger waren als die benutzten Maschinen. Durch die härter gewordene globale Konkurrenz, gestiegenen Zeitdruck durch kürzere Produktzyk-len sowie die einhergehende Erkenntnis das diese Wirtschaftsordnung mit ihren vertikalen Organisationen und Hierarchien zu starr war um diese Herausforderun-gen effizient und effektiv zu bewältigen, entwickelten sich neue Formen der Wirt-schaftsordnung. Flexibilisierung von Unternehmen, u.a. durch das Abflachen von Hierarchien, größere Verantwortungsbereiche für Angestellte, Partizipation aller Beteiligten des Produktionskreises am Innovations- und Problemlösungsprozes-ses. Dies führte zu tief greifenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Arbeitende die früher kein Teil des Innovationsprozesses waren, wurden nun miteingebunden, ihr kreatives Potenzial genutzt. Durch diese Entwicklung wächst die Zahl der „Kreativen“ in der Wirtschaft beständig. In den USA beispielsweise betrug der Anteil der Kreativen Klasse von den Beschäftigten etwa 10% im Jahr 1900, und vergrößerte sich nach einem moderaten Wachstum auf 20% bis zu den Jahren 1970-1980 auf 30% im Jahre 2000(Florida. 2002 s. 72-77). Die generelle Ent-wicklung der kreativen Klasse und generelle Trends in der US-amerikanischen Arbeitswelt werden anhand des Schaubilds Nr.1 verdeutlicht. Auch der starke Anstieg der kreativen Arbeitsplätze Mitte der Achtziger Jahre ist zu erkennen.


Die „Creative Class“

Arbeitende werden aufgrund der Art ihrer Tätigkeit der kreativen Klasse zugeord-net, wobei Menschen aus allen Bereichen der Arbeitswelt der kreativen Klasse zugeordnet werden können, solange der Inhalt ihrer Arbeit einen kreativen Pro-zess in sich führt. Hierbei unterteilt Florida die Kreative Klasse in zwei Gruppen: Dem „Supercreative Core“ gehören diejenigen an, deren Profession und Haupt-aufgabe es ist etwas zu erschaffen und Neues zu produzieren. Diese Innovationen manifestieren sich z.B. in neuen Produkten, optimierten Prozessen oder neuem Gedankengut. Mitglieder des Supercreative Cores arbeiten in wissensintensiven Bereichen, z.B. Wissenschaftler, Künstler, Professoren, Lehrende, Designer und auch Unternehmer. Die zweite Gruppe ist diejenige der „Creative Professionals“; welche sich auch hauptsächlich mit wissensintensiver Arbeit beschäftigt. Es ist jedoch nicht die Hauptaufgabe ihrer Beschäftigung etwas Neues zu erschaffen, jedoch erfordert ihre Profession eigenständiges Denken und kreative Problemlö-sungen. Mitglieder dieser Gruppe sind u.a. Anwälte, Manager, Facharbeiter, Ärzte etc.


Die kreative Klasse im Raum

Die individuelle Entscheidung an einem Ort zu arbeiten und zu leben ist von vie-len Faktoren beeinflusst. Da die kreative Klasse überdurchschnittlich mobil ist, findet oft eine Ballung in besonders attraktiven Regionen statt. Diese Clusterbil-dung von Humankapital führt zu überdurchschnittlichem Wachstum und Wohlstand, da einhergehend mit sich ansiedelnden Unternehmen ((Nach Ross DeVol., Edward Glaeser. Aus Florida. 2002. s. 221-222). Um Regionen nach Att-raktivität und Potential zu analysieren, wurde von Florida das Modell der „drei T´s“ entwickelt. Dieses setzt sich aus den Indikatoren Technologie, Talent und Toleranz zusammen (Florida. 2002. s. 249-266). Technologie steht hierbei für Innovationen und Konzentration der Hochtechnologie- und Wissensbranchen in einer Region, quasi die bereits angesiedelte wissensintensive Wirtschaft. Talent stellt das kreative Potenzial dar, bestimmt durch die Anzahl der Angestellten in kreativen Berufen in der Region. Toleranz steht für die Offenheit einer Gesell-schaft oder Region auf, durch welche ein großes Spektrum an verschiedenen Per-sönlichkeiten angezogen wird, was zu einem hohen Austausch an neuen Ideen führt. Regionen, in denen diese drei Aspekte stark vertreten sind, sind weltoffene, bildungsstarke und mit zukunftsträchtigen Wirtschaftsbranchen ausgestattete Re-gionen. Als Wachstumsmotoren einer Gesellschaft, gehen von ihnen entscheiden-de Innovationen mit Einfluss auf einen weit größeren Raum aus. Regionen, die sich bereits durch diese Eigenschaften auszeichnen, werden eher hoch qualifizier-te Kreative von außerhalb anziehen, da diese Werte für individuelle Entscheidun-gen eine enorme Rolle spielen. Die Attraktivität dieser Clusterregionen als Stand-ort für Unternehmen wird nun in dem folgenden Kapitel weiter ausgeführt.