Die Anonymität ist das In-Erscheinung-Treten, ohne seine Identität preis zu geben. Sie ist nicht zwangsläufig auf Personen beschränkt, so können sich z.B. Computersysteme anonym oder identifizierbar an einem anderen System anmelden bzw. einloggen. Definition: A|no|ny|mi|tät, die; - (Unbekanntheit des Namens; Namenlosigkeit). Herkunft: griechisch anonymos - namenslos, an... nicht + onyma Name Ein Anonymus ist jemand, der seine Identität nicht preis gibt, beispielsweise ein anonymer Künstler o.Ä.
Pseudonymität zwischen Anonymität und Identität
Im Alltag sind völlige Anonymität bzw. Identität kaum möglich. Es gibt zwischen diesen zwei Polen eine große Bandbreite von Abstufungen. Man spricht in diesem Zwischenbereich von Pseudonymität: Teile der Identität werden preisgegeben - andere nicht. Beim Grad der Pseudonymität spielt eine zentrale Rolle ob bzw. wie leicht es möglich ist auf weitere Teile der Identität zu schließen (Verkettbarkeit).
Das Internet wird vielfach als Plattform anonymer Kommunikation beschrieben. Das ist in der Praxis - ohne besondere Vorkehrungen - jedoch nicht der Fall. Subjektiv fühlen sich die meisten Intenetnutzer beim Surfen anonym und unbeobachtet. Sie ahnen dabei meist nicht wieviel Spuren sie hinterlassen, die z.T. auf ihre Person zurückführbar Identifizierung sind. Die sogenannte IP-Adresse des Internetnutzers wird von unzähligen Rechnern (z.B. bei Zugriffen auf Internetseiten im Web) mitprotokolliert. Außerdem sind unverschlüsselte Informationen im Netz quasi veröffentlicht, weil unkalkulierbar viele Personen die Inhalte mitlesen, speichern, kopieren und weitergeben können.
Problem: unbedarfte Verbraucher und Internetnutzer
Für viele Probleme hinsichtlich Anonymität gibt es technische Lösungsmöglichkeiten. Die größte Gefahr stellt jedoch der unbedarfte Umgang mit den eigenen Daten dar. So geben immer mehr Kunden ihre Daten unbedarft für Bonussysteme wie Kundenkarten oder bei Preisausschreiben heraus ohne zu wissen was mit ihnen geschieht. Ein Internetnutzer, der sich in der Regel mit Fragen von Datenschutz und Datensicherheit nicht auskennt gibt regelmäßig sogar Informationen von sich preis ohne es zu merken. Wer sich schützen will kann im Netz zahlreiche Seiten finden, die mit kostenlosen Informationen und sogar kostenloser Software und konkreten PC-Sicherheits-Tipps weiterhelfen. Anonymität ist in der Praxis nur zu gewärhrleisten, wenn auch die Internetnutzer ihren Beitrag zur Sicherung ihres Computers und ihrer Internetverbindung leisten.
Um zum Beispiel anonym im Internet surfen zu können, werden so genannte Anonymizer verwendet. Vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) werden weitere zum Teil sogar internationale Projekte vorangetrieben, die Sicherheit und Datenschutz im Internet ermöglichen. Dabei wird auch Forschung zu Anonymität und Pseudonymität betrieben. Das ULD wirkt dabei als unabhängige staatliche Datenschutz-Instanz bei groß angelegten internationalen Projekten zu den wichtigen Zukunftsfragen eines "Identitätsmanagements" mit.
Konkrete Schwachstellen
Insbesondere bei vertraulichen Kommunikationsprozessen ist es wichtig, dass die Interaktion weder "belauscht" noch "beobachtet" werden kann. Dies gilt vor allem bei den Angehörigen nachfolgender Berufe: Anwälte, Ärzte, Priester. (Siehe hierzu: Lauschangriff). Geschützt werden muss die Kommunikation aber auch bei allen Berufsgruppen, die nach § 203 des Strafgesetzbuches (StGB) zu Geheimhaltung und Verschwiegenheit verpflichtet sind. Noch ist es gängige Praxis, dass Anwälte mit Mandanten, Ärzt mit Patienten, Therapeuten mit Klienten usw. unverschlüsselt im Internet kommunizieren. Einem möglichen Missbrauch ist dabei Tür und Tor geöffnet.
Für anonyme Online-Beratung hat die Telefonseelsorge Deutschland eine Open-Source-Lösung entwickelt, die es Ratsuchenden sehr einfach ermöglicht per SSL-Verschlüsselung zu mailen. Waren bei der herkömmlichen E-Mail (smtp) weniger als 1% der Kontakte optional mit PGP verschlüsselt, sind bei diesem webbasierten Ansatz, der von Datenschützern empfohlen wird, 100% der Beratungskontakte verschlüsselt. Veröffentlicht ist dieses Open-Source-Projekt unter dem Namen Sewecom. Interessant ist dabei, dass die Mailkommunikation (auch Chat und Foren) mit JAP kompatibel ist. Somit ist nicht nur Vertraulichkeit durch Verschlüsselung gewährleistet, sondern auch unbeobachtbare Anonymität durch diesen Anonymisierungsdienst.
Literatur
- Martin Rost: Zur gesellschaftlichen Funktion von Anonymität. In: Datenschutz und Datensicherheit (DuD) 2003, Nr. 27, Seite 156-158.
- Thomas Roessler: Anonymität im Internet. In: Datenschutz und Datensicherheit (DuD) 1998, Seite 619-622.
- Literaturliste zu "Anonymität" des Virtuellen Datenschutzbüros
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Das Ende der Anonymität? Datenspuren in modernen Netzen
- Literaturliste "Anonymität" des Virtuellen Datenschutzbüros
- Literaturliste von Marit Hansen zu "Identitätmanagement"
Weblinks
- ULD-Projekt "Identitätsmanagement"
- ANON: JAP Anon Proxy; Software zum anonymen Surfen
- PC-Sicherheits-Tipps für anonymes und sicheres Surfen.
- @nonymouse: Anonym surfen, emailen und posten
- [http://www.freenetproject.org/ - Anonyme Netzwerk (englisch)
- Open-Source-Projekt Sewecom für anonyme und sichere Internetkommunikation
- ULD-I - Innovationszentrum für Datenschutz und Datensicherheit
Siehe auch: Anonyme Alkoholiker, Anonymität im Internet, Zielwahlsuchlauf, JAP,Sewecom,anonymes Filesharing, Datensicherheit, Datenschutz