Mongolen

asiatische Ethnie
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Der Begriff Mongolen bezeichnet die ursprünglichen Völker der Mongolei, einem Land nördlich von China auf der Hochebene. Trotz ihrer geringen Zahl (zur Blütezeit ca. 200.000) spielten die Mongolen eine herausragende Rolle in der Weltgeschichte. Aufgestiegen unter Führung Tschingis Khans (1155/1162-1227) errichteten die Mongolen das größte Landreich der Geschichte in der Größe von 33,5 Mio qkm und unterwarfen mehr als 100 Million Menschen ihrer Gewalt.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht beherrschten sie die größten Teile Chinas, Koreas, Afghanistans, Georgiens, Armeniens, Russlands, Ungarns sowie die dazwischen liegenden Länder. Die Mongolen waren Nomadenvölker, die im 13. Jahrhundert von hochentwickelten landwirtschaftlichen und städtischen Kulturen umgeben waren. Keine dieser Zivilisationen jedoch verfügte über eine starke Zentralgewalt. In Asien, Russland und dem nahen Osten herrschten im Niedergang befindliche Königreiche oder Stadtstaaten.

Die Mongolen nutzten die strategische Chance dieses Energievakuums aus und verbanden alle diese Regionen zu einem wirtschaftlichen Netzwerk. Sie waren vom Handel mit den städtisch siedelnden Völkern vollständig abhängig. Als Nomaden waren sie nicht in der Lage, Vorräte anzulegen oder das Handwerk zu fördern, um technische Erzeugnisse zu produzieren.

Die Eroberungsfeldzüge begannen 1200 und wurden zunächst dadurch ausgelöst, dass Nordchina seinen Handel mit den Mongolen verringerte. Darauf griffen diese an, um zu überleben.

Man unterstellt, Tschingis Khans Ziel sei nicht die Unterwerfung der benachbarten Kulturen unter die nomadische Lebensweise gewesen, sondern ihre Zerstörung. Der Herrscher der Nomaden habe angeblich die Vorteile städtischer Lebensweise nicht verstanden. In Wirklichkeit war er sich der Bedeutung des wirtschaftlichen Zusammenhangs mit diesen Völkern sehr wohl bewusst.

Tschingis Khans wurde unterstellt, sein Plan bestehe aus dem Zerstören der eroberten Nachbarregionen, dem Zerstören aller Spuren ihrer Zivilisation und dem Umwandeln der Länder in Weide für seine Herden. Jedoch entdeckte Sorghaghtani Beki (siehe "Staatsphilosophie" unten), welche Bedeutsamkeit im Beibehalten des Status Quo liegt.

Wenn den städtischen Völkern erlaubt würde, ihre Lebensweise fortzusetzen (sosehr diese Tschingis Khan auch fremd geschienen haben mag), könnten sie einen Überschuss der Nahrung und der Waren produzieren, deren Teil als Steuern an Tschingis Khan zu zahlen wäre. Dies verhieß der aggressiven Politik des Khans einen außerordentlichen ökonomischen Erfolg. Tschingis Khan willigte ein, seinen Tribut in eine Steuer umzuwandeln, auf diese Weise wurden zahllose Leben und ganze Kulturen gerettet.

Tschingis Khan hatte nie die Absicht, ein Weltreich zu errichten. Jeder seiner Eroberungen ging eine besondere Erörterung der sich entwickelnden Handelsnetzes voraus. Ein Beispiel ist die Eroberung der nordchinesischen Hauptstadt Yanjing 1215. Er schlug nach der Eroberung der Hauptstadt die Chance aus, die Erweiterung auf ganz Nordchina auszudehnen und kehrte nach seinem Sieg einfach nach Hause zur Steppe zurück. Das gleiche Muster wurde bei einer riskanten Operation während der Eroberung Westasiens wiederholt.

Tschingis Khan handelte nach dem einfachen Grundsatz: Zerschlagung des Widerstandes, Herstellung günstiger wirtschaftlicher Beziehungen, Rückzug.

Der verborgene Nutzen dieser Zurückhaltung lag darin, das Risiko vermeiden, das allen Mächten beim Versuch der Herstellung eines großen Reiches unterlaufen war. Ein auf schnelle Expansion gerichtetes Vorgehen führte zu einer übermäßiger Aufblähung des Reiches; und auch unbedeutende Regionen waren vor Invasionen zu schützen. Das alte Rom bietet das wichtigste Beispiel für dieses Problem.

Militärische Innovationen

Die Westexpansion verlief für das Mongolenreich bis 1242 erfolgreich. In der Auseinandersetzung mit den europäischen Völkern waren die Mongolen mit ihrer fortschrittlichen Weise der Kriegführung nicht aufzuhalten. Sie setzten revolutionierende militärische Ideen gegen die europäischen Gegner gegen Ende ihrer Expansionsperiode ein.

Militärische Kommunikation

Die Mongolen bedienten sich eines entwickelten Systems von Horn- und Flaggensignalen, die vom Heerführer gegeben wurden, woraufhin sie ihre Truppen auf bestimmte Positionen des Kriegsschauplatzes verschoben bzw. zum Angriff, Rückzug oder in bestimmte Formationen übergingen. Zusätzlich verwendeten sie Unterführer, die die Entscheidungsverantwortung vor Ort zu tragen hatten.

Die Reiterei

Die Mongolen gründeten ihre Macht fast durchweg auf leichte Kavallerie. Leichte Reiterei besteht hauptsächlich aus Bogenschützen und leichten Schwertkämpfern zu Pferde. Beweglich und zahlreich, hat die leichte Kavallerie im Kampf gute Angriffs- und Rückzugsmöglichkeiten vor feindlicher schwerer Kavallerie. Schwere Reiterei geht ohne Bogenschützen vor mit dem Ziel, durch geballte Masse und Bewegung feindliche schwere Infanterielinien zu unterbrechen. Wenn also leichte Kavallerie auf schwere Kavallerie traf, besiegte die leichtere, zahlreichere, beweglichere, den Bogen nutzende, gut-gegliederte leichte Kavallerie in der Regel die konventionellen Ritter - die Spezialtruppen der europäischen Militärmächte.

Schutz

Die mongolische Bewaffnung unterschied sich wesentlich von der europäischen. Im Gegensatz zu europäischen Rittern mit Plattenpanzer (Helm, Kettenhemd und Metallteilen, die Blick und Bewegung einschränkten) verwendeten, hüllten die Mongolen sich in Seidentuch. Das Tuch gestand den mongolischen Kriegern größere Bewegungsfreiheit, Ausblick, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit gegen Waffen zu und stellte somit einen qualitativen Vorteil gegenüber dem Feind dar.

Wenn ein Pfeil einen Krieger verletzte, durchdrang dieser die Haut bis ins Fleisch. Ein mongolischer Feldarzt zog dann den Pfeil aus der Wunde, wickelte das Seidentuch um die Spitze, säuberte und verband die Wunde und brachte den Krieger zum Kampf zurück. Dieses einfache und hygienische Verfahren vermied Infektionen und rettete viele Leben.

Die Mongolen verwendeten erstmalig das wirksame Konzept der "operativen Kunst".
Als Nomaden trugen sie alles, was sie benötigten mit sich zu Pferde. Sie transportierten gleichsam den gesamten Gegenwert einer Stadt auf dem Pferderücken. Somit waren sie flexibler als viele Armeen ihrer Konkurrenten, die für ihre Logistik an feste Städte gebunden waren.
Da ihre Kriegführung überlegen war (gegliederte leichte Kavallerie) konnten sie nicht Kampf gewinnen. Die traditionelle Lösung dieses Problem war der Angriff auf die Logistik der Feinde (Nahrung, Felder, Wasser, usw.). Anders als die Mongolen waren die städtebewohnenden Feinde an ihre Logistik gebunden. Dieses wirksame Konzept stellte einen schnellen Sieg gegen jeden möglichen Feind während ihrer Geschichte sicher.

Die modernere Entsprechung bildet der Flugzeugträger mit seiner Fähigkeit, mit einer gesamten Stadt vor das Land des Gegners zu rücken gezielte Schläge auszuüben und sich zurückzuziehen.

Die Mongolen setzten politischen Terror systematisch als psychologische Waffe ein. Normalerweise wurde der Oberschicht einer eroberten Stadt der Wechsel in einer neue Gegend befohlen. Bei Ablehnung wurde die gesamte Stadtbevölkerung vertrieben (bis auf eine Handvoll Spezialisten); Stadt und umgebende Felder wurden niedergebrannt. Häufig errichteten sie ein Bauwerk aus Menschenknochen vor der zerstörten Stadt als Wahrzeichen ihres Durchzuges. Dann ließen sie einige Überlebende entfliehen, um den Schrecken in der Umgebung zu verbreiten.
Indem sie einerseits die vorteilhaften (oder mindestens annehmbaren) Bedingungen für eine Kapitulation anboten, andererseits die Alternative der vollständigen Vernichtung ließen, haben die Mongolen meist einen Krieg mit den zu erobernden Völkern abgewandt. Sie entwickelten rasch den Ruf eines nicht aufzuhaltenden völkermordenden Gegners. Nach ihren ersten Ausgangssiegen und dem Beweis der guten mongolischen Absichten wurde es den Herrschern schwerer, ihre Völker zu überzeugen, einer Invasion zu widerstehen. Dieser Gebrauch des Terrors war ein wichtiger Faktor für die beispiellose Geschwindigkeit, mit der sich die mongolischen Heere über Westasien und Osteuropa verbreiteten.

Die Staatsphilosophie

Die berühmteste mongolische Person des 13. Jahrhundert (ebenso wie Tschingis Kahn selbst) war die Mutter Kublai Khans und Schwiegertochter Tschingis Khans, Sorghaghtani Beki. Sie wird von zahlreichen Zeitgenossen wie den Persern, von europäischen Missionaren und arabischen Gelehrten gerühmt.

Bekis größtes Verdienst war, die ernsten Probleme zu erkennen, auf die die Mongolen stießen, wenn sie ein transkontinentales Reich errichteten. Obgleich Analphabetin, ließ sie ihre vier zu Khans bestimmten Söhne in der jeweiligen Fremdsprache der unterworfenen Völker unterrichten. Sie unterwies Richter und Adlige in den Religionen der unterworfenen Völker, welche sie zu Mitgliedern des Klerus in den betroffenen Regionen machte. Religionsfreiheit wurde gesetzlich garantiert; alle Religionen des Reiches wurden in gleicher Weise unterstützt. Somit beseitigte sie die mögliche Ursache eines Konflikts mit der mongolischen Besatzung.

Ihr größter Beitrag für die Rolle der Mongolen bestand in der Einsicht, eine rein ökonomische Ausbeutung der unterworfenen Völker sei wenig erfolgverheißend. Anstatt also China zu einer Weide für mongolisches Vieh zu degradieren, unterstützte sie die etablierte chinesische Gesellschaft. Die erleichterten Bedingungen erhöhten die Produktion und führten zu einer Erhöhung von Steuer und Tribut. Jeder ihrer Söhne folgte der gleichen Philosophie und sicherte so die Kontinuität und Stabilität.

Toleranz, Unterstützung im religiösen und ökonomischen Bereich sowie der Bildung waren die Innovationen, vermittels derer ein kleines Nomadenvolk zu Herrschern über viele Untergebene machten.

Chronik der Eroberungen

  • Die Mongolen unternahmen zwei erfolglose Invasionsversuche nach Japan.
    • Die erste Invasionsflotte wurde schwer zerstört durch einen Taifun.
    • Die mongolische Flotte überlebte einen Taifun ein zweites mal, aber die gelandeten Truppen, durch Hunger wegen des im Taifun erlittenen Proviantverlustes geschwächt, wurden durch japanische Truppen und Samurai vernichtet.
  • 1200, Nordchina - unbekannte Zahl getöteter Opfer
  • 1215, Yanjing, China - unbekannte Zahl getöteter Opfer
  • 1221, Nishapur, Persien - ~1.7 Mio getötete Opfer beim Angriff
  • 1221, Meru Chahjan, Persien - ~ 1,3 Mio getötete Opfer beim Angriff
  • 1221, Rayy, Persien - ~ 1,6 Mio getötete Opfer beim Angriff
  • 1226, Tangut-Feldzug - Tschingis Khan gegen das nordchinesische Volk von Tangut.
  • 1258, Bagdad - ~ 800.000 Opfer. Ergebnis der Vernichtung der Abbasiden
  • 1226 - 1266 (?) ~ 18 Million getötete Opfer während der Eroberung Nordchinas. geschätzt von Kublai Khan.