Auschwitz ist der deutsche Name der polnischen Kleinstadt Oświęcim, etwa 60 km südwestlich von Krakau gelegen. 1940 begann das nationalsozialistische Dritte Reich hier, mehrere Konzentrationslager und ein Vernichtungslager zu bauen.
Insgesamt gab es drei Hauptlager und 39 Satellitenarbeitslager. Die Hauptlager waren:
- Auschwitz I, das ursprüngliche Konzentrationslager und Verwaltungszentrum des gesamten Komplexes. Hier wurden ungefähr 70.000 Menschen, meist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, umgebracht.
- Auschwitz II (Birkenau), ein Vernichtungslager in dem ungefähr eine Million Menschen, meist Juden und Roma und Sinti, vergast wurden
- Auschwitz III (Monowitz), ein Arbeitslager, das der IG Farben Chemiefabrik Buna-Werke angegliedert war
Wie alle Nazi-Konzentrationslager wurden auch die Lager in Auschwitz von Heinrich Himmlers SS geleitet. Die Kommandanten waren die SS-Obersturmbannführer Rudolf Höss (bis Sommer 1943), Artur Leibehenschel und Richard Baer. Höss lieferte detaillierte Beschreibungen der Organisation der Lager während seiner Verhöre nach dem Krieg und in seiner Autobiographie. Er wurde 1947 vor dem Eingang des Krematoriums von Auschwitz I gehenkt.
Insgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. Versuchte Flucht wurde mit Verhungern bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt.
Auschwitz I
Eingangstor mit Schriftzug "Arbeit macht frei"
Eingangstor mit Schriftzug "Arbeit macht frei"
Auschwitz I wurde im Mai 1940 als Konzentrations- und Arbeitslager gegründet indem alte polnische Armeekasernen umgewandelt wurden. Zunächst wurden dort polnische Widerstandskäpfer und Intellektuelle interniert, später auch sovietische Kriegsgefangene, gewöhnliche deutsche Kriminelle, politische Gefangene, "asoziale Elemente" wie Landstreicher und Prostituierte, sowie Homosexuelle und Juden. Normalerweise waren immer zwischen 13 und 16 tausend Menschen dort inhaftiert, aber 1942 erreichte die Zahl einmal 20 tausend.
Über dem Eingang hing (und hängt) der zynische Spruch "Arbeit macht frei". Die Gefangenen, die das Lager tagsüber zum Arbeiten verließen, marschierten zu Orchestermusik täglich durch dieses Tor. Im Gegensatz zu der Darstellung in manchen Filmen waren die meisten Juden jedoch in Auschwitz II Birkenau inhaftiert und gingen nicht durch diesen Eingang.
Die SS wählte einige Häftlinge aus, um auf die anderen als privilegierte Aufseher aufzupassen. Dies waren gewöhnlich deutsche Kriminelle, die sich durch Brutalität hervortaten. Die verschiedenen Gefangenengruppen wurden durch spezielle Kennzeichen an der Kleidung identifiziert, und Juden wurden generell am schlechtesten behandelt. Gearbeitet wurde 6 Tage pro Woche (in den angegliederten Waffenfabriken auch 7); die Sonntage waren zum Waschen und Duschen reserviert.
Bedingt durch die harten Arbeitsbedingungen, das wenige Essen und die unzulängliche Hygiene war die Sterblichkeit unter den Inhaftierten sehr hoch.
Im September 1941 führte die SS Versuche mit dem Pestizidgas Zyklon B in Block 10 durch. Achthundertfünfzig Polen und Russen wurden dabei vergast. Anschließend wurde ein Bunker zu einer Gaskammer mit Krematorium umgebaut. Diese Gaskammer war von 1941 bis 1942 in Betrieb, dann wurde sie wieder in einen Luftschutzbunker verwandelt.
Die ersten Frauen kamen im März 1942 in Auschwitz I an. Zwischen April 1943 und Mai 1944 führte der Gynäkologe Prof. Dr. Carl Clauberg Sterilisationsexperimente an jüdischen Frauen durch mit dem Ziel, eine einfache Injektionsmethode für die slawischen Völker zu entwickeln. Dr. Dr. Josef Mengele experimentierte mit Zwillingen im selben Gebäude. Patienten im Lagerhospital, die nicht schnell genug gesund wurden, wurden mit Phenolinjektion ermordet.
Das Lagerbordell wurde in Sommer 1943 auf Geheiß Himmlers in Block 24 etabliert. Es wurde hauptsächlich zur Belohnung privilegierter Insassen benutzt. Einige Frauen wurden für die Arbeit im Bordell selektiert, andere voluntierten.
Auschwitz II Birkenau
Das KZ Auschwitz-Birkenau ist das Vernichtungslager, das die meisten Menschen mit dem Namen "Auschwitz" verbinden. Hier wurden viele hunderttausend Gefangene gehalten und mehr als eine Million Menschen ermordet.
Das Lager befindet sich in Brzezinka (Birkenau), ungefähr 3 km vom KZ Auschwitz I entfernt. Die Erstellung des Lagers begann 1941 als Teil der "Endlösung". Es ist etwa 2,5 mal 2 km groß und fasste bis zu 100.000 Insassen. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder unterteilt waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit unter Strom stehenden Stacheldraht umzäunt (der von manchen Insassen zum Selbstmord benutzt wurde).
Haupteingang des KZ Birkenau ist im Hintergrund sichtbar |
Der Hauptzweck des Lagers war die Massenvernichtung. Zu diesem Zweck gab es vier Gaskammern mit angeschlossenen Krematorien. Die großangelegt Vernichtung begann im Frühjahr 1942.
Die meisten Menschen kamen in Auschwitz-Birkenau mit dem Zug an, oft nach grausamen tagelangen Reisen im Viehwaggon. Die ankommenden Gefangenen marschierten vom Bahnhof Auschwitz zum Lager; 1944 wurden Gleise direkt bis ins Lager gelegt, die im Photo rechts sichtbar sind. Manchmal wurde der ganze Transport direkt in die Gaskammern geschickt, manchmal wurde erst eine "Selektion" durchgeführt, bei der die Schwachen, Alten und Kranken von den Arbeitsfähigen getrennt und zur Gaskammer geführt wurden. Dr. Dr. Mengele nahm oft an diesen Selektionen teil.
Die Häftlinge, die die Selektion überstanden, verbrachten einige Zeit in Quarantäneabteilungen, und arbeiteten dann an der Aufrechterhaltung oder Erweiterung des Lagers, oder wurden zu einem der umliegended Satellitenarbeitslager geschickt.
Ein Bereich des Lagers war für weibliche Gefangene reserviert. In einem anderen Bereich, "Kanada" genannt, wurden die Besitztümer der ankommenden Häftlinge sortiert und gesammelt, um dann an die deutsche Regierung weitergeleitet zu werden.
Die Gaskammern waren alle ähnlich konstruiert: ein unterirdischer Umkleideraum für ungefähr 2000 Menschen, mit anschließender, als Duschraum getarnter Gaskammer, in die Zyklon B durch Dachöffnungen eingelassen wurde. Ein Krematorium war Teil desselben Gebäudes.
Deutschland marschierte im März 1944 in Ungarn ein, und zwischen Mai und July desselben Jahres wurden ungefähr 440000 ungarische Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert und größtenteils dort vergast. Wenn die Krematorien überlasted waren, wurden die Leichen manchmal in offenen Gruben verbrannt.
Viele Roma und Sinti waren in einer speziellen Sektion des Lagers inhaftiert worden, im Familienverband. Sie wurden im July 1944 vergast.
Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando (die Häftlinge, die die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und von den anderen Häftlingen getrennt gehalten wurden) einen Aufstand durch. Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört. Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber all 250 wurden kurz darauf gefasst und getötet.
Auschwitz III und Satellitenlager
Die umliegenden Satellitenarbeitslager waren eng mit der deutschen Industrie verknüpft und waren Waffenfabriken, Minen und Gießereien angegliedert. Das größte war Auschwitz III Monowitz, das 1941 gebaut wurde und der IG Farben Chemiefabrik Buna-Werke angegliedert war.
Ärzte besuchten die Arbeitslager in regelmäßigen Abständen, um die Schwachen und Kranken für die Gaskammern von Birkenau zu selektieren.
Kenntnisse der Allierten
Die Deutschland bekämfenden Allierten besaßen detaillierte Luftaufnahmen aller Lager seit dem 31. May 1944. Zwei entkommene Insassen (Rudolph Vrba und Alfred Wetzler) hatten genaue Beschreibungen und Lagekarten erstellt, die die Allierten im Sommer 1944 erreichten. Am 13. September 1944 flogen amerikanische Bomber einen Angriff auf die Buna Werke und richteten beträchtlichen Schaden an.
Evakuierung und Befreiung
Die Gaskammern des KZ Birkenau wurden im November 1944 von den Nazis gesprengt, um die Spuren ihrer Taten vor den anrückenden Sowjets zu verbergen. Im Januar 1945 begann die Evakuation und viele Gefangenen mussten nach Westen marschieren. Diejenigen, die zu schach oder krank zum marschieren waren, wurden zurück gelassen. Die Rote Armee befreite das Lager mit 7500 Insassen am 27. Januar 1945.
Bekannte Insassen
- Maximillian Kolbe war in Auschwitz I eingesperrt. Anstelle eines Familienvaters ging er 1941 freiwillig in den Hungertod.
- Anne Frank war zwischen September und Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau inhaftiert. Sie wurde dann nach Bergen-Belsen gebracht, wo sie starb.
- Edith Stein, katholische Nonne und Heilige jüdischer Abstammung, wurde in Auschwitz-Birkenau vergast.
- Elie Wiesel überlebte Auschwitz III Monowitz und schrieb später ueber seine Erlebnisse.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg wurden die Buna-Werke von der polnischen Regierung übernommen und bildeten den Beginn der Chemieindustrie in der Region. Die Konzentrationslager verfielen langsam.
Später entschied die polnische Regierung, Auschwitz I wiederherzustellen und in ein Museum umzuwandeln; Auschwitz II mit den gesprengten Gaskammern kann man heute auch besichtigen. Das KZ-Auschwitz gehört heute zur UNESCO Liste des Welterbes.
Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, ist seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Zitate
- Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.
Theodor W. Adorno 1949: "Kulturkritik und Gesellschaft"
- Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Bertolt Brecht 1938: "An die Nachgeborenen"
- Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.
Paul Celan 1947: "Todesfuge"
Siehe auch: Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich, Auschwitzlüge
Weblinks
- Auschwitz Museum Homepage
- The Auschwitz Album Online Ausstellung mit SS Photos und Luftaufnahmen der Allierten von 1944
- Photo des Haupteingangs von Auschwitz II Birkenau
Quellen
- Y. Gutman and M. Berenbaum, eds., Anatomy of the Auschwitz Death Camp, Indiana University Press, 1994