Die Republik Serbische Krajina (Republika Srpska Krajina/RSK) war ein international nicht anerkanntes De-Facto-Regime, das in den Jahren 1991 bis 1995 ca. ein Drittel des Gebietes der Republik Kroatien kontrollierte.

Am 19. Dezember 1991 wurde dieses Gebiet im Gegenzug zur Unabhängigkeitserklärung Kroatiens als von Kroatien unabhängiger Staat proklamiert. Zur Hauptstadt der RSK wurde Knin erklärt. 1992 schlossen sich der RSK auch die zu diesem Zeitpunkt serbisch kontrollierten Gebiete im Osten Slawoniens an.
Zielsetzung war die Vereinigung dieser selbst ernannten Serbenrepublik mit der Republika Srpska (Serbische Republik, heute eine der beiden Entitäten in Bosnien-Herzegowina) und Restjugoslawien zu einem gemeinsamen serbischen Staat.
Der Gründung der RSK gingen zunächst großflächige Vertreibungen von über 170.000 nicht-serbischen Einwohnern aus überwiegend serbisch besiedelten Gebieten und Städten und später auch serbischstämmiger Einwohner aus mehrheitlich kroatisch bewohnten Gebieten voraus.
Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milosević, Absatz 36k.
Das Gebiet der Republik Serbische Krajina setzte sich zusammen aus der Krajina im engeren Sinne (Lika, Banija, Kordun und Teile Norddalmatiens) sowie Teilen West- und Ostslawoniens. Die drei Teile hatten nur über das serbisch kontrollierte Gebiet im Norden Bosniens bzw. die Bundesrepublik Jugoslawien Verbindung untereinander. Die faktische Grenze war die Waffenstillstandslinie, die dem Frontverlauf von Anfang 1992 entsprach.
Laut Ergebnis der Volkszählung von 1991 lebten im Frühjahr 1991 auf dem Gebiet der späteren Republik Serbische Krajina insgesamt 555.540 Menschen, davon 331.619 (59,7%) Serben, 168.026 (30,2%) Kroaten und 55.895 (10,1%) Angehörige anderer Nationalitäten, wobei in den einzelnen später zur RSK gehörenden Landesteilen die jeweilige regionale Bevölkerungsverteilung wie folgt war:
Serben | Kroaten | andere | gesamt | |
spätere RSK gesamt | 331.619 (59,7%) | 168.026 (30,2%) | 55.895 (10,1%) | 555.540 |
Krajina im engeren Sinne | 255.966 (67%) | 70.708 (28%) | 13.101 (5%) | 339.775 |
Teile Westslawoniens | 14.161 (60%) | 6.864 (29%) | 2.577 (11%) | 23.602 |
Teile Ostslawoniens | 61.492 (32%) | 90.454 (47%) | 40.217 (21%) | 192.163 |
Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milosević, Absatz 69
Vorgeschichte
Der Begriff Krajina ("kraj" = Gebiet, Grenze oder Rand) bezieht sich auf Vojna krajina, die serbische und kroatische Bezeichnung der österreichischen Militärgrenze, zu der ein großer Teil des Gebietes unter österreich-ungarischer Herrschaft gehört hatte.
Zum Schutz der Grenzen gegen die Türken hatten die Habsburger in dem Gebiet Ungarns, zu dem die Krajina und der Nordwesten Bosniens bis zur Schlacht von Mohacs (1526) gehört hatten, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Serben (von den Kroaten auch als "Vlasi",deutsch: Walachen und in Dalmatien auch als "Morlaci" , deutsch: Mollaken bezeichnet) als Wehrbauern angesiedelt. Von der Habsburger Monarchie wurde eine Autonomie der Orthodoxen Kirche und eine Gleichberechtigung mit der Katholischen Kirche zugestanden. Anfänglich (1630,"Statuta Valachorum") bestand sogar eine volle Autonomie der Vojna krajina, die später, nachdem die Kriegsgefahr mit den Türken nicht mehr bestand, wieder zurückgenommen wurde. Im Gegenzug mussten die Bauern den Grenzschutz übernehmen und später mussten sie auch Soldaten für die regulären österreich-ungarischen Armeen stellen. Auch die Venezianer siedelten im dalmatinischen Hinterland, das im 17. Jahrhundert den Türken entrissen werden konnte, orthodoxe Slawen an. Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Krajina-Serben schwere Verfolgungen durch das faschistische Ustascha-Kroatien zu erleiden, auf der anderen Seite wurden Bosniaken und Kroaten von pro-serbischen Tschetniks verfolgt, die mit den italienschen faschistischen Besatzungstruppen im Kampf gegen Ustascha und Tito-Partisanen kollaborierten.
1943 erhielten die Krajina-Serben konstitutionelle Rechte innerhalb der Sozialistischen Republik Kroatien. Auch nach den Änderungen der Verfassungsgesetze in Jugoslawien 1965 und 1974 wurden diese Rechte der serbischstämmigen Bevölkerung bekräftigt. Die ursprüngliche Forderung der Krajina-Serben nach voller Autonomie wurde von Josip "Tito" Broz, dem späteren Staatspräsidenten Jugoslawiens, abgelehnt.
Ereignisse zwischen 1990 und 1995
Im April 1990 fanden in Kroatien erstmalig seit 1945 demokratische Wahlen statt. Die Mehrheit mit 40% der Stimmen und 2/3 der Parlamentssitze und errang die national-konservative HDZ (Hrvatska Demokratska Zajednica/deutsch: "Kroatische Demokratische Gemeinschaft") unter dem Vorsitz des kroatischen Staatsgründers Dr. Franjo Tuđman. Erklärte Zielsetzung der neuen Regierung war eine möglichst große Selbständigkeit Kroatiens innerhalb Jugoslawiens oder (für den Fall, dass dies nicht möglich sein sollte) die völkerrechtliche Souveränität.
Der Gedanke an ein souveränes Kroatien außerhalb Jugoslawiens löste bei einem Teil der serbischen Minderheit Befürchtungen aus, die durch nationalistische Propaganda auf beiden Seiten noch zusätzlich geschürt wurden.
Am 25. Juli 1990 erklärte der serbischstämmige Bevölkerungsteil aufgrund der sich abzeichnenden kroatischen Verfassungsänderung die "Souveränität und Autonomie des serbischen Volkes in Kroatien" und gründete einen Nationalrat. Am 22. Dezember 1990 wurde die neue kroatische Verfassung verabschiedet, die vorsah, dass nur noch Kroaten dem Staatsvolk Kroatiens angehören sollten - die bisherige Bezeichnung für das Staatsvolk Kroatiens hatte "Kroaten und Serben in Kroatien" gelautet. Die serbische Bevölkerungsminderheit hatte damit keine Gruppenrechte mehr in Kroatien. Erst das im Juni 1991 beschlossene "Dokument über die Rechte der Serben und anderer nationaler Minderheiten in der Republik Kroatien" ließ erste Ansätze eines wirkungsvollen Minderheitenschutzes erkennen.
Bereits zwischen März und August 1991 kam es entlang der Grenze und innerhalb der Krajina zu ersten Auseinandersetzungen zwischen der kroatischen Polizei und der Nationalgarde auf der einen und serbischen Freischärlern und der vom serbischen Belgrad aus geführten Jugoslawischen Bundesarmee auf der anderen Seite.
Am 19. August 1991 stimmte die serbischstämmige Bevölkerung in einem Referendum für ihre Unabhängigkeit, um so die Erhaltung ihrer in der ehemaligen kroatischen Verfassung verankerten konstitutionellen Rechte zu erzwingen. Den kroatischen staatlichen Behörden sprachen sie die Legitimität ab und hinderten sie an jeglichen Tätigkeiten in mehrheitlich serbisch besiedelten Gebieten.
Kroatien verabschiedete am 22. Dezember 1991 eine neue Verfassung als einheitlicher und souveräner Staat, die Krajina-Serben erklärten sich für autonom und die Republik Serbische Krajina (zunächst noch als Srpaska autonomna oblast Krajina, deutsch: Serbisches autonomes Gebiet Krajina) wurde ihrerseits ausgerufen. Während die Kroaten in dieser einseitigen Autonomie-Erkläung einen Angriff auf ihre eben erklärte Unabhängigkeit und eine Gefährdung der Integrität ihres Staates sahen, begründete die serbische Seite die Ausrufung der Krajina-Republik mit dem nunmehr angeblich nicht mehr gewährleisteten Schutz durch die jugoslawische Armee. Gleichzeitig führten Kroatien und die neugegründete Republik Serbische Krajina eigene Währungen ein.
Im weiteren Verlauf kam es nun auch zu Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung und im Gebiet der RSK begannen so genannte ethnischen Säuberungen. Neben der ortsansässigen Bevölkerung waren auch Paramilitärs aus anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawien und Verbände der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) am Krieg beteiligt. Die auf kroatischem Boden stationierten Einheiten der JNA dienten den serbischen Milizen als taktischer Berater und Bereitsteller von Kriegsgerät. Formell dem Kommando der JNA unterstellt, standen die verschiedenen paramilitärischen Einheiten unter dem Machteinfluss der Führung in Belgrad und dem serbischen Ministerium für innere Sicherheit und wurden auch finanziell von dort unterstützt [1].
In verschiedenen Orten so zum Beispiel Škabrnje (nahe Zadar) fanden zum Beispiel unter dem Oberbefehl von General Ratko Mladić Massaker an der kroatischen Zivilbevölkerung statt, während auf kroatischer Seite unter General Mirko Norac am 10. September 1993 bei einem Massaker nahe der Stadt Gospić ("Medački džep", deutsch Medak-Tasche) zahlreiche serbische Zivilisten ums Leben kamen [2]. Insgesamt wurden unzählige Dörfer und Städte zerstört und insgesamt über 1,2 Millionen Landminen gelegt, die noch heute eine Bedrohung darstellen [3].
Die Verselbstständigung der Polizeieinheiten auf dem Gebiet der serbischen-krajinischen Gemeinden mündete in der Formierung einer bewaffneten Einheit, die sich zum politischen Faktor entwickelte und alle Versuche, während des Krieges zivile Verwaltungsstrukturen aufzubauen, behinderte. Spätestens mit der totalen Zerstörung von Vukovar in Ostslawonien im Herbst 1991 gab es kaum mehr Chancen auf eine Verständigung zwischen Serben und Kroaten und damit auf ein schnelles Ende des Krieges.
Unter internationaler Vermittlung wurde Anfang 1992 ein Waffenstillstand geschlossen. Demnach verpflichtete sich die jugoslawische Armee, ihre Truppen aus Kroatien abzuziehen. In den umstrittenen Gebieten wurde eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UNPROFOR) stationiert, nachdem der Vance-Owen-Plan von beiden Konfliktparteien akzeptiert worden war. Insgesamt entstanden vier Schutzzonen: Sektor Nord, Süd, Ost und West. Die UN entsandte 14.000 Soldaten in diese Gebiete. Die serbisch kontrollierten Teile blieben völkerrechtlich ein Teil Kroatiens. Über ihren endgültigen Status sollte später in Verhandlungen zwischen der kroatischen Regierung und den örtlichen Serben entschieden werden.
Die Waffenstillstandslinie wurde faktisch zu einer Staatsgrenze zwischen Kroatien und der Krajina-Republik, die nur unter größter Gefahr überschritten werden konnte. Die Verhandlungen über die Öffnung der Verkehrwege und eine Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen kamen nicht voran, da keine Seite bereit war, Vertriebenen die Rückkehr zu gestatten und die serbische Seite zusätzlich die Anerkennung der Serben als zweites Staatsvolk innerhalb Kroatiens oder die Anerkennung der Republik Serbische Krajina durch Kroatien verlangte. Die damalige Führung der Republik Serbische Krajina sah in der Kontrolle der wichtigsten Verkehrsverbindungen vom nördlichen Kroatien nach Dalmatien durch Gebiete in der Lika und Norddalmatien und nach Slawonien durch das von ihr kontrollierte Gebiet in Westslawonien ihr Hauptdruckmittel in dieser Frage gegenüber der kroatischen Regierung.
Im Juni 1992 kam es trotz UN-Präsenz zum erneuten Ausbruch der Kämpfe und auch im folgenden Jahr setzten sich die teilweise schweren bewaffneten Auseinandersetzungen fort.
Die im Jahr 1994 von internationalen Vermittlern vorgelegten Friedenspläne, die eine weitgehende Autonomie der Serben innerhalb Kroatiens vorsahen und denen von kroatischer Seite zugestimmt wurde, wurde von serbischer Seite als nicht weitgehend genug abgelehnt, außerdem fürchteten zahlreiche in der RSK maßgebliche Serbenführer die spätere Verfolgung durch kroatische Behörden.
Die Existenz der Republik Serbische Krajina blieb Zeit ihres Bestehens prekär. Sie verfügte über kein zusammenhängendes Territorium, die Verbindung zwischen ihrem Kerngebiet, das sich von Knin im Süden längs der kroatisch-bosnischen Grenze bis Petrinja erstreckte, und dem serbisch kontrollierten Gebiet in Westslawonien konnte nur auf dem Wege über die Republika Srpska der bosnischen Serben aufrechterhalten werden, Ostslawonien war nur auf einem längeren Umweg über Rest-Jugoslawien zu erreichen. Wirtschaftlich wäre die Republik Serbische Krajina nicht einmal in Friedenszeiten lebensfähig gewesen. Der von der Führung der Republik Serbische Krajina wiederholt geäußerte Wunsch, sich mit der von Serbien und Montenegro gebildeten Bundesrepublik Jugoslawien zu einem Staat zusammenzuschließen, wurde jedoch von der Führung in Belgrad abgewiesen, da sich Serbien durch einen solche Schritt nicht den Weg zu einem künftigen Friedensschluss mit Kroatien verbauen wollte.
Im Frühjahr 1995 wurde durch ein Abkommen zwischen der kroatischen Regierung und der Republik Serbische Krajina die durch das serbisch kontrollierte Westslawonien führende Autobahn zwischen Zagreb und Slawonien provisorisch wiedereröffnet. Immer wiederkehrende Übergriffe auf Reisende nahm Kroatien offiziell zum Anlass, das von der Republik Serbische Krajina kontrollierte Territorium in Westslawonien im Mai 1995 durch die Militäraktion Blijesak (Blitz) zurückzuerobern. Als Vergeltung auf den Angriff der Kroaten gegen die serbischstämmige Zivilbevölkerung in Pakrac ließ der damalige Präsident und Oberkommandierende der RSK, Milan Martić zwei militärisch sinnlose Raketenangriffe auf das Stadtzentrum von Zagreb durchführen, die zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten; beide Ereignisse wurde vom UN-Sicherheitsrat auf schärfste verurteilt.
Das Ende der Serbischen Krajina und die Kriegsfolgen
Nachdem die Führung der Republik Serbische Krajina auch nach dieser militärischen Niederlage nicht bereit war, auf die Forderungen der Kroaten einzugehen, begann die kroatische Armee im Sommer 1995 eine zweite Militäraktion (Oluja/Sturm) und eroberte bis auf Ostslawonien die Gebiete der Republik Serbische Krajina. Der Präsident und Oberkommandierende der RSK, Milan Martić, floh angesichts der Niederlage seiner Truppen bald nach dem Beginn der kroatischen Offensive auf das Gebiet Rest-Jugoslawiens. Der Erfolg dieser Operation war maßgeblich darauf zurückzuführen, dass einerseits die kroatische Armee nun adäquate militärische Mittel und im Gegensatz zu 1991 eine militärische Führungsstruktur zur Verfügung hatte und mit Unterstützung sowohl der kroatischen Diaspora als auch der USA aufgerüstet wurde und andererseits die RSK keinerlei Unterstützung mehr von Seiten der Bundesrepublik Jugoslawien oder der bosnischen Serben hatte, was offensichtlich zur Vermeidung eines direkten militärischen Konflikts mit Kroatien bereits im Vorfeld auf politischer Ebene ausgehandelt worden war. So sagte der heutige kroatische Staatspräsident Stjepan Mesić vor dem Haager Tribunal 1997 als Zeuge aus, daß sich in der Zeit von 1991 bis 1995 die beiden Staatschefs Franjo Tuđman und Slobodan Milošević insgesamt 48 mal trafen. Bei diesen Treffen ging es, so die Aussage von Mesić vor dem ICTY in Den Haag, hauptsächlich um die Aufteilung Bosniens zwischen Kroatien und Serbien.
Es kam, wie heute auch das ICTY in Den Haag in seinen Anklageschriften aufführt, während der "Operation Sturm" zu schweren Übergriffen an der zurückgebliebenen serbischen Zivilbevölkerung und zahlreiche Häuser der serbischstämmigen Einwohner wurden zerstört. (Quelle: [4])
Da die politische Führung der Krajina-Serben angesichts der sich abzeichnenden Niederlage die Evakuierung angeordnet hatte, flohen die weitaus meisten der in der Krajina ansässigen Serben, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch in die UNTAES-Zone.
Von der Republik Serbische Krajina blieb danach nur noch das serbisch kontrollierte Gebiet in Ostslawonien übrig. Dieses wurde im Rahmen eines Abkommens zwischen Kroatien und Serbien auf friedlichem Wege in die Republik Kroatien wiedereingegliedert. Dazu wurde es von 1996 bis 1998 unter eine Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (United Nations Transitional Administration for Eastern Slavonia, Baranja and Western Srem/UNTAES) gestellt.
Wenn man die Volkszählungen von 1991 und 2001 gegenüber stellt, so ergibt sich folgendes Bild:
- 1991 (letzte jugoslawische Volkszählung) lag der Anteil der ursprünglich serbischstämmigen Bevölkerung in der Republik Kroatien bei ca. 582.000 (12,2%).
- 2001 waren in Kroatien offiziell noch ca. 201.000 Kroaten serbischer Abstammung (4,5%) registriert. Viele davon leben aber immer noch im Ausland und haben sich nur in Kroatien wohnhaft gemeldet, um bestehende Eigentumsansprüche zu wahren und die ihnen zustehenden Rentenzahlungen zu sichern, die bis ins Frühjahr 2004 nur innerhalb Kroatiens an die serbischstämmige Zivilbevölkerung ausbezahlt wurde.
Die Re-Integration der serbischen Bevölkerung Kroatiens ist größtenteils misslungen. Noch im Jahr 2000 kam es vereinzelt zu Übergriffen auf Rückkehrer. Viele kämpfen heute noch gegen die Enteignungen ihrer Ländereien, Häuser und Wohnungen. Zwar zahlt die kroatische Regierung heute offiziell Entschädigungen für diejenigen, die zurück kommen und genügend Grund und Boden haben, um für sich selber zu sorgen zu können, aber oft müssen diese Zahlungen erst über langwierige Gerichtsprozesse eingeklagt werden. Insgesamt ist die Situation der serbischstämmigen Heimkehrer schwierig (siehe [5]).
In machen Gebieten, wie zum Beispiel in der Gegend um Knin, wurden viele vertriebene Kroaten aus Bosnien in den ehemaligen Häusern der serbischstämmigen Bevölkerung angesiedelt. Dies führt heute noch immer zu einer prekären Situation im Hinblick auf die Rückgaben enteigneten Eigentums. Das erklärt teilweise auch, warum gerade in dieser Region der Hass gegen die Serben besonders groß ist.
Die kurze Geschichte der Serbenrepublik in der Krajina ist im Zusammenhang mit dem Balkankonflikt und den anderen ethnischen Konflikten des zerfallenden Jugoslawien zu sehen und zu bewerten.
Führende Politiker des Republik Serbische Krajina
Trotz der kurzen Existenz der RSK und ungeachtet der fehlenden internationalen Anerkennung gab es zwischen 1991 und 1995 eine Vielzahl ausschließlich selbst ernannter bzw. in von Belgrad kontrollierten Wahlen bestimmter Präsidenten bzw. Regierungschefs.
Liste der Präsidenten der RSK
- Milan Babić, Präsident (19. Dezember 1991 bis 16. Februar 1992)
- Mile Paspalj, Interim-Präsident (16. Februar 1992 bis 26. Februar 1992)
- Goran Hadžić, Präsident (26. Februar 1992 bis 25. Januar 1994)
- Milan Martić, Präsident (25. Januar 1994 bis 7. August 1995)
Liste der Regierungschefs der RSK
- Milan Babić, Premierminister (30. April 1991 bis 19. Dezember 1991)
- Dusan Vjestica, Premierminister (19. Dezember 1991 bis 26. Februar 1992)
- Zdravko Zecević, Premierminister (26. Februar 1992 bis 21. April 1993)
- Djordje Bjegović, Premierminister (21. April 1993 bis 17. März 1994)
- Borislav Mikelić, Premierminister (17. März 1994 bis 27. Juli 1995)
- Milan Babić, Premierminister (27. Juli 1995 bis 7. August 1995)
Liste der UNTAES Verwalter
- Jacques Paul Klein (US) (17. Januar 1996 bis 1. August 1997)
- William Walker (US) (1. August 1997 bis 15. Januar 1998)
Aktuelle Ereignisse
Der ehemalige selbst ernannte Präsident der Republik Serbische Krajina, Goran Hadžić, wurde im Mai 2004 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom UNO-Tribunal (ICTY) für das Frühere Jugoslawien in Den Haag angeklagt, die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Das UNO-Tribunal für das Frühere Jugoslawien in Den Haag hat am 29. Juni 2004 Milan Babić, der 1991/1992 der erste Präsident der RSK gewesen war, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 13 Jahren Haft verurteilt. Der einstige führende Politiker der RSK hatte gestanden, 1991/1992 Menschen anderer Bevölkerungsgruppen aus politischen Gründen verfolgt zu haben. Babić war der Beteiligung an Aktionen angeklagt worden, die darauf abgezielt hatten, Nichtserben von rund einem Drittel des kroatischen Gebietes zu vertreiben.
Auch gegen den kroatischen Ex-General Ante Gotovina gibt es einen Haftbefehl des UNO-Tribunal (ICTY) in Den Haag. Ihm wird vorgeworfen, mindestens 150 Serben ermordet, tausende vertrieben sowie serbische Dörfer zerstört zu haben. Die Kriegsverbrechen sollen nach der kroatischen Rückeroberung von serbisch kontrollierten Gebieten der ehemaligen Republik Serbische Krajina gegen Ende 1995 geschehen sein. Der flüchtige Gotovina soll sich angeblich in Österreich aufhalten.
Siehe auch
Balkankonflikt am Ende des 20. Jahrhunderts, Krajina-Serben, Geschichte Kroatiens, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten
Weblinks
- Kriegsverlauf in Kroatien 1991 bis 1995
- SWP-Artikel über General Bobetko und die Krajina
- Minoritätenkonflikte in Kroatien
- UNHCR-Deklaration über Beseitigung von Intoleranz und Diskriminierung aufgrund Religion und Glaube
- Homepage des vom ICTY in Den Haag angeklagten flüchtigen kroatischen Generals Ante Gotovina
- Spiegel-Artikel über Franjo Tudjman und die Krajina
- Dossier der "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) vom 28. Mai 2004
- Umfangreiches Archiv aus der "ZEIT"
- "TAZ" Artikel über den ehemaligen Präsidenten der RSK vom 30.6.04
- Jahresbericht 2004 Kroatien der Amnesty International Deutschland
- Anklageschrift gegen Goran Hadzic, ex Präsidenten der RSK
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