Strophantin ist ein herzwirksames pflanzliches Glykosid, das in verschiedenen afrikanischen Strophantus-Arten (Apocynaceae - Hundsgiftgewächse) vorkommt.
Entwicklung
Die Eingeborenen Afrikas verwendeten den Milchsaft der als Lianen auftretenden Strophantus-Arten in erster Linie als Pfeilgift.
Nachdem Afrika-Expeditionen über die angebliche Herzwirksamkeit von Strophantus-Samen berichtet hatten, gelang es 1862 dem schottischen Arzt Thomas Fraser, aus dem Samen des Strophantus Kombé die Tinctura Strophantus herzustellen. 1885 wurde sie in die Herztherapie eingeführt.
Die therapeutische Weiterentwicklung und der Nachweis der starken Wirkung bei intravenöser Verabreichung geht auf den deutschen Arzt Albert Fraenkel zurück, der sie 1906 zum medizinischen Allgemeingut machte.
Wirkprinzip
Die positiv inotrope Wirkung des Strophantins am Herzen, also die Verstärkung der Herzkontraktion während der Systole durch Aktivierung der Natrium-Kalium-Pumpe, führt zu einer Vergrößerung der bei jedem Pulsschlag in den Kreislauf beförderten Blutmenge. Wegen des weitgehenden Abbaus der therapeutisch wirksamen Form schon bei der ersten Leberpassage ist Strophantin nicht oral, sondern nur intravenös anwendbar.
Damit ist Strophantin der akuten Herzinsuffizienz vorbehalten, gegen die es ebenso rasch wirkt wie das Digitalis-Glykosid mit dem schnellsten Wirkungseintritt, das Metildigoxin. Der unterschiedliche Abbau der beiden Substanzen im Körper des Patienten bietet dem Arzt beim kardialen Notfall die Alternative, einem Herzpatienten mit Störungen der Nierenfunktion Strophantin zu injizieren, während er einem Herzpatienten mit gestörter Leberfunktion Metildigixin verabreichen kann.