Geymann

Adelsgeschlecht
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Die Familie Geymann (Geumann) war eine oberösterreichische Adelsfamilie, die - aus dem Bauernstand aufsteigend - ursprünglich in der Gegend von Rüstorf, Attnang und Swans (Schwanenstadt) begütert war und von 1354-1633 Gallspach sowie von 1463-1643 Trattenegg besaß. Hainricus Geuman de Swanse, der 1261 und 1277 urkundlich in Erscheinung tritt, lässt sich als erster Geymann ziemlich sicher der Familie zuordnen, die in zwei Linien - von denen eine (Heinrichs-Linie) bereits um 1400 ausstarb - zu einer der führenden Ritterfamilien des 15. und 16. Jahrhunderts in Oberösterreich entwickelte.


Die Tätigkeit mehrerer Familienmitglieder als Pfleger und Landrichter im Dienste der Wallseer, Schaunberger und des Landesfürsten ist nachgewiesen (Trattenegg, Kammer, Wolfsegg, Starhemberg, Peuerbach, Grdoselo/Zèlengrad/Castelverde in Istrien u.a.). Der Besitzstand wurde kontinuierlich vergrößert und umfasste bis 1600 auch die Herrschaften Schwarzgrub bei Weibern, Oberweis, Freyn (bei Frankenburg), Walchen (bei Vöcklamarkt), Wildenhag (bei Straß im Attergau) und Rossatz in der Wachau sowie das, 1539 erworbene Freihaus am Hofberg in Linz (heute Hofgasse 19). Am 25. Juli 1625 wurden die Brüder Hans Paul und Hans Ludwig Geymann in den Herrenstand mit dem Prädikat Freyherren zu Gallspach und Trättenek auf Walchen und Wildenhag erhoben. Trotzdem musste die Familie wegen ihres Festhaltens am protestantischen Glauben das Land ob der Enns (Oberösterreich) verlassen. Einige Familienmitglieder zogen nach Niederösterreich, Wien, Pressburg oder Regensburg und erwarben teilweise wieder beträchtlichen Besitz (z.B. Wolfpassing, Kronsegg-Schiltern, Niederfellabrunn). Dem Geschwisterpaar Hans Ehrenreich und Margarethe gelang um 1655 die Einheirat in die reichsgräfliche Familie Abensberg-Traun. Ende des 17. Jh. waren alle Mitglieder der Familie Geymann wieder zum katholischen Glauben zurückgekehrt. Manche führten als Berufssoldaten ein eher bewegtes Leben. Hans Geymann etwa nahm 1664 an der Schlacht bei St. Gotthard an der Raab gegen die Türken teil. Sein Sohn Hans Ernst war von 1690-97 Kommandant des Hayduckenregimentes Niklas Palffy im Rang eines Obristleutnants und 1691 Teilnehmer an der Schlacht bei Slankamen gegen die Osmanen. Ein zweiter Sohn, Hans Carl († 1709), avancierte zum Generalfeldwachtmeister und saß 1704 im Hofkriegsrat zu Wien. In den Jahren 1702/03 ließ er sich von Christian Alexander Oedtl in der heutigen Renngasse 12 in Wien ein kleines Palais (Palais Geymann-Windischgrätz) errichten. Hans Jakob Friedrich Geymann († 1746), Sohn von Hans Ernst Geymann, diente vorerst als Rittmeister in den Regimentern Kriebaum und Steinville, wurde 1721 Obristwachtmeister im Kürrassierregiment Johann Graf Browne Hautois, 1728 wirklicher k.k. Kämmerer und ab Juli 1730 Kommandant von Stuhlweißenburg in Ungarn. Hans Siegmund Geymann wurde 1688 als Deutscher Ordensritter aufgenommen und erhielt 1714 die Kärntner Repräsentationsstelle beim innerösterreichischen Hofkriegsrat. Mit Hans Ernst Siegmund und Carl Geymann, beides Söhne von Hans Jakob Friedrich, stirbt die Familie um 1755 im Mannesstamme aus.

Weitere bedeutende Familienmitglieder:

  • Heinrich II, verheiratet mit Petrissa und Hans I, vermählt mit Cunigunde alle † vor 1356, können als Stammeltern der beiden Geymannlinien angesehen werden.
  • Heinrich III: Sohn von Heinrich II, † 1363: Erwarb 1354 unter Lehensvorbehalt die Veste Gallspach samt Burgfried und Kirchenlehen von Eberhard v. Wallsee. Erbauer der ersten Pfarrkirche und Stifter des Pfarrhofes in Gallspach (1358).
  • Ortolph: Sohn von Hans I, verheiratet mit Gertraud, † um 1395 durch Totschlag. Nimmt 1378 und 1383 am Krieg des Erzbistums Salzburg gegen Bayern teil.
  • Stephan I, ca. 1380-ca.1433, verehelicht mit Benigna Payss, 1425-28 als Pfleger in Kammer, 1432 in Wolfsegg nachgewiesen.
  • Stephan II: ca. 1410-ca.1465. Verheiratet mit Barbara Schöngruber. Erwirkte 1439 von König Albrecht II. das Marktrecht für Gallspach. Beim Leichenumzug für den König führt er zusammen mit Christoph Grafenwerder das Leichenpferd der Grafschaft Tirol. 1452 war er im Gefolge Kaiser Friedrich III. bei dessen Krönung in Rom und Mitglied der Empfangsdelegation für die kaiserliche Braut Eleonore von Portugal.
  • Gotthard: Unterzeichnete mit 253 anderen Adeligen am 12. Dezember 1451 die Mailberger Feste, in der von Friedrich III. die Entlassung seines Mündels Ladislaus (Posthumus) aus der Vormundschaft gefordert wurde. War um 1453 Pfleger und Landrichter auf Schloss Starhemberg.
  • Ortolph II. ca.1425/30-ca.1476. Kämmerer (Leiter der Landesfinanzverwaltung) für Erzherzog Albrecht VI..
  • Bartholomäus: † 1468; verheiratet mit Regina, Tochter des Walthesar Newnkircher. 1459 Pfleger und Landrichter in Pernstein, 1462-64 Pfleger und Landrichter auf Starhemberg.
  • Heinrich † um 1477, begraben in Wilhering. Verheiratet mit Benigna Treutlkofer. War 1458 als wallseeischer Pfleger in die Auseinandersetzungen zwischen Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. verstrickt. Vom Castelverde, dem heute verschwundenen Schloss in Grdoselo (Gherdosello/Gardassel) nördlich von Pazin/Pisino/Mitterburg in Istrien, griff er 1458 Untertanen des Kaisers mit Raub und Plünderung an. Lag 1466/67 mit der Stadt Steyr, wo er ein Haus unter der Brucken besaß, in Fehde.
  • Jörg: 1487 Pfarrer von Gunskirchen
  • Johann: ca. 1467-1533. Verheiratet mit Margarethe von Traumannsdorf. Pfleger in Maria Lankowitz. Gehörte zu den Testamentsexekutoren Kaiser Maximilians I. War 1499 Komthur, 1508 Verweser und ab 1513 zweiter Hochmeister des St. Georgs Ritterordens mit Sitz in Millstatt/Kärnten.
  • Balthasar: † 1522; verheiratet mit Katharina Raming († 1521), Tochter des kaiserlichen Burghauptmannes von Bruneck, Hans Raming (Ramung). 1512 schaunbergischer Pfleger und Landrichter von Peuerbach.
  • Hanns Heinrich: † 1566. Kaiserlicher Rat.
  • Hans Christoph: 1544-1600. Kaiserlicher Rat. Wirkte im Auftrag der Stände 1595-97 an der Befriedung der aufständischen Bauern mit. 1582-1592 Verordneter des oberösterreichischen Ritterstandes.
  • Ortolph IV.: † 1620. Studierte in Jena, Padua und Bologna, war 1611 Verordneter des oberösterreichischen Ritterstandes und nahm als glühender Calvinist 1619/20 an der Adelsrevolte gegen den Landesfürsten teil. Während oder kurz nach der Schlacht am Weißen Berg bei Prag, an der er teilgenommen haben dürfte, starb er.



Quellen/Literatur:

  • Hugo Hebenstreit: Die Geymann von Gallspach. 3 Bände, maschinschr., 1968/69. OÖ. Landesarchiv.
  • Alois Zauner: Vöcklabruck und Atergau. Linz 1971
  • Johann Georg Adam von Hoheneck: Die löblichen Herren Herren Stände deß Ertz-Hertzogthums Österreich ob der Ennß. 3 Bände. Passau 1727, 1732, 1747.
  • Johann Siebmacher: Großes und allgemeines Wappenbuch. Bd. 4/5. Oberösterreichischer Adel. Bearbeitet von Alois Frh.v. Starkenfels. 1885-1904.
  • Heinrich Wurm: Die Geumann auf Gallspach. Oö. Heimatblätter, 1950/2.
  • Herbert Erich Baumert, Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Innviertel und Alpenvorland. Wien 1985 (2. Auflage).
  • Herbert Erich Baumert, Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Salzkammergut und Alpenland. Wien 1983 (2. Auflage).
  • Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Linz 1976 (3. Auflage)