Benutzer:Supermartl/Baustelle3

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Mit Blütenstand oder Infloreszenz wird der Teil des Sprossachsensystems bezeichnet, der der Blütenbildung bei Samenpflanzen dient und daher entsprechend modifiziert ist. Charakteristisch für diesen Teil des Sprosses ist die Art und das Ausmaß der Verzweigungen der Sprossachse, deren Beblätterung sowie Abwandlungen in Form von Streckungen, Stauchungen, Verdickungen, Verwachsungen oder Reduktionen der Haupt- und Nebenachsen. Damit stellt der Blütenstand einen wesentlichen Bestandteil des Habitus der blühenden Pflanze dar und somit ein zur Artbestimmung innerhalb eines Verwandschaftskreises hervorragend geeignetes Merkmal. Viele Blütenstände wirken auf Bestäuber wie eine große Blume, sie lassen sich damit besser anlocken als mit einzelnen Blüten. Dieser Vorteil gilt vor allem wenn die Blüten klein sind und einzeln zu unscheinbar wären.


Allgemeines

Für alle Typen von Blütenständen lassen sich zusätzlich einige typenübergreifende Charakteristika finden, die beinahe in beliebiger Kombination untereinander auftreten. Sie ergänzen die Benennung der Blütenstände zusätzlich und haben keinen Einfluss auf die Typisierung.

Beblätterung

Die Unterscheidung zwischen dem Blütenstand als generativen und dem vegetativen Teil der Pflanze geschieht oft Anhand der verschiedenartigen Beblätterung:

  • Fehlen die Blätter im Bereich des Blütenstandes ganz oder teilweise und sind sie als Hochblätter (Brakteen) ausgebildet und unterscheiden sich damit von der sonstigen Beblätterung spricht man von einer brakteosen Beblätterung oder brakteosen Infloreszenz.
  • Bei laubigen Tragblättern spricht man oft von einem blühenden Spross anstatt eines Blütenstands. Da diese Blätter trotz ihrem laubblattartigem Äußeren auch hochblattartige Merkmale besitzen ist frondoser Blütenstand die treffendere Bezeichnung.
  • Desweiteren existiert eine verbindende Zwischenform, der frondo-brakteose Blütenstand.
  • Im Infloreszenzbereich können, so bei vielen Holzgewächsen, aber auch Blätter ohne jede Hochblattmerkmale auftreten. Es handelt sich um Kleinlaubblätter, die sich von den regulären Laubblättern durch eine gleichmäßige Reihe an Reduktion ableiten. Man spricht hierbei von fronduloser Beblätterung, den Übergang zur frondosen Infloreszenz bildet der frondo-frondulose Blütenstand.

Die veraltete strenge Aufteilung in Blütenstand (brakteos) und blühenden Spross (frondos) mit dem unterschiedlichen Tragblättern ist heute einer Einteilung gewichen, bei der die verschiedenen Formen von Blütenständen in einer sinnvoll weitergefassten Einteilung mit den verschiedenen Blättern als verbindendem Element definiert werden. Ein blühender Spross sollte deshalb entsprechend stets als frondoser Blütenstand bezeichnet werden.

Terminalblüte

Für die Ausbildung der Vegetationsspitze gibt es zwei Möglichkeiten, namentlich die, ob sich eine Terminalblüte ausbildet oder nicht. Das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein einer Terminalblüte bei dem Blütenpflanzen ist für ganze Verwandschaftskreise charakteristisch.

Geschlossener Blütenstand

Bildet die Sprossspitze eine Terminalblüte aus und verbraucht sich dadurch spricht man von einem geschlossenen oder determinierten Blütenstand. Die einzelnen Blütenblätter folgen dabei genau der Abfolge der vorausgegangenen Blätter (Phyllotaxis). Die Terminalblüte blüht üblicherweise zuerst auf (präkursive Entfaltung), die Seiten- oder Lateralblüten unterliegen in ihrem Aufblühen (Effloration) meist einer Förderung von der Basis zur Spitze aufwärts (akropetal), oft auch von der Spitze abwärts (basipetal), seltener hin zu beiden Seiten (divergent).

Offener Blütenstand

Bildet die Sprossspitze statt einer Blüte weiterhin Hochblätter mit Knospen in ihren Achseln und endet blind in einem meist verjüngten, rudimentären Ende, so liegt ein offener Blütenstand vor. Die angelegten Blütenknospen blühen entweder allesamt auf oder sie liegen nach obenhin in immer weiterer Reduktion bis zum undeterminierten Sprossscheitel, der sogar noch zum Weiterwachsen fähig sein kann (Poroliferartion). Die bei Pflanzen häufige Tendenz, dass eine fehlende terminale Spitze durch die nächstgelegene ersetzt wird (Übergipfelung), kann sich sich auch hier zeigen: Die Blüte unterhalb der rudimentären Sprossspitze richtet sich auf und wird scheinbar zur neuen Terminalblüte. Ist ihr lateraler Ursprung noch zu erkennen, am besten durch sichtbares Rudiment, wird sie als Subterminalblüte benannt, ist der laterale Ursprung nicht einmal mehr entwicklungsgeschichtlich nachweisbar sondern nur noch im Vergleich mit verwandten Arten nennt man sie Pseudoterminalblüte.

Ansatz der Verzweigungen

Zwar ist die Art der Verzweigung ist ein elementares Unterscheidungsmerkmal für die verschiedenen Blütenstände, der Ansatz der Nebenachse und ihres Tragblattes an der Blütenstandsachse hingegen sind für die Typisierung der Infloreszenz nicht von Belang. Die unterschiedlichen Ansatzmöglichkeiten richten sich nach der Phyllotaxis.

Metatopie

Die den Blütenstand oder eine Einzelblüte tragende Seitenachse steht stets in der Achsel eines Tragblattes. Es kann aber auch eine Metatopie (Verlagerung) auftreten, zwei Fälle sind möglich:

  • Bei der Konkauleszenz ist die Seitenachse zum Teil mit ihrer Abstammungsachse verwachsen. Dies führt dazu, dass die Blüten hier wesentlich höher am Stängel sitzen als die zugehörigen Tragblätter.
  • Bei der Rekauleszenz ist die Seitenachse teilweise mit dem Stiel des Tragblattes verwachsen. Die Blüten sind in Richtung Blatt verschoben.

Klassische Einteilung

Bei der klassischen Typologie der Blütenstände dient zur Unterscheidung der Hauptgruppen die Verzweigungsart. Innerhalb dieser wird anhand der Verzweigung der Achsen und vor allem deren Modifikation der Typ bestimmt.

Einfache Blütenstände

Beim einfachen Blütenstand liegt als Verzweigungstyp ein Monopodium vor, also eine Hauptachse mit abzweigenden Nebenachsen ersten Grades (unverzweigt). Aus Tradition wird diese Verzweigungsart bei Blütenständen jedoch als razemös bezeichnet und nicht als monopodial. Der Grundtyp ist die Traube (Botrys), die verwandten Blütenstände werden folglich als Botryen bezeichnet. Sie alle können durch Streckung, Stauchung, Verdickung oder Reduktion verschiedener Achsenteile aus der Traube hergeleitet werden. Infloreszenzen dieses Typs zählen zusammen mit den Rispentypen gemeinhin zu den bekanntesten.

Zusammengesetzte Blütenstände

Bei einem zusammengesetzten Blütenstand (komplexer Blütenstand) stellt eine einfacher Blütenstand die Basis dar. Dessen Blüten werden jedoch durch je einen Teilblütenstand (Partialinfloreszenz) ersetzt. Dieser ist entweder ebenso wie die Basis razemös oder auch

racemös

Doppelte Botryen
eine weitere Ebene der gleichen Basisstruktur So ist eine Doppeltraube eine Traube, deren Blüten durch je eine Traube ersetzt wurden. Dies kann sich in der neuen Verzweigungsebene wiederholen, aber stets nur mit der zu Grunde liegenden Struktur. 


Rispen und Verwandte

zymös

Beim Zymösen Blütenstand oder Zyme liegt als Verzweigungstyp liegt ein Sympodium vor. Die Hauptachse endet mit einer Blüte, die abzweigenden Nebenachsen verzweigen weiter und enden daraufhin ebenso mit einer Blüte. Je nach Anzahl der Verzweigungen, die von einer Achse entspringen, werden die verschiedenen Infloreszenzen unterschieden:

Allerdings wird die Nomenklatur der zymösen Blütenstände recht unterschiedlich gehandhabt. Diese Darstellung folgt Botanik Online[1] bzw. Schmeil-Fitschen[2]. Nach Rothmaler[3] bezeichnet "Wickel" beispielsweise ein Monochasium, bei dem die Seitentriebe alle auf derselben Seite liegen, und an jedem Knoten zwei Blüten sitzen, so dass eine eingerollte Doppelreihe Blüten entsteht.

Je nach Autor werden weitere zymöse Blütenstände unterschieden, beispielsweise "Büschel" oder "Knäuel".


Thyrsus

Bilden mehrere Zymen an einer monopodialen Hauptachse den Blütenstand so spricht man von einem Thyrsus. Die Zymen sind monochasial, also Wickel oder Schraubel, dichasial oder, sehr selten, pleiochasial verzweigt.

Monochasiale Zymen sind bei den Dicotylen meistens Wickel, bei den Monocotylen meistens Fächel.


Cymoid

Kuriositäten

  1. Botanik online: Blütenstände
  2. Otto Schmeil, Jost Fitschen, Werner Rauh: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.
  3. Werner Rothmaler: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen, 14. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-060-12539-2