Adrian Dietrich Lothar von Trotha (* 3. Juli 1848 in Magdeburg, † 31. März 1920 in Bonn) war ein deutscher General der Infanterie.
1865 in die preußische Armee eingetreten, nahm von Trotha am Deutsch-Österreichischen und Deutsch-Französischen Krieg teil. Dort erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Am 17. August 1900 wurde ihm im Boxeraufstand das Kommando der 1. Ostasiatischen Infanteriebrigade übertragen. Am 3. Mai 1904 erfolgte die Ernennung zum Oberbefehlshaber in Deutsch-Südwest-Afrika mit dem Auftrag, den Aufstand der Herero niederzuschlagen.
Über die Ernennung v. Trothas zum Kommandanten der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika berichtete Generalmajor Ritter von Endres am 10. Mai 1904 an das Bayerische Kriegsministerium: „[...] dass die Ernennung des Generalleutnants von Trotha zum Führer des Expeditionskorps gegen den Widerspruch des Reichskanzlers, des Chefs des Generalstabes und des Kolonialdirektors von seiner Majestät (Kaiser Wilhelm II., Anm. d. Verf.) verfügt wurde.“ Von den "alten Afrikanern" wurde diese Ernennung ebenfalls durchweg abgelehnt. Der große Wissmann, Forscher, Afrikadurchquerer und Offizier urteilte über von Trotha folgendermaßen: „Er war ein schlechter Staatsmann, wie er als Führer im Kriege nicht ausreichte und dazu ein unedler, selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch.“ Der spätere Kommandant der Schutztruppe, Major von Estorff, laut Generalstab „einer unserer erfahrensten Afrikaner“ schrieb: „Wissmann, der ihn von Ostafrika her kannte, hatte sich seiner Ernennung widersetzt, aber er ward nicht gehört. Wie soll das in großen Verhältnissen werden, wenn sich schon jetzt solcher Mangel an Menschenkenntnis daheim offenbart.“ Im Offizierskorps der Schutztruppe wurde sogar darüber diskutiert, sich mit einer Eingabe direkt an Kaiser Wilhelm II. zu wenden, um die Berufung von Trothas rückgängig zu machen.
Der Charakter v. Trothas führte dann auch zu ernsten Auseinandersetzungen mit Offizieren der Schutztruppe, z.B. mit Oberst Berthold Deimling oder Major von Estorff. Die eingeborenen Hilfstruppen reagierten auf ihre Weise. Cornelius meldete sich krank und kehrte mit seinen Bethaniern nach Hause zurück. In der Witbooi-Abteilung kam es zu Desertationen. Die Loyalität der Hottentotten, insbesondere die von Hendrik Witbooi, geriet ins Wanken. Der Hottentottenaufstand im Oktober 1904 war eine unmittelbare Folge des Kommandowechsels von Major Leutwein auf von Trotha.
Nach dem Tod des Nama-(Hottentotten-)Führers Hendrik Witbooi am 29. Oktober 1905 im Gefecht bei Fahlgras hielt von Trotha seine Aufgabe für beendet und bat um seine Abberufung. Am 19. November 1905 verließ er das Land. Mit der Enge seiner Gedankenwelt und seiner einseitig militärischen Betrachtungsweise hatte er weder den Interessen des Schutzgebietes, noch dem Ansehen Deutschlands gedient. Da man ihn für den schleppenden Verlauf des Hottentottenkrieges verantwortlich machte, fiel er, ebenso wie der Gouverneur Leutwein, beim Kaiser in Ungnade.
Die Kriegsführung des Generals v. Trotha stand in scharfem Widerspruch zu der Tradition deutscher Streitkräfte. Zwar wurde v. Trotha mit dem Orden "Pour le Mérite" ausgezeichnet, um damit den Feldzug als militärischen Erfolg darzustellen. Bei seiner Ankunft in Berlin wurde v. Trotha von Kaiser Wilhelm II. jedoch demonstrativ nicht empfangen und später auch von offiziellen Kreisen gemieden.