Stille

Erleben einer Umgebung ohne akustische Geräusche
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Die Stille (v. althochdt.: stilli ohne Bewegung, ohne Geräusch) bezeichnet in der deutschen Sprache die Lautlosigkeit und die Abwesenheit jeglichen Geräusches, auch Bewegungslosigkeit. Gegenbegriffe sind Geräusch, Lärm u.ä. Stille ist bedeutungsverwandt, aber zu unterscheiden vom Schweigen.

Der bewegungslose Lake mapourika

Physikalische Beschreibung

Die komplette Stille beträgt theoretisch 0 dB.

Diese Stille wird nur in schalltoten Räumen erreicht. Auch in schalltoten Räumen kann das menschliche Ohr noch Geräusche des eigenen Körpers wahrnehmen. Als "still" wird von Menschen allerdings bereits eine Geräuschumgebung unter 20-40 dB bezeichnet.

Wirkungen von Stille auf den Menschen

Stille wird nicht selten als beängstigend empfunden. Dabei kann einerseits die Vorahnung auf ein nahendes negatives Ereignis der Grund sein, andererseits kann Stille eine Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und ihrer Beziehung zur Umwelt und sich selbst so stark fördern, dass dieser Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen wird. Oft geschieht dies durch Zuhilfenahme von Hintergrundmusik.

In diesem Zusammenhang kann festgestellt werden, dass vor allem für mit modernen Medien sozialisierte Menschen die Situation der tätigkeitslosen Stille oft als uninteressant und langweilig wahrgenommen wird. Um diesem Zustand entgegen zu wirken, werden verschiedenste Möglichkeiten der Unterhaltung angeregt.

Beängstigend wirkt Stille ebenfalls, wenn gleichzeitig noch der intensive Gedanke an den - womöglich eigenen - Tod hinzu tritt. Diese Wirkung wird sehr stark in spannungsreichen Theaterstücken, Filmen, Büchern und Gedichten benutzt. Mit einer gelasseneren Einstellung zum Tod schwindet diese Form der Angst vor Stille.

Vom Wort "Stille" ist das Verb "stillen" abgeleitet, da der Säugling beim Trinken ruhig wird.

Stille kann aber auch durch die Abwesenheit von störenden Geräuschen beruhigend und besänftigend wirken, die erwünschte Konzentration auf einen Gegenstand oder sich selbst stärken und somit das Wohlbefinden erhöhen. Diese Wirkung machen sich in besonderem Maße die Religion und die Meditation zunutze. Auch in allen anderen Situationen, in denen das Zuhören eine wichtige Rolle spielt, wird den Hörern Stille geboten. Ebenso wird in Bibliotheken Stille geboten, um die Konzentration auf das Lesen nicht zu stören.

Bedeutung der Stille in der Religion

In vielen Religionen, beispielsweise im Buddhismus und im Daoismus wird der Stille eine große Bedeutung beigemessen, vor allem, wenn sich der Priester oder die Gläubigen konzentrieren müssen, etwa beim stillen Gebet und der Meditation.

Im Pietismus des 18. Jahrhunderts wurde die Stille als ein mystisches Element der Frömmigkeit entdeckt. In Anknüpfung an Luthers Übersetzung "Vnd suchen falsche Sachen widder die stillen jm Lande" (Psalm 35,20) zog man sich bewusst und durchaus vernehmlich artikuliert aus der herrschenden Gegenwartskultur "in den stillen Winkel" zurück. Die als Stille im Lande bekannten Pietisten fanden ihre Basis in der 1780 gegründeten Christentumsgesellschaft. Die heute geläufigen Begriffe Andachtsstille oder Gebetsstille stammen aus dieser Bewegung.

Anachoreten machten sich die Wirkung von Stille zunutze, um sich auf große spirituelle Zusammenhänge konzentrieren zu können.

Inzwischen formalisiert ist bei weniger aufwändigen Bestattungen im kleinen Kreis der Zusatz "in aller Stille", der vor allem in Traueranzeigen gebraucht wird.

Stille als Thema in der Kunst

Die Seltenheit der Lautlosigkeit in der Natur hat sie zum Thema zahlreicher Gedichte gemacht.

Über allen Wipfeln ist Ruh;
über allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch.

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde
ruhest du auch.

- Johann Wolfgang von Goethe

Literarisch umschrieb man besonders lautlose Situationen mit "Grabesstille" oder "Totenstille" (nicht zu verwechseln mit dem juristischen Begriff der Totenruhe), da man verschiedene sehr geräuscharme Momente mit der Atmosphäre eines menschenleeren Friedhofs oder einer Gruft in Verbindung brachte.

In der bildenden Kunst ist ein Stillleben das Abbild eines leblosen und bewegungslosen Arrangements von Gegenständen.

Vor allem in der Neuen Musik hat die Beschäftigung mit der Definition von Musik auch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik der Stille geführt. Das mit Abstand bekannteste Beispiel ist John Cages Klavierstück 4'33". Es setzt sich aus drei Sätzen zusammen, die nur aus Pausen bestehen, welche insgesamt die Länge von drei Minuten und vierundvierzig Sekunden haben. Der Gedanke einer "Musik der Stille" - hier wieder im übertragenen Sinne - hat auch andere Komponisten angeregt, wie z.B. Federico Mompou.

Stille in technischem Kontext

Siehe auch

Wiktionary: Stille – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen