Geschichte der Typografie

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Die Geschichte der Typografie bietet eine chronologische Übersicht über die Entwicklung der Schriftkultur.

Siehe auch: Typografie

Romanische Typografie (950 bis 1230 n. Chr.)

Ende des 8. Jahrhunderts beherrschten die Karolinger weite Teile Europas. Aus der Notwendigkeit Beschlüsse und Gesetze für das gesamte Reich verständlich zu machen entstand die Karolingische Minuskel als Normalschrift.

Gotik (1230 bis 1500 n. Chr.)

Aus der spätkarolingischen Minuskel entwickelte sich nach und nach die gotische Minuskel. Ihre zahlreichen Varianten zeichnen sich alle durch ein regelmäßiges, strenges, eng geschriebenes Schriftbild aus. Die Rundungen der Buchstraben werden gebrochen. Spitze Winkel und Ober- und Unterlängen zeichnen diese gotischen Schriften aus.
Gleichzeitig wurde in Italien, Spanien und Deutschland aber auch eine andere Variante häufig verwendet: Die Rotunda. Bei der rundgotischen Schrift sind die Formen weiter und die Buchstaben besitzen statt der harten Winkel Rundungen. Dies machte die Schrift lesbarer. Trotzdem geriet sie in der Mitte des 16. Jahrhunderts wieder in Vegessenheit.

Renaissance (1400 bis 1600 n. Chr.)

Gutenbergs 42-zeilige Bibel von 1455 hatte noch die besten gotischen Handschriften zum Vorbild. Doch schon 10 Jahre später erkannten venezianische Drucker, dass die neue Technik auch eine andere Formgestaltung ermöglichte. Sie schufen die erste Renaissance-Antiqua, die sich aus der mit Breitfeder geschriebenen humanistischen Minuskel herleitete. Man unterscheidet hier zwei Formen, die venezianische und die französische Renaissance-Antiqua. Deren bekanntester Vertreter war Claude Garamond. 1600 war die Renaissance-Antiqua die vorherrschende Buchschrift in Europa geworden. Sie zeichnet sich durch ein ruhiges, harmonisches und helles Schriftbild aus und hat ausgeprägte Ober- und Unterlängen. Durch ihre formalen Qualitäten und gute Lesbarkeit wird sie auch heute noch oft verwendet.

Barock (ab 1590 n. Chr.)

Die Barock-Antiqua ist stilistisch gesehen vor allem die Übergangsschrift zu der klassizistischen Antiqua. Ihre Form ist durch die präzisen Kupferstecher-Schriften angeregt. Die Strichstärkenunterschiede sind deutlicher und das Bild kontrastreicher als in der Renaissance. Die Entwicklung wurde vor allem in Frankreich, Holland und England vorangetrieben. William Caslon und John Baskerville sind wohl die bekanntesten englischen Schriftgestalter. Letzterer wurde auch wegen der richtungsweisenden Einfachheit seiner Typografie berühmt.

Klassizismus (1760 bis 1830 n. Chr.)

Im Klassizismus erreicht die Entwicklung der Antiqua ihren vorläufigen Endpunkt und es entstand das typografische Punktsystem. Die Buchstaben wurden, aufgrund der technischen Weiterentwicklung, immer kontrastreicher, die Serifen immer zarter. Schriften wurden mit Lineal und Zirkel konstruiert um den Ideal von Klarheit und Norm zu genügen. Aufgrund dessen sind sie aber auch wesentlich schwerer zu lesen als ihr Vorgänger aus der Renaissance und dem Barock. Blocksatz und Mittelachse blieben als Formen der Typografie weiterhin erhalten. Aufgabe der Typografen war die Wahl einer passenden Schrift und die Strukturierung des Textes. Buchschmuck wurde sparsam eingesetzt. Üppige illustrierte Initialen wichen Initialen in der Grundschrift. Am Ende des Klassizismus tauchten die ersten Grotesk- und Egyptienne-Schriften auf. Die bedeutendsten Vertreter der Epoche waren: Bodoni, Didot und Walbaum.

Jugendstil (1890 bis 1914 n. Chr.)

Futurismus (1910 bis 1920 n. Chr.)

Expressionismus(1910 bis 1925 n. Chr.)

Dadaistismus (um 1915 n. Chr.)

Konstruktivismus (um 1920 n. Chr.)

Elementare Typografie (um 1925 n. Chr.)

Besinnung auf eine einfache, natürliche und technisch bedingte Typografie. Siehe auch Elementare Typografie.

Drittes Reich (1933 bis 1945 n. Chr.)

Hatte die Frakturschrift in der Vergangenheit viel an Boden gewonnen und war zu der maßgeblichen Schrift in Deutschland geworden, so änderte sich dies unter der Herrschaft der Nationalsozialisten.

Nach 1928 wurden 57% aller in Deutschland erschienenen Bücher in Fraktur gedruckt. Die lateinische Schrift fand vor allem in wissenschaftlichen Publikationen und Gebieten der Kunst und Technik ihre Anwendung. Die Frakturschrift fand sich in fast allen Schul- und Kinderbüchern, sowie der klassischen und volkstümlichen Literatur wieder, welche oft mit einer sehr hohen Auflagenzahl erschienen. Zusammengenommen betrug die Stückzahl der Bücher in deutscher Druckschrift schätzungsweise 90% oder sogar noch mehr. Am 3. Januar 1941 erging ein Rundschreiben an die Reichs-, Gauleiter und Verbandsführer des 3. Reiches, in dem das Verbot der Frakturschrift angekündigt wurde:

München, den 9. Januar 1941
Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrags des Führers mit: Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern.
Am heutigen Tage hat der Führer in einer Besprechung mit Herrn Reichsleiter Aman und Herrn Buchdruckereibesitzer Adolf Müller entschieden, dass die Antiqua Schrift künftig als Normalschrift zu bezeichnen sei. Nach und nach sollen sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normalschrift umgestellt werden. Sobald dies schulbuchmäßig möglich sei, wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normalschrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben; Ernennungsurkunden für Beamte, Straßenschilder und dergleichen werden künftig nur mehr in Normalschrift gefertigt werden.
Im Auftrage des Führers wird Herr Reichsleiter Amann zunächst jene Zeitungen und Zeitschriften, die bereits eine Auslandsverbreitung haben, oder deren Auslandsverbreitung erwünscht ist, auf Normalschrift umstellen.
gez. M. Bormann

Im vorletzten Absatz des Schrifterlasses findet sich das Verbot für den ganzen Bereich. Es wird hierbei nicht von verboten gesprochen, sondern vielmehr in Aussicht gestellt, was »künftig« zu gelten hat. Zuerst wurden die großen Tageszeitungen auf die Normalschrift umgestellt, wohl mit dem Wunsch die Verbreitung im Ausland für Propagandazwecke zu erhöhen

Experimentelle Typografie (um 1965 n. Chr.)

Neuer Funktionalismus (um 1980 n. Chr.)