Abendmahl

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Das Abendmahl, auch Eucharistie, Kommunion, oder Herrenmahl gehört zusammen mit der Taufe zu den Sakramenten die in allen christlichen Kirche im Gebrauch sind.

Es gibt im Christentum kein allgemeingültiges Verständnis des Abendmahls. Die Konfessionen unterscheiden sich voneinander wesentlich sowohl nach ihrem Abendmahlsverständnis als auch nach ihrer Zulassungspraxis zum Abendmahl.

Das Abendmahl wird mit Brot und Wein gefeiert. In der katholischen Kirche verwendet man Hostien aus ungesäuertem Teig. In vielen protestantischen Gemeinden wird aus Rücksicht auf Kinder und Alkoholiker kein Wein, sondern Traubensaft zum Abendmahl gereicht.

Bibelstellen

Das Passamahl wird beschrieben in

Das Abendmahl wird beschrieben in

In der Liturgie sind der Text von Lukas und vom Korintherbrief am gebräuchlichsten.

Durch die enge Verknüpfung mit Sterben und Tod Jesu (Jesus setzt das Abendmahl kurz vor seinem Tod ein) wird das Abendmahl auch mit der Vergebung von Sünde und Schuld verbunden.

Kirchengeschichte

  • Jesus hat das Abendmahl als jüdisches Passamahl gefeiert.
  • In der Urkirche wurde das Abendmahl im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Mahlzeit der Gemeindeglieder gefeiert. Ungetaufte waren nicht zugelassen.
  • Ignatius von Antiochien (2. Jh.) nannte das Abendmahl eine "Arznei der Unsterblichkeit".
  • Justin (ca. 110 - ca. 165) verstand Brot und Wein im Abendmahl als Leib und Blut Jesu und führte den Gedanken des Messopfers ein, das durch einen Priester dargebracht werden muss (d.h. nicht von Laien).

Abendmahlsverständnis

Hier wird an einigen Beispielen das unterschiedliche Abendmahlsverständnis verschiedener Konfessionen gezeigt:

Für die katholische Kirche bezeugt die Gemeinde in der Eucharistiefeier im Rahmen der Messe ihren Dank an die ewig gewährte Gemeinschaft mit dem auferstandenen und verklärten Christus. Indem das in der Kirche vereinte Volk Gottes beim Abendmahl den Leib Christi empfängt, wird es selber zum "Leib Christi". Nach dem katholischen Dogma sind bei der Eucharistie "Leib und Blut Christi wahrhaft, wesentlich und wirklich gegenwärtig" (Realpräsenz). Durch die im Kanon der Messe vom Priester gesprochenen Konsekrationsworte vollzieht sich die geheimnisvolle Wesensverwandlung von Brot und Wein zum Leibe und zum Blut Christi.

Ab dem 9. Jh. glaubte man an eine Wandlung von Brot und Wein in den tatsächlichen Leib und das tatsächliche Blut von Jesus Christus durch die priesterliche Konsekration. Diese Transsubstantiation wurde im 4. Laterankonzil 1215 zum Dogma erhoben). Seitdem haben sich innerhalb der katholischen Kirche zahlreiche Zeremonien entwickelt, die der Verehrung der Hostien und des Blutes Christi dienen (Zurschaustellung von Hostien in Monstranzen, Fronleichnamsprozession etc.). Berichte von Hostienwundern, etwa blutenden Hostien oder gar der Verwandlung einer Hostie in den Schmerzensmann während der Messe, unterstützten das vertretene Dogma.

Eine Besonderheit des katholischen Abendmahls ist, dass der Kelch den Laien entzogen wurde; nur der Priester trinkt den Wein, damit nichts vom Blut Jesu verschüttet wird.

Das Sakrament wirkt durch seinen korrekten, der Einsetzung gemäßen Vollzug, ex opere operato. Da Jesu Auftrag, Brot und Wein zu seinem Gedächtnis zu teilen, an die Apostel erging, kann die Konsekration nach katholischer Auffassung nur von geweihten Priestern gültig vollzogen werden.

Für die römisch-katholische Kirche ist also in der konsekrierten Hostie Jesus real gegenwärtig und bleibt es auch nach der eigentlichen Abendmahlsfeier, weshalb die Hostien im Tabernakel verschlossen und auch als Repräsentation Jesu angebetet werden (vgl. auch Fronleichnam).

Für die römisch-katholische Theologie besteht kein Widerspruch zwischen der Tatsache, dass es sich beim Brot und Wein der Eucharistie naturwissenschaftlich gesehen weiter um Brot und Wein handelt, und dem Glauben, dass die letzte, eigentliche Wirklichkeit des eucharistischen Brots und Weins der wirklich gegenwärtige Christus ist. In der traditionellen Sprache der katholischen Theologie: Die Akzidentien sind Brot und Wein, die Substanz, das Wesen ist der Leib und das Blut Christi. Christus ist unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft gegenwärtig.

Aber nicht nur Atheisten lehnen die Vorstellung einer Wesensverwandlung als mit den Ergebnissen der Naturwissenschaften unvereinbar ab. Auch viele Katholiken haben ein von der offiziellen Lehre abweichendes Verständnis der Eucharistie.

Martin Luther hat mit dem katholischen Verständnis des Sakramentes gebrochen und lehnt die aus lutherischer Sicht magischen Elemente in der katholischen Auffassung der Transsubstantiation ab, wie er ja auch die katholische Messe für "das größste und schrecklichste Greuel" von allen "päpstlichen Abgöttereien" hält. So glaubt Luther nicht an das katholische Dogma von der permanenten Realpräsenz Christi in den konsekrierten Opfergaben, auch außerhalb der Messe. Zwar ist für ihn Christus beim Abendmahl noch "in, mit und unter dem Zeichen von Brot und Wein" wahrhaft gegenwärtig; weil aber sein Blut im Himmel sei, könne sein Leib nicht so wie anderes Fleisch gegessen werden. Er deutet das Sakrament also nur in dem Augenblick, in dem die Gemeinde Brot und Wein beim Abendmahl empfängt, im Sinne der Realpräsenz von Leib und Blut Jesu in Brot und Wein, denn nur in diesem Augenblick wird seiner Ansicht nach Christi Blut für den, der Wein getrunken hat, vergossen und Christi Leib für den, der Brot genossen hat, dahingegeben. Das heißt, Christus ist für Luther nicht im Brot und Wein ständig gegenwärtig, nicht wie für Katholiken in den vom Priester konsekrierten Opfergaben quasi "eingesperrt". Diese Auffassung verbindet sich unauflöslich mit der Verkündigung des Evangeliums.

Fazit: Luthers klassische Formel besagt, dass man in, mit und unter Brot und Wein auch Fleisch und Blut Jesu empfängt. Das bedeutet, dass Brot und Wein vor und nach dem Abendmahl nichts anderes sind als Brot und Wein und nur für den Glaubenden zu Fleisch und Blut Jesu werden. Er gebraucht den Vergleich mit dem Geldschein aus Papier, dessen "Wert" nur dem deutlich ist, der sich auf seinen vermittelten Bedeutungshorizont einlassen kann.

Nach der Lehre der evangelisch-lutherischen Kirche ist Jesus in Verbindung mit geglaubter Verkündigung gegenwärtig.

Ein ähnliches Verständnis hat auch die christkatholische Kirche

Bei den Anglikanern ist die schwer verständliche Lehre von der Transsubstantiation schon früh ein Stein des Anstoßes gewesen. Zunächst hielt man, nachdem Heinrich VIII. mit der katholischen Kirche gebrochen hatte, noch eine Weile an der katholischen Auffassung fest. Doch zwinglianisch-calvinistische Einflüsse sorgten Mitte des 16. Jahrhunderts dafür, dass das Abendmahl nur noch als Erinnerungsmahl an den Tod Christi verstanden wurde, bei dem das Brot zwar den Leib Christi repräsentiere, es aber von den Gläubigen "only after an heavenly and spiritual manner" genossen würde. Radikale anglikanische Theologen verglichen die Vorstellung des Verspeisens des Leibes Christi beim Abendmahl sogar mit Kannibalismus. Erzbischof John Tillotson ging in seinem Discourse against Transubstantiation (1684) so weit, den Begriff hocus pocus vom lateinischen hoc est corpus abzuleiten und schrieb, dass es lächerlich und ein Skandal sei, daran zu glauben, dass man beim Abendmahl das Fleisch des Menschensohns esse und sein Blut trinke: "what can any man do more unworthily towards a friend? How can he possibly use him more barbarously, than to feast upon his living flesh and blood?"

Kirchen, die der Lehre von Zwingli und Calvin folgen, vertreten die Auffassung, Brot und Wein seien nur Zeichen für Jesus. Wenn Jesus sagt: "Das ist mein Leib", dann sei dieses ist als bedeutet zu verstehen, so Ulrich Zwingli (1484-1531). Das Abendmahl gilt als ein reines Gedächtnismahl zum Gedenken an den Opfertod Christi. Für Zwingli ist das Fleisch nach Joh. 6, 63 "nichts nütze", es könne unseren Geist nicht nähren. Gott handle vielmehr als Geist im Geiste des Menschen. Die Vorstellung von der Transsubstantiation ist für ihn daher ein Wahn. Auch für Calvin sind Brot und Wein beim Abendmahl lediglich "Zeichen und Zeugnisse" der Gegenwart Christi, den wir leiblich aber nur in der "Höhe", im Himmel finden. Dort allein ist er zuhause. Es hat daher keinen Sinn, ihn hier auf Erden im Brot und Wein zu suchen. Erfahrbar wird der himmlische Leib Christi allein durch den Glauben an ihn und durch das Band des Heiligen Geistes.

Dieses Abendmahlsverständnis wird auch von vielen Freikirchen (z.B. Baptisten) geteilt.

Liberale Theologie

Ein zeitgenössisches Verständnis des Abendmahles ist z.B. das des evangelischen Theologen Ernst Lange (1927-1974). Er definiert Abendmahl anhand des Satzes "Geber und Gabe des Abendmahls ist Jesus Christus selbst" folgendermaßen:

Im Abendmahl geschieht nichts und wird nichts mitgeteilt, was nicht auch in den anderen Akten des christlichen Gottesdienstes geschieht. Nicht Sachen, heilige Dinge, heilige Substanzen sind Gabe des Abendmahls, sondern eine Person. Die Art und Weise, wie eine Person sich der anderen mitteilt, ist die Weise der Liebe. "Das Abendmahl ist eine in eine Gleichnishandlung gefasste Liebeserklärung Christi". Das Abendmahl ist nicht der besondere Moment, in dem Jesus zur Gemeinde tritt, sondern in dem die Gemeinde und der Einzelne zu Jesus treten. Das bedeutet, das Abendmahl unterscheidet sich von den Akten christlichen Gottesdienstes wie Wort (Bibellesung, Predigt) und Taufe nicht dem Inhalt, sondern nur der Funktion nach.

Zulassung zum Abendmahl

Die Zulassung zum Abendmahl wird je nach Konfession unterschiedlich gehandhabt - bezüglich Kirchenmitgliedschaft und ebenso bezüglich Teilnahme von Kindern.

  • In der Orthodoxen Kirche sind nur orthodox getaufte Christen zum Abendmahl zugelassen
  • In der katholischen Kirche sind nur Katholiken zum Abendmahl zugelassen
  • In den Lutherischen und Reformierten Kirchen sind alle getauften Christen zugelassen
  • In manchen Freikirchen sind alle wiedergeborenen Christen zugelassen, in andern nur die, die nach einem bestimmten Ritus getauft sind (z.B. Erwachsenentaufe)
  • Die Evangelisch-methodistische Kirche kennt keine Einschränkungen in der Zulassung zum Abendmahl, jeder der es wünscht, kann teilnehmen (der Gastgeber ist Jesus Christus selbst, also steht es keinem Menschen zu, Einschränkungen zu machen)

Abendmahlsgemeinschaft zwischen Kirchen

Manche Kirchen haben Abendmahlsgemeinschaft untereinander, d.h. ihre Mitglieder können in allen beteiligten Kirchen am Abendmahl teilnehmen. Abendmahlsgemeinschaft besteht z.B.

  • zwischen Altkatholiken und Anglikanern
  • zwischen Katholiken und katholisch-orthodoxen Kirchen
  • zwischen Anglikanern und der indisch-orthodoxen Mar-Thoma Kirche
  • zwischen allen reformierten und lutheranischen Kirchen, die der Leuenberger Konkordie angeschlossen sind

Dagegen ist eine gemeinsame Feier von Protestanten und Katholiken derzeit nicht möglich; siehe Interzelebration.