Kupplung (Bahn)

Einrichtung zum Verbinden von Fahrzeugen zu Zug- oder Rangiereinheiten
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Kupplungen — auch Zug- und Stoßeinrichtungen genannt — dienen bei Bahnen dem Verbinden von Lokomotiven und Waggons zu Zügen.

Datei:Mh eisenbahn schraubenkupplung.JPG
Schraubenkupplung an einer Lokomotive
Scharfenberg-Kupplung an einem Triebwagen Baureihe 612
Eine automatische Rangierkupplung
Trompetenkupplung
Albertkupplung bei einer Straßenbahn

Schraubenkupplung

Die in Europa verbreitetste Eisenbahnkupplung ist die Schraubenkupplung. Sie beinhaltet an jeder Fahrzeugstirnseite einen meist mittig angeordneten Zughaken und einen darunter angehängten Zugbügel, der über den Zughaken des Folgefahrzeugs gelegt wird. Der Zugbügel ist gelenkig mit einer Gewindestange mit gegenläufigen Gewindeenden verbunden. In der Mitte der Gewindestange befindet sich ein klappbarer Handgriff, mit dem durch Drehen des Gewindes die Haken- und Bügelverbindung straff gespannt wírd. Es wird meist jeweils nur ein Zughaken und der Zugbügel des anderen Fahrzeugs verwendet, die jeweiligen Komplementärteile des anderen Fahrzeugs bleiben unbenutzt. Zum System der Schraubenkupplung gehört stets ein Satz Feder-Puffer, die die Stoß- und Druckkräfte beispielsweise beim Bremsen aufnehmen. Bei einigen Kleinbahnen, z.B. der Rügener Kleinbahn, werden paarig an den Stirnseiten beiderseits angeordnete Schraubkupplungen verwendet.

Die Schraubenkupplung erfordert es, jeden Wagen durch eine Person von Hand an- oder abzukuppeln. Dies dauert mindestens 1 Minute, da auch die Druckluftschläuche der Bremsen und elektrische Kapel verbunden werden müssen. Auch ist die Arbeit - zwischen den Puffern und mit der fettgeschmierten Kupplung - eine sehr schmutzige Angelegenheit; zu schmutzig für Lokführer in normaler Dienstkleidung. Beim Lokwechsel (zB. in Kopfbahnhöfen) muß deshalb immer zusätzlich ein Rangierarbeiter zugegen sein oder der Lokführer muß sich erst umziehen.

Andere Kupplungen

Um den Arbeitsaufwand zum Kuppeln zu vermeiden, gab es schon Ende des 19. Jahrhunderts Bestrebungen, eine automatische Mittelpufferkupplung einzuführen. Dies gelang beispielsweise in den USA mit der Janney-Kupplung und in Russland mit der SA3-Kupplung. In Europa erfolgte jedoch keine Einigung auf ein System. Zwar zeichnete sich bei Verhandlungen der westeuropäischen Eisenbahngesellschaften in den Achtziger-Jahren ebenfalls eine Einigung auf die Janney-Kupplung ab; durch den Fall des Eisernen Vorhangs und die folgende Neuverflechtung des gesamteuropäischen Schienenverkehrs wurde diese Einigung jedoch obsolet, weshalb die Mehrzahl der europäischen Eisenbahnen immer noch die Schraubenkupplung einsetzt. Eine der in Europa bekanntesten Mittelpufferkupplungen ist die Scharfenbergkupplung (Schaku); sie findet bei zahlreichen Regionalverkehrsbetreibern (z.B. S-Bahnen) Verwendung.

Schweiz

In der Schweiz wird bei Schmalspur- und Trambahnen meist die halbautomatische +GF+-Kupplung verwendet (Georg Fischer; Schaffhausen). Diese Kupplung gibt es in zwei Ausführungen, als Typ Tram für Tram- und leichte Nebenbahnen oder in schwererer Ausführung als Typ Brünig. Beide sind in ihrer Bauart gleich, jedoch nicht kompatibel. Bei der SBB wird eine weitere Bauart vom Typ S-Bahn verwendet, die ähnlich der Scharfenbergkupplung ist.

Rangierkupplung

Eine Rangierkupplung ist eine spezielle automatische Kupplung, die üblicherweise an Rangierlokomotiven angebracht ist und vom Lokomotivführer gesteuert werden kann. Speziell bei den herkömmlichen Schraubenkupplungen ist kein manueller Kupplungsvorgang nötig, da die Rangierkupplung den Zughaken automatisch greifen und wieder loslassen kann. Zur schnelleren Abwicklung wird im Rangierbetrieb oft auf Bremsen und Beleuchtung der rangierten Waggons verzichtet; die Rangierkupplung benötigt daher keine Verbindung für Bremsdruckluft oder elekrtische Verbindungen.

Im entfernteren Sinn gehören auch die Kuppelstangen zwischen Zweiwegefahrzeugen im Rangierbetrieb und Eisenbahnwagen zu den Rangierkupplungen.

Leichtere Züge

Bei Straßenbahnen und Schmalspurbahnen sind wegen der geringeren Zugkräfte auch andere Kupplungsarten verbreitet, die teilweise nur in der Werkstatt gekuppelt werden können. Eine der ersten weit verbreiteten Straßenbahnkupplungen war die Trompetenkupplung, auch Rundbolzenkupplung genannt, bei der an den Wagen runde, trichterförmige, mit einer Innenbohrung versehene Kupplungsteile befestigt sind. Beim Zusammenkuppeln wird ein Rundbolzen als Verbindungsstück in beide Kupplungsteile gesteckt, der an beiden Enden mit einem Sicherungsbolzen befestigt wird. Ab Mitte der 1920er Jahre stellten einige Verkehrsbetriebe auf die Albertkupplung um.

Bei Schmalspurbahnen sind häufig Kupplungen in Verbindung mit einem Mittelpuffern anzutrefen:

  • Unter dem Mitelpuffer sind Zughaken und Zugöse ähnlich der Schraubenkupplung angeordnet.
  • Rechts und links vom Puffer sind Zughaken und Zugöse getrennt voneinander angeordnet. Sie sind mit einem "Balanciereisen" verbunden, das die Zugkräfte entweder vor (sichtbar) oder hinter (nicht sichtbar) der Pufferbohle angeordnet über die Pufferfedern auf den Fahrzeugrahmen überträgt. Statt an einer Gewindestange kann dabei die Zugöse auch an einer Kette mit einem gleichschenkligen triangelförmigen Glied befestigt sein, mit dem die Kupplung verkürzt oder verlängert werden kann.
  • Die Mittelpuffer haben einen Schlitz, in dem eine Kuppelstange mit beidseitigen Ösen durch einen Bolzen befestigt wird.

Literatur

  • Wolfgang Glatte: Kuppeln per Knopfdruck. Die Rangierkupplung. In: LOK MAGAZIN. Nr. 261/Jahrgang 42/2003. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 48-51.
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