Verhörzentrum Bad Nenndorf
Das Internierungslager Bad Nenndorf wurde von 1945 bis 1947 in Bad Nenndorf von der britischen Besatzungsarmee betrieben. Im Badehaus von Bad Nenndorf richtete der britische militärische Geheimdienst ein streng abgeschirmtes Geheimgefängnis ein. Es unterstand dem Geheimdienst, der British Army of the Rhine (BAOR) und der Control Commission gemeinsam. Vorwiegend solche Personen wurden hier interniert und verhört, die als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden. Neben hohen und höchsten Funktionären der NSDAP, Diplomaten, Offizieren der Abwehr und aller Wehrmachtsteile saßen auch „kleine Fische“ ein, Grenzgänger, die der Spionage für die Sowjetunion bezichtigt wurden. Insgesamt sind im Internierungslager Bad Nenndorf 372 Männer und 44 Frauen inhaftiert und verhört worden. Als Internierte im Frühjahr 1947 in das Internierungslager Fallingbostel verlegt wurden, sickerte durch, dass in Bad Nenndorf katastrophale Zustände herrschten. Internierte waren brutal mißhandelt und verstümmelt worden. Nach Interventionen der katholischen Kirche, eines britischen Kardinals und des Labour-Abgeordneten Richard Stokes wurde das Internierungslager geschlossen. Scotland Yard ermittelte die Vorfälle und im Frühjahr 1948 kam es zu einem Prozess in London. [1].
Als im Jahr 2005 bekannt wurde, dass britische Soldaten im Irak folterten, wurde das Thema von englischen und deutschen Medien wieder aufgegriffen. Nach diesen Reportagen sei zumindest ein Teil der in Bad Nenndorf Internierten von britischen Truppen systematisch misshandelt worden, einige zu Tode gefoltert worden[2]. Ursprüngliches Ziel des Lagers sei die Inhaftierung von Mitgliedern der Waffen-SS gewesen. Später seien allerdings auch Industrielle, Waldbesitzer oder selbst Mitglieder linker Gruppierungen in diesem Lager interniert worden. Der englische Journalist Ian Coban berichtete, dass sogar ein deutscher Jude, der Buchenwald überlebt hatte, in diesem Internierungslager inhaftiert wurde[3].
Das Internierungslager Bad Nenndorf ist wie beispielsweise auch die Rheinwiesenlager in Deutschland ein kontrovers diskutiertes Thema. „Noch heute behaupten Neonazis, die Briten hätten in den regulären Internierungslagern für Nazis nach dem Krieg Methoden angewandt wie die Nazis selber“ meint der Historiker Heiner Wember, der als erster Historiker die englischen Internierungsakten ausgewertet hat [4].
Siehe auch
Quellen
- ↑ Heiner Wember, Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands, Essen 1991, ISBN 3-88474-152-7 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens; Bd.30), S.87f
- ↑ http://www.guardian.co.uk/germany/article/0,,1745662,00.html Der Guardian berichtete 2005 über Hungerfolter and deutschen Kommunisten.]
- ↑ Ein Bericht des NDR über die Nachforschungen Ian Cobans
- ↑ http://zeus.zeit.de/text/online/2006/14/bad_nenndorf Die Zeit: Tommies als Täter
Literatur
- Heiner Wember: Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands. Essen 1991.