Britannic (Schiff, 1915)

zum Hospitalschiff umgebautes Schiff der Olympic-Klasse
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HMHS Britannic
Technische Daten
Schiffstyp: Passagierdampfer
Einsatzzweck: Lazarettschiff
Rauminhalt: 48.158 BRT
Verdrängung: 54.300 t
Länge (ü.a.): 269,04 m
Breite (ü.a.): 28,65 m
Tiefgang (bei 54.300 Tonnen): 10,57 m
Höhe (Kiel bis Oberkante Schornstein): 56 m
Antrieb: 3 Schrauben,
2 Vierzylinder-Kolbendampfmaschinen,
1 Niederdruck-Parsonsturbine
Leistung: 50.000 PS (registriert)
Geschwindigkeit: 21 Knoten Dienstgeschwindigkeit
Passagiere: 3309 Krankenbetten
Mannschaft: 1164 inklusive Lazarett
Kiellegung: Dezember 1911
Stapellauf: 26. Februar 1914
Fertigstellung: 14. Dezember 1915
Schicksal: gesunken am 21. November 1916

Die HMHS (His Majesty Hospital Ship) Britannic war, wie auch die Olympic, ein Schwesterschiff der bekannten Titanic und unter dem Namen Gigantic auf Kiel gelegt worden. Um nach Konstruktionsänderungen die Höhe des Metazentrums wieder in den Bereich wie bei der Olympic zu bringen, wurde die Britannic gegenüber ihren Schwesterschiffen um 46 cm verbreitert. Außerdem wurde das hintere Welldeck, im Foto erkennbar über dem hinteren Hospital-Kreuz, überdacht, so dass auch die dritte Klasse eine geschützte Promenade hatte. Ebenfalls auf dem Foto erkennbar sind zusätzliche Aufbauten auf dem Heck, sowie riesige Rettungsbootkräne an den Schornsteinseiten, die eine Konsequenz aus der Titanic-Katastrophe waren und eine rasche Evakuierung ermöglichten. Für den Einsatz als Passagierschiff waren acht (zwei davon auf dem Heck) dieser Riesen-Davits geplant, von denen bis zu acht Rettungsboote gefiert werden konnten. Zum Einsatz als Lazarettschiff waren allerdings nur 5 Davits eingebaut worden. Weiterhin wurden die Kessel- und Maschinenräume mit einer doppelten Außenhaut versehen und zahlreiche besonders beanspruchte Bereiche dreifach anstatt zweifach (Anzahl der Nietreihen) vernietet. Auch die Schotten des Schiffes wurden verstärkt; fünf davon reichten bis in die Aufbauten zum Brückendeck, wodurch die Britannic einen Sechs-Abteilungs-Standard erreichen sollte, d.h. bei gleichzeitiger Flutung von sechs wasserdichten Abteilen schwimmfähig bleiben sollte.

Irrtümlicherweise wird der Name Gigantic heute oftmals für ein vermeintlich viertes Schiff der Olympic-Klasse erwähnt, welches aufgrund des Untergangs der Titanic nicht mehr gebaut wurde. Tatsächlich wurde der Bau eines vierten Schiffes in der Olympic-Klasse jedoch nie in Erwägung gezogen.

Die Britannic kam nie als Passagierschiff in Fahrt, sondern wurde nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum britischen Lazarettschiff umgerüstet.

Der Untergang

Am 21. November 1916 steuerte die Britannic den griechischen Hafen Mudros an. Im Kanal zwischen den Inseln Kea und Makrónissos ereignete sich um 8:12 Uhr eine schwere Unterwasserexplosion an Bord. Sie wurde von U 73 (Kaiserliche Deutsche Marine) unter Gustav Sieß versenkt. – als Ursache könnte ein Torpedo-, wesentlich wahrscheinlicher allerdings ein Minentreffer in Frage kommen.

Fatalerweise fand diese Explosion gegen acht Uhr morgens statt, als die Besatzung gerade einen Schichtwechsel durchführte. Obwohl im Kriegseinsatz verboten, wurden dafür aus Bequemlichkeit (Zugang zu den Abteilen war bei geschlossenen Schotten noch über die Notleitern möglich) die Wasserschutztüren geöffnet. Nach der Explosion schlossen einige der Wasserschutztüren im Bug nicht mehr vollständig, wahrscheinlich waren ihre Rahmen durch die Druckwelle leicht verbogen worden. Hierdurch war eine Eingrenzung der Flutung auf die zur See hin offenen Abteile nicht mehr möglich. Verschlimmert wurde die Situation noch durch eine starke, nicht korrigierbare Schlagseite und zahlreiche offene Bullaugen (Eigentlich war das Offenlassen von Bullaugen im Kriegseinsatz genauso verboten wie das Öffnen der Wasserschutztüren), durch welche Wasser in hintere Abteile eindringen konnte und auch die asymmetrische Flutung noch verstärkte.

Der Versuch Kapitäns Charles Bartlett, das Schiff auf Strand zu setzen, scheiterte, da durch die Fahrt noch mehr Wasser in das Leck des Schiffes gepresst wurde. Die Britannic sank somit in nur 55 Minuten. Es gab 30 Tote und 40 Verletzte, die meisten davon in zwei Rettungsbooten, die bei noch laufenden Maschinen unerlaubt zu Wasser gelassen und in die Propeller gesogen wurden. Eine der Verletzten war die Krankenschwester Violet Jessop, welche zuvor schon bei der Hawke-Kollision als Stewardess an Bord der Olympic war und auch den Untergang der Titanic überlebt hatte.

Bis auf den tragischen Zwischenfall mit den ersten beiden Rettungsbooten verlief die Evakuierung des Schiffes sehr zügig und geordnet, was sich an der geringen Opferzahl bei einer verbleibenden Zeit von weniger als 55 min ablesen lässt.

Es wird teilweise vermutet, dass die Britannic trotz ihres Status als Lazarettschiff Munition geladen haben soll, welche eine Sekundärexplosion verursacht haben könnte. Auch eine Kohlenstaubexplosion wurde als Sekundärexplosion für denkbar gehalten. Allerdings ist angesichts von Art (frühe Schlagseite, offene Bullaugen) und Geschwindigkeit des Untergangs eine Sekundärexplosion sehr unwahrscheinlich, auch gibt es hierzu keine Zeugenaussagen.

Die Britannic war der größte Handelsschiffs-Verlust im Ersten Weltkrieg.

Entdeckung

Das Wrack wurde 1976 von Jacques Cousteau und seinem Taucherteam auf Vorlage:Koordinate Text Artikel in einer Tiefe von 120 Metern entdeckt.


Literatur

  • Eberhard Möller/Werner Brack: Enzyklopädie deutscher U-Boote. Hsrg. Motorbuch Verlag,

ISBN 3-613-02245-1

Bilder vom Wrack