Johann Konrad von Gemmingen

Fürstbischof zu Eichstätt
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Johann Conrad von Gemmingen (* 23. Oktober 1561 in Tiefenbronn, Baden-Württemberg; † 7. November 1612 in Eichstätt) entstammt dem Geschlecht der Herren von Gemmingen und war Fürstbischof zu Eichstätt.

Familienwappen
Familienwappen

Geburt und Kindheit

Johann Conrad wurde als drittes von acht Kindern des Dietrich IX. von Gemmingen und seiner Frau Lia (auch Leia), geborene von Schellenberg, vermutlich in Tiefenbronn geboren und wuchs teilweise dort auch auf. Sein Vetter, der Augsburger Fürstbischof Johann Otto von Gemmingen, soll maßgeblich Einfluss auf die Erziehung von Johann Conrad ausgeübt haben und trat immer wieder als sein Mentor in Erscheinung.

Ausbildung und erste Berufsjahre

Er studierte später in Paris Jura und habe das Leben am Pariser Hof verachten gelernt. Danach ging er zu theologischen Studien nach Italien und bereiste anschließend England und Spanien.

Nach seiner Rückkehr war er in Konstanz und Augsburg in kirchlichem Dienst und habe die freundlichsten Beziehungen zu den Jesuiten und dem Bischof Martin in Eichstätt unterhalten. Letzterer hat ihm im Alter von 27 Jahren, am 11. Juni 1590, ein Canonikat verliehen. Danach wurde er 1593 Coodjutor und 1594 Bistumsadministrator.

Fürstbischof

 
Eichstätt: Die Burg von Westen im Abendlicht

Nach dem Tod des Bischofs Caspar von Seckendorf wird 1593 der notorisch bemittelte und bis dahin Hochstift-Administrator, Otto Johann von Gemmingen, u. a. wegen seines finanziellen Talents, Fürstbischof zu Eichstätt, wo zuvor wegen der schweren politischen Zeitläufe erhebliche Schulden angehäuft wurden. Am 23. Mai 1595 wird er vom Domdechant von Westerstetten und Notar Maul installirt und am 2. Juni 1596 durch Weihbischof Eiszeph als Bischof consercirt.

Alsbald trat er als vorsichtiger Politiker und erfolgreicher Finanzmann in Erscheinung, ebenso als Mäzen der Künste. Er war bekannt für seine umfangreiche Kunstsammlung und einer wahrhaft fürstlichen Einrichtung. Einer Sage nach beschenkte ihn die Königin Elisabeth von England mit einem Diamantschatz, nach dem er an deren Hof einige Zeit als Page tätig gewesen sein soll. Zu Neujahr 1603 fuhr mit einem sechsspännigen Jubelwagen und weiteren sechs Wagen, mit insgesamt 91 Personen und 83 Pferde, in Ingolstadt ein, wo 18 an der Hochschule studierende Adelige ihm in der Kirche dienten und das Geleit gaben.

Seinem Wunsch entsprechend ließ er mit Grundsteinlegung am 14. Mai 1609, die er persönlich unter dem nördlichen Turm gegen Mariastein vornahm, seine Eichstätter Willibaldsburg nach einem Plan des Baumeisters Elias Holl zu einer Landesfestung ausbauen.

Seit dem Frühjahr 1611 kränkelte er, ließ sich im Rollstuhl fahren und konnte gegen Ende seines Lebens keinen Schritt mehr gehen. Am 23. Juli 1611, nahm er eine von ihm in Auftrag gegebene Monstranz in Empfang, welche die Form eines Rebstockes mit 66 Trauben hatte, von dem ein Stern von Diamanten ausging. Es wurden hierfür 1400 Perlen, 350 Diamanten, 250 Rubine und andere Edelsteine benötigt. Ihr Wert wurde damals auf 150.000 Gulden geschätzt. Zum Vergleich, ein Zimmermann verdiente damals 8 Gulden im Monat und ein prachtvolles Stadthaus kostete 2500 Gulden.

Berühmt wurde er auch für die acht prachtvollen Gärten in der Schlossanlage, die er durch den Botaniker und Apotheker Basilius Besler anlegen und pflegen ließ. Gleichzeitig veranlasste er, dass die vielen, teils sehr seltenen, Pflanzen in dem Werk Hortus Eystettensis dokumentiert wurden. Er investierte knapp 20.000 Gulden in dieses Unternehmen und ließ ein bis heute berühmtes und begehrtes Kunstwerk schaffen, welches damals das modernste und umfangreichste Pflanzenbuch überhaupt war. Den Erstdruck dieses Werkes 1613 erlebte er nicht mehr, da er am 7. November 1612 seinen peinvollen Schmerzen erlag. Er wurde im Dom an der Gipfelseite des Altars beigesetzt.

Die Familiechronik der Herren von Gemmingen berichtet: Seine Leiche deckt das schönste Monument unter den Bischöffen Eichstädts, welches ihm Christoph v. Westerstetten setzte. Eichstädts goldene Zeit sank auf länger als ein Jahrhundert mit in dieses Grab.

Literatur

  • Carl Wilhelm Friedrich Stocker: Familien-Chronik der Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895


VorgängerAmtNachfolger
Caspar von SeckendorfBischof von Eichstätt
1591-1598
Johann Christoph von Westerstetten