Livno

Ort in Bosnien und Herzegowina
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Januar 2007 um 14:24 Uhr durch 80.129.75.163 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Livno (gesprochen Liwno, dt. veraltet Süßwein) ist eine Stadt im Südwesten Bosnien-Herzegowinas, in der Föderation Bosnien-Herzegowina. Sie ist die Hauptstadt des Kantons Herceg-Bosnien (Hercegbosanska županija), der sich über den südwestlichen Teil Bosniens (Drvar und Bosansko Grahovo) und über die nordwestliche Herzegowina (Tomislavgrad, Livno und Kupres ) erstreckt.

Livno

Datei:Grbgradalivna.gif

Koordinaten fehlen
Koordinaten ermitteln

Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation BiH
Kanton: 10
Koordinaten: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Höhe:
Fläche: 994 km²
Einwohner: 12.090
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner je km²
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Luka Čelan

Geographische Lage

Datei:Panorama livno.jpg
Panoramaansicht von Livno
Datei:Gornji grad.jpg
bosniakisches Viertel von Livno
Datei:Kamesnica.jpg
Berglandschaft nahe Livno

Die eigentliche Stadt hat ca. 10.000 Einwohner (2003) und dehnt sich ca. 1,5 km in West-Ost-Richtung und ca. 2 km in Nord-Süd-Richtung aus. Die Gemeinde Livno hat eine Fläche von 994 km² und einschließlich der zugehörigen weiteren Ortschaften 32.454 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2003).

Livno liegt inmitten einer Hügellandschaft, die von einigen herausragenden Höhen beherrscht wird (Troglav 1913 m/Dinara-Gebirge, Kamešnica - Konj 1856 m, Tušnica 1697 m, Krug 1740 m, Golija 1892 m, Cincar 2006 m, Šator 1875 m). Das Livanjsko polje (Livnoer Hochebene) hat eine Länge von 65 km und umfasst die Fläche von 380 km². Es liegt in einer Höhe von 700 m bis 720 m.

Die Gemeinde Livno grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Bosansko Grahovo, im Norden an Glamoč, im Nordosten an Kupres, im Osten an Tomislavgrad und im Westen an die, zur Republik Kroatien gehörenden, Gemeinden Sinj und Imotski.

Die zur Gemeinde Livno gehörenden Dörfer sind: Bila, Bilo Polje, Bogdaše, Bojmunte, Čaić, Čaprazlije, Čelebić, Čuklić, Ćosanlije, Dobro, Donji Rujani, Drinova Međa, Drnžalije, Golinjevo, Gornji Rujani,Grborezi, Grguići, Gubin, Komorani, Kovačić, Lipa, Lištani, Lopatice, Lusnić, Ljubunčić, Mali Guber, Mali Kablići, Miši, Odžak, Orguz, Podgradina, Podgreda, Podhum, Potkraj, Potočani, Potok, Priluka, Prisap, Prolog, Provo, Radanovci, Rapovine, Sajković, Smričani, Srđevići, Strupnić, Suhača, Tribić, Veliki Guber, Veliki Kablići, Vidoši, Vrbica, Vržerale, Žabljak, Zabrišće, Zagoričani, Zastinje und Žirović.

Die geographischen Koordinaten der Stadt sind 43° 50' N, 17° 00' O. Sie liegt 724 m ü.d.M.

Klima

Das Klima in der Region um die Stadt Livno wird maßgeblich von der Nähe zur |adriatischen Küste beeinflusst. Es herrscht ein mediterran beeinflusstes Bergklima mit starken Winden (Bura) und sehr vielen Sonnenstunden im Jahr (ebensoviele wie auf den dalmatinischen Inseln). Die Sommer sind sehr heiß und trocken, teilweise mit Temperaturen über 40°C. So sind Dürren, mit zahlreichen Waldbränden zu Folge, keine Seltenheit. Im Gegensatz dazu sind die Winter recht kühl und es kommt regelmäßig zu Schneefall.

Geschichte

 
alte Moschee in Livno

Die Geschichte Livnos reicht bis etwa 2000 Jahre vor Christus zurück. Von dahin bis zur Ankunft der Römer (Pannonisch-Delmatischer Aufstand in den Jahren 6 bis 9 nach Christus - nach Angaben des Historikers Velleius Paterculus, der im Römischen Hauptquartier anwesend war, beteiligten sich 800.000 Menschen an diesem Aufstand) besiedelte der illyrische Stamm der Delmaten die Gegend um die Stadt Livno. Von dem Stamm der Delmaten und ihrer Hauptstadt Delmium (heute Tomislavgrad nach dem ersten kroatischen König Tomislav) leitet sich der Name der Region Dalmatien ab.

  • 14 bis 20 nach Christus beginnt die Romanisierung der Region um Livno mit dem Bau von fünf Straßen. Die Hauptstraße führt von Salona (Solin) bis nach Servitium (Bosanska Gradiška) und verbindet die Provinz Dalmatien mit Pannonien.
  • Ankunft der Slawen im Jahr 626 in den römischen Provinzen Dalmatien und Pannonien.
  • 28. September 892 Erste Erwähnung der Stadt Livno in der "Povelja" (Urkunde) des kroatischen Fürsten Mutimir, in der er die Kirche des Hl. Juraj dem Bischof von Split Peter II. schenkt. Als Zeuge wird in der Urkunde der Župan der Stadt Livno, Želimir, erwähnt.
  • Ab 1326 untersteht Livno dem bosnischen Banus Stjepan II. Kotromanić, um nach dessen Tod wieder ein Teil Dalmatiens zu werden.
  • Bis 1448 Der bosnische Vojvode Stjepan Vukčić Kosača, Herrscher über Hum, erweitert sein Herrschaftsgebiet um die Gebiete Poljica, Završje (Gegend um Livno), Omiš, Gornja Zeta, Bar, Trebinje und Klobuk.
  • 20. Januar 1448 Kaiser Friedrich III. ernennt Stjepan Vukčić Kosača zum Herzog (kroat.: herceg). Aufgrund der Einmaligkeit des Titels auf dem Balkan werden die Ländereien im seinen Herrschaftsbereich nunmehr als Herzegowina bezeichnet, was gleichbedeutend mit Herzogtum ist.
 
osmanischer Turm über Livno

Bevölkerung

Bevölkerung in der Gemeinde Livno (2003):

  • Gesamt 2003: 32.454
  • Kroaten: 27.244 (83,4%)
  • Bosniaken: 4.189 (12,9%)
  • Serben: 725 (2.2%)
  • Andere: 296 (0,9%)

Bevölkerung 1991: 39.526

Datei:Wirschaftliche Zsammenarbeit.jpg
wirtschaftliche Zusammenarbeit


Die Bevölkerung in Livno unterscheidet sich in der Sprache, Mentalität und Bräuchen nur unwesentlich von den Einwohnern der benachbarten Region Dalmatien und dem Rest der Herzegowina. Der Grund für diese Verbundenheit ist familiärer Natur. Viele Familien sind sowohl in der Region um Livno, als auch in der benachbarten Region Dalmatien vertreten. Ein großer Teil der Familien hat sich nach dem Ende der osmanischen Herrschaft (Ende des 19. Jahrhunderts) aus Dalmatien hier angesiedelt oder ist von dort zurückgekehrt. Die heutige bosnisch-kroatische Grenze trennt sie allerdings nur formell von ihren Verwandten auf der jeweils anderen Seite.

Die kroatische Bevölkerung von Livno fühlt sich, sowohl politisch als auch geographisch dem Mutterland Kroatien sehr verbunden. Dies betrifft besonders die Region von Dalmatien, zu der sie auch enge wirtschaftliche Beziehungen unterhält. Die Bosniaken von Livno haben keine zweite Heimat, und sehen in Bosnien und Herzegowina ihr einziges Mutterland, unterhalten allerdings ebenso gute Kontakte zu den dalmatinischen Nachbarn.

Berühmte Bürger der Stadt

(auch diejenigen die NICHT in der Stadt geboren sondern nur Ihre Wurzeln in Livno haben)

Wirtschaft und Verkehr

(Gemeinde Livno, Stand: 2003)

Datei:Straße.jpg
schlechte Straßenverhältnisse

Die Wirtschaftskraft des Landkreises Livno ist sehr labil. Es erfolgt nahezu keine Wertschöpfung in der Stadt, der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig ist die saisonale Gastronomie, dies überwiegend in Form von Straßencafes. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 33.000 Menschen gibt es in Livno über 180 registrierte Straßencafes und zahlreiche Diskotheken. Es wird allerdings geschätzt, dass sich die Bevölkerungszahl während der Sommermonate fast verdoppelt. Das hängt damit zusammen, dass viele Einwohner von Livno, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, ins Ausland gegangen sind und dort arbeiten und leben. Viele von ihnen leben heute in Deutschland (vor allem in Frankfurt am Main), Österreich, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien usw... . Viele sind, aufgrund der jugoslawischen Unterdrückung, auch nach Argentinien ausgewandert.

In Livno gibt es aber Fabriken, die im Krieg keinerlei Schäden erlitten haben. Die Maschinen sind zwar veraltet, aber es gibt sicherlich Konzerne die Interesse an eine Investition haben. Viele Menschen die dort gearbeitet haben, leben immer noch in der Stadt. So ist das Know-How in den jeweiligen Branchen vorhanden. Nur die Politik behindert diese Realisation.

Mittlerweile hat sich die wirtschaftliche Lage ein wenig gebessert. Für die Zukunft haben die Verantwortlichen Initiativen ergriffen, die die Lage bessern soll. Zum Beispiel sind Grundstückspreise in Industriegebieten gefallen und die Infrastruktur hat sich in Form von Umgehungsstraßen für den LKW-Verkehr gebessert.

Außerdem ist Livno in dem Vorteil, dass die Stadt am nächsten zur kroatischen Hafenstadt Split liegt. Wegen des kürzeren Wegs und der mittlerweile niedrigen Grundstückspreise ist Livno für Firmengründer interessant, da es sich in Bosnien und Herzegovina bzw. in Livno günstiger produzieren und arbeiten lässt.

Statistische Daten

Statistische Daten für Gemeinde Livno (Stand: 2003)

Tourismus

Ausflugsziele

Datei:Busko jezero.jpg
am See Busko Blato
Datei:Busko See.JPG
Flussmündung in den Busko See
Datei:Dzamija zrak.jpg
Die Hadzi Ahmet Daktar Moschee

Museum und Galerie

Moscheen

Livno besitzt auch heute noch - trotz einiger Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg sowie in den Kriegen der 1990er Jahre - einige städtische Moscheen aus der osmanischen Zeit mit einem immensen Wert für die Geschichte Bosniens. Im Laufe der bewegten Geschichte auf dem Balkan entstanden während der osmanischen Zeit 17 Moscheen in der Stadt: Altstädtische Moschee, Sinan-Caus-Moschee (oder Dzumanusa), Bali-Aga-Ljubuncic-Moschee (oder Balagusa), Hadzi-Ahmet-Dukatar-Moschee (oder Glavica), Muhamed-Spahija-Moschee (oder Perkusa), Mustafa-Pasa-Moschee oder Lala-Pasa-Moschee (genannt auch Beglucka), Paschas-Moschee (oder Atlagica-Moschee), Tepet-Moschee, Borusa-Moschee, Busatlija-Moschee (oder Milosnik-Moschee), Zavra-Moschee, Firdus-Moschee, Piragica-Moschee (oder mesdzid), Curcinica-Moschee im Zentrum der Stadt. Zu Ende des 20. Jhs. gibt es in Livno allerdings nur noch fünf der insgesamt 17 städtischen Moscheen. Kroatische Nationalisten zerstörten just am Kriegsende die Curcinica-Moschee im Zentrum der Stadt, so dass heute nur noch vier übriggeblieben sind. Es sind gleichzeitig die bekanntesten vier der städtischen Moscheen, die sich sich durch eine wertvolle und einzigartige Architektur (Kupelbauten), sowie durch eine feinfühlige floral-freskale Kunst im Inneren zeichnen. Das sind: Sinan-Caus-Moschee (oder Dzumanusa), Bali-aga-Kaka-Ljubuncic-Moschee (oder Balagusa), Hadzi-Ahmet-Kaknet-Dukatar-Moschee (oder Glavica), Mustafa-jede-pasa-Moschee oder Lala-pasa-Moschee (genannt auch Beglucka).

Datei:Gorica-livno-s.jpg
Blick auf das Franziskanerkloster Gorica
Datei:Listani.jpg
kleine Kirche nahe Livno
 
Kirche von Podhum


Franziskanerkloster

Die Klosterkirche von Gorica in Livno ist gebaut in drei Etappen (1854-1875, 1876-1891, 1892-1906). Der erste Plan stammt von Franjo Moise, eines damals gut bekannten Architekten aus Split. Dieser Plan wurde später, in der dritten Etappe, wesentlich geändert und verbessert von einem bekannten kroatischen Architekten Josip Vancaš.

Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit einem Narthex und einem geräumigen Presbyterium. Das Hauptschiff ist in drei Jochen durch große Pfeiler geteilt, die oben, mit runden Bögen verbunden sind und die Tonnengewölbe abgrenzen. Der Eindruck des dynamischen Strebens nach oben ist gewaltig. Der Raum wirkt als eine kräftige, gedrungene Einheit nicht zuletzt auch durch die warmen Farben seiner Flächen.

Der Bau der Kirche hat enorme Opfer von seinen Bauherren erfordert: nach bescheidenster Schätzung - mehr als 300.000 Kronen. Diese grosse Summe haben die Franziskaner von Livno und der Umgegend, gemeinsam mit ihrem Volke, fast allein bestritten.


König-Tomislav-Denkmal

Das Denkmal wurde zur Erinnerung an die tausendjährliche Krönung des ersten kroatischen Königs Tomislav erbaut (Enthüllung am 05. September 1926). Die Höhe beträgt 9,25 m. Das Denkmal ist ein Symbol der Stadt Livno geworden.


Käse aus Livno (Livanjski sir)

ist eine Spezialität der Gegend. Er wird aus einer Mischung von Kuh- und Schafsmilch gemacht und auf den Bauernmärkten in der Umgebung sowie ins Ausland verkauft. Die Herstellung von Käse aus Livno begann schon 1885. Die Produktion in der Molkerei Livno (Mljekara Livno) beträgt über 500 Tonnen jährlich (Stand: 2002). Dort werden über 10 Millionen Liter Milch von etwa 1000 Lieferanten verarbeitet. Die Reifezeit des Livnoer Käses beträgt 60 bis 66 Tage.


Livnos Tierwelt

Die Natur um Livno ist an vielen Stellen unberührt geblieben. So kommt es, dass es in der Region noch viele freilebende Wildschweine, Füchse, Luchse, Wölfe, Bären sowie einige Giftschlangenarten (vor allem "Poskok") und kleinere Skorpione gibt. Außerdem dienen die Seen und Flüsse der Gegend zahlreichen Vogel- und Fischarten und auch Krebsen als Lebensraum.

Literatur

  • Muzej hrvatskih arheoloških spomenika - Split, Općinsko Hrvatsko vijeće obrane - Livno: Livanjski kraj u povijesti, Split-Livno 1994
  • Federalni zavod za programiranje razvoja: Socioekonomski pokazatelji po općinama u Federaciji Bosne i Hercegovine, Sarajevo 2004