Brocken

Höchster Berg des Harzes
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Der Brocken liegt in Sachsen-Anhalt und ist mit 1.141,1 m ü. NN der höchste Berg Norddeutschlands und des Harzes. Der Hochharz selbst ist als Nationalpark ausgewiesen, große Teile des Brockens sind als Naturschutzgebiet geschützt.

Brocken
Blick zum Brockengipfel vom Heinrich-Heine-Weg
Blick zum Brockengipfel vom Heinrich-Heine-Weg
Höhe 1141,1 m
Lage Sachsen-Anhalt, Deutschland
Gebirge Harz
Koordinaten Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Gestein Granit
Erschließung 1736 Bau des Goethehäuschens, 1800 Einweihung des Brockenhauses
Besonderheiten höchster Berg des Harzes und Norddeutschlands

Klima

 
Klimadiagramm

Der Brocken ist ein Ort extremer Wetterbedingungen. Aufgrund seiner exponierten Lage im Norden Deutschlands ist er seit 1945 der einzige Berg eines deutschen Mittelgebirges dessen Gipfel noch oberhalb der natürlichen Baumgrenze liegt (bis 1945 erfüllten außerdem die Gipfel des Riesengebirges diese Bedingung). Das Klima auf dem Brocken entspricht aufgrund des kurzen Sommers und sehr langen Winters, der vielen Monate mit geschlossener Schneedecke, den schweren Stürmen und niedrigen Temperaturen selbst im Sommer einer alpinen Lage in 1.600–2.200 m Höhe bzw. dem Klima Islands.

  • Nebel an 306 Tagen im Jahr
  • An 100 Tagen im Jahr von Eis bedeckt
  • An 85 Tagen im Jahr herrschen Temperaturen unter 0 °C
  • Im Winter treten Tiefsttemperaturen von bis zu −28 °C auf
  • Das Jahrestemperaturmittel beträgt 2,9 °C
  • Die höchste gemessene Windgeschwindigkeit betrug 263 km/h

Geschichte

 
Brockenpanorama von Torfhaus aus
 
Der Brockenbahnhof im tiefsten Winter
 
Die Brockenkuppe von der Brockenstraße aus gesehen

Die erste nachweisliche Besteigung des Brocken geschah im Jahr 1572. Der Nordhäuser Arzt Johannes Thal beschrieb in einem Buch erstmalig die Flora des Brocken. Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode, zu der von ihm regierten Grafschaft Wernigerode der Brocken gehörte, ließ 1736 auf dem Gipfel das so genannte Wolkenhäuschen und auf der nach seinem Sohn Heinrich Ernst benannten Heinrichshöhe ein Unterkunftshaus zum Schutz der Brockenreisenden erbauen. Das erste Gasthaus unmittelbar auf der Brockenkuppe wurde 1800 erbaut.

Gauß nutzte 1821-1825 die Blickverbindung zum Hohen Hagen und zum Inselsberg für die Vermessung eines großen Dreiecks. Eine Höhenvermessung des Brocken durch den preußischen Generalstab ergab 1850 die auch heute noch gültige Höhe von 1.141,1 m. Am 23. Juli 1859 brannte das Brockenhaus nieder.

1862 wurde das neue Brockenhotel eingeweiht. Der Göttinger Professor Albert Peter richtete 1890 auf dem Berg den Brockengarten als den ersten deutschen Alpengarten ein. Die Fläche von 4600 m² wurde vom Fürstenhaus Stolberg-Wernigerode als Eigentümer kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Bau der ersten Wetterwarte auf dem Brocken erfolgte 1895.

Die Schmalspur-Eisenbahnlinie der Brockenbahn wurde am 27. März 1899 eröffnet. Der Brockenbahnhof ist heute mit 1.125 m der höchste Schmalspur-Bahnhof (1.000 mm Spurweite) in Deutschland.

Im Jahr 1935 gelang die erste Fernsehübertragung vom Brocken mit einem mobilen Sender. Im Jahr darauf wurde der erste Fernsehturm der Welt auf dem Berg erbaut. 1937 wurde der Brocken zusammen mit Wurmberg, Achtermann und Acker-Bruchberg-Grad zum Naturschutzgebiet Oberharz erklärt.

Die heutige Wetterwarte nahm 1939 ihren Betrieb auf. Bei einem Luftangriff der US-Luftwaffe wurde das Brockenhotel am 17. April 1945 durch Bomben zerstört. Von 1945 bis zum April 1947 war der Brocken durch Truppen der USA besetzt. Danach erfolgte im Zuge eines Gebietsaustausches (Festlegungen der Jalta-Konferenz) die Übergabe an die sowjetische Besatzungszone. Die Ruine des Brockenhotels wurde 1949 gesprengt. Von 1948 bis 1959 war eine Teilfläche des Brockens wieder für Touristen zugänglich, allerdings mit Passierschein. Die Vergabe von Passierscheinen wurde großzügig gehandhabt. Ab August 1961 wurde der Brocken, der im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur Bundesrepublik Deutschland lag, zum militärischen Sperrgebiet erklärt und war somit für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Gipfel wurde stark militärisch ausgebaut. Die Sicherung des Areals oblag den Grenzsoldaten der 7. Grenzkompanie Schierke, die in Zugstärke auf dem Gipfel stationiert waren. Als Unterkunft diente ihnen der Brockenbahnhof.

Der Brocken wurde umfangreich für Überwachungs- und Spionagezwecke genutzt. Auf dem Gipfel befanden sich zwei große und leistungsfähige Abhöranlagen. Eine gehörte dem sowjetischen Militärgeheimdienst GRU und war damit zugleich der westlichste Vorposten Moskaus, die andere war der Hauptabteilung III. des Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt. Die Objekte trugen Tarnnamen: „Jenissej“ und „Urian“. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden ab 1990 schrittweise die Grenzsicherungsanlagen sowie die militärischen Anlagen abgebaut. Der letzte russische Soldat verließ den Brocken am 30. März 1994. Die Brockenkuppe wurde mit Millionenaufwand renaturiert. Sie ist vor allem ein beliebtes touristisches Ziel für Harzbesucher.

Sagen und Literatur

 
Brocken um 1900

Der Brocken wird auch Blocksberg genannt und ist von vielen Sagen umwoben.

Seit der Zeit der Hexenverfolgungen wurden Angeklagten in den Hexenprozessen Teilnahme an geheimen Hexenversammlungen bzw. dem Hexensabbat z. B. in der Walpurgisnacht vorgeworfen. Der Brocken wurde als ein solcher Treffpunkt und als einer der Hexentanzplätze bezeichnet.

In Goethes Drama Faust I ist der Brocken ein Schauplatz der Handlung.

Heinrich Heine beschreibt in der „Harzreise“ eindrucksvoll seine Wanderung auf den Brocken mit Übernachtung im Brockenhotel. 1824 schrieb Heine nach einer nebeligen Besteigung des Brockens in das Gipfelbuch „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.“

Zu den vielen Sagen trug vielleicht bei, dass seine Spitze etwa 300 Tage im Jahr im Nebel liegt. Dadurch sind seltene optische Effekte (Halos) und vor allem das sogenannte Brockengespenst zu beobachten, welches den Wanderern Schrecken einjagt. Beschrieben wurde dieses Phänomen unter anderem von Goethe, der zweimal den Brocken bestieg. Seine erste Besteigung des Berges fand im Winter statt und gilt als die erste Winterbesteigung des Brockens überhaupt.

Topographie

Am Fuße des Brockens liegt in Sachsen-Anhalt der Kurort Schierke. Der Brocken ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Deutschland. An schönen Tagen kann man von der Kuppe bis zum Großen Inselsberg in Thüringen schauen. Die abgerundete Kuppe des Brockens ist von alters her baumleer; sie ist bewachsen mit Zwergstrauchheide. Die eigentliche Bergkuppe besteht aus Granit, unterhalb von ihr befand sich bis zum Jahre 1744 der Brockenteich.

Der Brocken hat mehrere Nebenkuppen, unter anderem die Heinrichshöhe (1.040 m) und den Königsberg (1.034 m).

Tourismus

 
Blick zur Wurmbergschanze, im Vordergrund Hexenaltar und Teufelskanzel

Heute pendelt mit der Brockenbahn wieder eine Schmalspurbahn zwischen Wernigerode und dem Brocken. Die Züge sind regelmäßig mit Dampflokomotiven bespannt. Das Gebiet um den Brocken ist insbesondere bei Wanderern beliebt. Schon Goethe bestieg den Brocken, daher hat der „Goetheweg“ von Torfhaus seinen Namen. Aber auch Radfahrer nutzen die Wanderwege. Auf dem Gipfel befinden sich Brockenmuseum und Brockengarten (botanische Anlage) sowie Restaurants und ein Hotel.

Viele Wanderwege führen in die benachbarten Orte Schierke, Braunlage und Sankt Andreasberg. Vom Brocken aus führt der 100 km lange Harzer Hexenstieg Richtung Osten nach Thale sowie Richtung Westen über Torfhaus und Altenau nach Osterode. Der Teufelsstieg von Bad Harzburg auf den Brocken mit seinem markanten Orientierungssymbol (weißer Teufel auf grünem Grund) überwindet auf einer Strecke von 13 km durch Wald und Bergwiesen 950 Höhenmeter. Als besonderes Original gilt Benno Schmidt (Brocken-Benno) aus Wernigerode, der den Berg seit 1989 fast täglich besteigt und mit mehr als 4800 Besteigungen (Stand Dezember 2006) ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde.

Sport

Zwei bekannte Laufveranstaltungen führen auf den Brocken: der Ilsenburger Brockenlauf (Anfang September, 26 km, davon 12 km Steigung, ausgetragen seit den 1920er Jahren) und der Harz-Gebirgslauf (11 km, 22 km und der Brocken-Marathon mit 42,2 km) mit Start und Ziel südlich Wernigerode. Beide Läufe führen aus dem Tal auf den Brocken und wieder zurück. Der läuferisch anspruchsvollste Teil sind jeweils die letzten vier Kilometer vor dem Brockengipfel, auf dem bei beiden Wettkämpfen eine gesonderte Bergwertung stattfindet. In diesem Abschnitt ist ein Betonplattenweg mit durchgängig etwa 20 % Steigung zu überwinden und die Läufer sind oberhalb der Waldgrenze oft einem scharfen, eisigen Wind ausgesetzt. Von den jeweils knapp tausend Teilnehmern schaffen es regelmäßig nur etwa fünfzig, diese Passage ohne Gehpausen durchzulaufen.

Sendeanlage

 
Der Brocken: Gebäude und Einrichtungen

Schon in den 30er Jahren erkannte man, dass der Brocken ein vorzüglicher Standort für UKW- und Fernsehsender ist. So baute man auf seinem Gipfel zwischen 1936 und 1937 den alten Fernsehturm. Der Turm hat heute eine Höhe von 53 m und besitzt eine mit dem Aufzug erreichbare Aussichtsplattform. Früher war er mit der inzwischen demontierten Antenne 95 m hoch.

Er sollte schon ab 1939 zur Verbreitung von Fernsehprogrammen im mitteldeutschen Raum eingesetzt werden, doch kam es wegen des Ausbruchs des 2. Weltkrieges nicht mehr hierzu. Stattdessen wurde er in eine Radarstation umgebaut. Im Unterschied zu modernen Fernsehtürmen hat er einen quadratischen Querschnitt und sieht eher wie ein Hochhaus aus. Die Anordnung der Scheiben in der verglasten Aussichtsplattform erinnert an das Restaurant im Berliner Funkturm.

Auch zu DDR-Zeiten war der Brocken - trotz seiner Lage im Grenzsperrgebiet - Standort von Fernseh- und Rundfunksendern. Da der alte Fernsehturm den wachsenden funktechnischen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde 1973 ein neuer 123 m hoher Sendeturm errichtet. Dieser Turm ist ein auf vier Beinen, in denen sich auch Kabelschächte und Zugangsmöglichkeiten befinden, stehender Stahlrohrturm, der knapp oberhalb seiner Vierfußkonstruktion drei Richtfunkplattformen trägt.

Er ist im Unterschied zum alten Fernsehturm für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. In der ersten Hälfte der 90er Jahre wurde die Sendeantenne auf dem alten Fernsehturm auf dem Brocken abgebaut und der gesamte Sendebetrieb dem neuen Turm übertragen. Stattdessen wurde auf dem alten Fernsehturm ein Radom aufgesetzt, in dem sich eine Radaranlage der Deutschen Flugsicherung befinden soll. Eigentümer der Sendeanlagen auf den Brocken ist die Telekom Tochter Funkturm Deutschland GmbH (DFMG).

 
Die neue Aussichtsplattform aus den Fenstern des neuen Aussichtsturmes

Die exponierte geographische Lage macht den Standort insbesondere für die Ausstrahlung von UKW-Hörfunk attraktiv. Der Rundfunk der DDR konnte über den Brocken in weiten Teilen der Bundesrepublik empfangen werden; abgedeckt wurden die östliche Hälfte Niedersachsens mit den Großräumen Hannover und Braunschweig, Nord- und Osthessen, nördliche Randgebiete Bayerns und das östliche Nordrhein-Westfalen bis in die Ausläufer des Ruhrgebiets. In Ostdeutschland deckte und deckt der Sender das gesamte Bundesland Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie in Sachsen den Großraum Leipzig ab. Über die 89,0 MHz, wurde bis zur Wende das Informationsprogramm Radio DDR 1 ausgestrahlt; nach einer Übergangszeit (Radio Aktuell als Nachfolgeprogramm von DDR 1 mit identischem Sendegebiet) wurde sie von diversen Privatsendern betrieben, von denen „Radio Brocken“ herausragende Bekanntheit erreichte. Heute sendet hier 89.0 RTL, das keine anderen Frequenzen verwendet und wegen des großräumigen Sendegebiets faktisch, wenn auch nicht rechtlich einen der wenigen Mehrländer-Privatsender darstellt. Weitere UKW-Frequenzen sind die 94,6 MHz (früher das Kultur- und Bildungsprogramm DDR 2 mit Regionalprogramm Halle, heute MDR 1 Sachsen-Anhalt), die 97,4 MHz (früher Stimme der DDR, jetzt Deutschlandradio Kultur), die 101,4 MHz (früher Jugendradio DT64, jetzt radio SAW) und die reichweitenstärkste Frequenz Deutschlands, die 91,5 MHz (früher Berliner Rundfunk, jetzt MDR Jump). Wie die heutige Programmbelegung zeigt, liegt der Sender heute in Sachsen-Anhalt und damit im Sendegebiet des mdr bzw. im Lizenzierungsgebiet der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, wodurch sich das Kuriosum ergibt, dass für Sachsen-Anhalt lizenzierte und konzipierte Rundfunkprogramme einen Großteil anderer Bundesländer mit versorgen; bei Deutschlandradio Kultur ist dieses Kuriosum wegen der bundesweiten Konzeption des Programms unwirksam, bei 89.0 RTL wird das erweiterte Sendegebiet konzeptionell berücksichtigt, obwohl es sich rechtlich, nämlich gemäß der Sendelizenz, um ein sachsen-anhaltisches Programm handelt; bei Jump ist das Kuriosum bezüglich des thüringischen und sächsischen Abdeckungsgebiete ohne Belang, da es für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gemeinsam konzipiert ist.

Der Sender war auch ein bedeutender TV-Sender. Vor der Wiedervereinigung konnten große Teile der Bundesrepublik das Fernsehen der DDR über den Brocken empfangen, wenn auch wegen der Verwendung des SECAM - Modulationsverfahrens ohne die Anschaffung eines Mehrnormenempfängers nur in schwarzweiß. Weil das dritte Programm des mdr über den Brocken gemäß seiner Landeszugehörigkeit das sachsen-anhaltische Regionalprogramm ausstrahlt, wurden für thüringische und sächsische Versorgungsgebiete, die zu DDR-Zeiten ihren Fernsehempfang vom Brocken bezogen haben, neue TV-Sender mit kleinen Abdeckungsgebieten für die jeweiligen Regionalprogramme errichtet. Entsprechend wurde auch beim UKW-Hörfunk verfahren.

Anfang 2007 nimmt der Brocken auch den DVB-T-Sendebetrieb auf.

Übertragene Radiosender

 
Neuer Sendemast

Vom Brocken werden folgende Radiosender übertragen:

Name UKW ERP RDS PS
89.0 RTL 89,0 MHz 60 KW 89.0_RTL
MDR Jump 91,5 MHz 100 KW MDR_JUMP
MDR1 Radio Sachsen-Anhalt 94,6 MHz 60 KW MDR_S-AN
DLR Kultur 97,4 MHz 100 KW DKULTUR_
Radio SAW 101,4 MHz 100 KW __S_A_W_
MDR Figaro 107,8 MHz 10 KW MDR_FIGA

Wetterstation

Seit 1895 gibt es auf dem Brocken eine Wetterstation. Der Brocken ist durch extreme Wettersituationen und überraschende Wetterwechsel meteorologisch sehr interessant.