Unendlichkeit

philiosophisches Konzept
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Januar 2007 um 17:55 Uhr durch 172.176.51.176 (Diskussion) (Unendlichkeit in der Mathematik). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Die Unendlichkeit ist das Gegenteil von Endlichkeit. Das Unendliche, grenzenlose, nicht endende ist der direkten menschlichen Erfahrung unzugänglich und am ehesten mit dem Begriff der ungegrenzten Weite zu assoziieren.

Wissenschaftliche Zugänge zum Begriff "Unendlichkeit"

Die Unendlichkeit lässt sich geistes- oder naturwissenschaftlich nur abstrakt in der Vorstellung entwickeln und wird auf Objekte und Begriffe angewendet, die keine räumlichen oder zeitlichen Grenzen haben. In der Theologie ist die Unendlichkeit eines der Attribute Gottes, während die Schöpfung per se endlich ist.

In der Astronomie wurde angesichts der Tiefe und Weite des Sternhimmels oft die Vorstellung eines unendlich ausgedehnten Weltraums entwickelt; davon zu unterscheiden ist, sich zeitlich nicht begrenzte, ewige Dinge vorzustellen. Während die Höhere Mathematik oft mit dem Abstraktum "unendlich" operiert, ist in der theoretischen Physik eher das Phänomen der Singularität von Bedeutung - etwa im Zusammenhang mit den Begriffen Urknall (Beginn der sichtbaren Schöpfung) und Schwarzes Loch. Als Singularität wird ein Punkt in der Raumzeit bezeichnet, an dem Masse in einem ausdehnungslosen Punkt mit unendlicher Dichte konzentriert ist.

Während die Theorie des Urknalls zwar seit längerem allgemein anerkannt, aber (noch?) nicht naturwissenschaftlich beweisbar ist, wurden Schwarze Löcher indirekt bereits nachgewiesen. Andererseits wird die Vorstellbarkeit der Unendlichkeit in der Natur auch bezweifelt.

In der Mathematik und Physik werden unendliche Werte durch das Symbol dargestellt, das auch Lemniskate genannt wird (eine auf der Seite liegende 8). Das Symbol wurde vom englischen Mathematiker John Wallis 1655 als Zeichen für eine abstrakte unendliche Größe eingeführt. Ursprünglich wurde ∞ im alten Rom als Zeichen für die Zahl 1000 verwendet. Anderen Deutungen zufolge entstand es aus dem letzten griechischen Buchstaben ω (kleines Omega) - einem gebräuchlichen Synonym für "Ende" - oder dem kleinen liegenden θ (Theta), dem Anfangsbuchstaben für Gott (theos).

Neben der unendlichen Ausdehnung zu immer weiter zunehmenden Größen wird der Begriff auch für die unendliche Teilbarkeit, das unendlich Feine verwendet, dessen Grenze Null ist, Null aber nicht erreicht. Aus der Negation des unendlich Feinen und deren Paradoxien ergab sich die ursprüngliche griechische „Atomtheorie“ des „Unteilbaren“.

Unendlichkeit in der Mathematik

Die Mathematik kennt den Begriff "Unendlich" in verschiedenen Teildisziplinen. Diese unterschiedlichen „Unendlichkeiten“ haben jeweils ihre eigenen Eigenschaften, und die Unendlichkeitbegriffe sind nicht austauschbar. Die Begriffe sind manchmal sehr unanschaulich und bereiten Nichtmathematikern deshalb Schwierigkeiten. Es kann helfen, wenn man sich klar macht, dass die Mathematik in der Regel keine Aussagen darüber macht, was Unendlichkeit "in Wirklichkeit" ist. Stattdessen werden Regeln für die Manipulation von Symbolen aufgestellt.

Siehe auch: endliche und unendliche Menge

Die Unendlichkeit wird von einigen Fachkräften aus tangens 90 entwickelt. Der Begründer dieser Theorie ist der bekannte Mathematikprofessor Dr. Peter M. Stapper.

Analysis

Das Symbol   wird in der Analysis verwendet, um anzuzeigen, dass eine Folge reeller Zahlen oder eine andere reellwertige Funktion über alle Grenzen wächst.

Siehe auch: Konvergenz; Limes.

Das Symbol   ist aber keine reelle Zahl!

Rechenregeln für   sind stets als Aussagen über (uneigentliche) Grenzwerte zu betrachten.

So bedeutet die Rechenregel

 

nur Folgendes:

„Sind   und   zwei Folgen reeller Zahlen, so dass   gegen   konvergiert und   über alle Grenzen wächst, dann gilt für die Folge  , dass sie über alle Grenzen wächst.“

Dies ist für jede reelle Zahl   richtig.

Wäre dagegen „ “ eine reelle Zahl, so würde aus der oben genannten Rechenregel eine Gleichung, bei der man „ auf beiden Seiten subtrahieren könnte, was   ergibt, also keineswegs für jede reelle Zahl   richtig ist.

Hinweis:

Für viele Zwecke in der (reellen) Analysis ist es angebracht, zwischen   und   zu unterscheiden. Dieser Zweig der Mathematik benutzt also zwei unendliche Elemente.

  bedeutet dann, dass ein Grenzwert kleiner ist als jede reelle Zahl. In diesem Sinne gilt z.B. für jede reelle Zahl  

 .

Weitere Operationen mit  

Auch die folgenden Regeln sind zu lesen als Aussagen über Folgen, die entweder   oder   als Grenzwert haben. Dass sie mit einem Gleichheitszeichen geschrieben werden, erlaubt nicht, sie wie Gleichungen zu behandeln.   steht für eine beliebige reelle Zahl.

  •   liegt „jenseits“ des Zahlenstrahls:
 
  •   ändert sich nicht, wenn man ein endliche Zahl addiert oder subtrahiert:
 
  • Auch wenn   hinzugefügt wird, ändert sich nichts:
  und  
  • Bei der Multiplikation und der Division sind die Vorzeichenregeln zu beachten:
 
 
 
 
 “ steht hier für eine beliebige positive reelle Zahl.
Bei der Multiplikation dürfen, wie üblich, die Faktoren vertauscht werden, also   usw.
Bei der Division gilt   usw., aber:
  • Eine Zahl geteilt durch Unendlich ergibt Null:
  und  
Es sei daran erinnert, dass dies nicht in die Gleichung   umgewandelt werden kann!

Undefinierte Operationen

Ist nämlich   eine Folge mit dem Grenzwert 0 und   eine Folge mit dem Grenzwert  , so kann die Folge   jede reelle Zahl (einschließlich 0) als Grenzwert haben oder gegen   oder gegen   streben, oder auch gar keinen Grenzwert haben, je nachdem, wie die Folgen   und   beschaffen sind.

Zum Beispiel ergibt sich:

  • für   und  :  
  • für   und  :   und
  • für   und  :  

Der Ausdruck   ist also undefiniert; er bezeichnet weder eine reelle Zahl, noch kann ihm das Symbol   zugeordnet werden.

Weitere undefinierte Ausdrücke sind:

  •  
  •  
  •  
  •  
  •  ; beschränkt man sich allerdings auf Folgen von positiven reellen Zahlen, so gilt  .

Nichtstandardanalysis

In der Nichtstandardanalysis wird mit hyperreellen Zahlen gerechnet, bei denen es auch unendliche Zahlen gibt. Dabei gelten die bekannten Rechenregeln.

Topologie

Mit Methoden der Topologie ist es möglich, den Grenzwertbegriff so zu fassen, dass der umgangssprachliche Sinn von "Unendlichkeit" vollständig eliminiert wird.

Dazu wird die Menge   erweitert zu einer Menge  . Auf  lässt sich eine Topologie so definieren, dass Funktionen, die in  gegen Unendlich streben, in  eine stetige Fortsetzung haben.

Funktionentheorie

In der Theorie der komplexwertigen Funktionen einer komplexen Variablen (Funktionentheorie) erweist es sich, anders als bei den reellen Zahlen, als günstig, nur einen mit ∞ bezeichneten Grenzwert zu verwenden. Es wird festgesetzt:

Wächst in der komplexen Zahlenebene bei einer Zahlenfolge (z.B. bei gleich bleibendem Argument) der Betrag über alle Grenzen, so wird als Grenzwert einer solchen Folge stets das gleiche Element ∞ verwendet.

Die komplexe Zahlenebene schließt sich damit zu einer Kugel (Riemannsche Zahlenkugel). "∞" ist der Gegenpol zur Zahl Null.

Hinweis: Auch in anderen Zusammenhängen ist es praktisch, nur einen unendlichen Wert zu verwenden. So ist z.B. die Steigung einer Geraden entweder eine reelle Zahl oder "Unendlich". (Ein Vorzeichen ergäbe hierbei keinen Sinn).

projektive Geometrie

Bei der Erweiterung einer affinen Ebene zu einer projektiven Ebene werden "unendlich ferne Punkte" (Fernpunkte) hinzugefügt, die als Schnittpunkte der (bis dahin) parallelen Geraden dienen. ("Parallelen schneiden sich im Unendlichen.") Für jede Richtung, die Geraden haben können, wird genau ein neuer Punkt definiert. Die Gesamtheit dieser "unendlich fernen" Punkte heißt die "unendlich ferne Gerade".

Bei diesem Vorgehen entstehen genau so viele unendliche Objekte, wie eine Gerade Punkte hat (zuzüglich einem, nämlich der unendlich fernen Geraden). Je nachdem, von welcher affinen Ebene ausgegangen wird, kann diese Anzahl endlich oder unendlich sein. Ausgehend von der üblichen euklidischen Ebene   ergeben sich so viele "unendlich ferne Punkte", wie es reelle Zahlen gibt.

Auch hier dient der Begriff "unendlich" nur dazu, die formale Definition zu motivieren. Werden projektive Ebenen ohne Bezug auf eine affine Ebene betrachtet, so spielt dieser Begriff keine Rolle.

Andererseits ist die Begriffsbildung auch sehr anschaulich: In der Perspektivenkonstruktion sieht man, dass alle Geraden, die "in Wirklichkeit" dieselbe Richtung haben, sich im perspektivischen Bild im selben Fluchtpunkt schneiden.

Mengenlehre

Kardinalzahlen

In der Mengenlehre wird die Größe von Mengen, auch Mächtigkeit genannt, durch so genannte Kardinalzahlen beschrieben. Bei endlichen Mengen lässt sich die Mächtigkeit z. B. der Menge {A, B, C} durch die Kardinalzahlen 3 angeben: Die Menge {A, B, C} hat drei Elemente. Um die Mächtigkeit unendlicher Mengen zu beschreiben, hat Georg Cantor unendliche Kardinalzahlen eingeführt, die er mit dem hebräischen Buchstaben   (Aleph) bezeichnet und durchnummeriert:  ,  ,  , ....

  • Die Mächtigkeit der Menge der natürlichen Zahlen ist  , die erste unendliche Kardinalzahl. Mengen mit dieser Mächtigkeit nennt man abzählbar.
  • Ein im Rahmen der Mengenlehre nicht zu beantwortendes Problem ist die Kontinuumshypothese, ob die Mächtigkeit der reellen Zahlen mit der zweiten unendlichen Kardinalzahl   übereinstimmt. (Die Kontinuumshypothese oder ihre Negation kann als neues Axiom in der Mengenlehre verwendet werden.)
  • Die unendlichen Kardinalzahlen bilden ihrerseits wieder eine unendliche Folge: Da die Potenzmenge einer Menge stets eine größere Mächtigkeit hat als die Menge selbst, gibt es keine größte Kardinalzahl.

Ordinalzahlen

Eine weitere Möglichkeit, die Unendlichkeit zu quantifizieren, bieten die transfiniten Ordinalzahlen: Sie entsprechen einer Anordnung unendlich vieler Objekte. Ihre Arithmetik unterscheidet sich von der der Kardinalzahlen: Beispielsweise haben zwei Kopien der natürlichen Zahlen zusammen immer noch die Mächtigkeit  , aber die entsprechende Ordinalzahl   ist größer als die zu den natürlichen Zahlen gehörende Ordinalzahl  .

Zitate

  • „Das Unendliche hat wie keine andere Frage von jeher so tief das Gemüt der Menschen bewegt. Das Unendliche hat wie kaum eine andere Idee auf den Verstand so anregend gewirkt. Das Unendliche ist aber auch wie kein anderer Begriff der Aufklärung bedürftig.“ (David Hilbert)
  • „So protestiere ich gegen den Gebrauch einer unendlichen Größe als einer vollendeten, welche in der Mathematik niemals erlaubt ist. Das Unendliche ist nur eine Façon de parler...“ (Carl Friedrich Gauß)
  • „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit – Beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ (Albert Einstein)
  • „Unser erkennender Geist spannt sich, indem er etwas erkennt, ins Unendliche aus.“ (Thomas von Aquin)
  • „Das Unendliche ist weit, vor allem gegen Ende.“ (Alphonse Allais)
  • „Finitum non capax infinitum – Das Endliche vermag das Unendliche nicht zu fassen.“ (John Calvin)
  • „Wogegen ich mich wehre, ist die An­schauung, dass die unendliche Zahlen­reihe etwas Gegebenes sei, worüber es nun spe­zielle Zahlen­sätze und auch allgemeine Sätze über alle Zahlen der Reihe gibt“ (Ludwig Wittgenstein)
  • „Alles, worauf ein Mensch sich ernstlich einläßt, ist ein Unendliches.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
  • „Was ist schon ein Mensch im Unendlichen?“ (Blaise Pascal)
  • „Das Unendliche ist dort, wo der Unsinn vernünftig wird.“ (Carl Friedrich von Weizsäcker)
  • „Ein weiterer Pluspunkt für die Mathematik: unser endlicher Verstand kann das Unendliche begreifen.“ (Donald Knuth)
  • „Das Unermessliche und Unendliche ist für den Menschen ebenso notwendig wie dieser kleine Planet, auf dem er lebt.“ (Dostojewski)

Siehe auch

Referenzen

Literatur

Videos

Vorlage:Alpha Centauri – Bitte nur die Nummer der Episode angeben!