Walter Page
Walter Sylvester Page (* 9. Februar 1900 in Gallatin (Missouri); † 20. Dezember 1957 in New York City) war ein amerikanischer Jazzmusiker (Kontrabassist, Bandleader).
Als Bandleader ist er vor allem bekannt als Gründer von Walter Page's Blue Devils, einer Swingband der späten 1920er und frühen 30er Jahre, die letztlich in der Big Band von Count Basie aufging. In die Jazzgeschichte ging Page vor allem als der Kontrabassist ein, auf dessen Pionierarbeit der heute klassische Begleitstil des Walking Bass zurückgeht. In den frühen Jahren seiner Laufbahn war er jedoch, wie in den damaligen Jazzbands des Mittleren Westens üblich, ein Multiinstrumentalist. Bis in die erste Hälfte der 30er Jahre spielte Page, wie viele seiner Kollegen, die Bass-Stimmen vieler Arrangements auf der Tuba ein, gelegentlich auch auf den tiefen Saxophonen (Bariton und Bass). Auf all diesen Instrumenten trat er sporadisch auch als Solist hervor.
Sein musikalisches Interesse, sowohl als Leader wie als Sideman, galt vor allem der Entwicklung und Verfeinerung einer Stilistik für die vier Hauptinstrumente der Rhythmusgruppe (Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug), wie sie schließlich ab ungefähr 1936 in der so genannten All American Rhythm Section des damaligen Count Basie-Orchesters stilprägend verwirklicht wurde. Die drei übrigen dazugehörigen Musiker (Basie als Pianist, der Gitarrist Freddie Green und Jo Jones am Schlagzeug) haben sämtlich die entscheidende Bedeutung von Pages rhythmischen Ideen für die Enstehung dieses Ensembleklangs hervorgehoben. Der swing dieser Spielart unterschied sich für die damaligen Hörer so deutlich von der Musik der übrigen Jazzmetropolen (New York, Chicago), dass man den Stil mit dem Toponym Kansas City Swing belegte − alle vier Musiker hatten in so genannten territory bands gearbeitet, die von dieser Stadt aus durch den Mittel- und Südwesten der USA tourten.
Page selbst verwahrte sich zeitlebens dagegen, als „Erfinder“ der Walking Bass-Technik bezeichnet zu werden, die er selbst auf Duke Ellingtons Bassisten Wellman Braud zurückführte[1]. Kein Zweifel besteht allerdings daran, dass in der Jazzwelt − unter Musikern und Hörern gleichermaßen − die Durchsetzung dieser Spielweise untrennbar mit Pages Namen verbunden ist. Dementsprechend spielte der Bassist neben seiner Arbeit im Basie-Orchester (von dessen Anfängen in den Mittdreißigern bis 1943 und noch einmal von 1946 bis 1949) nicht nur mit vielen bedeutenden schwarzen Musikern der Swing-Ära, seine herausgehobene musikalische Position verschaffte ihm auch Engagements bei weißen Bands, zum Beispiel Benny Goodman und Eddie Condon, was durch die Rassentrennung in der damaligen amerikanischen Gesellschaft nicht unproblematisch war. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Halbbruder, dem Trompeter Oran „Hot Lips“ Page, blieb Walter immer dem Swing-Stil verbunden und zeigte kein ausgeprägtes Interesse für den nach 1940 aufkommenden Modern Jazz.
Quellen
- ↑ Walter Page: About my life in music., in The Jazz Review I (Nov. 1958), 12
Literatur
- Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-018-3
- Gunther Schuller: Early Jazz. Its Roots and Musical Development. Oxford University Press, New York 1968, ISBN 0-19-504043-0
- Gunther Schuller: The Swing Era. The Development of Jazz 1930–1945. Oxford University Press, New York 1989, ISBN 0-19-507140-9
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Page, Walter |
| ALTERNATIVNAMEN | Page, Walter Sylvester |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Jazzbassist |
| GEBURTSDATUM | 9. Februar 1900 |
| GEBURTSORT | Gallatin (Missouri) |
| STERBEDATUM | 20. Dezember 1957 |
| STERBEORT | New York City |