Der Königstiger (Panthera tigris tigris) ist nach dem Sibirischen Tiger die größte Unterart des Tigers. Er wird auch Bengaltiger oder Indischer Tiger genannt.
Königstiger | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Panthera tigris tigris | ||||||||||||
Linnaeus 1758 |
Merkmale
Der männliche Königstiger wird von der Schnauzen- bis zur Schwanzspitze gemessen zwischen 275 und 295 cm lang (in Ausnahmefällen über 300 cm), die Tigerinnen erreichen 240–265 cm. Das Gewicht liegt zwischen 130 und 265 kg, in Einzelfällen auch höher. Die Schulterhöhe liegt zwischen 90 und 100 cm.
Die Grundfarbe des Fells ist ein leuchtendes Rot-Gold. Die Bauchseite des Tigers ist weiß. Die relativ breiten, schwarzen Querstreifen ziehen sich vom Kopf über den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze, und auch die Hinterbeine sind in gleicher Weise gestreift.
Verbreitung
Der Königstiger ist am häufigsten in den Sundarbans im Grenzgebiet von Indien und Bangladesch anzutreffen, einem der größten zusammenhängenden Mangrovengebiete der Welt. Er kommt außerdem in Nord- und Mittelindien sowie in Myanmar und Nepal vor.
Die Größe der Gesamtpopulation des Königstigers wird auf 3200 bis 4500 Tiere geschätzt (Stand 2004). Die meisten davon leben in Indien, wo für 2002 (letzte Zählung) von offizieller Seite eine Population von 3.642 Individuen angegeben wird. Inoffizielle Schätzungen von Umweltschützern (für 2005) gehen allerdings von nur ca. 1200 Individuen aus. Die Unterart wird als bedroht eingestuft, gilt aber als weniger gefährdet als die anderen Unterarten. Artenschützer warnten dennoch wiederholt vor dem drohenden Aussterben des Königstigers in Indien und den benachbarten Staaten. Trotz eines internationalen Verbots betreiben kriminelle Organisationen noch immer einen schwunghaften Handel mit Tigerfellen. Sekundäre Gründe für einen Rückgang des Königstigers sind mangelhafte Umsetzung von Naturschutzkonzepten und die andauernde Umweltverschmutzung.
Vor 100 Jahren gab es in Indien noch ungefähr 40.000 Tiger. In einem Artikel der Fachzeitschrift Nature[1] wurde im Juni 2006 berichtet, die letzte amtliche indische Zählung der Tiger im Jahr 2002 habe 3.642 Individuen nachgewiesen. Diese Erhebung sei aber innerhalb von nur zwei Wochen und auf Basis von Fußabdrücken erstellt worden. Bereits 2003 hatten daher mehrere Biologen in der Fachzeitschrift Animal Behavior[2] die indische Zählmethode als ungeeignet kritisiert, da es in dieser kurzen Zeit unmöglich sei, die Fährten aller Tiger zu entdecken. Die Nature-Autorin berief sich auf Umweltschützer, denen zufolge der Bestand der Tiger in Indien noch 1200 bis 2000 Individuen betrage.
Nur beim Königstiger kommen in der Natur vereinzelt die sog. „Weißen Tiger“ vor, Teilalbinos, die seit den 1950er Jahren in US-Zoos, später von Zirkussen und Schaustellern weitergezüchtet wurden. Die heute unter dem Namen „Weißer Tiger“ (weiß mit schwarzen Streifen), „Schneetiger“ (ganz weiß), „Goldener Tiger“ (gelb mit blassen Streifen) usw. bekannten Show-Tiere sind eigens gezüchtete Farbformen, in die teilweise Sibirische Tiger eingekreuzt wurden; sie stellen keine eigene Arten dar. Die medienwirksamen „Zuchterfolge“ mit Tieren spezieller Farbformen leisten keinen Beitrag zum Artenschutz.
Lebensweise
Der Tiger ist ein Einzelgänger und Nachttier. Er teilt sein Revier nicht gerne mit Artgenossen. Um ein Eindringen anderer Tiger zu verhindern, werden die Reviergrenzen mit stark riechendem Harn, oder mit abgerissener Baumrinde markiert.
Fortpflanzung
Eine Tigerin bringt nach einer Tragzeit von 95 bis 112 Tagen zwei bis vier Junge zur Welt. Die Kleinen werden 6 Monate lange gesäugt und gehen ab diesem Alter zum ersten Mal mit der Mutter auf die Jagd. Die Jungen bleiben meist zwei bis drei Jahre bei der Mutter, doch bereits mit elf Monaten besitzen sie genügend Kraft und Erfahrung, um alleine zu jagen.
Sobald die Jungen geboren sind, ist die Mutter extrem reizbar und lässt keine Artgenossen in die Nähe, auch nicht den Vater, da dieser die Neugeborenen fressen könnte.
Jagd und Nahrung
Ein Königstiger benötigt ca. 9 kg Fleisch am Tag. Seine Hauptnahrung sind große Säuger wie Antilopen, Hirsche, Schafe, Ziegen und Wildschweine. Seltener frisst er kleinere Beutetiere wie Affen, Hasen, Kaninchen und Wasservögel.
Der Tiger schleicht sich an seine Beute heran, springt sie an und drückt sie mit den kräftigen Vorderpfoten auf den Boden. Die Weite der Sprünge kann bis zu 6 Meter betragen. Zum Töten beißt er in die Kehle seines Opfers oder bricht dessen Genick durch einen Biss in den Nacken.
Normalerweise gehören Menschen nicht zum Beutespektrum von Tigern. Trotzdem kommt es immer wieder zu Angriffen auf Menschen; manche Tiger werden aus unbekannten Gründen zu spezialisierten „Menschenfressern“. Tiger dringen allerdings nicht in menschliche Siedlungen ein, sondern töten Menschen, die ihre Dörfer verlassen, etwa Holzfäller oder Bauarbeiter. In manchen Gegenden ist es aus diesem Grund üblich, dass Menschen, die ihr Dorf verlassen, eine Maske auf dem Hinterkopf tragen, da Tiger immer von hinten angreifen.
Bilder
Filme
- Zwei Brüder - Zwei junge Bengaltiger-Brüder werden im Kindesalter bei ihrer Flucht vor Jägern im Dschungel getrennt. Jahre später treffen sie wieder aufeinander, als Tiger, die in einer Arena gegeneinander kämpfen sollen.
Literatur
Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger. Roman. Fischer Verlag, ISBN 3596156653. Dieser Roman ist zugleich unterhaltsam und eine höchst präzise, verhaltensbiologische Studie zum Bengalischen Tiger.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Erika Check: The Tiger's Retreat. in: Nature, Band 441 vom 22. Juni 2006, S. 927-930)
- ↑ K. U. Karanth u.a., Animal Behavior Band 6, S. 141-146 (2003)
Nature Bd. 441 vom 22. Juni 2006, S. 927 ff.