Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
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Film | |
Titel | Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Länge | 89 Minuten |
Stab | |
Regie | Dani Levy |
Drehbuch | Dani Levy |
Produktion | Stefan Arndt, X Filme |
Musik | Niki Reiser |
Kamera | Carl-Friedrich Koschnick |
Schnitt | Peter R. Adam |
Besetzung | |
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Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler ist ein deutscher Film von Regisseur Dani Levy, der im Januar 2007 in die Kinos kommt. Der Film spielt im Zweiten Weltkrieg, um Silvester 1944. Die Komödie beschäftigt sich mit Adolf Hitlers Befinden kurz bevor er am Neujahrstag eine große Rede halten soll. Produktionsfirma ist X Filme.
Uraufführung war am 9. Januar 2007 in der Lichtburg in Essen. Filmstart ist in Deutschland am 11. Januar, in Österreich am 19. Januar.
Handlung
Professor Adolf Grünbaum, ein jüdischer Weltschauspieler, sitzt mit seiner Frau und seinen vier Kindern im KZ Sachsenhausen ein. Im zerbombten Berlin lebt Adolf Hitler währenddessen in der Neuen Reichskanzlei. Die deutsche Propagandamaschine rund um Reichspropagandaminister Joseph Goebbels bereitet für den Neujahrstag 1945 eine Massenveranstaltung im Berliner Lustgarten vor, die den kriegsmüden Deutschen neue Motivation geben soll. Doch auch Hitler selbst ist schwach und verwirrt. Darum wird Grünbaum aus dem KZ geholt, um Hitler Schauspielunterricht zu geben. Nach anfänglicher Ablehnung vertraut Hitler dem Juden zunehmend und offenbart ihm persönliche Gefühle und Kindheitserinnerungen, beispielsweise, dass sein Vater ihn misshandelt habe. Grünbaum trägt einen inneren Konflikt aus und zieht mehrfach in Erwägung, Hitler zu töten. Er bricht einen Versuch, Hitler mit einem Goldbarren zu erschlagen, ab.
Während der Sitzungen Grünbaums mit Hitler werden die beiden von zahlreichen Führungspersönlichkeiten beobachtet. Goebbels plant zusammen mit Reichsinnenminister Heinrich Himmler ein Attentat auf Hitler, welches während der Neujahrsansprache stattfinden soll, da dieser dem Gesamtsieg nur im Wege stehe. Unter Hitlers Rednerpult soll eine Bombe platziert werden, die Schuld soll Grünbaum zugeschoben werden, der Hitler inzwischen nahe steht. Dieser Anschlag soll den Hass auf die Juden im deutschen Volk stärken und so zum Kriegserfolg beitragen.
Grünbaum bespricht die Erfolge der Sitzungen mit Hitler regelmäßig mit Goebbels, welcher den Unterricht Hitlers überwacht. Dabei verhandelt Grünbaum mit Goebbels die Freilassung seiner Familie, was ihm gewährt wird. Als er die Freilassung der Insassen Sachsenhausens fordert, wird ihm dieses vorgespielt. Da Grünbaum dies bemerkt, weigert er sich, weiterhin für Goebbels zu arbeiten und wird mit seiner Familie auf Befehl Goebbels nach Sachsenhausen verschleppt. Hitler wartet derweil ungeduldig auf seinen Unterricht und veranlasst telefonisch, dass Grünbaum und seine Familie zurückgeholt werden, sodass der Unterricht wie zuvor stattfindet.
Auf der Route Hitlers durch das zerstörte Berlin von der Reichskanzlei zum Lustgarten sind die zerstörten Gebäude durch plattenförmige Holzbauten rekonstruiert, sodass die Aufzeichnungen des Aufzugs ein unzerstörtes Berlin zeigen können.
Hitler wird am Tage der Rede derart heiser, dass er nicht mehr sprechen kann. Da eine Absage der 3,5 Millionen Reichsmark teuren Veranstaltung, die von mehreren Kameras aufgezeichnet werden soll, nach Goebbels nicht in Frage kommt, muss Grünbaum, unter dem Podest stehend, über die Lautsprecheranlage die Rede halten, während Hitler lediglich seine Lippen bewegt und still gestikuliert. Nach kurzer Zeit weicht Grünbaum vom geplanten Text ab und beginnt sich über Hitler lustig zu machen, welcher nur wie sein Vater den Schwachen etwas antun könne. Grünbaum wird daraufhin erschossen, Hitler verlässt das Rednerpult, die Bombe verfehlt ihn.
Besetzung
Neben Schneider, Mühe und Groth in den Hauptrollen treten auch mehrere bekannte Schauspieler in Nebenrollen auf, so Katja Riemann als Eva Braun, Stefan Kurt als Albert Speer, Lars Rudolph als Kammerdiener Heinz Linge, Meret Becker als Sekretärin oder Ilja Richter als Kurt Gerheim.
Katja Riemann verkörpert bereits zum zweiten Mal in einem Spielfilm, nach Goebbels und Geduldig, Eva Braun; und Ulrich Noethen stellte bereits in Der Untergang den Reichsführer SS Himmler dar.
Produktion
Mein Führer wurde von Januar bis März 2006 gedreht. Drehort waren mehrere Plätze in Berlin, unter anderem das Bundesministerium der Finanzen (das ehemalige Reichsluftfahrtministerium). Gefördert wurde die Produktion von der Filmstiftung NRW, der Filmförderungsanstalt FFA Berlin, dem Medienboard Berlin Brandenburg und der Investitionsbank Hessen.
Reaktionen
Schon im Vorfeld des Filmstarts wurde das Konzept Levys kritisiert, über Hitler eine Filmkomödie zu drehen. Angeführt wurde vor allem, dass die Gefahr bestehe, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu verharmlosen.
Helge Schneider distanzierte sich bereits vor dem offiziellen Filmstart von seinem Film, da ihm Hitler zu profan dargestellt wird. Der Film sei laut Schneider im Nachhinein durch einen anderen Schnitt in seiner Aussage verändert worden. [1] Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland meinte, Hitler „sei kein putziger Räuber Hotzenplotz“, der Film betreibe die „Verklärung“ Hitlers und seiner Zeit. Der Dramatiker Rolf Hochhuth kritisierte, es sei „unerklärlich, wie ein Mann, der selbst Jude ist, so eine Geschichtsfälschung ins Kino bringen kann“[2]
- Christoph Petersen (auszugsweise): „Am Anfang siegte der Mut und man holte sich Kultkomiker Helge Schneider mit ins Boot. Und wirklich kann man sich doch kaum einen genialeren Coup vorstellen, als den ‚Katzeklo‘-Barden als größenwahnsinnigen Diktator Adolf Hitler zu besetzen. Doch dann kam den Machern der Dritte-Reich-Komödie ‚Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler‘ anscheinend recht schnell die Angst vor der eigenen Courage und Regisseur Dani Levy ruderte eilig wieder zurück. Statt dem erwarteten und erhofften Schwachsinn (im positiven Sinne!) bekommt man lediglich komplett durchkalkulierten ‚Humor‘ geboten, der zwar bis in die letzte Faser politisch korrekt, aber nur in den allerwenigsten Momenten auch lustig ist. [...] So siegte am Schluss doch wieder einmal die Feigheit und die Chancen stehen gut, dass ein Großteil des Kinopublikums bei Schneiders abschließender Brandrede vor lauter verquaster Langeweile bereits selig entschlummert ist. [...] Da gibt es die Bananenstückchen spuckende Karikatur, den vom Vater gequälten Psychopathen (basierend auf Alice Millers Sachbuch: ‚Am Anfang war Erziehung‘) und den heulenden Sympathen – loses Stückwerk, das sich nie zu einem stimmigen Ganzen fügen will. Und als durchgängig unterhaltsam oder gar entlarvend stellt sich auch keine der Varianten heraus.“[3]
- Jürgen Schmieder (Süddeutsche Zeitung): „Eine Karikatur, die berührt: Es sind diese absurden Momente, die diesen Film besonders machen. Helge Schneider schafft es, dass sein Hitler zwar der Lächerlichkeit preisgegeben wird, niemals jedoch durch plumpe Komik überrumpelt. Wenn er sich zum Ehepaar Grünbaum ins Bett zwängt, dann ist die Situation so tragisch, dass daraus Komik entstehen kann. Regisseur Dani Levy hat eine Karikatur geschaffen. Keine, die den Zuschauer anspringt - wie es Walter Moers in seinem Comic ‚Ich hock' in meinem Bonker‘ tut. Sondern eine, die berührt, die einen zum Lachen bringt. Er überzeichnet die anderen Figuren - Goebbels, Himmler, Speer, Bormann - ebenfalls, so dass ein Gesamtwerk entsteht, das ein Schmunzeln, ja ein befreiendes Lachen auslöst. Natürlich werden die Warner kommen, die Befürchter, die Vorsichtigen. Sie werden fragen: Darf man Hitler so zeigen? Ist es keine Verniedlichung? Die Antwort gibt der Film selbst. Am Anfang wird ein Zitat von Kurt Tucholsky eingeblendet: ‚Küsst die Faschisten, wo Ihr sie trefft!‘ Und am Ende schreien die Deutschen bei Hitlers Neujahrsrede: ‚Heil mir selbst!‘ Filme wie ‚Mein Führer‘ können dazu beitragen.“[4]
- Henryk M. Broder (Der Spiegel): „Dass der größte Feldherr aller Zeiten in der Badewanne Schiffchen versenken mit sich selbst spielt und dabei absäuft, ist auch nur bedingt komisch und trägt wenig zur Entdämonisierung der Person bei. Levy bemüht sich, Hitler als ein Würstchen zu zeigen, was ihm freilich nicht gelingen will, weil ein Würstchen, das über sich selbst sagt, es sei arm dran, keines mehr sein kann. Und damit niemand auf die Idee kommt, ihm vorzuwerfen, er verharmlose das Dritte Reich oder mache sich über die Leiden der Opfer lustig, setzt Levy die Familie des jüdischen Schauspielers Grünbaum als ein moralisches Gegengewicht zu den Nazis ein. [...] So fällt der Film auseinander: in einen absurden Teil, der nicht absurd genug, und einen moralischen, der zu moralisch ist. Aber aus einer Schweinshaxe wird keine koschere Delikatesse, so sehr sich der Koch darum bemüht.“[5]
- Fritz Pleitgen: „Nach den kontroversen Vorbesprechungen in der Presse habe ich mir den Film mit besonderer Aufmerksamkeit angesehen. Mein Urteil: Dani Levy ist das Wagnis gelungen. Wir haben uns im WDR in vielen Sendungen mit Hitler auseinandergesetzt, aber nie auf diese Art und Weise. Dani Levy hat es geschafft, auf gnadenlos parodistische Art und Weise das Nazi-System zu entlarven. Der Film stellt die Primitivität, Perfidität, Amoralität und Kriminalität des Hitler-Regimes auf künstlerisch höchstem Niveau in sehr eindrucksvoller Weise bloß. Er hat bewiesen, dass das Lächerliche das Schlimme besiegen kann. Deshalb bin ich auch sicher, dass es - gerade bei Jugendlichen - zu keinen Missverständnissen über diesen Film kommen kann. Helge Schneider hat den Hitler boshaft gut gespielt, Ulrich Mühe als der Gegenspieler ist ebenfalls eine brillante Besetzung“[6]
Quellen
- ↑ „Ich kann über diesen Hitler nicht lachen“, Süddeutsche Zeitung, 05.01.2007, 10:21 Uhr
- ↑ „Massive Kritik an Levys Hitler-Satire“, Spiegel Online, 09.01.2007
- ↑ Filmstarts.de
- ↑ „Heil mir selbst!“, Süddeutsche Zeitung, 05.01.2007, 15:20 Uhr
- ↑ „Der Jud tut gut“, Spiegel Online, 08.01.2007
- ↑ „Ich finde den Film sehr gut“, WDR Westdeutscher Rundfunk, 10.01.2007
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Offizielle Seite zum Film
- Seite der X-Filme
- Dürfen wir über Hitler lachen?, Interview der FAZ mit Dani Levy, 16.12.2006
- Hitler repräsentiert für mich einen Zeitgeist, Interview der NZZ mit Dani Levy, 6.1.2007
- Zusammenstellung von Presseartikel auf film-zeit.de (deutsch)