Archiv alter Diskussionen (bis Ende 2006)


Urartäische Sprache

Hallo Enlil 2, ich bin der "Übeltäter", der die offenbar nicht passende Karte in dem o.g. Artikel platziert hat. Das geschah in der Absicht, einen Blickfang zu schaffen, denn wie Du schon gemerkt hast, habe ich Deinen Artikel als "Artikel des Tages" vorgeschlagen, und dort soll ja etwas optisch Auffallendes auf den Beitrag hinweisen. Habe den Artikel sehr gerne gelesen, ansonsten noch nie etwas von der Sprache gehört; so wird's sicher anderen auch gehen.

Ganz abgesehen davon: Lässt sich so eine Karte über das Verbreitungsgebiet der Sprache nirgendwo auftreiben oder schlimmstenfalls herstellen? Wäre doch sehr instruktiv! Sorry noch mal, dass ich Dir unfreiwillig etwas Arbeit gemacht habe. Grüße, --Happolati 20:59, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Nein, ist überhaupt nicht schlimm; das war nicht viel Arbeit für mich, wahrscheinlich weniger Arbeit als Du für das Finden der Karte aufwenden musstest ;-) Es freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat.
Eine Karte wäre natürlich nett, aber bisher habe ich noch keine Quelle gefunden, wo ernsthaft versucht wurde, das Verbreitungsgebiet zu rekonstruieren. Man könnte natürlich einfach aufgrund der bekannten (leider nicht so zahlreichen) Fundorte das Gebiet interpolieren, aber das wäre nicht besonders wissenschaftlich und würde wahrscheinlich auch als "Theoriefindung" angesehen. Die Karte des urartäischen Reiches ist ungeeignet, weil nicht in allen eroberten Gebieten auch tatsächlich Urartäisch gesprochen wurde (ausser vermutlich in der Verwaltung).
Der Artikel Sumerische Sprache war vor kurzem Artikel des Tages, dort wurde eine sumerische Tontafel als Bild verwendet, die war wohl aufgrund der rötlichen Farbe etwas ansprechender. Wenn Du einen Vorschlag für eine weitere Inschrift machen willst, die optisch mehr hergibt, kannst Du Dir die Bilder bei commons:category:Urartu ansehen. Es gibt nur zwei längere Inschriften bei den Commons, eine davon habe ich in den Artikel übernommen (Transliteration und Übersetzung beider Inschriften siehe User:Enlil2/Transliteration). --Enlil2 21:51, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Übersetzung

Hallo, ich habe ein kleines Problem: Im Epilog zu Hammurapis Stele fordert er den Bedrückten auf, seinen Text zur Kenntnis zu nehmen.

"a-na da-ar li-iz-za-ki-ir a-we-lum ha-ab-lum ša a-wa-tam i-ra-aš-šu-u a-na ma-ha-ar salmi-ia šar mi-ša-ri-im li-il-li-ik ma na-ru-i ša-at-ra-am li-iš-ta-aš-si ma ..."

Winckler übersetzt: "Der Bedrückte, der eine (Rechts)sache hat, soll vor mein Bildnis als König der Gerechtigkeit kommen, meine Inschrift lesen, meine kostbaren Worte vernehmen ..."

Rykle Borger übersetzt: "Ein geschädigter Bürger, der eine Rechtssache bekommt, möge vor meine Statue (namens) "König der Gerechtigkeit" treten, meine beschriftete Stele möge er lesen, ..." (von kostbaren Worten keine Rede).

Kraus übersetzt: "... er gehe zu meinem, des gerechten Königs Bilde, lasse sich den Text der Inschrift vorlesen und höre meine höchst wertvollen Worte..."

Mich interessiert nur: Soll der Bedrückte selber lesen oder sich vorlesen lassen?

Dank im Voraus für die Hilfe. Fingalo 17:04, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Die von Dir angegebene Transliteration entspricht nicht den üblichen Konventionen, stammt sie von Winckler?
Die „kostbaren Worte“ bzw. „überaus wertvollen Sprüche“ (o. Ä.) kommen unmittelbar nach dem Auschnitt, dessen Transliteration Du angegeben hast: a-wa-ti-ia šu-qú-ra-tim li-iš-me-ma – das steht bestimmt auch bei Borger (kann ich zu Hause jetzt nicht nachprüfen).
Zu Deiner eigentlichen Frage: li-iš-ta-ás-si (oben anders transliteriert) ist ein Prekativ 3. Sg. vom Verbum šasû mit Grundbedeutung „rufen, aussprechen, (vor)-lesen“. Der Š-Stamm des Verbums ist wie üblich ein Kausativ, im Sinne von „vorlesen lassen“. Jetzt stellt sich die Frage, welcher Stamm des Verbes hier tatsächlich vorliegt. Der Prekativ 3. Sg. setzt sich aus li-Präfix und dem Verbum im Präteritum zusammen.
  • Es kann problemlos ein Gtn-Stamm sein. Der Gtn-Stamm drückt im weitesten Sinne Pluralität/Wiederholung/Intensivierung aus, ist für dieses Verbum auch sonst belegt und meint etwa „(genau) lesen, studieren“. Also wie in der Übersetzung von Borger.
  • Ein Št-Stamm müsste formal *lištašsi lauten, wäre aber so unaussprechlich und würde zu lištassi assimiliert. Dieser Stamm hat grundsätzlich drei Funktionen: Passiv zum Š-Stamm, Kausativ zu reziprokem Gt- oder N-Stamm oder Reflexiv/Reziprok zu Š oder D. Könnte also auch Št-Stamm sein, mit der Bedeutung „sich vorlesen lassen“. Das Problem damit ist nur, dass ein solcher Stamm sonst nirgends belegt zu sein scheint, was die Übersetzung spekulativ erscheinen lässt. Ich sehe übermorgen noch im CAD nach, ob es dafür noch weitere Belege gibt.
Ich tendiere klar zur Übersetzung von Borger, kann aber den Št-Stamm nicht ausschliessen. Borger muss bei seiner Übersetzung aber einen Kommentar dazu gemacht haben, bitte dort noch einmal nachsehen. --Enlil2 20:36, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten