Vernachlässigung ist die mangelhafte Umsorgung, die Nicht-Betreuung und das Vergessen eines anderen Menschen oder auch sich selbst. Häufig davon betroffen sind Kranke, Behinderte (besonders geistig Behinderte), Babys, Kinder, Arme, Alte, einsame Menschen, Hilflose und Leute in Heimen oder Krankenhäusern.
Es gibt zwei Formen von Vernachlässigung, die körperliche und die psychische:
Körperliche Vernachlässigung
bedeutet z. B., einen Menschen im Dreck liegen zu lassen, ein Kind nicht zu füttern oder einem Kranken nicht beim Aufstehen zu helfen. Auch, wenn ein Arzt einen Patienten nicht behandelt, ist das Vernachlässigung und unterlassene Hilfeleistung.
Körperliche Vernachlässigung kann im Extremfall zu Krankheiten (z. B. Dekubitusgeschwür, Austrocknung, Haltungsschäden durch Bewegungsmangel), zur Nichterkennung von Krankheiten oder sogar zum Tod führen.
Psychische Vernachlässigung
bedeutet, einen anderen Menschen lieblos zu behandeln und sich nicht um seine Seele und seine Gefühle zu kümmern. Z. B., wenn eine Mutter ihr Kind ablehnt, wenn ein alter Mensch im Heim vereinsamt oder wenn ein kranker Mensch nicht getröstet wird.
Besonders die psychische Vernachlässigung kommt häufig in Heimen, Pflegeanstalten und Krankenhäusern vor, wo die Insassen wie am Fließband und unter Zeitmangel versorgt werden. Aber auch in manchen Familien, wo sich die Eltern (aus Zeitmangel, aus Überforderung oder Bequemlichkeit) nicht oder nur mangelhaft um das Kind kümmern. Auf Dauer kann das zu Deprivationsschäden (z. B. anhaltendes Weinen, Schreien, Teilnahmslosigkeit und Apathie) führen. Im schlimmsten Fall führt die Vernachlässigung zu psychischem Hospitalismus (z. B. motorische Stereotypien, Jaktation, Veränderungen der Wahrnehmung und Kontaktstörungen, Angst, Teilnahmslosigkeit, Aggressivität, Depressivität).
Sowohl körperliche als auch psychische Vernachlässigung kommen sehr leicht bei verwahrlosten Menschen vor.
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