Seehund

Art der Gattung Echte Hundsrobben (Phoca)
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Der Seehund (Phoca vitulina) ist eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben.

Seehund
Datei:Seehund.JPG
Seehund
Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Hundeartige (Cynoidea)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Gattung: Phoca
Art: Seehund (P. vitulina)

Merkmale

Seehunde sind, allemal verglichen mit der anderen an deutschen Küsten verbreiteten Robbe, der Kegelrobbe, kleine und schlanke Robben (Männchen etwa 170 cm, Weibchen 140 cm, Gewicht 150 bzw. 100 kg). Von der Kegelrobbe sind sie auch durch ihren rundlichen Kopf unterschieden. Die Färbung ist regional sehr variabel; in deutschen Küstengewässern sind Seehunde dunkelgrau gefärbt und haben unregelmäßig über den Körper verteilte schwarze Flecken.

Lebensraum

Der Seehund kommt auf der Nordhalbkugel im Atlantik und Pazifik vor. Er bevorzugt Küsten mit trockenfallenden Sandbänken, auf denen er vor Feinden sicher ist. Man findet ihn aber auch an geschützten Felsküsten.

Lebensweise

Seehunde sind sehr gute Schwimmer, die bis zu 200 m tief und 30 Minuten lang tauchen können. Für gewöhnlich dauert ein Tauchgang aber selten länger als drei Minuten. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fische, und zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische. Jüngere Seehunde ernähren sich zu einem Großteil auch von anderen Meerestieren wie Krebstieren und Mollusken. Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppe zusammen. Sie sind jedoch keine sozialen Tiere und reagieren aggressiv auf Berührung durch Artgenossen.

Die Tragzeit beträgt 8-12 Monate. Es wird nur ein Jungtier geboren. Bei der Geburt ist das Jungtier etwa 10 kg schwer und 85 cm lang. Es wird etwa fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.

Schutz

Von Bewohnern der Küsten wurde der Seehund zum Nahrungserwerb zum Fell- und Ölgewinn seit Jahrtausenden gejagt. Seit dem 20. Jahrhundert sind Seehunde in ihrem Bestand reduziert. Faktoren sind eine allgemeine Verschmutzung der Meere, Verlust des Lebensraums durch menschliche Nutzung der Küsten und vermindertes Nahrungsangebot durch industriellen Fischfang, der den Meeresboden nachhaltig zerstört. Fischer jagen mancherorts Seehunde, weil sie in ihnen Konkurrenten sehen.

Unterarten

Es werden geographisch fünf Unterarten unterschieden:

Die Largha-Robbe wurde früher als Unterart des Seehundes, heute aber als selbständige Art eingestuft.

Seehunde in Nord- und Ostsee

In der Nordsee ist der Seehund allgegenwärtig. Hier ruht er bei Ebbe im Watt, während er bei Flut auf Fischfang geht. Bis in die 1970er wurden Seehunde im Wattenmeer bejagt; seit Einstellung der Jagd haben sich die Bestände von einem bedrohlichen Tief wieder erholt. So gibt es im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer geschätzte 7000 Seehunde. Wie empfindlich der Bestand immer noch ist, zeigte eine Seuche im Jahr 1988, bei der es sich wahrscheinlich um eine Abart der Hundestaupe handelte und die zwei Drittel der gesamten Population dahinraffte. Eine Wiederholung der Seuche mit allerdings weniger katastrophalen Ausmaßen geschah 2002.

Ein Problem für die Seehunde des Wattenmeers sind auch Touristen, die im Watt wandern und auf junge Seehunde stoßen. Die Muttertiere lassen die Jungen oft für lange Zeit allein. Wenn in dieser Zeit Touristen auf die Jungen stoßen und das Junge berühren oder gar streicheln, wird die Mutter das mit Menschengeruch behaftete Junge höchstwahrscheinlich nicht mehr akzeptieren. So ein Jungtier, das seine Mutter dauerhaft verloren hat, wird als "Heuler" bezeichnet. Eine Bewachung aller jungen Seehunde durch Mitarbeiter des Nationalparks, wie sie bei jungen Kegelrobben nach Möglichkeit geschieht, ist nicht machbar. Die betroffenen jungen Seehunde kommen in Deutschland in Aufzuchtstationen, aus denen sie nach der Aufpäppelung wieder in die Freiheit entlassen werden. Solche Aufzuchtstationen gibt es auch in den Niederlanden, während es in Dänemark üblich ist, Heuler zu töten.

Auch in der Ostsee gibt es Seehunde. Hier sind sie allerdings eine extreme Seltenheit; der Gesamtbestand wird auf 250 Tiere geschätzt, womit Seehunde in der Ostsee noch seltener als Kegel- und Ringelrobben sind. Die Ostsee-Seehunde leben an den Küsten dänischer Inseln und des südlichen Schwedens. Umherwandernde junge Seehunde kommen manchmal auch an deutsche Ostseeküsten.