Inquisition

Kirchliches Gremium zur Verfolgung Andersdenkender
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Die Inquisition (lateinisch: Erforschung) war eine Einrichtung der katholischen Kirche zur Unterdrückung der Ketzerei. Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass die Kirche Ketzer hinrichtete. Zumeist führte die weltliche Macht die Hinrichtungen aus. Die Kirche erklärte die Person zum Ketzer und ersuchte die weltliche Macht, die Hinrichtung durchzuführen.

Geschichte

Vorbemerkung: Die Gründung der Inquisition als Institution erfolgte im 13. Jahrhundert. Wesen und Wurzeln liegen in ihrer Vorgeschichte.

Frühe Kirche

Es hat zu allen Zeiten Gruppen mit einer besonderen Lehre gegeben, die die Ansicht vertraten, dass sie die einzigen wirklichen Christen seien (Marcion, Montanismus, und ebenso gab es praktisch von Anfang an Gruppen, die das Christentum mit andern Religionen vermischten (Gnosis, Manichäismus).

Es gab bereits im zweiten und dritten Jahrhundert einen gewissen Konsens im Christentum darüber, was die allgemeine christliche Lehre ist, was als Variante akzeptiert werden kann, und was die Lehre einer Randgruppe ist, z.B. bei von Irenäus von Lyon.

Ab dem vierten Jahrhundert, beginnend mit dem Konzil von Nicäa 325 konnten die Bischöfe der damaligen Welt zusammenkommen, um auf einem Konzil über Fragen der Lehre zu entscheiden. Solchen Entscheiden gingen oft lange und heftige Auseinandersetzungen voraus, und in einigen Fällen trennten sich Gruppen aufgrund von solchen Lehrentscheidungen von der allgemeinen Kirche, z.B. nach dem Konzil von Chalcedon.

Der Kirche stand zur damaligen Zeit als Sanktionsmöglichkeit nur die Exkommunikation zur Verfügung.

Kaiser, die sich in Kirchenfragen einmischten, hatten andere Möglichkeiten: z.B. ordnete Konstantin I. nach dem Konzil von Nicäa Verbannung von Arius und Verbrennung seiner Schriften an, der erste Fall von staatlicher Gewalt wegen christlichen Lehrfragen. Auch in anderen Fällen kam es wegen abweichenden Lehren zu Verbannungen, in einzelnen Fällen auch zu Hinrichtungen. Dagegen protestierte allerdings die Kirche:

Augustinus von Hippo: Corrigi eos volumus, non necari, nec disciplinam circa eos negligi volumus, nec suppliciis quibus digni sunt exerceri. "Wir möchten sie verbessert haben, nicht getötet; wir wünschen uns den Triumph der Kirchenzucht, nicht den Tod, den sie verdienen."
Johannes Chrysostomos: Einen Ketzer zum Tod verurteilen, ist ein Vergehen ohne mögliche Wiedergutmachung.

Gündung der Inquisition

Erst im Mittelalter bildete sich im Westen parallel zum aufkommenden Frankenreich eine zentrale, von Rom aus hierarchisch organisierte Kirche. Die Zugehörigkeit zur Kirche und zum Reich war so eng verbunden, dass abweichende Gruppen nicht nur als Problem für die Kirche sondern auch als Gefahr für die öffentliche Ordnung gesehen wurden.

Die Verfolgung von Christen im Abendland begann erst im Hohen Mittelalter mit dem Aufkommen der Inquisition. ?Nicht an die Tätigkeit der Hexen zu glauben ist eine große Häresie.?)
In Spanien erfolgten neben strengen Maßnahmen der Inquisition gegen zum Christentum konvertierte Muslime (Moriscos) und Juden (Conversos) und ihre Nachkommen rassistisch motivierte Pogrome seitens der Bevölkerung, deren Ausschreitungen selbst Papst Nikolaus V. zunächst als Diskriminierungen verurteilte. Anfang des 17. Jahrhunderts ließ König Philipp III. alle Moriscos aus Spanien vertreiben.

Es waren die weltlichen Fürsten, die zuerst die Häretiker als Bedrohung des Staatsfriedens sahen und hinrichten liessen. Der Sachsenspiegel ca. 1235 ordnet z.B. die Verbrennung von Ungläubigen an. Verfolgungen ausgesetzt sahen sich als häretisch eingestufte christliche Gruppen wie die Waldenser, Katharer, Beginen, Begharden, Albigenser, Hussiten, bzw. christianisierte Wenden, gegen die mitunter sogar der Kreuzzug ausgerufen wurde. 1224 erliess Kaiser Friedrich II. ein Edikt zur Ketzerverbrennung. Die Fürsten beklagten sich auch, dass die Kirche zu wenig energisch gegen die Ketzerei vorgehe.

Die Kirche rief zur Mässigung im Kampf gegen die Ketzer. Der einflussreiche Bernard von Clairvaux (1090-1156) legte das Axium fest: Fides suadenda, non imponenda (durch Überredung, nicht durch Gewalt werden Menschen für den Glauben gewonnen).

Papst Lucius III. (1181 - 1185) erklärte mit der Bulle Ad abolendam], dass Ketzer mit dem ewigen Kirchenbann zu bestrafen seien.

Gegen Ketzer ging man zunächst per ad hoc Anzeige vor. Im Mittelalter wurde eine Kommission 1184 in Reaktion auf die Ketzerei der Katharer in Südfrankreich gegründet, die mit der erfolgreichen Beseitigung dieser Gruppen verschwand.

1231 setzte Papst Gregor IX. eine ständige Kommission und erließ eine Verordnung, die lebenslängliche Haft mit dem Verlust des Heils für Ketzer androhte, und die Höchststrafe für Rückfällige. Papst Gregor entband die Bischöfe und Erzbischöfe von der Untersuchungspflicht und beauftragte damit allein die Dominikaner, wenn auch viele Inquisitoren Mitglieder anderer Orden oder des weltlichen Klerus waren.

Am Ende des Jahrzehnts wurde die Inquisition zu einer allgemeinen Anstalt in allen Ländern des römischen Machtbereichs. Ende des 13. Jahrhunderts verfügte die Inquisition in jeder Region über ein Amt zu ihrer Unterstützung.

Spanische Inquisition

Die gefürchtete spanische Inquisition war nicht allein eine kirchliche Einrichtung. Sie wurde 1481 durch Ferdinand und Isabella eingerichtet, um solche Juden und Mauren aufzuspüren und zu bestrafen, die öffentlich zum Christentum konvertiert waren, aber privat ihre vorherige Religion weiter ausübten und so per definitionem Ketzer blieben.

In Spanien erfolgten neben strengen Maßnahmen der Inquisition gegen zum Christentum konvertierte Muslime (Moriscos) und Juden (Conversos) und ihre Nachkommen rassistisch motivierte Pogrome seitens der Bevölkerung, deren Ausschreitungen selbst Papst Nikolaus V. zunächst als Diskriminierungen verurteilte. Anfang des 17. Jahrhunderts ließ König Philipp III. alle Moriscos aus Spanien vertreiben. (weiteres dazu siehe: Christenverfolgung)

Vor ihrer Vertreibung aus dem Land 1492, waren nichtkonvertierte Juden oder Moslems auch noch nicht von der Inquisition betroffen. Am 31. Juli 1826 gab es im spanischen Valencia ein letztes Todesurteil der Inquisition. 1830 wurde sie abgeschafft.

Von 1478 bis 1530 waren über 90 % der Angeklagten zum Christentum konvertierte Juden, die angeblich an ihrem früheren Glauben festhielten. In der Hälfte aller Fälle (ca. 900 allein in Toledo) wurden sie beim so genannten "Autodafe" zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. In Guadalupe waren 82 % der Beschuldigten zum Tode verurteilt worden. Der Anteil der konvertierten Juden nahm mit der Zeit ab, denn die meisten waren längst vertrieben worden. Zwischen 1721 und 1725 wurden noch 160 Juden hingerichtet. Die meisten Ketzer waren aber inzwischen ganz "normale" Gotteslästerer, Humanisten, "Lutheranos" und so genannte Bigamisten.

Weniger bekannt ist die portugiesische Inquisition, die mit der spanischen in der Verfolgungstätigkeit wetteiferte.

Die römische Inquisition, die 1542 gegründet wurde, ist von den drei Varianten die gemilderte und humane anzusehen.

Der Inquisitor befragte den Angeklagten in Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen. Dem Beschuldigten wurde eine Zusammenfassung der Anklagen vorgelegt, dieser musste beeiden, dass er die Wahrheit sagte. Verschiedene Mittel wurden angewandt, um ein Geständnis des Beschuldigten zu erhalten. Zwar hatte die Folter keine Tradition im christlichen kanonischen Gesetz, kam aber Mitte des 13. Jahrhunderts auf. Die Ergebnisse der Inquisition wurden vor einem Publikum vorgetragen; die Büßer schworen auf Knien mit auf die Bibel gelegter Hand ab.

Das Strafmaß erstreckte sich vom Kirchenbesuch über Pilgerfahrten und zum Kreuztragen, Gefängnis (i. d. R. lebenslänglich) und, wenn der Beschuldigte nicht abschwören wollte, bis zur Hinrichtung.

Die Hinrichtung erfolgte durch das Verbrennen am Pfahl durch die weltlichen Behörden. In einigen Fällen, als der Beschuldigte gestorben war, bevor das Verfahren eingeleitet werden konnte, geschah es, dass der Tote oder seine Überreste exhumiert und verbrannt wurden. Die Hinrichtung oder lebenslängliche Gefangenschaft war stets mit der Beschlagnahme des Eigentums des Verurteilten verbunden.

Im nördlichen Europa hatte Inquisition geringe Bedeutung: In England wurde sie nie eingeführt, und in Skandinavien hatte sie kaum eine spürbare Auswirkungen (obgleich sie über die Voraussetzungen zur Hexenverfolgung verfügt haben soll).

Inquisition gegen Protestanten

Mit der päpstlichen Bulle "Licet ab initio" 21. Juli 1542 des Papst Paul III. richtete sich die Inquisition nun auch direkt gegen Protestanten. Sie endete erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Spanien, wo sie von Tomas de Torquemada als staatliches Terror-Instrument am Leben erhalten worden war.

Gegenwart

Papst Paul III. hatte 1542 eine ständige Kardinalskongregation gegründet, die den Glauben unverletzt zu halten und zu verteidigen, sowie Irrlehren und falsche Lehren zu überprüfen und zu verwerfen. Diese Kongregation, jetzt „Kongregation für die Glaubenslehre“ wurde zum Aufsichtsorgan der lokalen Inquisitionen. Der Papst selbst trägt den Titel Präfekt aber nimmt keine Tätigkeit wahr. Stattdessen ernennt er einen Kardinal zum Vorsitzenden. Die Versammlung besteht aus 10 weiteren Kardinälen, sowie einem Prälaten und zwei Assistenten, die alle aus dem Dominikanerorden gewählt werden.

Siehe auch: Hexenverfolgung,