Die Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen (oder kurz Utrechter Union) – nicht zu verwechseln mit der politischen Utrechter Union von 1579 – wurde 1889 als Zusammenschluss der einzelnen Alt-Katholischen Kirchen gegründet. Gründungsmitglieder waren die Alt-Katholische Kirche der Niederlande (bereits seit 1723 im Schisma mit Rom), die für die Apostolische Sukzession garantiert, sowie die erst 1871-1873 konstituierten alt-katholischen Kirchen Deutschlands und der Schweiz. Wenig später schloß sich die alt-katholische Kirche Österreichs an, die zwar gleichzeitig mit den beiden anderen deutschsprachigen entstanden war, jedoch mit größeren Problemen im Aufbau einer eigenen Organisation zu kämpfen hatte. 1909 wurden auch die in Polen beheimateten und von der russischen Besatzung bedrängten Mariaviten in die Utrechter Union aufgenommen. (Konsekration von Maria Jan Michael Kowalski) Jedoch wurde diese bereits 1924 wieder aus der Union ausgeschlossen, da sich dort von der Union nicht tolerierbare Tendenzen entwickelten, so kam es z.B. zu 'mystischen Ehen' zwischen Priestern und Nonnen.
Auch in jüngster Zeit kam es zu Konflikten: Als das deutsche Bistum 1996 nach gründlicher theologischer Überlegung die ersten Frauen zu Priesterinnen weihte, wurde dem deutschen Bischof vorübergehend das Stimmrecht in der Union entzogen, da man sich zuvor darauf geeinigt hatte, mit der praktischen Umsetzung der Frauenordination, die im Grundsatz in allen westeuropäischen Kirchen akzeptiert wurde, noch einige Jahre zu warten und nur gemeinsam vorzugehen. Da jedoch die Internationale Bischofskonferenz 1997 feststellen musste, dass ein solches gemeinsames Vorgehen wegen der inhaltlichen Differenzen nicht möglich sein würde, haben in den folgenden Jahren auch die drei anderen westeuropäischen Kirchen Frauen ordiniert. Die anderen (ost-)europäischen Kirchen ordinieren selbst keine Frauen ins Priesteramt (die alt-katholische Kirche Tschechiens aber ins Diakonat). Sie haben jedoch die kirchliche Gemeinschaft mit denjenigen alt-katholischen Kirchen, die Frauen ordinieren, aufrecht erhalten. Allein die Nationale Polnisch-Katholische Kirche der USA (die alt-katholische Kirche polnischer Einwanderer) lehnt die Frauenordination vehement ab und ist deshalb im Jahre 2003 aus der Utrechter Union ausgetreten.
Grundsätze des Altkatholizismus
Die Altkatholischen Kirchen entstanden im Anschluss an das Erste Vatikanische Konzil (1870). Die katholischen Christinnen und Christen, welche die Beschlüsse des ersten Vatikanischen Konzils nicht annahmen, wurden von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert und gründeten schließlich in Folge eigene Gemeinden und Kirchen. Die wesentlichen Konfliktpunkte waren die auf dem Konzil formulierten Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes, sowie das Jurisdiktionsprimat (Rechtsprimat) des Papstes über alle Bischöfe. Diese Konfliktpunkte gibt es auch heute noch, so daß sich immer noch altkatholische Kirchen gründen (beispielsweise in der Slowakei). In der Utrechter Erklärung von 1889 bekennen sich die alt-katholischen Bischöfe zum alten katholischen Glauben der alten ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends und bekräftigen ihre Ablehnung gegen die ihrer Ansicht nach unrechtmäßigen Machtansprüche des Papstes. Sie lehnen die Definition der Eucharistie als Wiederholung des Opfers Jesu ab, bekennen jedoch die Gegenwart Christi in Brot und Wein. Ein wichtiger Punkt der Erklärung ist das Bekenntnis zur Ökumene – die alt-katholische Kirche (vor allem in Deutschland und der Schweiz) hat sich seit ihrer eigenen kirchlichen Existenz für eine Verständigung unter den einzelnen Konfessionen eingesetzt, unter anderem durch Abhaltung mehrerer Unions-Konferenzen in Bonn noch in den 1870er Jahren mit Vertretern der orthodoxen und anglikanischen Kirchen.
Gemeinschaft zu anderen Kirchen
Die Utrechter Union unterhält eine volle Kirchengemeinschaft zur Anglikanischen Kirche. Mehrere alt-katholische Kirchen laden auch Christen anderer Konfessionen zum Abendmahl ein. In Deutschland besteht seit 1985 mit den evangelischen Kirchen der EKD eine gegenseitige Einladung zum Abendmahl.
Der theologische Dialog mit den orthodoxen Kirchen, der 1987 zu seinem Abschluss kam, zeigte weitgehende Übereinstimmung in dogmatischen Fragen. Zu einem Abkommen über Kirchengemeinschaft ist es jedoch wegen der Frage der Frauenordination durch die Alt-Katholische Kirche nicht gekommen.
Mitgliedskirchen
Stimmberechtigte Mitglieder der Internationalen Bischofskonferenz der Utrechter Union sind die Bischöfe folgender alt-katholischer Kirchen:
- Altkatholische Kirche der Niederlande
- Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland (siehe Artikel Alt-Katholische Kirche)
- Christkatholische Kirche der Schweiz (siehe Artikel Alt-Katholische Kirche)
- Alt-Katholische Kirche Österreichs (siehe Artikel Alt-Katholische Kirche)
- Polnisch-Katholische Kirche
- Alt-Katholische Kirche in der Tschechischen Republik
Eigenständige Kirche, aber ohne eigenen Bischof:
- Alt-Katholische Kirche Kroatien
Jurisdiktionen der Internationalen Bischofskonferenz:
- Chiesa Vetero-Cattolica in Italia
- Mission Vieille-catholique en France
- Alt-Katholische Kirche in Schweden und Dänemark
- Polnisch Katholische Kirche in Kanada