Vorlage:Infobox (Polen) Strzegom [ ] (deutsch Striegau) ist eine polnische Stadt am Fluss Strzegomka (Striegauer Wasser) im Powiat Świdnicki der Woiwodschaft Niederschlesien mit etwa 16.900 Einwohnern.
Bis 1945 war Striegau eine Stadt im Kreise Schweidnitz (Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Niederschlesien) und zählte 1939 15.918 Einwohner. Von 1807 bis 1932 war Striegau Hauptstadt des gleichnamigen Kreises in der Provinz Niederschlesien.
Stadtwappen
Das Stadtwappen von Striegau zeigt in Blau eine rote Mauer mit Zinnen und Tor, auf dessen beiden Seiten die Figuren der Heiligen Apostel Petrus (rechts) und Paulus (links), mit ihren Attributen, in Weiß mit goldenen Gloriolen, wachsen.
Geschichte
Bereits im 5. Jahrhundert nach Christi Geburt gab es an der Stelle der heutigen Stadt eine Handelssiedlung, die durch einen Anfall der Skythen zerstört wurde. Es ist bekannt, dass die kleine Barbarakapelle schon im 12. Jahrhundert ein wundertätiges Bild besaß, das später in die Benediktinerkirche überführt wurde. Während der Regierung Boleslaw III. genannt Schiefmund ist „Ztrigom“ eine Kastellanei, und erscheint in einer Bulle des Papstes Hadrian IV. vom 23. April 1155, in welcher der Papst die Besitzungen des Bistums Breslau bestätigt. Die Kastellanei muss früher als 1093 entstanden sein, so dass sie während der böhmischen Invasion von Schlesien unter Herzog Břetislav II. um 1093 eine wichtige Rolle in der Verteidigung des Landes spielte. Die Burg stand auf dem Streitberg nahe der heutigen Stadt.
Wichtige Jahreszahlen in der Geschichte
Unter den Piasten
- 1149 -1169 (um): Einweihung der ersten namentlich bekannten Kirche in Striegau, der Peterskirche.
- um 1198: das erste Johanniterhospital in der Nähe der Peterskirche wird errichtet
- 1203: der Grundherr von Striegau, Imbram, Sohn des Gneomir, schenkt die Peterskirche an den Johanniterorden. Seitdem und bis 1810 haben die Johanniter Patronatsrechte in Striegau.
- 1239: die spätere Stadtpfarrkirche (Peter- und Paulskirche) wird eingeweiht
- 1240: Grundherr Peter, Sohn des Imbram, stirbt. Das Gut Striegau wird als erledigtes Lehen von den Herzögen von Schlesien eingezogen.
- um 1242: Herzogin Anna von Schlesien, Witwe Heinrich II. des Frommen verleiht Striegau das Stadtrecht. Im Namen der Herzogin wird die Stadt vom Vogt Peregrinus verwaltet.
- 1248: Schlesien wird unter den Söhnen Heinrich II. und Annas aufgeteilt: Striegau kommt zum Herzogtum Liegnitz unter dem Herzog Boleslaw II. dem Wilden.
- 1266: (um): der Herzog von Breslau Heinrich III. der Weiße übernimmt Striegau und stirbt im selben Jahr, Striegau wird nun von seinem Bruder, dem Erzbischof Wladislaw von Salzburg regiert und nach dessen Tode im Jahre 1270 vom Sohne Heinrich III., Heinrich IV. Probus.
- 1272: Heinrich Probus nimmt die Striegauer Johanniter unter seinen besonderen Schutz, ihr Stadtteil steht ab nun unter herzoglicher Jurisdiktion.
- 1274: Teilung des Herzogtums Liegnitz in Teilstaaten Liegnitz unter Heinrich V. dem Dicken und Jauer unter Bolko I. dem Strengen noch zu Lebzeiten des Vaters Boleslaw des Wilden.
- 1277: Herzog Boleslaw der Wilde von Liegnitz erhält Striegau und Neumarkt von Heinrich Probus. Ein Jahr später stirbt er, Striegau bleibt vorläufig bei Liegnitz.
- 1296: Herzog Heinrich V.stirbt. Sein Bruder Bolko I. wird zum Vormund der minderjährigen Neffen. Um die Herzogtümer Schweidnitz und Breslau vor böhmischen Einfällen zu schützen, errichtet er ein Befestigungssystem, in welchem das wehrhafte Striegau neben der Bolkoburg und der Schweinhausburg die Landstraße aus Böhmen, die über den Landeshuter Pass nach Breslau führt, zu bewachen hat. Unter seiner Regierung wird Striegau von einer Wehrmauer umgeben, die von den Johannitern erbaut wird. Während dieser Zeit kommen auch die ersten deutschen Rittergeschlechter (vor allem aus der Mark Meißen) in die Striegauer Gegend und lassen sich dort nieder.
- 1301: Bolko I. stirbt und wird in der von ihm gestifteten Zisterzienserabtei Grüssau bestattet. Bis 1307 wird die Regierung im Namen der drei minderjährigen Söhne von seiner Witwe Beatrix von Brandenburg ausgeübt.
- 1307: am 29. November gründet Herzogin Beatrix das Jungfrauenkloster zu Striegau und überlässt es den Benediktinerinnen.
- 1315: Heinrich, Bernhard und Bolko, die drei Söhne Bolko I., teilen sein Land in drei kleinere Fürstentümer - Schweidnitz, Jauer und Münsterberg. Striegau und Schweidnitz kommen unter Bernhard.
- 1326: Herzog Bernhard stirbt, das Herzogtum Schweidnitz mit Striegau wird von seinen zwei Söhnen Heinrich und Bolko II. regiert.
- 1327 - 1329: der böhmische König Johann von Luxemburg zwingt die meisten schleischen Herzöge, Vasall en der Krone Böhmen zu werden. Nur Schweidnitz-Jauer-Münsterberg und Glogau (Głogów) bleiben selbständig.
- 1335: der letzte Piastenherzog von Breslau, Heinrich VI. stirbt, das Herzogtum wird als erledigtes Lehen von der Krone Böhmen eingezogen und ist ab nun ein "Kronland" Böhmens. Im selben Jahre verzichtet der Polenkönig Kasimir III. auf alle polnischen Rechte auf Schlesien.
- 1336: Bolko II. huldigt Johann von Böhmen.
- 1338: um gegen böhmische Übermacht gesichert zu sein, sucht Bolko II. Anlehnung an das Haus Habsburg und heiratet am 1. Juni in Striegau Agnes von Habsburg. Agnes erhält Striegau und die Einkünfte aus dem Striegauer Lande auf Lebenszeit und führt ab nun den Titel Agneta Ducissa de Stregonia.
- 1346: Herzog Heinrich von Jauer stirbt, beide Fürstentümer werden zum Herzogtum Schweidnitz-Jauer unter Bolko II. vereinigt.
- 1353: Erbverbrüderungsvertrag zwischen Kaiser Karl IV. und Bolko II.: Bolkos Nichte Anna von Jauer heiratet den Kaiser; im Falle der Kinderlosigkeit des herzoglichen Ehepaares Bolko und Agnes soll das Herzogtum Schweidnitz-Jauer von Annas Nachkommen geerbt werden, jedoch mit lebenslänglichem Nutzungsrecht der Herzogin Agnes.
- 1369: Bolko II. stirbt, ohne Nachkommen hinterlassen zu haben; seine Witwe Agnes übernimmt die Regierung im Herzogtum. Im selben Jahre huldigen die Stände des Herzogtums dem achtjährigen Sohne von Karl IV. und Anna, Wenzel IV..
- 1375: Günzel von Seidlitz wird mit dem Striegauer Schlosse belehnt.
- 1382 bis 1388: Herzogin Agnes stiftet das Karmeliter-Kloster in Striegau.
- 1387: Aufstand der Striegauer, Schweidnitzer und Löwenberger Bürger gegen Herzogin Agnes aufgrund hoher Belastung durch Steuern. Die Herzogin muss nach der Burg Kynast im Riesengebirge fliehen.
- 1391: die Herzogin schlägt den Aufstand nieder.
- 1392: Am 2. Februar stirbt Herzogin Agnes nach 24 Regierungsjahren. Striegau mit dem ganzen Herzogtum Schweidnitz-Jauer wird zum böhmischen Besitz.
Unter den böhmischen Königen
- 1398: ein Schutzbund der schlesischen Städte entsteht, Striegau soll eine Kompanie von 25 Schützen aufstellen.
- 1410: ein Judenpogrom findet am 8. März statt. 73 Personen sterben.
- 1428: das Karmeliterkloster wird abgebrochen, man befürchtet, dass er bei einem Einfall der Hussiten diesen Schutz bieten kann.
- 1430: Kaiser Sigismund genehmigt den Bau eines neuen Karmeliterklosters innerhalb der Stadtmauern.
- 1454: die etwa 100 Personen zählende jüdische Gemeinde wird aus Striegau vertrieben, ihre Synagoge in eine Kirche verwandelt (Barbarakirche).
- 1464: eine große Überschwemmung am 8. August zerstört die halbe Stadt, unter anderem geht das Lepra-Hospital in der Schweidnitzer Vorstadt zugrunde.
- 1475: die Stadtmauer wird verstärkt und erhöht.
Unter den Habsburgern
- 1525: der erste protestantische Gottesdienst findet in der Stadtpfarrkirche statt. Die ersten protestantischen Prediger in Striegau scheinen Anhänger des Caspar von Schwenckfeld, nicht des Martin Luther gewesen zu sein.
- 1527: die Steuereinnahmen aus Striegau betragen in diesem Jahr 41.256 Gulden. Zum Vergleich: Schweidnitz - 220.300 Gulden, Jauer - 33.400 Gulden.
- 1540: die Protestanten übernehmen die Stadtpfarrkirche.
- 1543: Striegau hat etwa 400 Bürger, die Hausbesitzer sind. Die Gesamtanzahl der Einwohner beträgt etwa 3.000 Personen.
- 1550: der Striegauer Arzt Johannes Scultetus Trimontanus (Johann Schulz, gestorben 1604) entdeckt in einer stillgelegten Goldgrube bei Striegau die "Heilerde" (Siegelerde), die bald in ganz Europa als Allheilmittel berühmt und begehrt wird (Terra sigillata Strigonensis). Sie soll gegen alle äußeren und inneren Infektionen sein. Der Vertrieb geschieht in der Regie des Stadtrats, da das Gelände, wo die Heilerde gefunden worden war, Eigentum der Stadt ist. Das diesbezügliche königliche Privileg wird jedes zehnte Jahr erneuert, zum letzten Mal im Jahre 1685. Die Heilerde bringt der Stadt beträchtliche Einkünfte.
- 1550 bis um 1629: der Haupterwerbszweig der Einwohner ist die Leinenweberei (die Striegsche Leinwand wird bis nach Venedig und ans Schwarze Meer exportiert).
- 1626: ein Teil der Armee Wallensteins steht bis zum nächsten Jahr im Winterquartier bei und in Striegau.
- 1629: die Gegenreformation wird in Striegau gewaltsam (durch die Liechtensteiner Dragoner) durchgesetzt, die Protestanten müssen alle Kirchen an den katholischen Klerus zurückgeben und sich nach dem Bau der Friedenskirche n in Jauer und Schweidnitz (um 1655) zu diesen Kirchen halten.
- 1632: die Protestanten nehmen vorübergehend Besitz von der Stadtpfarrkirche.
- 1633: im August dieses Jahres bricht eine Cholera-Epidemie in der Stadt aus, 675 Menschen sterben.
- 1640: ein Teil der schwedischen Truppen des Generals Torsten Stålhandske wird in Striegau garnisoniert. Vom 6. April bis zum 3. Mai dieses Jahres wird die Stadt von den Kaiserlichen belagert und nach der Einnahme drei Tage lang geplündert.
- 1686: die erste (hölzerne) Wasserleitung wird konstruiert.
- 1695: am 8. April wird in Striegau der Dichter Johann Christian Günther geboren
- 1711: der Drucker Johann Gottfried Weber aus Oels eröffnet die erste Buchdruckerei in Striegau.
Unter der preußischen Krone
- 1741: der erste öffentliche protestantische Gottesdienst wird am 10. Dezember im Rathaus abgehalten.
- 1742: Schlesien wird an Preußen übergeben. In Striegau errichtet man das erste evangelische Bethaus.
- 1743: Striegau wird zur Kreishauptstadt eines der 48 neugeschaffener Kreise in Schlesien und bekommt eine Kreissteuerkasse, ein Landrats-, ein Akzise-, ein Zoll- und ein Postamt.
- 1760- 1762: Striegau leidet schwer im Siebenjährigen Krieg und während der Besatzung durch österreichische und russische Truppen.
- 1788: Striegau zählt 1.871 Einwohner.
- 1806: Napoleons Truppen besetzen die Stadt am 23. Dezember. Von 1806 bis 1809 zahlt die Stadt 100.000 Taler Kontribution.
- 1809: nach der preußischen Verwaltungsreform findet in Striegau am 1. Februar die erste Bürgermeisterwahl statt.
- 1813: während des Befreiungskrieges erleiden die Striegauer finanzielle Schäden in der Höhe von 12.895 Talern und müssen 5.400 Offiziere und 92.400 Soldaten aus beiden Armeen ernähren. Im selben Jahr übernimmt die evangelische Gemeinde die ehemalige Karmeliterkirche.
- 1840: in der Stadt sind 452 Handwerker tätig, vor allem Schuster und Gerber
- 1856: die Stadt erhält eine Eisenbahnverbindung an der Strecke Liegnitz - Königszelt.
- ab 1860: langsame Entwicklung der Industrie. Die Stadt har 61 kleine Fabriken, die 438 Personen beschäftigen. Man produziert Dampfkessel und -maschinen, Armaturen und landwirtschaftliche Maschinen.
- 1861: Striegau bekommt eine Gasanstalt In diesem Jahr zählt die Stadt 7.592 Einwohner.
- 1898: 33 Fabriken mit mechanischem Antrieb und 24 mit manueller Herstellung, außerdem fünf Steinbrüche arbeiten in der Stadt und ihrer Umgebung. Striegau hat schon 12.626 Einwohner, die Einnahmen der Stadt betragen 305.978 Mark und die Ausgaben 304.841 Mark. Haupterwerbszweig der Einwohner (bis heute) ist die Gewinnung von Granit.
Zwischen 1918 und 1945
Durch die preußische Verwaltungsreform wird 1932 der Kreis Striegau aufgelöst, die Stadt kommt zum Kreise Schweidnitz und verliert alle Kreisbehörden. In den Jahren des Nationalsozialismus befindet sich seit 1940 in unmittelbarer Nähe der Stadt das Konzentrationslager Groß Rosen. Am 13. Februar 1945 erobert die Rote Armee Striegau. Zahlreiche Plünderungen und Gewalttätigkeiten finden statt. Am 11. März erobert die Wehrmacht die Stadt noch einmal zurück. Dabei gehen 60 % der Häuser zugrunde. Am 7. Mai marschieren die Sowjets abermals ein. Nur etwa 7.000 Deutsche befinden sich noch in der Stadt, die zum Sammellager von etwa 80.000 von den Nazis verschleppten Zwangsarbeitern wird. Ende Juni übernimmt die polnische Verwaltung die Stadt. Bis 1946 wird die deutsche Bevölkerung vertrieben.
Nach 1945
Sehenswürdigkeiten
- Die Stadtpfarrkirche zu den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus (gotisch 14. - 16. Jahrhundert, Schlesiens größte Stadtkirche, niemals vollendet)
- Der Pfarrhof (ehemalige Johanniter-Kommende) zuletzt 1704 umgebaut
- ehemalige Karmeliterkirche, Neubau um 1704
- Rathausturm des (alten) Rathauses, Barock, um 1672
- St. Hedwigskirche, gotisch um 1460.
Mit Strzegom verbundene Persönlichkeiten
- Johann Christian Günther, * 1695, deutscher Barockdichter
Partnerstädte
- Auerbach/Vogtl., Deutschland
- Pavullo nel Frignano, Italien
- Torgau, Deutschland
- Znojmo (dt. Znaim), Tschechien
Gmina
Zur Gmina (Großgemeinde) Strzegom gehören folgende Orte:
- Goczałków (Gutschdorf)
- Granica (Halbendorf)
- Graniczna (Streit)
- Jaroszów (Järischau)
- Kostrza (Häslicht)
- Olszany (Ölse)
- Rogoźnica (Groß Rosen)
- Stanowice (Stanowitz, 1937-45: Standorf)
- Strzegom (Striegau) - Stadt
- Żelazów (Eisdorf)
Literatur
- Grabski, J.W.: Dwiescie miast wrocilo do Polski, Poznan 1949
- Matwijowski, Krystyn (Hrsg.): Strzegom, Wroclaw-Strzegom 1998. ISBN 83-85689-82-6
- Weczerka, Hugo (Hrsg.): Schlesien, Stuttgart 1977
Weblinks
- Homepage (polnisch)
- alte Topografische Karte von Striegau
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